Größter Waldbrand seit Jahrzehnten in Niederösterreich

  • Die Feuerwehr bekämpft seit Tagen einen Waldbrand in Hirschwang an der Rax (Niederösterreich, Grenzgebiet zu BL Steiermark) wobei der kräftige Wind und das steile Gelände die Löscharbeiten erschweren. Dieser Brand ist nach wie vor außer Kontrolle und gilt bereits jetzt als einer der größten der letzten Jahrzehnte. Nun sind erste Mutmaßungen über den Auslöser bekannt geworden: Die Polizei geht von einer weggeworfenen Zigarette oder einm Lagerfeuer aus! Die Region ist mittlerweile zum Katastrophengebiet erklärt worden.

    Presselinks:

    Erste Spekulationen über Brandursache

    Waldbrand hält Feuerwehr in Atem

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  • Die Feuerwehr ist leider immer noch am löschen, es gibt unzählige Wurzelbrände unter der Erde die mit Wärmebildkameras aufgespürt werden müssen und das Gelände ist derart steil dass es kaum zugänglich ist. Unten im Tal an der Strasse wurden eine Reihe Tanklöschfahrzeuge postiert für den Fall das der Wind die Funken auf die andere Bergseite rüber treibt um mit einem Wasservorhang die weitere Ausbreitung möglichst zu verhindern. Die Situation ist leider alles andere als unter Kontrolle. Die Hubschrauber von Heer und Polizei fliegen tagsüber beinahe pausenlos und heute wurde ein Löschflugzeug und weitere Hubschrauber von Italien zur Unterstützung angefordert.

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  • Der Waldbrand im Rax Gebiet hat sich zum größten Österreichs entwickelt und nachdem Regen frühestens für Montag angesagt ist bleibt die Lage weiterhin ernst: Bericht. Italien hat Hilfe zugesichert und wird Löschhubschrauber schicken - die sind zum Glück auch Profis was das Thema betrifft. Echt gut wenn man verlässliche Nachbarn hat ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von bugikraxn ()

  • danke bugikraxn , für deine Berichte. Das geht hier in den Nachrichten leider unter.


    Fragen:

    sind Siedlungen bzw. Menschen akut bedroht?

    Kommt es bei euch regelmäßig zu kleineren Waldbränden oder ist das eher selten?

    Es gibt ja Gebiete, in denen gehört der Waldbrand dazu oder ist sogar notwendig.

    Wie sieht es da bei euch aus?

  • Siedlungen sind aktuell zum Glück noch nicht akut bedroht, es brennt (noch) oben auf den Berghängen. Leider hat der Wind über Nacht wieder zahlreiche Brandherde entfacht. Die Löschaktionen aus der Luft sollen auch verhindern dass das Feuer über den Kamm springt, im Tal stehen Löschfahrzeuge an der Straße und greifen ein damit der Funkenflug talseitig nicht den Gegenhang entfacht. Aktuell sind ca. 750 Feuerwehrleute im Einsatz, wobei zu Fuß halt nicht viel geht: Mit ein paar Litern Löschwasser im Rucksack und einer Hacke richtet man wenig aus gegen die Wurzelbrände in dem schwer zugänglichen Gelände. Vorhin kam in den Nachrichten dass man auch Löschflugzeuge aus Deutschland angefordert hat.


    Also kleinere Waldbrände gibt's im alpinen Bereich sogar häufiger, betroffen sind meist Gebiete im südlichen Österreich (Kärnten) wo die trockenen Winde vom Mittelmeer dazu beitragen dass die Waldbrandgefahr hoch ist. Seltsamerweise brechen in der kalten Jahreszeit mehr Feuer aus als im Hochsommer ...

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  • Kurzes Update: Zwei Löschflugzeuge aus Italien fliegen seit gestern Löschangriffe, vor allem in den Bereichen wo die Bodenmanschaften wegen dem unwegsamen Gelände nicht hingelangen und diese Unterstützung zeigt Wirkung! Die Flugzeuge steuern zum 'Wasser fassen' die sogen. 'alte Donau' in Wien an und können bis zu 7.000 Liter aufnehmen. Zum Vergleich, die Blackhawks vom ÖBH schaffen max. ca. 3.000 Liter, die Eurocopter 135 der Polizei leider noch weniger. Heute soll im Laufe des Tages ein weiteres Löschflugzeug aus der Slowakei sowie 2 Löschhubschrauber aus Deutschland eintreffen. Trotz der warmen Föhnwinde die den Waldbrand immer wieder Energie geben sieht es heute gar nicht mal so schlecht aus ...

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  • Danke für deine Berichterstattung.


    Wir sollten uns alle mal an die eigene Nase fassen, wenn wir das nächste mal im Wald sitzen und uns was "brutzeln", wie schnell so ein Scheiss passieren kann.

    Gerade in Nadelwäldern.

    Und "Ich pass ja auf, bei mir ist noch nie was passiert" ist ja grundsätzlich richtig, bis es dann halt brennt.

  • Hast absolut recht Fryd, das kleine Lagerfeuererchen ist ja sowas von selbstverständlich in bushcraftigen Kreisen und ich nehme ebenfalls an dass da die örtlichen Verhältnisse mitsamt aktueller Waldbrandstufe nicht immer berücksichtigt werden und man darüber hinaus nur ungern auf Lagerfeuerromantik verzeichtet. In Niederösterrreich gab's z.B. den trockensten Oktober seit Jahrzehnten. Obwohl im Jahresmittel im betroffenen Gebiet nicht weniger Niederschläge fielen (ca. 800-1000mm) konzentriert sich der Regen auf ein paar Wochen, d.h. das Wasser hat dazwischen jede Menge Zeit wieder vollständig zu verdunsten so dass die Vegetation austrocknet!


    Aktuell haben wir Tag 9 und es gibt nach wie vor offene Flammen obwohl es diese Nacht Regen (im Bereich des Kammes sogar Schneefall) gab. Die italienischen Löschflugzeuge sind wieder abgezogen, gestern halfen allerdings 2 Hooverer aus DE und einer aus SK bei den Löscharbeiten. Die Feuerwehr hat den Einsatz bereits bis zum nächsten Wochenende ausgedehnt, man sucht wieder mittels Wärmebildkameras und bekämpft nicht nur die offenen Flammen sondern auch die zahlreichen Wurzelbrände. Es stehen ca. 6.000 Feuerwehrleute im Pool in Bereitschaft wobei ca. 700 jeden Tag vor Ort eingesetzt werden.

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  • Wir hier oben haben ähnliche Probleme mit den Torfbränden.


    https://www.stern.de/panorama/…e-jahre-lang-8369384.html


    Ich kann mich noch daran erinnern, daß wir damals in Bergen und Munster nie Lagerfeuer machen durften, nur auf gekennzeichneten Biwakplätzen.

    Eben wegen dem Torf/Heidebrand, oder halt Wurzelbrand in den Wäldern.

    Dazu kommt auch noch der Bewuchs mit Kiefern und trockenem Gras... :campfire:


    6000 Feuerwehrleute sind ja schon ordentlich, obwohl die Löscharbeiten alles andere als einfach sind. Hilft ja nix, wenn die nicht an die Brandherde kommen. ?(


    https://www.ndr.de/geschichte/…berrollt,heidebrand2.html


    Der ist hier auch noch in guter Erinnerung. Ob da jetzt der Klimawandel dran Schuld war, oder nicht, hat da noch niemand hinterfragt.

    Bemerkenswert ist aber der Einsatz aller möglichen Ressourcen.

    Wenn auch zu spät, aber das ist ja meistens so...


    Ich hoffe jedenfalls, daß es bei euch schnellstmöglich regnet.

  • Es hatte über Nacht sogar etwas geregnet und trotzdem gibt es noch Stellen mit offenen Flammen und natürlich viel mehr Glutstöcke die lokal ausgemacht und abgelöscht werden müssen. Dabei sind nicht nur die Hubschrauber m. ihren Wärmebildkameras u. großen Löschsäcken eine feine Sache. Einen Nachteil hatte der Regen allerdings: Die Steige und der Boden ist insgesamt rutschiger geworden, die Feuerwehrleute am Boden werden aktuell von der Bergrettung unterstützt die die Sicherung an abschüssigen Stellen übernimmt. Das steile Gelände ist dort im Höllental das Handicap schlechthin, mir ist allerdings nichts bekannt dass es dort Moorböden gäbe die Schwelbrände begünstigen würden ...

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  • Obwohl die Löscharbeiten noch im Gange sind haben Brandermittler ihre Arbeit nach der Suche einer Ursache dieses verheerenden Waldbrandes aufgenommen. Hoch im Kurs steht z.B. ein illegales Lagerfeuer an einem beliebten Ausflugsspot. Auswertungen der Webcam-Aufzeichnungen von der gegenüberliegenden Rax-Alpe, Fotos eines Fliegers sowie div. Fotos von Wanderern sollen wichtige Hinweise liefern. Mehr Details: Link zur ORF Seite.

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  • Beim Waldbrand im niederösterreichischen Raxgebiet zeichnet sich nun endlich eine Entspannung ab, gestern konnten die Glutnester von ca. 1.000 auf lediglich 100 reduziert werden und die jüngsten Regenfälle bremsen die Brandtätigkeit zusätzlich ein. Es wird aber nach wie vor gelöscht d.h. ein offizielles 'Brand aus' gabs noch nicht. Es steht aber jetzt schon fest dass dies der heftigste Waldbrand Österreichs der letzten Jahrhunderte war, einige Daten: Ca. 4.200 Löschflüge wurden absolviert mit über 5mio Litern Löschwasser, es wurden insgesamt ca. 8.000 Leute am Boden eingesetzt, am heutigen Tag helfen ca. 150 Leute bei der Brandbekämpfung. Als Ursache kristallisiert sich immer mehr ein illegales Lagerfeuer heraus!

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  • Upadate aus dem Waldbrandgebiet: Die Schadenssumme wird mittlerweile auf ca. 30mioEUR geschätzt, der betroffene Bereich ist Einzugsgebiet für eine der Hochquellenleitungen welche die Großstadt Wien mit Trinkwasser versorgt und ist somit einer der Gründe weshalb Wien unter den Großstädten mit der besten Wasserquali zu finden ist. Der Bereich ist also entsprechend sensibel, Grundeigentümer ist überwiegend die Stadt Wien und hier wurden bereits Maßnahmen ergriffen um der drohenden Bodenerosion vorzubeugen: Es werden zahlreiche verbrannte Bäume quer zum Hang gefällt um das abrutschen des Erdreichs zu verhindern. Zusätzlich werden Pionierpflanzen wie z.B. Birkensamen gesät (teils direkt auf dem Schnee verteilt) damit im Frühling sofort wieder schnellwachsende Baumarten keimen und die Erde durch ihr Wurzelwerk festigen. Einen Rückschlag gabs allerdings für die Brandermittler: Ein Gericht hat die Analyse von Handydaten die sog. Funkzellenauswertung untersagt was auf Unmut in der Bevölkerung und bei Politikern stieß!

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  • Schadenssumme wird mittlerweile auf ca. 30mioEUR geschätzt,

    Das ist ja mal eine Hausnummer

    betroffene Bereich ist Einzugsgebiet für eine der Hochquellenleitungen welche die Großstadt Wien mit Trinkwasser versorgt

    Autsch! Das hört sich eher so mittelgut an.

    drohenden Bodenerosion vorzubeugen: Es werden zahlreiche verbrannte Bäume quer zum Hang gefällt um das abrutschen des Erdreichs zu verhindern. Zusätzlich werden Pionierpflanzen wie z.B. Birkensamen gesät (teils direkt auf dem Schnee verteilt)

    Man lernt nie aus. An was alles zu denken ist.

    Einen Rückschlag gabs allerdings für die Brandermittler: Ein Gericht hat die Analyse von Handydaten die sog. Funkzellenauswertung untersagt was auf Unmut in der Bevölkerung und bei Politikern stieß

    Schwierig. Beide Seiten haben sicherlich gute Argumente. Hier aus einem anderen Recht heraus zu kommentieren ist schwer.


    Richtig ist aber wohl auch, dass es ein rechtswidriges Verhalten gab.

  • Schwierig. Beide Seiten haben sicherlich gute Argumente.

    Das Gericht hat die Ablehnung mit einer 'pauschalisierten Verdächtigung' begründet. Wenn die Ermittler die Handydaten bekommen gilt ja automatisch jeder der mit eingeschalteten Mobiltelefon zum Zeitpunkt der Brandentstehung in der Gegend war als verdächtig mit dem Feuer was zu tun zu haben. Andererseits ist es denkbar schwierig für die Brandermittler überhaupt eine Idee zu bekommen wer da an dem Ausflugspunkt mit der illegalen Feuerstelle war ... Im Anbetracht der zahlreichen Skandale her in AT wo Gerichte u. Ermittlungsbehörden in der jüngsten Vergangenheit kaum Hürden und noch weniger Hemmungen hatten Mobiltelefone hochrangiger Politiker und Spitzenbeamter zu beschlagnahmen und seitenweise Chatprotokolle zu veröffentlichen erscheint diese Gerichtsentscheidung absolut nicht nachvollziehbar - die Justiz scheint da in einem gläsernen Palast zu sitzen und speziell die aktuelle Entscheidung wo Handydaten nicht berücksichtigt werden dürfen ist für Otto Normalverbraucher echt unlogisch!

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