Urban Survival – Massenausschreitungen

  • Ich war letztes Jahr in Zürich auf einen Kurs.
    Am letzten Tag, wir kamen da gegen Abend raus, bin ich mit einer Teilnehmerin zusammen zur Straßenbahn, da unsere Hotels in der gleichen Ecke lagen.


    Wir stiegen ein, nach ein paar Stationen hielt die Bahn an und der Fahrer erklärte, dass es hier nicht weiter ginge, da es nach einem Fußballspiel zu
    Ausschreitungen gekommen wäre und die Polizei einige Bereiche komplett gesperrt hatte für den Verkehr. So mussten wir dort dann aussteigen und waren erst einmal ratlos,
    kannten uns nicht aus und irgendwie mussten wir zu den Hotels kommen. Wir fragten einen an der Haltestelle, welche Möglichkeiten wir hätten um dahin zu kommen.
    Er meinte, da gäbe es keine großen Alternativwege, wir müssten mitten durch.
    Also blieb uns nichts übrig, wir liefen dann auf den gesperrt Platz zu, wo bereits von weitem zu erkennen war, dass dort so einiges abging.


    War für mich das erste Mal, mit so einer Situation konfrontiert zu sein und mein Bauchgefühl war kein schönes.
    Wir versuchten soweit möglich am Rand des Geschehens vorbei zu kommen. Die Polizei hatte wohl Tränengas oder Pfefferspray im Einsatz,
    leichte Nebelwolken waren im Schein der Straßenlampen zu erkennen. Das merkten wir erst später an den Atemwegen.
    Da wir beide noch nie in so einer Situation waren, hatte auch keiner von uns daran gedacht, irgendwas vor den Mund/Nase zu halten,
    weil wir von der Situation so eiskalt überrascht wurden.


    Habt ihr damit auch schon Bekanntschaft gemacht und habt Tipps für richtiges Verhalten?

  • Ich musste die letzten Jahre mit dem Zug pendeln um zur Arbeit/Hause zu kommen. Immer wenn Fußball war am Samstag konnte ich mich auf so ein Szenario einstellen auf dem dem Weg zum Bahnhof. Dort war dann meist schon ein Mordspolizeiaufgebot und Bürgerkriegsähnliche Zustände mit Böllern und Gas sowie entsprechende Gewalt. Meistens kannste da nix gegen machen, kommst eh nicht an den Hundertschaften vorbei zum Zug und so bin ich dann meistens einfach in die andere Richtung gegangen und hab mich irgendwo wo es ruhig war aufgehalten bis der Krawall dort fertig war, noch ne Stunde dran gehängt auf der Arbeit...oder bin einfach zum nächsten Halt der Bahn gelaufen. War dann aber auch meist blöd...weil der Terror geht ja in den Zügen weiter mit den bekloppten Fans. Alle angetrunken und einfach nur aggressiv. Ich bin froh das nicht mehr ertragen zu müssen.


    ...das einzigst Sinnvolle in solchen Szenarien ist das ganze in Sicherheit auszusitzen weit ab vom Schuß. Auf keinen Fall versuchen da mitten durch zu gehen oder einen Weg zu suchen....Erfahrungsgemäß kommt man da schnell zwischen die unklaren Fronten.


    Gruß,


    Amarok

    Einmal editiert, zuletzt von Amarok ()

  • etwas vor den Mund ziehen wurde wohl gegen gas Sinn machen. Allerdings macht man sich ( ich weiß nicht wie es in der Schweiz ist) damit eher verdächtig und verstößt gegen das Versammlungsgesetz also ich würde davon abraten. Es in möglichst weiter Entfernung aus sitzen klingt nach der besten alternative.

  • mein Bauchgefühl war kein schönes


    In einem solchen Fall würde ich mich gerade darauf verlassen.


    Pfefferspray im Einsatz

    Als ich noch auf der Notfallstation arbeitete, ging in der Kabine im Rahmen eines Gerangels zwischen Randalierer und Polizist dessen Pfefferspray los. Da hatten sämtliche Beteiligten erst mal etliche Minuten lang Spass :( .


    Ich vermeide derartige Situationen konsequent und nehme evtl. auch einen grossen Umweg in Kauf.

  • Moin.


    Ich habe, vor etlichen Jahren, mal an einer Demo teilgenommen.
    Wasserwerfer wurden eingesetzt, von der Polizei.
    Ich habe so einen Strahl von dem Teil ungebremst ins Kreuz bekommen... :(


    Mein Fazit : Weiträumig so etwas vermeiden. Egal in welcher Form.

  • Ich war vor einigen Jahren einen Freund in Erfurt besuchen, wir haben am Abend eine Kneipentour gemacht und waren danach in einem Club. Dort wurde sich schon erzählt, dass eine Horde rechter Gesinnungsgenossen pöbelnd durch die Innenstadt zieht.
    Als wir dann irgendwann zu zweit den Club verließen - war ja klar - kommen ca. 80 Fleischmützen um die Ecke, schwarz gekleidet und trotz sommerlicher Temperaturen Handschuhe an.
    Mein Kumpel war wirklich voll wie ein Nachttopf und natürlich konnte ich sich nicht eine süffisante Bemerkung gegenüber den Tischlerlehrlingen (viele hatten Holzbesteck bei) verkneifen.
    Zum Glück hatten wir beide eine Glatze und die Nachtsportler meinten wohl sie hätten Zuspruch von uns erhalten. Da hatten wir echt Glück. :whistling:

  • Als junger fußballbegeisterter Bursche war ich häufiger bei Heimspielen meines Lieblingsvereins. Das Taschengeld und die kleinen Verdienste aus Schülerjobs wurde gespart, damit wir ab und an mal genug Geld für Eintrittskarten und Bahntickets hatten. Auch schon in den 80-er Jahren kam es beim Zusammentreffen rivalisierender "Fußballfan"gruppierungen zu Teils heftigen Ausschreitungen. Wir haben in den wenigen persönlichen Vorkommnissen dieser Art immer versucht bei solchen Situationen so schnell wie möglich "Land zu gewinnen" und uns ins Ecken abzusetzen, wo weit und breit keine volltrunkenen und gewaltbereiten "Fans" oder Teile der Exekutive waren. Dadurch einmal auch den geplanten Zug für die Rückreise verpasst!


    (OT: Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, warum seitens Legislative, Judikative, Exekutive und den jeweiligen Fußballverbänden immer noch keine dauerhaften Lösungen in die Wege geleitet wurden. Dabei wäre es so einfach, wenn viel viel radikaler gegen Störer lebenslange Stadionverbote ausgesprochen werden könnten.)


    Wenn man durch Zufall in solche Situationen gerät, hilft nur Eines: Schnell und unauffällig weg - Konfliktzonen weiträumig meiden.


    Sehr häufig ist die Stragegie der organisierten Vollidioten (Fans die auf Krawall aus sind und sich prügeln wollen), dass sie nicht immer als geballte Masse an einem bestimmten Ort sind oder als großer Trupp durch die Gegend ziehen, sondern sich zum Teil in Kleingruppen aufsplittern, die dann "unkontrollierter" Rabbatz machen können. Diese Strategie ist jetzt nicht so ungewöhnlich. Man kann sie auch sehr gut bei gewalttätigen Demonstrationen politischer Natur beobachten.


    Wenn man zufällig und ungewollt in solch einem Szenario ist, sollte man eine vernünftige Risikobewertung und Risikovermeidung durchzuführen. Durch genaue Beobachtung der örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten sowie der "handelnden Protagonisten" kann man halbwegs abschätzen, ob es auf dem geplanten Weg Ärger geben kann oder nicht. Lieber einen großen Umweg in Kauf nehmen, als plötzlich mitten drin zu sein.

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



  • Traurig, so etwas in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung sagen zu müssen, aber ich mache einen weiträumigen Bogen, sobald ich eine Demo mitbekomme. Und noch trauriger, dass ich als unbescholtener Familienvater auch deswegen einen großen Bogen mache, weil auf Seiten der Polizisten teilweise sehr hart gegen Unbeteiligte durchgegriffen wird.

  • Da die Hotels in den Innenstädten schon Erfahrungen damit haben, reicht es meistens, dass man dort anruft und bekommt Einlass durch den Lieferanteneingang auf der Rückseite.
    Für die Situation allgemein, kann ich mich nur meinen Forumskollegen anschliessen, vermeiden und eben taktischen Ausweichen

  • Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei - bis dahin eine Gaststätte oder ein Café aufsuchen und abwarten bis die Polizei die Lage unter Kontrolle hat bzw. die Krawallbrüder müde geworden sind.
    So geschehen vor ein paar Jahren in Hannover.
    Meine Freundin und ich haben es uns in der "Irish Harp" am Schwarzen Bären/Linden gemütlich gemacht und sind dann spätabends etwas angesäuselt an ihrer Wohnungstür in der Innenstadt gelandet.
    Grundsätzlich sollte man weitestmöglich Abstand zu Ausschreitungen gewinnen.
    Zu groß ist das Risiko zwischen die Fronten zu geraten oder gar für einen der Gegendemonstranten gehalten zu werden!
    Den undankbarsten Job haben dabei zweifellos die Polizisten, die doch nur verhindern sollen dass es zu Mord und Totschlag kommt. Aber versucht mal selber zwei streitende Hunde zu trennen...

    "Vielleicht ist in der kleinen Wurzel des Heiligen Baumes noch Leben. Wenn dem so ist, dann pflege sie gut, auf das aus ihr wieder ein Baum wird, der Früchte trägt und in dessen Zweigen die Vögel singen..."


    Black Elk

    Einmal editiert, zuletzt von Kreativjunkie ()

    • Offizieller Beitrag

    Das ist einer der Gründe, warum ich mich nie wirklich betrinke: Damit ich die (Selbst-)Kontrolle behalte und schnell kluge Entscheidungen treffen kann. Mein Mitleid mit Betrunkenen, die in Schlägereien geraten sind, hält sich grundsätzlich sehr in Grenzen.

  • Ein Mob wie jetzt neulich in Dresden berauscht sich schon alleine am Hass. Es ist schon beängstigend mit anzusehen was die Kombination Herdentrieb und niedrigste Instinkte unter strategischer Führung hervorbringt.

    "Vielleicht ist in der kleinen Wurzel des Heiligen Baumes noch Leben. Wenn dem so ist, dann pflege sie gut, auf das aus ihr wieder ein Baum wird, der Früchte trägt und in dessen Zweigen die Vögel singen..."


    Black Elk

  • Steuerhinterziehung ist für mich kein Grund, jemanden nicht auf diesen Posten zu lassen, hat für mich gar nichts mit Billigung von Gewalt zu zun. Ist etwas anderes als Alkohol am Steuer oder explizite Vorbestrafung wegen eines Gewaltdelikts, das fände ich mit dem Posten unvereinbar.


    Ich fände ja schön, wenn auch schon das Grölen der Fußballfans in Bus/Bahn/auf den Bahnhöfen unter Strafe stünde :P Im Ernst: Das ist für mich auch eine Form von Gewalt, gegen meine Ohren nämlich. Aber das wird leider geduldet. Wenn ich weiß, daß zur Zeit x in Gegend y ein Fußballspiel stattfindet, dann versuche ich, in der Zeit nicht unterwegs zu sein. Geht aber natürlich nicht immer.
    Aber hat wohl weniger etwas mit unserem Land zu tun als mit Menschen überhaupt. So sind sie eben.

  • Steuerhinterziehung ist für mich kein Grund, jemanden nicht auf diesen Posten zu lassen, hat für mich gar nichts mit Billigung von Gewalt zu zun. Ist etwas anderes als Alkohol am Steuer oder explizite Vorbestrafung wegen eines Gewaltdelikts, das fände ich mit dem Posten unvereinbar.


    Ich fände ja schön, wenn auch schon das Grölen der Fußballfans in Bus/Bahn/auf den Bahnhöfen unter Strafe stünde :P Im Ernst: Das ist für mich auch eine Form von Gewalt, gegen meine Ohren nämlich. Aber das wird leider geduldet. Wenn ich weiß, daß zur Zeit x in Gegend y ein Fußballspiel stattfindet, dann versuche ich, in der Zeit nicht unterwegs zu sein. Geht aber natürlich nicht immer.
    Aber hat wohl weniger etwas mit unserem Land zu tun als mit Menschen überhaupt. So sind sie eben.

    Aber dieser Steuerhinterzieher leitet wieder einen großen, steuerpflichtigen Verein.


    Du hast Recht, daß es unschön ist, so Geschrei unbedarft mit anhören zu müssen.
    Aber unter Strafe?
    Ein anderes Mal sind wir zu laut und es stört einen Dritten.
    In einem gewissen Rahmen sollte man es tolerieren können.


    Naja, ein Großteil der Fußballspiele findet in Großstädten statt. Dort besteht aber das Leben nicht nur aus dem aktuellen Fußballspiel. Es gibt noch genug Anderes dort.
    Ob es nun eine Fernwehmesse ist, ein Outdoorladen oder auch nur die Familie?
    Oder der Arbeitsplatz?


    Dadurch lässt es sich leider nicht immer ganz vermeiden, zeitgleich in der Nähe zu sein.
    Deshalb alle Sinne bewahren und wenn man etwas negatives mitbekommt, wie es zum Beispiel auch bei @Mandelaugen war (siehe ersten Post) dann ausweichen, bzw weiträumig umgehen oder anderweitig einen Schutz aufsuchen.

  • Das wichtigste und allererste sollte sein, die eigene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit nicht einzuschränken. Keine Kopfhörer, kein dauerndes Starren auf den Handybildschirm. Einfach aufmerksam seine Umgebung beobachten.
    Sich der eigenen Situation bewusst sein und ein Auge für die Möglichkeiten der Umgebung haben. Nach dem Motto wo kann ich hier unauffällig verschwinden, welche Möglichkeit habe ich hier und dort.
    Akute Situationen weiträumig umgehen, wie schon oft angesprochen. Mitten durch ist fast immer die schlechteste Option. Bei den Aufklärern haben wir immer gesagt, fahren wie das Wassee fließt. Tief und unauffällig und viel sehen ohne gesehen zu werden. Auf das ungewöhnliche achten....

  • Hallo zusammen,


    den Jahreswechsel 1999 zu 2000 wollte ich gebührend feiern und bin zum Münchner Odeonsplatz gefahren. Der war so was von voll, dort wo man stand, ist man auch stehen geblieben, eine Bewegung durch die Menge war fast aussichtslos. Das hatte ich gesehen, da ein Mann mit kleinem Kind durch die Menge wollte, der hat vermutlich seine Entscheidung verflucht den Odeonsplatz betreten zu haben.
    Ein wenig später kam auch mir der Gedanke, dass mein Standort vielleicht auch nicht so gut gewählt war. Lustige Menschen haben Raketen abgeschossen, die auf die Menschenmengen herunter regneten. Ein Ausweichen der Raketen war zu diesem Zeitpunkt unmöglich; ich habe als Test meine Beine angezogen und bin nicht zu Boden gefallen! Wenn hier eine Panik ausgebrochen wäre...das will ich mir lieber nicht ausmalen.
    Nachdem die Jahreswende rum war, bin ich runter in die U-Bahn. Nach kürzerster Zeit bin ich wieder an die Oberfläche, da alles blockiert war und fast die gesamte Strecke nach Hause gelaufen.


    NIE WIEDER werde ich mich wissentlich auf so eine Mega-Veranstaltung begeben! Und jede Verzögerung, jeder Umweg der eine(n) vor so einer Sch**ß Fußballveranstaltung oder ähnlichem bewahren, ist es wert in Kauf genommen zu werden! Auch wenn's nervt, nach der Arbeit/ Kurs nicht nach Hause/ Hotel zu kommen; geh' in die Gegenrichtung, such' Dir ein Cafe/ Kneipe, trink' einen Kaffee/Bier, warte ein Stündchen oder zwei und fahr' dann entspannt nach Hause.


    Gruß,
    kdk