Bunker in der Eifel - Raffelsbrander Wald

  • Hallo zusammen,


    Bereits auf unserer letzten Tour erwähnte @Walter, dass die Bunker-Anlagen im Raffelsbrander Wald in absehbarer Zeit Gesellschaft vom Windpark Peterberg bekommen werden. Trotz jeglicher Bemühungen der Anwohner, die Bodendenkmäler der Winteroffensive 1944/45 zu schützen, scheinen nach aktuellem Stand die Bauarbeiten im Gange zu sein.


    Obwohl die Bunker-Anlagen selbst nicht betroffen sein werden (bleibt eventuell abzuwarten), wird der Wald bzw. die Landschaft drum herum anschließend nicht mehr dieselbe sein. Die Tour, die ich für das Frühjahr 2017 angesetzt habe, sollte ursprünglich am Peterberg beginnen. Ob die Arbeiten bis dahin abgeschlossen sein werden und wie das Areal anschließend aussieht, steht derzeit noch in den Sternen.


    Entsprechend dieses Umstands möchte ich euch von dieser Tour zumindest ein paar Eindrücke hinterlassen. So hat es einmal ausgesehen:



    (mit meiner Frau mal zwecks Vorstellung der Dimension einer Deckenstärke - geschätzt: ca. 180cm)


    Tja, da lädt man zur Bunkertour ein, hat sich im Vorfeld schon ordentlich schlau gemacht, Karten gepimpt und wer findet den ersten? Frauchen natürlich! Ich habe derweil, nach einem kurzen Aufenthalt hinter einigen Baumstämmen zwecks Entleerung, meine erste Zecke gefunden, die sich offensichtlich auf den Schultergurt meines Rucksacks geschlichen hatte und mir im Bart rumkrauchte. Ende August konnte man ohnehin kaum einen Schritt oder kaum eine Handbewegung machen, ohne sich eine einzufangen. Lästig, aber damit muss man sich eben abfinden, wenn man draußen unterwegs ist.



    So sah es auf der Rückseite aus. Zugänglich, obwohl gesprengt, aufrechtes Stehen oder Gehen aber unmöglich.



    Überall verstreut finden sich zudem Mauerreste aus überwiegend Schiefergestein. Woher sie stammen, kann ich nicht sagen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass neben den Bunkern auf Baracken errichtet wurden, wo gegessen bzw. geschlafen werden konnte. Im Bunker selbst gab es meist nicht die Möglichkeit, zu schlafen, zumindest nicht in den kleineren Ausführungen, wie man sie bisher sieht.



    Vermutlich eine MG-Stellung, da es sich wirklich um ein recht kleines Gebilde handelte. Gesprengt und absolut unzugänglich. Das Loch, welches man auf dem Foto in der unteren Hälfte sieht, erscheint auf dem Bild bedeutend größer als es tatsächlich ist. Es hätte sich aber auch nicht gelohnt, da mal weiter vorzugehen. Wie gesagt, der Bunker an sich war mit wenigen Metern Kantenlänge absolut kein Riese.



    Hier kann man gut sehen, wie die komplette Front weggesprengt wurde. Da die Decke, bis auf ein paar Risse, aber eigentlich recht unversehrt erscheint, glaube ich an eine gezielte Sprengung (Sprengversuch), als dass hier vermutlich ein frontaler Volltreffer gelandet wurde. Ich finde es aber immer wieder erstaunlich, wie massiv damals gebaut wurde. Wenn man überlegt, dass quasi die gesamte Front vernichtet wurde, hat der Rest dennoch einen guten Zustand. Sicher wären diese Bauten bis zu einem gewissen Punkt garantiert gewesen.



    Hier kann man einen der Gründe, weswegen man auf Bunker-Tour tunlichst vorsichtig sein soll, gut sehen. Moniereisen ragen nicht nur vertikal nach oben, sie sind quasi in sämtlichen Himmelsrichtungen vertreten. Gerade bemooste Steine, wie man sie rechts im Bild ganz gut erkennt, besitzen ein gewisses Gefahrenpotential. Man kann sich teils zwar gut an den massiven Moniereisen festhalten, aber andererseits kann man sich auch gut daran verletzen oder schlimmer noch, ausrutschen und drauffallen. Auch wenn sie seit vermutlich 7 Jahrzehnten den Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, darf man nicht davon ausgehen, dass es sich um rostig labile Stangen handelt. Im Gegenteil. Lediglich ein Hauch von Flugrost (quasi eine Art Patina) ist vorhanden. Darunter findet sich immer noch ein sehr gutes Material.



    Vergisst man den geschichtlichen Hintergrund einmal und konzentriert sich rein auf den Augenblick, so haben solche Orte irgendwie etwas Mystik aber auch Idylle. Mit der Zeit wird die Natur sicherlich die vorangegangene Arbeit des Menschen vollenden, aber bis dahin werden noch einige Jahrzehnte verstreichen. Prinzipiell würde es mich mal interessieren, wie lange solch ein künstlicher Bau "überlebt", wenn man an die Bauten der Ägypter, Griechen oder Römer denkt. Aber...



    ...da so alt ohnehin kein Schw**n wird, kann man auch mal die Position wechseln, um noch ein paar andere Eindrücke zu erhaschen. Das war doch schon eine größere Anlage, wo vermutlich auch Depots untergebracht waren. Nachvollziehbar, in diesem Zustand, aber eher schwierig. Im Grunde steht man mitten im Gebäude; die Decke fehlt komplett.



    (eine Frage der Perspektive)


    Es ist immer davon abhängig, wie man an die Sache herangeht. Aus der Ferne lassen kaum Bunker ausfindig machen. Selbst wenn man mitten draufsteht ist nicht unbedingt gesagt, dass man weiß, worüber man sich im Grunde befindet. Schön, geheimnisvoll, weckt die Abenteuerlust. Ist aber auch wieder mit Vorsicht zu genießen, da man die Bügel der Moniereisen (links unten im Bild) sehr schnell übersieht, drin hängen bleibt und ... Ich möchte mir jedenfalls nicht ausmalen, welche Verletzungen man sich zuziehen könnte. Ich denke, dass das Repertoire an Möglichkeiten die Möglichkeiten eines herkömmlichen EH-Sets durchaus sprengt. Es empfiehlt sich neben geeigneter Kleidung entsprechend auch, dass EH-Set vor Beginn einer solchen Tour zu überprüfen und ggfs. zu überdenken. Vorsicht ist hier immer besser als Nachsicht. Und auch nahe der Ortschaft, wenige 100 hundert entfernt, hat man ganz schnell die AK gezogen.



    Hier sieht man schwach noch ein paar Überreste der ehemals vorhandenen Laufgräben. An diesen erkennt man wiederum recht gut, dass mittlerweile über 70 Jahre vergangen sind. Grundsätzlich wäre das Areal generell für mich ein Anlaufpunkt, um mal zu sondeln. Unabhängig davon, ob es verboten bzw. vermutlich sogar sehr gefährlich ist, möchte ich nicht wissen, was man alles finden könnte. Hier haben sehr viele Menschen ihren Tod gefunden.



    (Living on the Edge)


    Zwecks Größenvergleich dieser Anlage mal wieder mein Frauchen im Mittelpunkt. Und ja, da wo sie steht geht es tatsächlich abwärts. In diesem Bunker fanden sich aber unterschiedliche Zu-/Ableitungen (Wasser, Luft), was mich darauf schließen lässt, dass es sich hierbei ebenfalls um ein Depot handelte.



    Mal noch aus einer anderen Perspektive. Relativ mittig im Bild sieht man einen Abgang. Vielleicht eine Verbindung zu anderen Bunkern oder eine Art Fluchttunnel. Wir sind an diesem Tag ab nicht hinab gestiegen, um der Sache mal auf den Grund zu gehen. Einerseits war es uns (überwiegend meiner Frau) doch etwas zu heikel, andererseits konnte man wirklich kaum etwas machen, ohne sich nicht eine Zecke einzufangen. War an jenem Tag echt übel und die Zeckenkarte kam so einige Male zum Einsatz. AntiBrumm - für'n Poppes!



    Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Wir sind in erster Linie nicht runter gekraxelt, weil wir uns nicht sicher waren, wie wir wieder rauskommen würden. So war's. Da ging es gut 2,5-3m abwärts und vor lauter Dickicht und Ablagerungen konnte man nicht mal erkennen, worauf man gehen würde, wäre man abgestiegen. Bin ich mit meiner Frau unterwegs, bin ich fast schon übervorsichtig. Da bin ich bedeutend wagemutiger, wenn ich mit den Jungs unterwegs bin. Man sollte dennoch gut abschätzen, ob man es bei ein paar Bildern belässt, oder doch ein gewisses (weil absehbares) Risiko eingeht.



    Neben hervorstehenden Moniereisen sollte man auch auf Löcher achten. Nicht alle Anlagen waren oberirdisch bzw. sind es noch, nachdem man sie gesprengt/geschliffen hat. Die Vegetation hatte ausreichend Zeit, sich ihren Platz zurück zu erobern, so sind Risse und Spalten nicht immer leicht und direkt zu erkennen. Steckt man drin, fällt rein oder knickt einfach nur um, ist es zu spät, um darauf zu achten.



    Man muss nicht melancholisch veranlagt sein, um an einem solchen Ort nicht ins Grübeln zu kommen.



    Entsprechend weiß ich nicht, ob ich mich wirklich daran erfreuen würde, wenn man was per Sonde finden würde. Ich sammel schon viel, habe auch einige Relikte aus jener Zeit zu Hause, aber solch einen Fund müsste ich dann nicht unbedingt machen/haben. Vielleicht bin ich tatsächlich zu weich dafür, aber nicht selten gehen mir unterschiedliche Gedanken durch den Kopf, wenn ich mich an einem solchen Schauplatz befinde. Mir reicht es zu wissen, dass sich dort immer noch gefallene Soldaten befinden können. Oberflächenfunde sind dann eben eine Sache, Grabungen und der mögliche Fund eines dort verstorbenen Soldaten eine ganz andere. Nicht wirklich meine Welt.


    Möge Private First Class Robert Cahow - Soldat des 311th Regiments der 78th Infanteriedivision der U.S. Army - nun seine Ruhe finden.



    Zumindest der Tod kennt keine Unterschiede!



    Zurück zum Wagen waren es ein paar Meter und zu den Bunker-Anlagen unterhalb Simonskall reichte es dann doch nicht mehr. Ob und inwiefern sich diese Tour erneut angehen lässt, so dass man die intakten Bunker im Buhlert noch zu Gesicht bekäme, kann ich bis nächstes Jahr nicht sagen. Man hätte aber durchaus noch die Möglichkeit, am Parkplatz an der L 160 zu starten. Egal wie es auskommt, ich hoffe ein paar Eindrücke geliefert zu haben, die man in der Form vielleicht nicht wiedersieht.


    In diesem Sinne... :campfire: