Shelterbau und Lagerbau für den längerfristigen Einsatz oder Aufenthalt Was/Wie/Wo etc.

  • Hier geht es also um Shelterbau. Grundlegendes, Beispiele, Problemstellung/Lösung, Bilder etc. .


    Ich steige mal ein .....
    Ein Shelter ist eine behelfsmäßige Unterkunft für den überwiegend temporären Einsatz. Im Lastenheft steht in erster Linie Schutz vor Witterung, kann aber auch (je nach Bauweise) Schutz vor anderen Einflüssen bieten er bedeutet auch immer etwas Privatsphäre.
    Je nach Umgebung und den dort vorgegebenen Einflüssen, dem möglichen Baumaterial entscheidet sich die Bauform eines solchen.
    Hier bei uns in Mitteleuropa haben wir, wir setzen mal den Wald als Domizil voraus, genug Baumaterial zur Verfügung. Wo baue ich denn optimalerweise so etwas auf? Ganz einfach, dem Gelände und den Bedürfnissen angepasst. Auf einer nackten Bergkuppe oder direkt am Ufer eines Flusses im Gebirge sind keine guten Standorte. Ersterer bietet kaum Schutz vor Wind und provoziert durch die exponierte Lage das Risiko von Blitzschlag, zweiterer birgt die Gefahr bei starken Regenfällen von einer Springflut überrascht zu werden. Zudem sind in direkter Gewässernähe zumeist blutsaugende Insekten unterwegs.


    Also gilt:
    Augen auf bei der Wahl des Lagerplatzes! Windgeschützt mit gutem Überblick aber dennoch blickgeschützt. Fließgewässer in der Nähe ist immer sinnvoll. Als Nahrungsquelle, zur Wasserversorgung, für die hygienischen Belange und ...... ggf. als Transport oder Fluchtweg. Ideal ein leichter Hügel in Gewässernähe am Waldrand.Mulden die mit Wasser voll laufen könnten sind zu meiden, ebenso Untergründe deren Tragfähigkeit anzuzweifeln ist.
    Ja ... richtig gelesen. Mir ist mal ein Bushbed abgesoffen. Das Bushbed wog geschätzt 100kg (feuchtes Tropenholz ist extrem schwer). Wir schliefen zu zweit darauf, also ca. 160kg plus Gepäck ca. 60kg. Das macht zusammen rund 320kg!!! Mal eben schnell .... . Bei Fertigstellung gegen 19 Uhr thronte die Liegefläche rund 70cm über dem matschigen Waldboden. Nach etwa drei Stunden Dauerregen und mäßig Schlaf stand es etwas schief. "Egal, wird schon halten" dachten wir uns. Um halb sechs Uhr morgens war unsere Liegefläche nur noch knapp über dem nassen Boden.
    Für mehrtägiges Abwettern bei schlechtem Wetter reichen übrigens die mit Naturmaterial gedeckten lean-to oder a-frame Konstruktionen die so zu sehen sind NICHT aus.
    WARUM?
    Schutz vor Nässe, Wind und Kälte ist elementar wichtig, leider halten diese Konstruktionen selten starken Regengüssen stand. Natürlich besser als nichts aber keine empfehlenswerte Dauerlösung. "Ein bisschen nass werden" kann ernsthaft bedrohlich werden!
    Kommt Schnee ins Spiel muss man auch eventuell auftretende Schneelasten mit kalkulieren. Bitte baut für den Wintereinsatz nicht mit Totholz tragende Teile, oder besser für den längerfristigen Einsatz generell nicht! Da weiss man nicht wann die Belastungsgrenze erreicht ist und wie es sich verhält. Wer mag kann sich ja mal unter einem solchen Dach mit Schneelast obendrauf begraben lassen, ACHTUNG IRONIE!!!
    Auch beim Bau mit frischem Holz beachtet bitte das es nicht unendlich belastbar ist. Für unsere Zwecke in unserer Region bietet sich Nadelholz, speziell Fichte an.
    Warum?
    Es ist schnell und leicht verfügbar, es ist langfaserig und recht elastisch, es kracht erst deutlich bevor es bricht. Wenn es bricht, dann oft nicht vollständig durch. Es wächst ziemlich gerade und bietet wenn es entrindet ist eine längere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge, Feuchtigkeitseinfluß und Pilze. Der hohe Harzanteil ist dafür verantwortlich.


    Am einfachsten uns effektiv zu schützen ist die Verwendung eines Tarps, dieses bietet viele Aufbaumöglichkeiten und in Kombination mit einem tragenden Gerüst sogar eine gewisse Dauerhaltbarkeit und zusätzlichen Komfort.
    Was muss jetzt so ein tragendes Gerüst können? Es verleiht der Konstruktion Stabilität die es ermöglicht Einflüssen zu widerstehen. Auftretende Kräfte sollten in den Boden abgeführt werden. Bestenfalls hat man tragende und stützende/aussteifende Elemente. Diese müssen nun auch zu einem Stützgerüst verbunden werden. Hierfür gibt es diverse Steckverbindungen, Schnurverbindungen oder Verbindungen mit Hilfsmitteln wie Nägeln etc. .
    Ich bevorzuge eine Kombination der ersten beiden genannten Möglichkeiten weil sie sich schnell reparieren lassen und leicht zur Verfügung stehen.


    Shelter sollten nicht größer als unbedingt nötig werden, je größer sie sind desto schwieriger wird es sie stabil zu bauen. Kegelförmige Bauformen leiten auftretende Kräfte am besten ab, siehe Tipi oder Lavvu. Nun muss man nur ein gesundes Mittelmaß zwischen Eigengewicht der Konstruktion und Stabilität. Ist das Eigengewicht der Konstruktion zu hoch und kommt nun z.B. noch Schneelast hinzu wird sie zusammenbrechen.
    Das Dach sollte so geneigt sein das Wasser gut und auch schnell ablaufen kann und dann sollte es nach Möglichkeit auch vom Shelter weg geleitet werden (im Idealfall könnte man es dann auch sammeln ;) )



    Shelter Checkliste:
    -Anforderung checken: temporärer oder längerfristiger Einsatz? Witterungsbedingungen? Sonstige Einflüsse? Größe bzw. wie viele Personen und was muss geschützt werden?
    -Lage prüfen: geschützte sichere Lage? Überblick? Fließgewässer in der Nähe? Baumaterial verfügbar?
    -Untergrund prüfen: Ist er tragfähig genug? Ist er eben oder würde mir ggf. Wasser in den Shelter laufen (Mulden sind suboptimal)?
    -Baumaterialien checken: Welches? Genug da? Kombinationsmöglichkeiten?
    -Bauform überlegen: Welche ist ideal und erfüllt die Anforderungen am besten, Vorher gut überlegen damit man keine Zeit und Energie in einen Neubau verschwenden muss. Wo zeigt warum der Eingang hin?





    Wichtig:

    Bitte baut nur legal dauerhafte Shelter! Also in Absprache mit Waldbesitzern, Jagdpächtern, Gemeinden etc. . Ersten spart ihr euch eine Menge Ärger, und zweitens bringen illegale Bauten die Waldläuferszene in Verruf was zur Folge hat das alles noch mehr reglementiert wird, genauer geschaut wird und Spannungen zwischen den Waldnutzern provoziert werden.

  • Hier füge ich nach und nach Bilder von diversen Sheltern ein.

    Einmal editiert, zuletzt von ope ()

  • Hi there!


    Schönes Thema. Bei der Grundanordnung des Lagers gibt es ein paar Dinge zu beachten, die das Leben am Lager vereinfachen.

    Bei uns kommt das Wetter und der Wind in der Regel aus dem Westen. Da macht es dann Sinn das Feuer auf die Lee-Seite des Lagers (die vom Wind abgewandte Seite) zu machen.
    Brennholz sollte man im Idealfall in der Nähe vom Feuer lagern, am Besten auf der Südseite des Lagers wo die Sonne hinkommt. Im Idealfall bekommt der Holzlager eine Abdeckung als Regenschutz.
    Für Nahrungsvorräte eignet sich eine Kühlgrube auf der Nordseite des Shelters im Schatten, am Besten mit eine Abdeckung aus Reisig.
    Wasser wird auf der Oberwasserseite des Lagers gesammelt.
    Die Latrine sollte auf der Unterwasserseite des Gewässers errichtet werden. Möglichst weit weg vom Gewässer und am Besten 2 Meter höher als das Grundwasserniveau.
    Am Besten eine kleine Grube für den Notdurft ausgraben und die Hinterlassenschaften stets mit Erde verdecken damit keine Fliegen hinkommen.


    @ope : Ich hoffe dieser Post ist auch in deinem Sinne.


    Cheers Mike

  • ........@ope : Ich hoffe dieser Post ist auch in deinem Sinne.
    Cheers Mike

    Absolut :thumbsup:


    Ergänzend sollt man hinzufügen das Lebensmittel vorzugsweise im Schatten frei baumelnd hoch aufgehängt (4m hoch und rund 1,50m vom Stamm weg) werden sollten oder zu vergraben sind. Dies schützt vor Ungeziefer und kühlt. In Ländern wo es Bären gibt oder andere Räuber macht man dies mindesten 120m weg vom Camp.
    Lebensmittelvorrat sollte gut zu sehen sein damit man Bären rechtzeitig sehen kann.


    Gut und hilfreich ist dieser alte Link:
    http://www.canada-journal.de/bc/bearwarning.htm

    Einmal editiert, zuletzt von ope ()

  • Legt man eine permanente Feuerstelle an, ist es sinnvoll diese mit großen Steinen einzufassen und den Boden darin mit Kies oder Schotter gut 15cm dick aufzufüllen. So verhindert man das sich das Feuer in den Boden brennt UND wenn man das Feuer löscht läuft das Löschwasser sehr gut ab. Dann hat man kein großes Problem beim nächsten Feuer mit feuchtem Untergrund.