Flachlandindianer in den Bergen

  • tja, hatte der verantwortliche Lehrer nur eine Reaktion gelesen?

    Vermutlich trifft es für den Einen auch zu, daß er diese Strecke noch gemütlich nach Feierabend läuft, weil er ansonsten ganz andere Sachen macht.

    Aber nachdem ja mehrere weitere wartende Reaktionen auch geschrieben waren ...

    Albbaer , ist dazu ja auch ein Unterschied ob ein Vater mit seinem Kind oder eine (zeitliche) Erziehungsberechtigte mit einer großen Gruppe, die er niemals alle komplett einschätzen kann, geht

  • Vorweg, gut, dass nichts passiert ist.


    ein paar Fragen habe ich an die Sache.

    zunächst einmal, empfinde ich es als sehr gewagt, mit einer Gruppe von 100 Kindern und 8 Betreuer in die Berge zu gehen. Das Betreuungsverhältnis Schüler - Lehrer mit 100/8 = 12,5 pro Lehrer wird im Falle eines Falles nicht besser. Geht man davon aus, dass ein Verunfallter mindestens 2 Personen bindet, hätten wir danach noch 99/6 = 16,5 Pro Lehrer oder - wenn ein Lehrer verunfallt - 100/5 = 20. Das ist in einer urbanen und damit gewohnten Umgebung in Ordnung wenn die Kinder entsprechend mitmachen. In der geschilderten Situation mit 100 Kindern in dem Alter zwischen 12 und 15 Jahren eine Herausforderung, die ich nicht wirklich brauche. Kennengelernt habe ich sie bereits, mit 30 Kindern und einem Gewitter (nur!) auf der Straße zur Festung Ehrenbreitstein. Da hat man in dem Alter das eine oder andere Panic-Häschen dabei, welches noch mal extra Aufmerksamkeit braucht und das Betreuungsverhältnis wird davon nicht besser.


    Dann sicherlich die Frage, ob es richtig ist, sich ausschließlich auf die Aussagen im WWW zu verlassen.

    Wir werden aus der Distanz und in der Retrospektive sicherlich eher zu einem entschiedenen "Nein" kommen. Aber das halte ich nicht für zwingend.

    Wir haben ja auch hier schon gelesen, dass die Tour für ein Kind zu bewältigen ist. Wenn ich mir aber die Tourbeschreibung im WWW mal ansehe, so ist diese Tour defenitiv nichts für mich.


    Die aus der Nachschau sicherlich sinnvollste Herangehensweise wäre die Begleitung durch einen noch besser acht Einheimische gewesen. Mindestens aber die Befragung eines Ortskundigen. Ob letztes geschehen ist, wissen wir nicht. Wenn nun ein Einheimischer gefragt wird, ob man die Tour an einem Tag machen kann, könnte dieser "aber ganz locker" antworten. Worauf unser Lehrer denken könnte: "Gut, wenn der "Sepp" das kann, dann kann ich das auch. Und wenn ich das kann, werden die Kinder schon mitkommen...."


    Die Fragestellung fängt für mich vorher an:

    Wie mache ich mich kundig? Wo beziehe ich welche Informationen? Wie bereite ich mich auf eine Tour vor? Was nehme ich mit? Mache ich die Tour spontan? Oder wurde sie bereits im Vorfeld anekündigt?

    Und: wie komme ich notfalls wieder aus einer Tour raus?


    Die Ausrüstung (Schuhe!) soll zumindest bei einigen Kindern mangelhaft gewesen sein. Hier mag man evtl. ein Versäumnis sehen: Ausrüstung und Kleidung sind zu kontrollieren, ggf. muss der Schüler mit einem Lehrer ein Alternativprogramm machen (Aufräumen, Putzen, Einkaufen, Kochen .....)


    Von der Ausrüstung der Lehrer spricht keiner. Hoffentlich war es mehr als ein Smartphone, auch wenn dieses wohl hier die Alarmierung und damit die Evakuierung maßgeblich vorangetrieben haben könnte.


    Letztendlich bin ich froh, dass alle wieder ins Tal gekommen sind, Kinder, Lehrer und Retter. Mir bleibt die Hoffnung, dass solche Fälle Schule machen, in dem Sinne, aus den Fehlern zu lernen.



    Edit:

    die in N-TV Veitrag verlinkte Wegbeschreibung hat Worte wie:

    • Wegspur läuft direkt an der Kante entlang
    • Hinweis-Schild auf Kletterausrüstung
    • Kamm ... wird schmaler
    • Schwindelfrei sollte man sein
    • Trittsicherheit ist Vorteilhaft (sic)

    schaut man sich das Profil an, so sieht man, dass der Kommentator diese Tour sicherlich als "seine" Feierabendrunde betrachtet.

    Allerdings scheint sein Fittness- und Kletter-Level auch auf einem anderen Niveau zu sein als der eines durchschnittlichen 13-Jährigen.


    Ich würde hier einmal die Quellen-Kritik der Lehrpersonen in Frage stellen.

  • Steuermann im Bericht stand ja auch schon, daß andere Schreiber geschrieben hatten, daß diese Tour nicht einfach ist. Nur dies wurde wohl von dem Orga-Lehrer nicht wahr genommen. Einer schrieb, simpel, Viele schrieben, daß es happig ist.

    Also selbst im Netz hätte es der organisierende Lehrer gelesen haben müssen.

  • Steuermann im Bericht stand ja auch schon, daß andere Schreiber geschrieben hatten, daß diese Tour nicht einfach ist. Nur dies wurde wohl von dem Orga-Lehrer nicht wahr genommen. Einer schrieb, simpel, Viele schrieben, daß es happig ist.

    Also selbst im Netz hätte es der organisierende Lehrer gelesen haben müssen.

    Von einem Lehrer der so eine Aktion organisiert erwarte ich das er den Weg kennt und zuvor selbst erkundet hat.


    Steuermann

    Zustimmung zu jedem deiner Punkte.

    Ich selbst darf dazu nicht mehr schreiben, da sich sonst meine, mir eigene, Bösartigkeit bahn bricht.

    Mit 15 hat mich/uns so ein Lehrer, in Madulain bei St. Moritz, 10 Tage lang die Berge hoch und runter gejagt... ich habe so meine Erfahrungswerte mit diesen Vögeln.

    Ich war es der mit eigenem Material die Blasen und Wehwechen der anderen versorgt hat, aber mir ins Zeugnis schreiben es würde mir an der Hand-Auge-Koordination mangeln... nein, ich muss jetzt besser still sein.

    ... doch, eine Story noch von diesem Landschulheimaufenthalt:

    Zitat: " Das geschwollene Sprunggelenk ist nicht so schlimm, ein bischen Eis drauf und morgen.... als er das letzte mal im Himalaya war...blablabla".... 3 Wochen hat das Mädel danach einen Gips gehabt....


    Ich bin seit je her der letzte Mann/Junge/Kind der die Ausfälle und Verirrten einsammelt.



    Naturerlebnis

    Viel schlimmer, 100 von diesen Grübeln im Alter von 12 bis 14.... die einen noch kleine Kinder, die anderen in der Vorpupertät... das ist eine sehr inhomogene Gruppe... da ist Stress vorprogrammiert. In einem gewachsenen Team von 20-30 Kindern in dem Altersbereich passen die grossen auf die kleinen auf, aber bei einem zusammengewürfelten Haufen....

  • Nur auf 100 Kinder auf einmal zu treffen würde mir reichen....

    100 Leerer Dieser Art ren noch schlimmer :Squirrel:


    Aber im Ernst:

    Ich habe ähnliche Erfahrungen wie supi

    Wurde und werde schief angesehen, wenn ich bei ähnlichen Veranstaltungen mit großem Gepäck anrücke: meine eigenen Sachen plus EH für die Gruppe plus Tourspezifiche Ausrüstung.

    Aber schon zu Schulzeiten hieß es, frag mal den Steuermann ...

  • Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Lehrer mal was vernünftiges mit uns gemacht hätten. Wir sind zu Ostzeiten mit einem Lehrer und 24 Schülern für zwei Wochen ins Schwimmlager. Haben alle überlebt. Mit 12 bin ich mit meiner 6 köpfigen Sippe alleine los. Ohne Aufsicht…. Leben auch alle noch. Ich war der Älteste.


    Wenn alle Eltern so „helikoptern“, haben Lehrer -verständlicher Weise- keine Lust mehr was zu unternehmen. Unabhängig von der Tourenplanung in dem o.g. Bericht.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • An der Relation 8:100 ist nichts auszusetzen. Zwei Lehrkräfte pro Schulklasse als Begleiter auf Klassenfahrten sind das Übliche nach den Vorschriften, das passt schon.

    Als Lehrkraft mit 99 kids in dem Alter eine solche Tour zu gehen, noch dazu mit vielen kids mit Sicherheit ohne Erfahrung und passende Ausrüstung, ist allerdings selten dämlich und unverantwortlich! Ich hoffe, dass die verantwortlichen Lehrkräfte ordentlich für die Rettungsaktion blechen müssen und Disziplinarmaßnahmen bekommen.

    "Wenn du etwas tust, was du noch nie getan hast, dann ist das doch schon ein Abenteuer."
    Johan Skullman


    Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.

  • An der Relation 8:100 ist nichts auszusetzen. Zwei Lehrkräfte pro Schulklasse als Begleiter auf Klassenfahrten sind das Übliche nach den Vorschriften, das passt schon.

    Im urbanen Bereich vollkommen in Ordnung. Im Outdoor-Bereich grenzwertig. Weil durch eine (wahrscheinlichere) Verletzungen mehr Kräfte gebunden werden als im Urbanen.

    urban: einer kümmert sich um den Verunfallten, einer um den Rest, wenn eine Lehrperson verunfallt, gibt es immer noch genügend Passanten.


    Letztere gibt es draußen nicht. Also plus eine Person. Auch bei der Betreuung der restlichen Schüler-innen ist eine zweite Lehrperson nicht falsch, sie Panic-Häschen.

    Für mich sind drei bis vier Betreuer für eine Klasse bis 30 Kinder (bis ca 16 Jahre) für Outdoor-Ausflüge sinnvoll. Haben wir auch so meist praktiziert.

    30 Kids, 6. Klasse bei 5 Tagen durch die Eifel:

    4 Betreuer (2 Lehrer, 2 Eltern) bei den Kindern. Einer - mein Vater - auf dem Gepäckwagen.

    Jeden Tag war ich mit mindestens einem im Krankenhaus. Blieben jeweils noch drei Betreuer vor Ort. Ne, nicht ganz. Einer kam noch mal mit einem Kind nach....

    War anstrengend für die Betreuer, aber es hat sich gelohnt, sagt jedenfalls meine Tochter.

  • Steuermann , nach Deinen Wünschen dürfte es keine Wandertage geben.

    Da ist nur eine Lehrkraft mit der Klasse unterwegs.

    Selber schon erlebt, eine Lehrkraft mit zwei Klassen.

    Und bei solchen Wandertagen wird auch durch Wälder gegangen (oder auch mit dem Fahrrad gefahren)

  • musher , mir ist schon klar, dass meine Überlegungen vielleicht sinnvoll, aber mit Sicherheit nicht 1:1 umsetzbar sind.

    Was soll man machen?


    Daheim bleiben auf keinen Fall.


    ich bin selbst kein Lehrer, sondern "nur" Vater. Aber ich habe mich als Betreuer für die Klassenfahrten zur Verfügung gestellt, damit sie statt finden konnten. Damit die Lehrer etwas entlastet und - vor allem - die anderen Eltern überhaupt mit einer Klassen-Radtour oder einer mehrtägigen Wanderung einverstanden waren.


    Ich halte es für richtig, sich selbst mit einzubringen anstatt nachher über fehlendes Organisationstalent der Leerkörper zu klagen.

    Auf der anderen Seite: Unfälle passieren halt, tagtäglich, auch mir. Shit happens. Leichtsinn und vermeidbare Fehler aber auch.

  • Leider werden solche Aktionen und deren mediale Reichweite, dazu führen, dass sich jetzt noch weniger Lehrer/innen etwas trauen.

    Beim letzten Wandertag ging unser Sohn,15, mit seinem Klassenlehrer auf den nächsten Spielplatz. :shock: Okay, da herrscht auch großes Gefahrenpotenzial!


    Ja, diese Aktion war falsch geplant, es ist aber zum Glück keiner verletzt. Außer Schrammen…

    Die Betreuer haben letztendlich auch richtig gehandelt und die Bergrettung gerufen, anstatt den Abstieg auf eigene Faust zu versuchen. Das hätte auch ganz anders enden können.

  • offtopic:

    Sind auch in der Mehrzahl ältere Männer hier ;)

    Ich bin nicht alt! Ich bin ein 17-Jähriger der Grunge hört, Unsinn im Kopf hat, die Ratschläge der Alten nicht hören will, sich keinen Kopf um nix macht und leider nur im Körper eines mir unbekannten Herren mittleren Alters gefangen ist! :mrgreen:

    Nur viele meiner Helden von damals sind nicht mehr: Kurt Cobain, Layne Staley, Mike Starr, Scott Weiland, Chris Cornell, Mark Lanegan und weitere. :(

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



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