Cold Steel Leatherneck SF [Vorstellung]

  • Part I


    Das Cold Steel Leatherneck SF um das es hier gehen soll hat mit dem USMC Fighting Knife aus dem 2. Weltkrieg zweifelsohne eine sehr bekannte Designvorlage. 'Leatherneck' ist eine allgemein gängige Slangbezeichnung für die US Marines, weist also auf den historischen Ursprung des Messers hin. 'SF' steht nicht etwa für 'Special Forces' obwohl sich das US Marine Corps als Elite unter den 5 US-Teilstreitkräften versteht, sondern für 'Semper-Fi' od. 'Sempter Fidelis' dem Leitspruch der Marines was übersetzt soviel wie '(für) immer treu' bedeutet. Ist sicherlich Lynn Thompson, dem extravaganten CEO von Cold Steel geschuldet dass beim Leatherneck SF ein paar Adaptierungen vorgenommen wurden um es voll auf die taktische Linie von Cold Steel zu trimmen.




    Das CS Leatherneck SF ist unverkennbar ein weiterer Clone des bekannten WK II Kampfmessers: Abmessungen, Clip Point Spitze, Parierelement, Griff m. Metallabschluss, usw. sind sehr stark an die ursprüngliche Vorlage angelehnt. Im Detail gibt es dennoch Verschiedenheiten die es Wert sind genauer betrachtet zu werden. Generell stellt sich die Frage ob dieses Messer mit dem nun schon beinahe 80 Jahre alten Weltkriegs-Original mithalten kann oder es eventuell sogar die bessere Version eines Klassikers darstellt?



    Die Klinge entspricht mit einer Länge von ca. 17,6cm noch dem Originaldesign, weist aber ansonten ein paar wesentliche Modifizierungen auf. Die Spitze hat einen moderaten Clip Point, die markante Bowie-Form mit seiner eleganten Krümmung fehlt dem Leatherman SF komplett. Sie ist als einfacher Swedge mit seitlich gebrochenen Kanten ausgeführt, also ähnlich den bekannten CS Modellen Trail Master, Recon Scout oder SRK. Die Ausklinkung ist ca. 76mm lang, wirkt aber durch die angeschrägten Kanten länger. Der Stabilität kommt die vorliegende Ausführung sicherlich zu Gute, der Querschnitt der Spitze hat insgesamt mehr Volumen als eine klassische Bowie-Spitze. Dennoch schluckt die schmale Oberseite (der flache Bereich misst nur ca. 1.5mm) beim batonen die Wucht und schrädert das Schlagholz über kurz oder lang. Der eigentliche Point ist beim Leahterman SF dennoch ausgeprägt, liegt oberhalb der Klingenmitte und damit sind feinere Arbeiten problemlos möglich.





    Cold Steel bezeichnet den Anschliff als Sabre Grind und dieser reicht etwas über halbe Klingenhöhe was in Anbetracht von ca. 4.8mm Klingenstärke notwendig ist um noch halbwegs passable Schneidleistung abzuliefern. Tatsächlich handelt es sich allerdings um einen Hohlschliff, inwieweit das für ein Kampf- oder Survialmesser in Kombi mit dem D2 Stahl sinnvoll erscheint muss wohl der geneigte Käufer für sich entscheiden - eine zähere d.h. weniger spröde Stahlgüte oder ein Flachschliff wären sicherlich stimmiger für den angedachten Einsatzzweck. Die Schneidkante/ sekundäre Schneidfase ist an der Basis 0.9mm 'breit', der werksseitige Anschliff tadellos und gleichmäßig, wenn auch nicht allzu fein. Papier- und Rassierprobe verliefen damit im Auslieferungszustand ohne Beanstandung.



    Das Ricasso ist vor dem Fingerschutz ca. 12mm lang und für einen Vorgriff damit zu knapp. Die Fehlschärfe zu verkürzen und die Schneide näher an den Griff zu führen für effiziente Cuts hat allerdings seine Limits bei dieser Konstruktion m. dem eingesetzten, leicht nach vorne gerichteten Guard - recht viel mehr an Schneidkante ließe sich hierbei kaum gewinnen will man sich nicht andere Nachteile einhandeln. Das Leatherneck SF hat keine Längsrillen/ 'Blutrillen' am Klingenspiegel und damit fehlt ihm ein wesentliches Stilelement des WK II Kampfmessers. Die Marketingguys wird es sicher freuen denn so bleibt mehr Platz für protzige Beschriftung. Solche Ausfräsungen hätten sicherlich ihre Vorzüge bei der fetten Klingenstärke um das Gewicht um ein paar Gramm zu drücken, schwächen würden sie die Messerklinge insgesamt kaum.



    Cold Steel weist das Klingenmaterial als lufthärtbaren 'German D2' Werkzeugstahl aus und bescheinigt ihm gute Verschleiß- sowie Korrosionsbeständigkeit. Über die Legierungszusammensetzung schweigt sich der Hersteller ebenso aus wie über die Härte nach der WBH. Ob die Klinge tatsächlich luftgehärtet ist geht aus Herstellerbeschreibung im I-Net nicht wirklich hervor und wäre für ein Outdoormesser dieser Art aussergewöhnlich! Für Messerfreaks wäre es durchaus interessant ob hier event. ein Stahl von Krupp oder ein orig. Böhler K110 verbaut ist? Die Klinge ist beschichtet, CS bezeichnet dies als 'non-reflective black powder coat finish'. Rein optisch sieht es nach Teflon-Überzug aus und sie fühlt sich eher glatt an und macht einen vernünftigen Eindruck. Wie üblich bei Beschichtungen mangelt auch dieser hier ebenfalls an Widerstandsfähigkeit, d.h. harte Nutzung hinterlässt genau so Spuren wie Verschmutzungen in der Scheide was über die Zeit eine mehr oder weniger bescheidenes Erscheinungsbild abgibt ... Fairerweise ist zu erwähnen dass es Beschichtungen gibt welche in punkto Bremswirkung beim Schnitt und Abriebfestigkeit deutlich schlechter performen als die hier vorliegende. Die Klinge ist beidseitig beschriftet was für ein taktisch ausgerichtetem Messer eigentlich übertrieben ist, das liese sich dezenter umsetzen.



    Das Parierelement fällt wuchtig aus, mein erster Gedanke: Schexxe, ist das Plastik? Nö, ist doch Metall welches offensichtlich dicker beschichtet wurde. Die Enden des Bleches sind beidseitig leicht nach vorne Ri Klingenspitze gebogen, CS nennt ihn 'Quillon Guard'. Diese Krümmung vermeidet Druckstellen und ist daher ergonomischer als die klassische gerade Ausführung. Der Guard verhindert zuverlässig dass man beim Stich versehentlich in den scharfen Bereich der Klinge rutscht, hat allerdings die üblichen Nachteile beim Schnitt auf ebener Unterlage. Betrachtet man das Griffende fällt auf dass der Erl mit ca. 21mm recht breit ausläuft was beinahe schon einer Full-Tang Konstruktion gleich kommt. Wie der neuralgische Übergang Klinge-Griff gestaltet ist kann ich leider nicht sagen, hoffen wir schön gerundet und nicht 90° scharfkantig wie beim Ka-Bar USMC Fighting Knife mit all den bekannten Nachteilen!



    Der aufgeschobene Griff besteht aus Synthetikmaterial welches der Hersteller als 'Griv-Ex' od. 'Kray-Ex' bezeichnet und das dem bekannten Kraton durchaus nicht unähnlich, also eher von der elastischen Sorte. Wohl einer der augenscheinlichsten Unterschiede zum orig. USMC Messer wo ein beinahe runder Ledergriff verbaut war. Anyway, der CS-Griff weist die typischen Querrillen auf die gegenüber der Originalversion schmaler ausfallen. Er hat zusätzlich zahlreiche Noppen u. Rippungen die den Grip merklich verbessern, aber für den ein oder anderen Hot-Spot auf der Haut sorgen. Durch die Texturierung klebt das Messer förmilich in der Hand, sie behindert rasche Griffwechsel was wahrscheinlich nur ein Argument für die Messerkämpfer unter uns sein wird. Der Clou an dem Griff sind die beidseitigen Ausnehmungen, der Leatherneck-Griff fällt recht hoch aus mit eher ovalem Querschnitt d.h. er ist seitlich flacher. Obwohl vom Griffumfang ähnlich trägt er nicht ganz so dick auf wie dies der Lederscheibengriff am Originalmesser tut. Kann mir gut vorstellen dass Leute mit etwas kleineren Händen mit dem Leatherneck SF besser zurecht kommen.



    Rein optisch wirkt der Griff mit seinen ca. 12.3cm etwas überproportional, er ist allerdings nicht wirklich länger als jener am WK II Kampfmesser. Abgeschlossen wird der Griff durch eine dicke Metallscheibe welche sauber mechanisch bearbeitet und nicht bloß aus Blech ausgestanzt wurde. Sie ist wie sämtiche Metallteile an diesem Messer schwarz beschichtet und hält nicht nur den Plastikgriff in Position sondern kann auch als Hammerfläche benutzt werden. Einen Kletterhaken würde ich damit allerdings definitiv nicht in eine Felsritze eindreschen. Bitte nicht zu viel an Performance erwarten und die Limits respektieren da diese Pommelscheibe lediglich durch einen Bolzen gesichert ist der mit jedem Schlag stark belastet wird!



    Das Leatherman SF kommt in einer Kunststoffscheide aus 'Secure-Ex' Material. Was hinter dieser Trademark steht ist mir unbekannt, für Kydex ist das Material zu leicht und zu weich, event. handelt es sich um thermogeformtes Nylon oder HD-Polyethylen? Das Look & Feel ist typisch CS 'tactical' und sie ist zweifellos witterungsbeständig.



    Die 2 Hälften sind mittels Hohlnieten zusammengeklatscht, an den Schlitzen lassen sich Bänder zur Befestigung an div. Ausrüstung, etc. einfädeln und man kann sich auch leicht eine DIY-Lösung f. Cross-Draw basteln. Am tiefsten Punkt befindet sich eine kl. Ablauföffnung. Das Messer sitzt bombig und klappert nicht, so stört akustisch nix noch wird die Schneide abstumpfen und da hab ich durchaus schon schlechteres gesehen bei diesem Hersteller. Das Messer wird am Handschutz sicher fixiert und rastet mit hörbarem 'klack' satt ein. Mit einem beherzten Daumendruck ist die Klinge wiederum frei gegeben - vorbildlich easy wie es sein soll und ganz ohne Presserei. Obwohl das Messer auch kopfüber nicht rausfällt ist ein zusätzliches Druckknopfband vorhanden welches den Griff sichert.



    Die Gürtelschlaufe aus Textilband passt für bis zu 7,5cm breite Grütel bzw. Koppeln. Sie lässt sich mittels Kletter u. Drucknopf leicht anbringen od. abnehmen - eine pfiffige Lösung, lästiges fädeln ist damit passe.





    Die im Neuzustand unschön abstehenden Fadenenden waren mit dem Feuerzeug schnell verödet. Da die Scheide symetrisch ist kann man die Gürtelschlaufe leicht umsetzten: 2 Schrauben lösen und auf der gegenüberliegenden Seite wieder montieren. Sie eignet sich daher für Rechts- und Linkshänder gleichermaßen gut. Dieses Befestigungspartie mitsamt Kunststoffplatte könnte etwas stärker dimensioniert sein, hier würde ich dem Hersteller generell eine solidere Detaillösung an sämtlichen Scheiden dieser Bauart empfehlen, sieht nämlich bei allen gleichermaßen 'billig' aus.



    Das CS Leatherneck SF bekommt man aktuell (Stand Juni 2022) fabriksneu für ca. 100-110 Euro. Neben dem SF mit Clip Point existiert eine 2te Variante mit sogen. American-Tanto Spitze, dieses Modell nennt sich bezeichnenderweise Leatherneck Tanto. Zuvor gab es eine Version des SF mit hochgezogenem Flachschliff aus 1095 High Carbon Steel. Ist allerdings ganz typisch Cold Steel dass sie ein Modell mit unterschiedlichen Stahlgüten u. Anschliffen verkaufen ohne die Produktbezeichnung anzupassen. Hier noch ein klarer Hinweis: Dieses Messer unterliegt nicht nur wegen der Klingenlänge u. diverser anderer Features in vielen Staaten einem Führungsverbot und es darf auch in Ländern wo der §42a nicht zur Anwendung kommt keinesfalls in der Öffentlichkeit mitgeführt werden. Also bitte jeweiligen regionalen Bestimmungen beachten für Leute die sich das Teil anschaffen und nach draussen mitnehmen möchten!



    Part II


    Noch ein paar Eindrücke von der praktischen Benutzung des Leatherneck SF: Mit ca. 355g ist das Messer kein Leichtgewicht und es liegt sogar schwerer in der Hand als man es bei dieser Größe erwarten würde, zuweilen kommt der Eindruck auf man hält einen echten Prügel. Kurzum, vom Feeling könnte es besser ausbalanciert sein (obwohl eigentlich nicht schlecht getrimmt) und die Handlichkeit leidet definitiv, man merkt einfach die Massenträgheit des Gewichtes. Es will beständigt u. betont geführt werden was doch mit Krauftaufwand verbunden ist, vor allem bei längerem arbeiten. Hier zeigen die Mitbewerber z.B. mit dem Eickhorn Wolverine GEK od. dem Fox Militäry 691/18 wo es lang gehen sollte: Vom Konzept und der Größe dem CS Leatherneck recht ähnlich, bringen sie einen Tick weniger auf die Waage und wirken dabei wesentlich besser balanciert und sind daher führiger & viel agiler zu handhaben!


    Üblichen Schneidarbeiten wie z.B. für die Lebensmittelzubereitung gestalten sich durchwachsen: Weicheres Schnittgut wie z.B. (rohes) Fleisch, Tomaten, Brot, uvm. wird passabel durchtrennt. Bei größeren und festeren Sachen wie Kartoffeln oder Karotten wird eindeutig mehr gespalten als geschnitten. Hier wirkt sich die Klingenstärke von beinahe 5mm in Kombi mit dem nur halbhoch angesetzten Anschliff negativ aus und der Hohlschliff kann offensichtlich nicht alles retten. Aber Achtung: Die Schneidkante ist zweifellos sauscharf, auf Grund der Geometrie ist das Leatherneck trotzdem kein Schneidteufel und Slicer mit langer Klinge findet man bessere am Markt. Die Klingenbeschichtung ist von der glatteren Sorte, denke sie beeinträchtigt die Schneidleistung wenig bis gar nicht. Lebensmittelsäuren v. Obst oder Gemüse können ihr absolut nichts anhaben. Der unten abstehende Guard stört merklich bei Schneidarbeiten am ebenen Schneidbrett. Durch die gebogene Form des Handschutzes gibt es weniger Hot Spots und selbst bei kräftigen Powercuts hinterlässt er kaum Abdrücke auf der Schneidhand.



    Beim batonen macht das Leatherman SF eine sehr gute Figur, hier kann die gediegene Klingenstärke ihre Vorteile voll ausspielen, die Spaltperformance ist hervorragend. Der Klingenanschliff hat bei dieser Anwendung ja oftmals einen nicht so dominierenden Einfluss. Der D2 Klingenstahl gilt zwar als spröde, ich hätte jetzt aber keine Ausbrüche an der Schneidkante bemkert und die Fase legt sich auch nicht zur Seite. Die schmale Oberkante an der Klingenspitze schluckt Schlagenergie des Holzes und lässt es zersplittern, die Messerspitze bleibt stabil beim batonieren. Die Beschichtung leidet naturgemäß und wird mit jedem Spaltversuch zusehends abgetragen, d.h. das Messer verunstaltet wirklich rasch.



    Feathersticks lassen sich mit dem CS ebenfalls fabrizieren, mit einem Scandianschliff geht dies klar besser. Für das anreißen eines Feuerstahles ist die Klingenoberkante zu wenig scharfkantig, die Funkenausbeute ist tatsächlich mau und die Hitzeeinwirkung schadet zudem der Beschichtung.



    Hackarbeiten sind eine der Paradedisziplinen größerer Messer und auch beim Leatherneck wirkt sich das satte Gewicht positiv aus. Mein Testholz war eher von der härteren Sorte, ein bereits gut durchgetrockneter oberarmdicker Fichtenast mit sehr feinen Jahresringen. Zugegeben, hätte erwartet dass sich die Schneidkante durch den Hohlschliff im Holz verbeisst und zum klemmen neigt. Musste allerdings das Gegenteil beobachten und ich hatte den Eindruck dass sich die Schneide erst gar nicht richtig ins Holz frisst sondern eher gebremst oder abgelenkt wird. Was Hackperformance anbelangt wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Schneidkante blieb bei meinem kurzen Hacktest unbeeindruckt, es ist weder was ausgebrochen noch hat sich was umgelegt. Der Griff mit seiner ausgeprägten Texturierung erlaubt zwar sicheren Grip und vibriert nicht, führt aber andererseits auch zu Hautirritationen. Wer also 100m2 Brennessel schlagen will oder sich kilometerweit durchs Dickicht wühlt soll auf Handschuhe od. Blasenpflaster nicht vergessen - am besten gleich beides mitnehmen. Beim neuralgischen Punkt am Griffübergang sind keine Verformungen feststellbar, es ist alles auf Linie geblieben und nichts wackelt oder hätte sich gelockert.


    Kam bisher noch nicht wirklich in die Verlegenheit ein Messer ernsthaft zum hebeln zu benutzen, d.h. es als Brechstange zu missbrauchen. Der kurze Test beschränkte sich daher das Leahterneck SF kräftig in einen Fichtenstamm zu rammen und am Griff seitlich Druck auszuüben. Nunja, das Messer hat dies wenig beeindruckt, die Spitze sah nach ein paar Hebelversuchen aus wie davor. So wie bei der Hammerfläche bereits angemerkt würde ich auch bei Verwendung als Prey Bar empfehlen die Limits zu respektieren welche das Designs mit der schlank gehaltenen Spitze mitsamt dem spröden Klingenmaterial auferlegen.


    Die taktische Aufmachung sowie die historisch Herkunft lassen vermuten dass sich dieser Cold Steel-Nachbau eines WK II Kampfmessers gut für den Messerkampf eignet. Kann zwar mit keiner einschlägigen Erfahrung dienen, würde dem Leahterneck wegen seiner schwergewichtigen Trägheit hier kein allzu gutes Zeugnis aussstellen. Für flinke Attaken od. augenblickliche Parrierbewegungen ist es zu plump, die Griffnoppung verhindert rasche Griffwechsel. Es wirkt halt optisch durch die schiere Größe und verschafft Reichweite, die Spitze eignet sich zweifelsohne zum penetrieren. Das sind aber die einzigen Bonuspunkte welche in dieser Disziplin von meiner Seite vergeben werden.


    Was Korrosions- u. Witterungssbeständigkeit betrifft ist es unauffällig, d.h. es verlangt wenig Pflege. Scheide u. Griff sind aus Synthetikmaterialien, also perse wartungsfrei. Nach Benutztung outdoors schadet es dennoch nicht die Scheide zu reinigen da allfällige Fremdkörper die Beschichtung wegradieren - ähnliches kennt man ja von Kydexscheiden die oft verkrazte Klingen hinterlassen. Der D2 Stahl ist lediglich rostträge und nicht rostfrei, mit etwas Öl auf die blanken Bereiche der Klinge kann man Korrosion zuverlässig abhalten und es rostet auch nicht sofort wenn's z.B. mal mit Lebensmitteln oder Tau in Berührung kommt. Von daher ist ist nicht nur die Scheide outdoortauglich. Nach meinen Tests z.B. in der Küche od. Outdoors für die gröberen Arbeiten hat die Schneide noch immer eine vernünftige Gebrauchsschärfe, beim Papiertest geht's halt nicht mehr so sauber durch. Die abgelieferte Schnitthaltigkeit würde ich dennoch als gut bezeichnen. Wenn es denn mal soweit ist dass nachgeschleift werden muss fürchte ich allerdings dass es nicht allzu einfach sein wird ...


    Bei der Originalvorlage wurde aus einem outdoortauglichen Jagdmesser ein Feldmesser geschaffen welches an die kämpfende Truppe ausgegeben wurde. Dieser Hintergrund ist dem Leatherneck durchaus noch anzusehen und CS hat hier einen universell einsetzbaren Generalisten abgeliefert. Es erledigt vieles vernünftig, wenn es auch in div. Disziplinen nicht im Spitzenfeld zu finden sein wird und große Messer sind nunmal für große Aufgaben gedacht. Hätte es als One-Tool-Option für Survivalsituationen oder als Campknife für div. Outdooraktivitäten bei eher stationärem Betrieb gesehen sowie zur Mitnahme im Camper, SUV od. 4x4. Es ist sicherlich auch eine Option für den geneigten Prepper vor allem im Hinblick eines Meinungsverstärkers f. Krisen- und Katastrophensituationen. Für Rucksacktouren wo man täglich zig-Kilometer abspult und Strecke macht wäre es mir zu schwer, hierfür gibt es eine vielzahl leichterer Modelle am Markt.


    Um die Eingangsfrage nochmals aufzugreifen: Ist es die bessere Alternative z.B. zu einem Ka-Bar USMC Fighting Knife m. Herstellercode 1217? Wer bedingungslos Wert auf den traditionellen Look m. eleganter Bowie-Spitze, Ledergriff u. Lederscheide legt dem wird sich die Auswahlfrage erst gar nicht stellen, diese Zielgruppe bleibt wohl beim Ka-Bar hängen. Die Materialien des Cold Steel sind moderner, Leder gammelt nun mal leichter als Synthetikmaterialien, die Secure-Ex Scheide von CS trägt weniger auf und ist gegenüber der Originalversion die praxitauglichere Lösung. Der Stahl am Leatherneck CS ist einen Tick schnitthaltiger als der 1095 High Carbon am Ka-Bar und braucht weniger Pflege. Wer ein Ka-Bar am Schirm hat und einen User für den Outdooreinsatz sucht kann das CS Leatherneck SF getrost in die engere Wahl nehmen: Preislich liegt es ähnlich den üblichen Ka-Bar's (egal ob Leder- oder Plastikscheide) und man bekommt von CS auf alle Fälle einiges an Messer für sein Geld ;)




    Daten, Fakten (Zahlenwerte von mir ermittelt):

    Hersteller: Cold Steel

    Modellbezeichnung: Leatherneck SF

    Herstellercode: 39LSFC

    Produktursprung: Taiwan

    Klingenstahl: German D2 Werkzeugstahl (luftgehärtet), rostträge

    Klingenform u. -anschliff: Clip Point/ Swedge, Saber Grind m. Hohlschliff, plain edge/ non-serrated

    Klingenlänge: 176mm

    Klingenstärke: 4.8mm

    Klingenhöhe: 34mm

    Gesamtlänge: 301mm

    Gewicht: 355g Messer alleine, 468g inkl. Scheide

    Finish: Klinge Powder-Coated, schwarz

    Griff: Kray-Ex/ Elastomer ähnlich Kraton m. Quillon Guard u. Metallscheibe als Griffabschluss/ Hammerfläche

    Besonderheiten: Ohne den typischen gefrästen Längsrillen im ungeschliffenen Klingenbereich

    Scheide: Secure-Ex Kunststoffscheide f. Rechts- u. Linkshänder d. umsetzbare Gürtelschlaufe

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    Frischluftdeppert
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  • Ausführliche Vorstellung! Danke dafür, aber bin das nur ich oder sieht gear mit 1000 Brand Labels und geschreibsel überall aus als wenn das kein Messer sondern das Treuepunkte Spielzeug ausm Yps Heft ist oO?

  • bugikraxn :danke: für den :Knife Bericht. :thumbsup:


    Mich wundert es, daß das Messer 5mm Klingenstärke hat.

    Bin der Meinung das meins nur 3mm hat, kann ich allerdings gerade nicht nachgucken.

    Das M9 hat ja ne dicke 6mm Klinge.

    Die haben sich mit der Klinge wohl eher am OKC Bayonet hinsichtlich Design und Klingenstärke orientiert.


    WKII Design

    Zur Lederscheide kann ich sagen und hab schon zu Beginn festgestellt, daß die Schneide die Scheide einschneidet.

    Mit dem Griff ist schon der ein oder andere 100er Nagel in Stämme getrieben worden. Da klappert bis heute nix. Selbst die Lederscheiben am Griff sind noch Top, trotz Schlamm und Wasser während meiner Militärzeit.

    Das Messer hatte ich mir als Zertifiziertes Original neu für 120DM gekauft. Ich bereue keinen einzigen Pfennig davon. Das muss in '89 oder '90 gewesen sein.

    :)

  • bugikraxn , da hast du eine gaaanz tollen Bericht angeliefert :thumbsup::danke:


    Objektiv und sachlich, getrennt davon die eigene Bewertung, klasse.


    Was das Messer betrifft, so bin ich nach deinem Bericht noch skeptischer aus vorher.

    Nicht mein Messer :Knife , nicht von dem Hersteller.

    Aber das ist wie immer Geschmackssache. :koch:

  • Toller Bericht.... Danke dafür bugikraxn .


    Das original Ka-Bar hatte ich zweimal... und hab es jedes mal wieder hergegeben. Wurde einfach nie damit warm.


    Die Scheide des Leatherneck erinnert mich schon stark an die des SRK, und die mag ich. (OK... das SRK war eh der Grund warum das Ka-Bar immer gehen durfte....)


    Ich denke auch beim Leatherneck würde mich die Parierstange stören. Naja ist wohl eben auch eher als Kampfmesser gedacht, nicht soooooo als Allrounder. Aber optisch.... schon irgendwie lecker....


    Aber Nummer zwei... doch lieber noch ein SRK :rock::mrgreen:

  • Eine tolle, umfangreiche Vorstellung. Vielen Dank dafür! :danke:


    Ich habe ja das große Glück (oder Pech? :/ ) durch meine Kunden immer wieder neue Messer in der Hand zu halten.

    Und ab und zu kommt es vor, dass ein Messer mich doch sehr begeistert; so beim Leatherneck.

    Entgegen deiner Meinung finde ich es extrem gut balanciert. Ich mag die Klingenlastigkeit generell bei großen Messern. Okay, ich habe aber auch eine Schwäche für Bowies. Das Parrierelement stört (mich) überhaupt nicht - da es so schmal ist, kann man es beim Vorgreifen einfach zwischen Zeige- und Ringfinger klemmen.

    Und der Griff gehört für mich zu den angenehmsten, die ich je in der Hand hielt.

    Insgesamt denke ich, dass das Leatherneck ein Messer ist, das unverdient viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

    Aber gut, bei dem riesen Sortiment, das der Messermarkt für uns bereithält... :saint:


    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Freude damit.


    Lieben Gruß,


    Olli :)

  • Der Eindruck täuscht keineswegs Dachs, die unterschiedlichen Benamsungen sind sicherlich ein stückweit Effekthascherei wo versucht wird eher gewöhnlichen Details den Nimbus von 'unique & very special' zu verleihen. Gibt durchaus namhafte Hersteller die sowas nicht in dieser Intensität verfolgen!


    Das Ka-Bar USMC sollte ca. 4mm Klingenstärke haben Fryd und hält man beide Messer nebeneinander wirkt die Klinge gegenüber dem Leatherneck tatsächlich ein wenig 'dünn'. Im I-Net findet man zahlreiche Anmerkungen wonach die Quali der älteren Ka-Bar's besser gewesen sein soll - hab da allerdings keine Erfahrung in Ermangelung eines orig. Ka-Bar. Das OKC M9 Bajonett hatte ich als Vergleichsobjekt erst gar nicht am Radar ;)


    Was das Design der Scheide betrifft gibt es viele Gemeinsamkeiten mit dem SRK Albbaer. Da das SRK keinen symmetrischen Handschutz besitzt ist die Fixierung am Guard anders gestaltet, ansonsten ist das Konzept völlig ident. Das SRK ist wohl eins der tauglichsten Outdoormesser und in unterschiedlichen Ausführungen schon sehr lange am Markt. Im Gegensatz zu zahlreichen Fantasiedesigns von Lynn Thompson glänzt dieses Modell durch schlichte Eleganz.


    Mein Leatherneck SF ist sicherlich noch vor dem Eigentümerwechsel bei Cold Steel fabriziert worden, von daher kann ich über die aktuelle Qualität nicht viel sagen Wulfher. Da CS offensichtlich viele Chargen bei div. Sublieferanten fertigen lässt kommt es auch drauf an wie deren Qualitätssicherung und der jeweilige Standard beim Fertiger ausschaut.


    Du hast natürlich recht Olli was die Balance des Leatherneck betrifft, ist oberhalb auch ein wenig unglücklich formuliert. Nimmt man das Leatherneck SF in die Hand und gleich danach z.B. ein Eickhorn Wolverine fragt man sich augenblicklich was denn nun falsch ist am Leatherneck - vom Handling wirkt es subjektiv halt echt plump, obwohl nur ca. 40g schwerer ... Bei ca. 1/2" Ricassolänge verkneife ich mir den Vorgriff beim Leatherneck schon mal und ich bilde mir ein dass ich noch nicht wirklich dicke Würstelfinger habe ;)

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    Frischluftdeppert
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  • Naja bugikraxn , manchmal frage ich mich schon: Lieber Designer was hast du dir bei dem Ricasso gedacht? Oder bei dem Choil?

    Ich bin der Meinung: Man sollte sowas schon so groß machen dass ein Vorgreifen möglich ist, oder aber gleich darauf verzichten. Und das ist ja auch wieder Geschmacksache.