Baumkind Filz Wissen

  • Auf dem Liegerad kriecht der kalte Fahrtwind im Winter von unten in die Hosenbeine. Als Abhilfe trage ich Gamaschen. Da man nie genug Gamaschen im Schrank haben kann, habe ich schon vor längerer Zeit Wolle für selbstgemachte Filzgamaschen besorgt:



    Wenn man unterwegs einkehrt und die Gamaschen nicht auszieht, geht man vor Hitze fast ein. Also sollten die Gamaschen einen Verschluss haben, so dass man sie einfach abnehmen kann. Ich habe viel überlegt, und mich am Ende für einen einfachen groben Reißverschluss entschieden.


    In diversen YT-Filmchen wird erklärt, wie aus Wolle Filz wird. Irgendwie ist das ein kleines Wunder:


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    Die Verfilzung geschieht fast von alleine. Eine fast werkzeugfreie Variante wird hier gezeigt:


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    Mit Reibung, heißem Wasser und Seifenschaum oder Filznadeln kann die Verfilzung beschleunigt, verbessert und gesteuert werden.


    Mein erster Versuch mit heißem Wasser und Kernseife hat einen dicken, aber dennoch fluffigen und erstaunlich leichten Filz ergeben. Der Verfilzungsprozess geht mit Wasser und Seifenschaum innerhalb weniger Minuten vonstatten. Danach lässt sich kaum noch etwas machen.


    Trotz vielerlei Bemühungen, bei denen ich den Filz stellenweise auch wieder kaputt gemacht habe, war der Filz am Ende nicht fest genug und an manchen Stellen viel zu dünn.


    Also mussten Filznadeln her. Für meine Zwecke reichte ein Anfängerset völlig aus:



    Im Prinzip sticht man mit den dreieckigen, eingekerbten Filznadeln so lange in den Filz, bis er die gewünschte Konsistenz hat. Sinnigerweise legt man sich ein Stück Schaumstoff oder eine Bürste darunter (man kann dafür auch eine Duschbürste verwenden).


    Mit den Nadeln lässt sich viel genauer arbeiten als mit der global-galaktischen Wasser- und Seife-Methode. Wenn eine Stelle zu dünn ist, kann man einfach ein paar Fasern darüber oder darunter legen, und schon ein paar Nadelstiche später sieht man kaum, dass nachgebessert wurde.



    Hier ist der zweite Versuch mit weniger Wolle, dafür mit einem Hauch von Märchenwolle und gut sichtbaren Reißverschlüssen für den Straßenverkehr, gepimpt mit reflektierender Stickerei:



    Beide Gamaschen-Paare wurden in einem Lanolin-Bad eingeweicht. Dafür habe ich einen halben Teelöffel Lanolin in heißem Seifenwasser aufgelöst. Anschließend wurden die Gamaschen zum x-ten Male auf ein Handtuch gelegt und durften trocknen.


    Naß- und Trocken- bzw. Nadelfilzen lassen sich gut miteinander kombiniert. Das Naßfilzen erschien mir eher schwer zu steuern: Der nasse Filz reißt schnell oder wird fadenscheinig. Mit den Filznadeln ließen sich Löcher, Unebenheiten etc. schnell "wegprickeln".


    An Filz gefällt mir, dass man es mit Nadeln auch im Nachhinein sehr gut bearbeiten kann. Mit der Zeit dürften sich die Gamaschen auch "zurechtziehen". Auf jeden Fall tun sie, was sie sollen: Wärmen, und beim zweiten Paar auch Sichtbarkeit im Straßenverkehr erhöhen (Radfahrer sind ja unsichtbar).

  • :thumbsup:  Klasse!


    Filz-Gamaschen .... mhmmm?! ... brauch ich sowas ... mhmmm?!


    in einem winterlichen Camp ... als Filz-Gamaschen ähnliche Beinlinge, hoch bis zum Knie ... das könnt ich mir gut vorstellen.




    :campfire:

    lieben Gruß

    Michael

    Einmal editiert, zuletzt von kahel ()

  • in einem winterlichen Camp ... als Filz-Gamaschen ähnliche Beinlinge, hoch bis zum Knie ... da könnt ich mir das gut vorstellen.

    Und dann mit Strapsen halten, damit sie nicht, wie bei

    Pippi Langstrumpf, immer auf halb acht hingen.

    Mann, wie bekomme ich diese Bilder von dir Michael wieder aus dem Kopf?


    Gruss Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Und so sieht's aus, wenn die noch unfertigen Gamaschen getragen werden:



    Da fehlt noch ein bißchen Reflexgarn, und zumindest oben sollte etwas gerade geschnitten werden.

    Aber vielleicht klappe ich es auch einfach gerade um und prickele es fest, so dass oben ein fester Rand entsteht.