Rucksack 1999 CQC, Prototyp ÖBH Kampfrucksack [Kurzvorstellung]

  • Möchte Euch mal einen Rucki nähger bringen den man in den div. Bushcraftforen eher selten bis gar nicht zu sehen bekommt. Es handelt sich dabei um eine der Vorversionen vom aktuellen KAZ 03 Kampfrucksack des österr. Bundesheeres welcher 1999 in Auftrag und im anschließenden Truppenversuch erprobt und breit getestet wurde. Für Design und Herstellung ist der britische Hersteller CQC verantwortlich, eine Marke die am freien Markt nicht präsent ist da bevorzugt Militär und Behörden mit Equipment ausgestattet werden. Der Rucksack 1999 hat ein mittleres Packvolumen von ca. 45 Liter (meine Schätzung) und ist wie bei heutigen taktischen Ruckis üblich modular erweiterbar. Die schlanke und hohe Form erinnert an div. Alpinrucksäcke wobei mit Features keinesfalls gegeizt wird.






    Wie bei Militärrucksäcken üblich ist alles auf 'Heavy Duty' getrimmt und dies fängt bereits beim Tragesystem an: Der Integralrahmen besteht aus 3 Alustreben (herausnehmbar) welche in Einschüben hinter der Rückenpolsterung untergebracht sind. Die Schultergurte sind dick gepolstert und oben durch eine steife Auflage zusätzlich verstärkt. Am linken Schultergurt ist ein sogen. 'Schnellabwurfsystem' verbaut, dies ermöglicht sich des Rucksacks durch kräftigen Zug an einem Band rasch zu entledigen. Brustgurt und div. Befestigungsschlaufen sind vorhanden. Die Schultergurte sind fix am Packsack angenäht was für Robustheit bürgt, die Höhe lässt sich daher nicht anpassen.









    Der Hüftgurt in Ausführung 'Breit' mag für einen Rucksack dieser Größe etwas überdimensioniert wirken, er ist für Lastaufnahme der gesamten militär. Ausrüstung ausgelegt. So wie die Schultergurte ist er dick gepolstert und verstärkt. Außen läuft ein Modularband zur Befestung weiterer Ausrüstung. Schnallen und Schlaufen erlauben den Hüftgurt zum Waffengürtel/ Koppel bzw. als Sturmgepäck umzurüsten. Mit 2 kurzen Aluschienen lässt er sich rasch am Packsack befestigen bzw. von diesem trennen. Die Schienen sind verlustfrei an schmalen Bändern am Rucksack angenäht. Der Hüftgurt schließt unten nicht bündig mit dem Packsack ab sondern ragt über den Rucksackbonden hinaus. Dies ist wohl der militär. Anwendung geschuldet und so klatscht nix ans Gesäß wenn man am Rucksackboden Gear angebracht hat bzw. man geeignete Ausrüstung kollisionsfrei am Gurt belassen. Die Lastübertragung auf die Hüfte ist erstaunlich gut und sicherlich besser als man es von anderen Militärteilen kennt - hab diesbezüglich den BW-Kampfrucksack im Auge wo sie quasi nicht vorhanden ist ;\ Die Größe 'M' ist allerdings irreführend und fällt übermäßig großzügig bzw. lang aus, alleine der gepolsterte Teil ist ca. 96cm lang - 'M' hat also nix mit Kleidergrößen gemein!









    Außen am Packsack fallen die zahlreichen Bänder und Schlaufen auf welche militär. Anforderungen geschuldet sind. An diesem Kampfrucksack ist vorne oben 1 breiter Streifen für das modulare Befestigungssystem zur Fixierung von Aussentaschen oder anderer kompatibler Ausrüstung, seitlich sind je 3 dieser Modularbänder angebracht. An jeder Seite befinden sich je 2 Kompressionsriemen, an Deckelfach und Boden jeweils 2 lange Packriemen die fix angenäht sind. Vorne ist eine Pickelschlaufe mitsamt verstellbarer Halteschlaufen vorhanden.




    Über dem Bodenfachreißverschluß ist eine kleine Kletttasche angebracht in die das 'Schminkset', also das Tarnbesteck passt. Unten am Boden befindet sich ein eigenes Reißverschlussfach für Rucksackregenhülle od. Poncho bzw. Gegenstände ähnlicher Größe.




    Das Rucksack-Bodenfach ist via Reißverschluss zugänglich welcher nicht exakt gerade sonden leicht halbrund verläuft und der mit Gr. 10 durchaus stattlich ausfällt. Eine Abdeckung ist vorhanden so dass keine Nässe eindringen kann. Sind die Außentaschen am Rucksack ist die Bedienung etwas mühsam da die Schieber gerne hinter den Außentaschen verschwinden und hervorgefischt werden müssen. Innen ist das Hauptfach mittels Zugkordel abteilbar wobei 2 Ecken frei bleiben so dass man längliche Gegenstände wie z.B. Zeltgestänge durchstecken kann.




    Der Deckel ist zur Volumenerweiterung ein paar Zentimeter höhenvestellbar und auch abnehmbar. Vorne ist eine Klettfläche für Name-Tags angenäht. Innen verfügt er über ein kleines geschütztes Dokumentenfach und außen über eine RV-Tasche - eine übliche Konfiguration welche man auch von Trekkingrucksäcken her kennt. Seitlich unten sind am Deckelabschluß Elastikbänder eingenäht, man kann also auch mal eine Isomatte, Winterjacke, etc. problemlos unter den Deckel klemmen. Der Packsack wird mittels Schnee- oder Windfang abgeschlossen welcher ebenfalls durch Zugkordeln bedient wird. Dieses unscheinbare Teil verhindert zuverlässig das Eindringen von Schnee, Sand, Laub oder anderer Verschmutzung.





    Der österr. Lösungsansatz eines Modularsystems unterscheidet sich doch deutlich von MOLLE & Co. Die Befestigungsbänder sind mit ca. 56mm wesentlich breiter als von PALS/ MOLLE gewohnt, die Sicherung erfolgt via Druckknopf und verdeckter Klettfläche. Hier wackelt oder scheuert nix, das System ist kinderleicht zu bedienen. Die langen Bänder an den Außentaschen lassen sich schnell einschlaufen und werden dabei automat. durch die Kletter gesichert. Zusätzlich sind Druckknöpfe angebracht die es in sich haben ;) Sie sind nämlich nur von einer Seite zu öffnen bzw. zu schließen was beim 1ten Versuch schon mal verwirren kann. Geht man die Sache von der 'falschen' Seite an schafft man es garantiert nicht diese aufzubekommen bzw. zu schließen! Diese integrierte Sicherung schützt allerdings zufverlässig vor unbeabsichtigtem öffnen oder Fehlbedienung da man sie ganz bewußt öffnen muß. Zum Abnehmen muss beherzt vorgegangen werden, die kleinen Klettflächen sind ihren Preis wert und manchmal hilft es einfach mit der Hand reinzugehen und dann kräftig zu ziehen. Die langen Bändern stehen zuweilen unten an Außen- oder Trinkflaschentaschen vor, was optisch schlampig anmutet - dies ist auch schon der einzige mir bekannte Nachteil. Insgesamt finde ich die Lösung pfiffiger als das ganze MOLLE-Gedöns ;)





    Die Aussentaschen gibt es in den 3 Größen 'klein', 'mittel' und 'groß', daneben sind div. weitere Taschen z.B. für Magazine, Trinkflaschen oder Glock Feldspaten verfügbar welche auf demselben Modularsystem basieren. Meine 2 Aussentaschen sind mit einem starken 10er YKK-Reißverschluss ausgestattet wobei eine breite Abdeckpate das Eindringen von Wasser verhindert. Wasserdicht sind sie nicht 100%ig, den Nähten fehlt innen eine Nahteinfassung was aber ganz normal ist für militär. Zubehör, da wird eben gespart. Die Zugänglichkeit ist ok da sie eher breit sind, hier tummelt sich wesentlich schlechteres am Markt. Bedingt durch den Packsackschnitt ist die untere Tasche etwas nach hinten versetzt was der Bewegungsfreiheit von Hüfte und Ellenbogen gut tut. Eins der praktischen Details welche erst beim 3ten Mal hinsehen auffallen am CQC!





    Das vorliegende Muster ist der Beitrag von CQC für den Truppenversuch 1999 und diente maßgeblich zur Vorlage des Kamprucksackes KAZ 03. Dennoch unterscheidet er sich in zahlreichen Details vom Rucksack welcher aktuell beim österr. Heer offiziell ausgegeben wird. Dies fängt beim Material und der Verarbeitungsquali an, welche beim CQC höher einzustufen ist. Die Farbe des CQC entspricht nicht RAL oliv 7013 sondern fällt heller aus und ist somit weitaus gefälliger als das braunlastige steingrau-oliv, das zugegeben eher schmutzig wirkt. Mein Neffe leistet gerade seinen Präsenzdienst ab und findet den Farbton vom CQC ansprechender! Das Tragesystem wurde abgeändert, die aktuellen Heeresrucksäcke sind in unterschiedlichen Rückenlängen verfügbar, die Schultergurte zudem höhenverstellbar (wenn auch nur in einem kleineren Bereich), die Handtrageschlaufe ist verbessert worden. Die Verstärkungen der Schultergurte sind weggefallen, das 'Schnellabwurfsystem' nun etwas simpler ausgeführt bzw. bei den kleineren sogen. Mech-Modulrücksäcken komplett weggefallen. Die Hüftgurtbefestigung besteht aktuell aus einer längeren Horizontalschiene, bei meinem CQC sind es noch 2 kürzere die vertikal angebracht sind - die Hüftgurte sind somit nicht kompatibel oder tauschbar! Denke es finden sich noch weitere Details die hier nicht angefügt sind ...


    Die Material- und Verarbeitungsqualität welche CQC bei diesem Versuchsmuster abgeliefert hat würde ich als hervorragend bezeichnen. Selbst nach 20-jähriger, wohl intensiver Nutzung durch die Vorbesitzer ist dieser Rucki noch in einem vernünftigen Zustand. Klar sind Gebrauchsspuren in Form von Schmutzflecken (besonders am Hüftgurt und der kleinen Zusatztasche), abstehende Fäden, usw. gegeben. Die Beschichtungen der Gewebe sind großteils ok, fangen allerdings bereits an einigen stärker beanspruchten Stellen wie z.B. den Aussentaschen oder entlang der Reißverschlüsse an zu brökeln bzw. etwas klebrig zu werden - verwundert bei einem Rucki dieses Alters nicht weiter. Obwohl die Nähte am Packsack innen nicht eingefasst sind erkennt man keine losen Nahtbereiche od. Dehnungen. Die Reißverschlüsse sind von YKK, laufen leicht und sind vernünfig dimensioniert - der am SchlaSa-Fach ist z.B. deutlich stärker ausgeführt als z.B. jener am BW-Kampfrucksack. Die Schnallen von ITW-Fastex haben zwar schon den ein oder anderen Kratzer abbekommen, funktionieren aber dennoch einwandfrei. Die Elastikbänder an Hüftgurt und Kompressionsriemen, usw. sind hinüber, d.h. sie haben bereits komplett die Spannung verloren und halten überschüssiges Zurrband einfach nicht mehr. Es ist aber nix über Gebühr verschlissen oder gebrochen und es sind auch keine Löcher oder Risse vorhanden. An 2 Stellen hat sich einer der Vorbesitzer mit dunklem Marker verewigt, was zumindest mich nicht stört.


    Kommen wir zum wichtigsten Kapitel, wie sind die Trageeigenschaften von diesem ollen Militärteil und wie schlägt er sich im Vergleich (zu anderen Armeerucksäcken)? Mit 2.5kg Eigengewicht ohne Hüftgurt ist er als Tagesrucksack overkill, mitsamt Hüftgurt hat er gewichtstechnisch das Nachsehen denn das bringen ausgewachsene Trekkingrucksäcke der 80-Liter Klasse nichtmal auf die Waage. Dieser Kampfrucksack ist offfensichtlich nix für UL-Fanatiker ;) Die gebotene Robustheit in Kombi mit einem schwerlasttauglichen Tragesystem wird jeden geneigten Bushcrafter zufrieden stellen und die Trageeigenschaften sind selbst mit hoher Zuladung vernünftig, er braucht also den Vergleich mit so manchen Zivilmodell namhafter Hersteller nicht zu scheuen. Mit den verschiedenen Aussentaschen (sofern man farblich passende bekommt) sowie den langen Zurrgurten zur Fixierung von zusätzlichem Gear ist man flexibel, das Volumen also erweiterbar und er macht auch mit 20plus Kilo noch lange nicht schlapp. Das solide Integraltragegestell, der breite Hüftgurt und die verstärkten Schultergurte sind prädestiniert für schwere Lasten, hier kann z.B. der BW-Kampfrucksack (BW Feldgepäck flecktarn) oder die bekannten Berghaus Atlas/ Vulkan mit ihren schwachbrüstigen Hüftgurten nicht mithalten. Der CQC ist fürs Militär gemacht und dort auch am besten aufgehoben: Wenn man einen Tag lang durch den Schlamm kriecht sieht das Ding nach der Dusche auch noch so aus wie vor dieser Aktion, keine Frage. Für die zivile Verwendung ist so manches der zahlreichen Features die am CQC nun einmal verbaut sind tatsächlich überflüssig. Hier in A hat er zudem Erkennungspotential und man wird am Trail sofort als Heeresangehöriger identifiziert, dies ist wohl auch der Grund weshalb ihn keiner trägt (Airsofter am Spielplatz mal ausgenommen).


    Die CQC-Rucksäcke wurden vor 2010 ausgemustert und damals gabs für schmales Geld ordentlichen Gegenwert. Inzwischen werden sie immer seltener und Sammlerquali in einwandfreiem Zustand ist so gut wie nicht mehr zu kriegen. Gebrauchte Teile sind für ca. 60-80 Euro zu haben (Stand 2020), teils fehlt der Hüftgurt und Aussentaschen werden ebenfalls rarer und kosten extra. Wer was robustes für unter 100.- Euro sucht und sich am tactical-look nicht stört ist bei CQC gut aufgehoben ;) Passend zum Hüfgurt gibt es Y-Träger um diesen zu einem Koppeltragesystem umzurüsten. Daraus lässt sich problemlos z.B. ein Zuggeschirr für Transportschlitten od. Pulka basteln. Ist nicht nur kostengünstiger sondern auch komfortabler als so manches kommerzielle Zugsystem! ÖBH Kampfrucksäcke welche das Heer aktuell ausmustert (meist von Redo od. Urban Rock) sind vielfach fehlerhaft, manchmal wurden Bänder gekürzt oder abgeschnitten, es gibt div. Beschädigungen wie z.B. kappute Schnallen/ Reißverschlüsse oder es fehlen einfach Teile, usw. Ob das aktuelle Truppenmodell die selben Ansprüche in punkto Packgewicht erfüllen kann weiß ich mangels Vergleichsexemplar leider nicht ...


    Daten, Ausstattung, Features:
    - Hersteller: CQC (made in UK!)
    - Modellbezeichnung: Rucksack 1999 CQC
    - Farbmuster: Olivgrün (fällt heller aus als steingrau-oliv!)
    - Gepolsterte u. fix vernähte Schultergurte (nicht höhenverstellbar) m. Verstärkung auf Oberseite, Brustgurt, Befestigungsschlaufen u. D-Ringe
    - Schnellabwurfsystem am linken Schultergurt
    - Gepolsterter Hüftgurt Ausführung 'Breit' in Größe 'Medium', verstärkt u. abnehmbar mittels 2er kurzer Aluschienen, umlaufende Modularbänder
    - Integralrahmen aus 3+1 Aluschienen in Einschüben (herausnehmbar), verdeckt hinter Rückenpolsterung
    - Höhenverstellbarer Deckel m. Befestigungsbändern oben, RV-Außenfach u. kleines Dokumentenfach innen, Klettfläche f. Nametag vorne
    - Modularsystem m. verdeckten Klettflächen zur Befestigung v. Aussentaschen bzw. zusätzlicher Ausrüstung (vorne oben 1 Band, seilich je 3 Bänder)
    - Seitlich je 2 Kompressionsbänder, Pickelhalterung m. zusätzlichen Befestigungsbändern vorne
    - Kleine Kletttasche vorne f. Tarnbesteck oder ähnliches
    - Reißverschlusstasche unten z.B. für Regenhülle od. Poncho, Befestigungsbänder am Boden
    - Bodenfachzugang m. starkem YKK-Reißverschluss u. Abdeckung, Hauptfach Abteilung mittels Zugkordel
    - Schnee- und Windfang m. Zugkordelverstellung oben am Hauptfach
    - Material: Äußerst robustes 1000D Cordura-Nylon, wasserdicht DWR-beschichtet, YKK Reißverschlüsse, ITW Fastex Schnallen
    - Packvolumen: Ca. 45 Liter (meine Schätzung)
    - Abmessungen Packsack (LxBxT): Ca. 79x27x17cm
    - Abmessungen Aussentasche 'klein' (LxBxT): Max. ca. 20,5 x 20,5 x 9,5cm (ca. 155g)
    - Abmessungen Aussentasche 'mittel' (LxBxT): Max. ca. 24,5 x 20,5 x 9,5cm (ca. 200g)
    - Gewicht (von mir abgewogen): Ca. 2560g (Rucksack alleine), ca. 3160g inkl. Hüftgurt, ca. 3520g m. Hüftgurt und 2x Aussentaschen

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    Frischluftdeppert
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