Flachlandindianer in den Bergen

  • Ich bin nicht alt! Ich bin ein 17-Jähirger der Grunge hört, Unsinn im Kopf hat, die Ratschläge der Alten nicht hören will, sich keinen Kopf um nix macht und leider nur im Körper eines mir unbekannten Herren mittleren Altes gefangen ist!

    ... um das Biest Frei zu lassen, sollten wir bei Dir nicht mal einen "Exorzismus" versuchen ?!


    Wäre bestimmt Interessant zu sehen WAS dabei Rauskommt. :thumbsup:




    :evil::saint:

    Michael

  • Was ich an der ganzen Berichterstattung zu dem Fall etwas vermisse: was waren das eigentlich für eine Schulklasse? 0815 Standardgymnasium oder Sportgymnmasium oder ... Das macht dann nämlich schon einen Unterschied. Wenn ich mir die Tourbeschreibungen so durchles und mit einer Karte vergleich, dann kann ich mir gut vorstellen, daß die ganze Gruppe bei trockenem Weg und Sonnenschein einen riesigen Spaß gehabt hätte.


    Zumal auch nichts geschrieben wurde, WO genau die hängen geblieben sind. Rein vom Bild + Karte her waren die eventuell ja noch nicht mal am eigentlichen Grat oben sondern erst am Zustieg kurz vor dem Heuberg. Und dann schaut das nämlich schon wieder anders aus: vieleicht war den Lehrern ja auch bewußt geworden, daß es an dem Tag nichts wird und sie wollten zumindest noch auf den Heuberggipfel gehen um den Kids ein Erfolgserlebnis zu gönnen. Gut, jetzt haben sie zumindest einen Heli-Flug erlebt (auch wenn der nur sehr kurz war), die Gelegenheit kriegt man eher selten.

    Zumindest war den Lehrern bewußt geworden, daß es für einen Teil der Gruppe besser ist umzukehren, was sie dann ja auch taten. Und das zu entscheiden, ist nämlich gar nicht so leicht. In den Bergen geht es sich nämlich immer leichter bergauf und voran. Nur die Entscheidung, eine Tour abzubrechen, wird viel zu selten gemacht, weil sie viel Erfahrung und Selbsteinschätzung und auch Mut erfordert, gerade wenn man in einer großen Gruppe unterwegs ist. Da unterscheiden sich Profis auch nicht von reinen Amateuren (siehe diverse Tragödien im Himalaya).


    Und was die Diskussion hier um das Verhältnis Schüler zu Betreuer betrifft: sollen wir bei solchen Ausflügen jetzt hinter jeden Schüler einen Betreuer stellen? Als Lehrer bist Du doch eh der Arsch, wenn etwas passiert, da ist es dann auch schon egal, ob mit einem oder 100 Schülern (und daß immer etwas passieren kann, lernen wir ja leider gerade an der Amokfahrt in Berlin).


    Ich denke, daß sich einfach die Wahrnehmung und Empfindlichkeit geändert hat: als ich am Gymnasium in der 6. Klasse war (Ende 70er), da sind wir auch in den Bergen auf Wandertag gewesen: Unser Lehrer(1) und die ganze Klasse (29). Sonst niemand. War mit Sicherheit ähnlich anspruchsvoll wie die Tour weil deutlich länger aber ähnliches Wetter und wir hatten massig Spaß dabei. Da hätte auch nichts passieren dürfen, nur hat das damals keinen Menschen interessiert. Es hat sich meines Wissens nach auch kein Mensch über diese Tour an der Schule beschwert.

    Und selbst wenn bei der Tour 50 Betreuer dabei gewesen wären: das "Problem" waren ja die beiden, die beim Abstieg ausgerutscht sind und dadurch etwas Panik ausgelöst haben. Was hätten hier denn noch mehr Betreuer genutzt? Die 8 Lehrer waren da doch völlig ausreichend, sie haben die Leute zusammengehalten und richtigerweise die Bergwacht informiert - insofern haben die alles richtig gemacht.


    Und was wäre denn gewesen, wenn die Tour dort am Heuberggrat erfolgreich gewesen wäre? Die Schüler wären wahrscheinlich stolz wie sonst was und vieleicht hätte so manch eine(r) ein neues Hobby. Und vor Allem würde sich kein Mensch drüber aufregen.


    Im Prinzip ist es doch so: wir spekulieren alle hier herum, ohne die Details genau zu kennen. Darum würd ich mich auch mit Verurteilungen der Lehrer erst mal zurückhalten. Und das würde ich mir auch von den Medien wünschen, die den Fall grad massig aufbauschen und breit treten.

  • Die Relation wirst du so nicht mehr hinbekommen. Wir sind froh, wenn wir zwei Lehrkräfte oder zumindest pädagogische Mitarbeiter als Begleitung haben. Die meisten Eltern kannst du für solche Aktionen nicht gebrauchen. Das ist auch immer eine heikle rechtliche Sache mit der Aufsichtspflicht, wenn Eltern diese übernehmen.

    Bei einer Klasse würde bei extremen Ausflügen eine dritte Aufsichtsperson Sinn machen.

    Sind mehrere Klassen gemeinsam unterwegs, dann hast du bei zwei gebundenen Lehrkräften immer noch die Lehrkräfte der anderen Klassen mit zur Verfügung um sich um die restlichen Schüler zu kümmern.

    Ich bin generell dafür mit Schülern auch an Grenzen zu gehen, aber eben unter Einhaltung der Vernunft.

    "Wenn du etwas tust, was du noch nie getan hast, dann ist das doch schon ein Abenteuer."
    Johan Skullman


    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • offtopic:

    Ich bin nicht alt! Ich bin ein 17-Jähriger der Grunge hört, Unsinn im Kopf hat, die Ratschläge der Alten nicht hören will, sich keinen Kopf um nix macht und leider nur im Körper eines mir unbekannten Herren mittleren Alters gefangen ist! :mrgreen:

    Nur viele meiner Helden von damals sind nicht mehr: Kurt Cobain, Layne Staley, Mike Starr, Scott Weiland, Chris Cornell, Mark Lanegan und weitere. :(

    Wann wird ein Mann jemals erwachsen... wir bleiben immer jung, nur die Haare werden weniger und grauer.



    ...

    Ich bin generell dafür mit Schülern auch an Grenzen zu gehen, aber eben unter Einhaltung der Vernunft....

    Dein Wort in Gottes Gehörgang....


    Unfälle passieren immer, egal wie gut man aufpasst, da kann man nichts machen.

    Das passiert eben, kein Problem... nur sollte man nicht mit Anlauf in die Güllegrube springen.

    Ich hatte halt schon mit zu viel Lehrern, Trainern, Eltern zu tun denen man, aufgrund der Verletzungsgefahr, keinen keinen Löffel in die Hand drücken kann.

  • Nur mal ein Allgemeinplätzchen: Als Pädagoge hat man mit Menschen zu tun. Diese sind weder abschaltbar, noch lassen sie sich wie Material in der Ecke ablegen, bis man sie braucht.

    Nur weil jeder von uns in der Schule war, bedeutet das noch lange nicht, dass jeder weiß, wie Schule funktioniert oder welche Voraussetzungen nötig sind bzw. dort herrschen. Das gilt insbesondere, wenn dies mehrere Jahrzehnte her ist. Zwischen dem wie es sein sollte, und dem wie es ist, gibt es große Unterschiede.


    Gruß Nudelgott

  • Habe den Bericht in österr. Medien ebenfalls bemerkt, supi war schneller mit dem einstellen hier ;) Solange das noch halbwegs glimpflich abgeht und nicht so endet wie das Heilbronner Unglück 1954 am Dachsteinplateau sollte man die Kirche im Dorf lassen. Klar geht's um Schulkinder wo jeder ausgesprochen sensibel reagiert. Mit Tourbewertungen ist es so eine Sache, ein paar (expeditionserfahrene) Profis geben ein lässiges Feedback weil ihnen die Tour zu easy vorkam, andere schaffen das gerad halt so unfallfrei und schreiben einfach nix davon ... Als 14-jähriger war ich selber mal auf Bergtour mit 2 Schulklassen (>40 SchülerInnen + 3 LehrerInnen). Wir sind da eine steile Schneerinne auf einen 2000ender hoch welche im Juni windgepresst aber dennoch brandgefährlich war. Unser Knirpshaufen war für sowas nur unzulänglich ausgerüstet, bin mir auch nicht sicher ob dem Lehrpersonal die Gefahr in vollem Ausmaß bewusst war. Die Aussicht oben am Grat und am Gipfel war überwältigend und ich bin die Tour vor ein paar Jahren sogar nachgewandert.


    Ist mir bis heute ein Rätsel weshalb die Lehrer nicht einfach den Normalweg wählten und sich für die Direttissima mit supersteilen Anstieg entschieden haben? Ausgleiten u. Abrutschen auf Schneefeldern zeichnet auch heutzutage für einen Teil der schweren Bergunfälle verantwortlich. Wenn da jemand einige hundert Meter auf verharschtem Altschnee mit Affenzahn abrutscht hat er unten weder Haut noch Kleidung am Körper, so viel ist sicher! Auf einem Klassentreffen hab den damaligen Lehrer angesprochen und er hat sich regelrecht entschuldigt und war offensichtlich heilfroh dass dabei (abgesehen von ein paar schmutzigen Knien u. Hintern) nix passiert ist. Auch wenn man ab und an als Gamsjäger in den Bergen unterwegs ist wie dieser Klassenlehrer ist es doch eine andere Kategorie wenn man dabei eine Schulklasse im Schlepptau hat ...

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    Frischluftdeppert
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  • Gestern las ich, dass so ein hochtrainierter Österreicher am Berg verschüttet wurde. Hab den Artikel nicht mehr da. Berge sind wohl gefährlich.



    "Das beste Souvenir einer Reise ist eine breitere Perspektive."


    Rick Steves

  • Ooch, das geht doch noch, 170 - 180 Euro für eine Erlebnistour mit Hubschrauber, da zahlt man bei anderen Eventveranstaltern mehr... :mrgreen:


    Im Ernst, das ist happig, wenn es die Verantwortlichen alleine und privat treffen sollte.

    Bleibt für den Lehrer zu hoffen, dass die Kosten durch den Träger der Schule übernommen werden und dass - sollte dieser sich es wieder holen wollen - seine hoffentlich vorhandene Berufshaftpflicht die aufgrund seiner "Fehlentscheidung" verursachten Kosten übernimmt.

    "Fehlentscheidung" bewusst in "". Ich möchte diese Entscheidung nicht diskutieren, hatten wir oben.


    Aber so ist es nun leider einmal. Die Damen und Herren der Bergwacht arbeiten nun mal zwar im Ehrenamt haben aber eben doch Kosten (Fahrzeuge, ggf. Kostenerstattung für etwas Zeiteinsatz, Material usw. ) die Luftretter ernähren sich auch nicht von Luft. Sie sind hauptamtlich dabei und gehören entsprechend entlohnt. Da sind die in Rechnung gestellten Beträge noch nicht einmal angemessen hoch sondern nur ein Ersatz für einen Teil der Kosten (Warten auf den Einsatz noch nicht einmal inbegriffen).


    Für mich wieder ein Hinweis, in den Alpenverein zu gehen, wenn man entsprechende Touren gehen möchte. Und wenn man Schüler mitnehmen will, dann sollte man den Beitrag von 50 - 100 Euro (Erwachsener) mit in die Fahrtkosten einkalkulieren. Oder eine entsprechende abschließen.

    Aber fragt mich bitte, bitte nicht, ob nun jeder Schüler eine Mitgliedschaft braucht oder ob die eines Lehrers reicht.

    Oder ob es notwendig ist, bereits eine "Expeditions-Versicherung" abzuschließen ist....


    Auf der anderen Seite mag jeder gehen wie er will, wenn er bereit ist die Konsequenzen zu tragen.

    Zerfetzt mich jetzt nicht, das ist "nur" ein Forum....

  • Das mit dem verunglückten KSK-Soldaten tut mir leid, so ein Bergunfall ist tragisch und auch Profis sind nicht davor gefeit! Hab selber 2 Freunde bei Lawinenunglücken verloren: Beide waren staatl. geprüfte Bergführer, also richtige Outdoorprofis. Der eine hatte monatelange Aufenthalte in der kanad. Wildnis erfolgreich hinter sich, der 2te schon den ein und anderen Sieben- und sogar Achttausender im Tourenbuch und er galt als besonders umsichtig und verlässlich!


    Vor ein paar Tagen war in der österr. Presse zu lesen dass man einen Sportlehrer welcher die Tour ausgesucht hatte in irgend einer Form zur Rechenschaft ziehen will. Dass in diesem Fall die Rettungs- und Bergungskosten rückverrechnet werden war zu erwarten. Dass man vorab eine Summe nennt ist allerdings doch etwas unüblich, meist erfährt die Öffentlichkeit ja nichts über die Höhe.

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    Frischluftdeppert
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  • Es hat m.E. Vor- und Nachteile, das mit einer monetär bezifferten Forderung in der Öffentlichkeit breit zu treten:

    + es wird jedem bewusst, dass die Bergung nicht kostenlos ist und

    + dass man sich bitte vor der Tour über die möglichen Konsequenzen schlau machen und

    + dies erforderlichen Falls absichern sollte.


    negativ dagegen ist, dass

    so Verunfallte, Angehörige oder andere Begleiter ohne eine solche Versicherung oder das nötige Kleingeld lange, möglicher Weise zu lange mit einem Notruf zögern weil sie die hohen Kosten nicht tragen wollen/können.


    allein letzter Punkt spricht für mich gegen die Bezifferung einer Bergungsforderung.

    Denke, der Hinweis auf eine bestehende Regressforderung und damit verbunden die Hoffnung, dass die betroffenen Personen dies beim Alpenverein u.ä. durch eine Versicherung abgedeckt haben, wäre zielführender.


    Unfälle passieren, vor eine kleinen Unachtsamkeit sind wir alle, auch die besten nicht gefeit.
    wenn dann noch die Natur nicht mitspielt, der Stein weiter Oben gerade von der Sonne beschienen wird und sich wegen der Hintze aus der Spalte hebelt, man zufällig mit dem Seil dran kommt ....

    Es kommt so viel zusammen, was wir nicht abwägen können. Nennt sich Zufall oder Chaos (kenn ich gut, wohnt bei mir ;) )


    Was die Unachtsamkeiten betrifft, so ist es auch immer noch mal etwas anderes, ob diese in Aktion oder bei der Planung passieren und ob man für sich allein / kleine Gruppe von erwachsenen Profis unterwegs ist oder ob man die Verantwortung für eine große Gruppe von Jugendlichen / Kindern trägt.

  • so ein Bergunfall ist tragisch und auch Profis sind nicht davor gefeit

    Eben


    Man darf bei der ganzen Bergromantik nicht vergessen: Berge sind nunmal gnadenlos. Oder denkt irgendwer, dass es die Nordwand stört wenn jemand an ihr verunglückt? Ja, es ist schön in den Bergen, man findet dort auch viele Herausforderungen, aber es wird immer auch gefährlich bleiben.

  • Ich muss sagen, als ich eben gelesen habe 100 Schüler zwischen 12 u. 14, war ich etwas verdutzt.

    Da ist ja ne normale Wanderung im Wald schon eine Herausforderung hinsichtlich der Kontrolle/Übersicht.

    Muss ja eine Karawane gewesen sein, wie im Alpenkrieg 14/18...


    DGzRS schickt übrigens auch Rechnungen. Diese sind aber eher als Aufforderung zu einer Spende zu verstehen.

    Keine Ahnung ob das bei der Bergrettung nicht auch so ist.


    Das der KSK Soldat bei einer Ausbildung ums Leben gekommen ist, ist unschön keine Frage, wäre es im Einsatz passiert hätte es nie den Weg in die Medien gefunden..

  • Servus,

    passt vielleicht ganz gut hier rein. Man muss für Bergekostenabsicherung kein Mitglied im z.B. DAV sein. Es reicht vollkommen aus einen Förderbeitrag von nur 28 Euro/Jahr für die Bergwacht in Österreich zu zahlen. Für diesen kleinen Betrag ist die ganze Familie "Weltweit" in den Bergen (unwegsames Gelände) und auf Gewässer für Suchkosten, Bergungskosten und Rettungskosten bis zu 25.000 Euro abgesichert. Ich bin da schon seid Jahren Fördermitglied, musste diese Versicherung aber Gott sei Dank noch nie in Anspruch nehmen...


    Hinweis: die Versicherung greift nur bei Bergen bis max. 6000 Meter!


    Hier gibts weitere Infos: https://www.bergrettung-salzburg.at/foerdererwerden/


    Gruß Olli