Beiträge von TheGilroy

    Da bin ich entschieden anderer Meinung. Die Wunde wurde viel mehr korrekt gereinigt, aber nicht korrekt desinfiziert. Sonst hätte sie sich ja nicht infiziert, der Verlauf der Geschichte steckt da schon im Wort. Der Streitfall wurde unter Verweis auf diese Tatsache zugunsten des klagenden Kochs entschieden.
    Es ist aus meiner Sicht grob fahrlässig, den Keimdruck pauschal etwaigen Fremdkörpern unterzuordnen. Wenn eine wirkstofffreie Lösung in der Lage wäre, den Keimdruck jeder beliebigen Bakterienpopulation unter die Kontaminationsgrenze zu reduzieren, dann würde es ja reichen, OP-Besteck, infektiöse Oberflächen oder eben Verletzungen ordentlich abzuspülen. Das ist nicht so.
    Ich habe mich kürzlich mit meinem Opinel beim Schinken schneiden derbe in den Finger geschnitten, von vorne bis zum Knochen runter. Im Krankenhaus hat man den Finger anderthalb Stunden desinfiziert, und die Ärztin war sehr enttäuscht, dass sie den Schnitt nicht nähen konnte. Eine Verletzung in Verbindung mit Fleisch darf nicht genäht werden, weil sich anaerobe Bakterien unter Sauerstoffausschluss in der Wunde vermehren können. Das entspricht den gängigen Behandlungsleitlinien. Und da die mechanische Spülung in diesem Fall anderthalb Stunden stattgefunden hat und trotzdem nicht als ausreichend angesehen wird, ist sie der Desinfektion meiner Ansicht nach auf keinen Fall überzuordnen.

    Ausserdem würde es keinen Sinn machen, Dreck zu desinfizieren.

    Sehr wohl. Steriler Dreck führt im günstigsten Fall zu einer sogenannten Tatauierung, wortverwandt mit dem Tattoo, also der gekapselte Einschluss von Dreck. Unschön, aber zu erdulden.
    Für unsterilen Dreck hat sich Mutter Natur bunte Ideen einfallen lassen: Eiter, Tetanus, Gangrän zum Beispiel. Alle drei werden ausgelöst durch Bakterien, die in normalem Boden häufig vor kommen, nämlich solche der Gattung der Clostridien. Die A****löcher der Natur.
    Meine Mum arbeitet bei einer Schlichtungsstelle und hat mir einen Fall von einem Koch erzählt, der sich mit einem Messer in den Oberschenkel geritzt hat. Er war beim Arzt (Arbeitsunfall) und wurde behandelt, dann ging er den von mir beschriebenen Infektionsweg (ohne Tetanus), mit dem Resultat, dass das Bein wegen des Gasbrands bis zur Hälfte des Oberschenkels amputiert werden musste. Eine alltägliche Verletzung mit gewöhnlich harmlosem Verlauf ist nicht ernst genug genommen worden und dann total eskaliert.
    Darum lieber auch Dreck desinfizieren.

    Bei uns im Dorf am Bahndamm stehen Weißdorn, Hagebutten und Holunder. Am Freitag haben wir den Korb voll gemacht, eine Art Kompott von gekocht, und am Samstag klassisch mit Gelierzucker 1:1 Gelee davon gekocht, weil die Früchte ja nun allesamt gar keine Eigensüße haben. Da alle Früchte ungenießbare Kerne enthalten war eine richtige Marmelade nicht drin.
    Zur Stöchiometrie: Ich habe es leider nicht gewogen, aber ich würde sagen, Mengenverhältnis Weißdorn:Holunder:Hagebutte ist etwa 4:2:1.
    Insbesondere die Rosenfrucht ist halt eigentlich noch längst nicht so weit, aber wir haben so viel stehen lassen, dass wir die gleiche Menge noch vier Mal holen können (und auch werden).

    Das Thema ist in diesen Kreisen häufig anzutreffen. Ich ziehe Ausrüstungsgegenstände im Allgemeinen in grelleren Farben vor, je höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie runterfallen und zu Waldboden werden könnten. Das meint zB Messer, Kleinteile, Besteck, Feuerstahl, Lampen und den ganzen Nippes und Tand, den man gemeinhin für nötig erachtet. Mein Übernachtungs-Setup besteht aus einem Ponchotarp mit diesem Tarnaufdruck in echten Blättern und Zweigen (weiß nicht, wie man das nennt), einem einfachen Biwaksack in olivgrün, den ich von meinem Vater geschenkt bekommen habe, der ihn wiederum beim Motorradtrekking vor dreißig Jahren benutzt hat, einer 3-Euro-Isolierunterlage von Obi, dann einer blauen UL-Luftmatratze, die an Bequemlichkeit definitiv zu übertreffen ist, und einem giftgrünen Cumulus Light Line 400. Ich finde, der Wunsch, unauffällig zu bleiben, ist bei unserem Hobby nicht ungerechtfertigt. Auch das leave no trace ist in diesem Sinne eine ökologische und respektvolle Form der Unauffälligkeit. Das spricht für eine gewisse Tarnung.


    Aus persönlichen Gründen lehne ich Uniformen ab. Daher trage ich keine klassischen Tarnfarben. Meine Kleidung ist allerdings gedeckt, die (meist benutzte) Hose ist grün, der Pulli Graugrün, die (selten benutzte) Regenjacke ist in hellem Schokobraun. Das ist unauffällig, aber nicht gleich camouflage. Generell finde ich den Military-Look im Wald paradoxerweise eher unpassend. Mir ist der Gedanke befremdlich, bei einer Tätigkeit, die dem Streben nach Ruhe und Frieden dienen soll, ausgerechnet militärische Kleidung zu tragen. Diese Haltung meinerseits kollidiert jedoch wiederum mit einer anderen Vorliebe von mir: Molle.
    Ich finde Molle dermaßen praktisch. Es gibt inzwischen eine unüberschaubare Menge an mal mehr, mal minder wertigen China-Fabrikaten, die mit dem PALS ausgestattet sind, dass man sich für schmales Geld mit (meiner Ansicht nach) zweckdienlichem Täschnerwerk ausstatten kann. Die hohe Kompatibilität bedingt, dass man beliebige Taschen in beliebigen Situationen mit so gut wie allem kombinieren kann. Ich habe eine von diesen ganz billigen MFH (oder MilTec) Bauchtaschen in Oliv, die hat mal 15 Euro gekostet, und ich glaube, ich habe das Ding schon für alles mögliche benutzt. Zur Jagd für die Aufbrech- und Bergehilfen. Auf Festivals für Regenponcho, Wegbier und Notfallwasser. Beim Wandern für die Am-Mann-Ausrüstung. Im Allgemeinen für Kamera und Fotoausrüstung. Und es fasziniert mich, dass ich das Ding sowohl an meinem Daypack als Zusatztasche befestigen kann, oder aber selbst als Daypack mit wiederum zusätzlichen Taschen ausstatten kann, die ich für Handy, EDC oder sonst was benutze. Manch einer mag darin auch die Möglichkeit schneller "Verzettelung" sehen, aber ich habe sehr schnell "erlernt", die Vorteile von PALS auszunutzen und fröhlich durchzukombinieren.
    Das war jetzt etwas OT, ich bitte das zu entschuldigen, aber was ich dazu sagen wollte: Dieses Zeug wird natürlich gerne in Camo angeboten, was die Suche nach (für mich) alltagstauglicherem Taschenwerk zusätzlich erschwert. Schwarz, Grün, Grau und Braun finde ich aber OK, und selbst mit Kryptek Mandra kann ich gerade noch leben, wenn die Tasche wirklich gut ist.

    Zum Thema Ethanol als Desinfektionsmittel. Den Grundsatz "besser als nichts" einmal ausgeklammert, weil er leicht zum Totschlagargument degeneriert, sollte man erwähnen, dass man für Kocher normalerweise Ethanol nahe 100% verwendet. Ethanol bildet mit Wasser ein Azeotrop und ist daher niemals komplett wasserfrei. Für die Wunddesinfektion ist er so im Prinzip eher ungeeignet. Ethanol über 80% Konzentration härtet die bakterienhülle, weswegen er ab dort mit zunehmender Konzentration nutzloser wird. Verwendet man den Ethanol also komplett unverdünnt, ist seine aseptische Wirkung nicht mehr gegeben. Optimal ist (bei Ethanol als impromptu-Aseptikum) eine Konzentration um 70%. Da wir von massenprozenten sprechen, ist eine Mischung durch die Volumenkontraktion und den Dichteunterschied ohne waage schlecht herzustellen. Aber da die signifikante aseptische Wirkung zwischen 50 und 70 Prozent eintritt, ist eine Mischung aus etwas mehr als zwei Drittel Sprit und einem Drittel Wasser wohl das beste improvisierte Desinfektionsmittel. Ich werde das bei Gelegenheit mal ausrechnen.



    Gruß und Kuss,


    Gilroy