Ich bin heute sehr früh aufgestanden und habe mich in den Garten gelegt, in der Hoffnung ein paar Lyriden zu erspähen.
Doch anstelle der erhofften Lyriden habe ich Satelliten gesehen. Jede Menge. Unter anderem 17 Satelliten im Abstand von 20°, die mit einer Geschwindigkeit von 1° pro Sekunde in einer Reihe den Sternenhimmel kreuzten. Zwischendurch zog noch der eine oder andere Satellit seine Bahn.
Jahrmillionen hingen die Sterne am Firmament. Jeder Mensch, der seinen Blick in den Nachthimmel gerichtet hat, erblickte Sternformationen - erhaben, magisch, unveränderlich... Man erkannte Götter, Tiere, Gegenstände in diesen Bildern...
Doch nun drängeln sich Satelliten vor diese Bilder. Sie ziehen einfach gerade durch. Sichtbar für jeden Menschen auf der Welt. Für immer. Und es werden mehr.
Die Ruhe ist vorbei. Der Blick wird von schnell ziehenden Satelliten angezogen.
Sie stören die majestätische Ruhe der Sternbilder am Firmament. Drängeln sich mit ihrer Geschwindigkeit in den Vordergrund
Und es werden Immer mehr. Für immer. Für alle Menschen auf dieser Welt.
Auch für diejenigen, die nicht streamen wollen.
Überall auf der Welt. Auch in der Wüste, fernab der Siedlungen, in den letzten Refugien der Dunkelheit...
Wie kann man jungen Menschen noch für die Schönheit des Sternenhimmels begeistern?
Wenn da eigentlich nur die schnellen Flitzer sind?
Ach, was nützt das Lamentieren: Wenn alle netflixen, interessiert sich eh keiner mehr für den Sternenhimmel.
Sterne gibt es dann Computer-generiert per Videostream...
Und in ein paar Jahren können wir uns nicht mehr daran erinnern, warum man jemals eine Sternenkarte benutzen wollte.