Über die Feiertage hab ich das Buch 1066 von Jörg Peltzer aus dem C.H. Beck gelesen (siehe Seite 244)
Zum Tod von Harold und dem späteren Auffinden gibt es mehrere Quellen. Laut normannischen Quellen wurde er ziemlich zerstückelt, quasi als Gottesstrafe, dass er den Eid gegenüber Wilhelm gebrochen hatte. Nach Guido von Amiens liesen die Normannen die Leichen der Angelsachsen unbeerdigt auf dem Schlachtfeld liegen, Harolds Leiche wurde in purpurnen Tüchern gehüllt in das Lager gebracht und dort die Begräbnisfeierlichkeiten begangen. Seiner Mutter bot an die Gebeine in Gold aufzuwiegen, die Rückgabe wurde aber verweigert. Stattdessen wurde er unter einem Gedenkstein mit Blick zur Küste von den Normannen bestattet. Soll eine Verhöhnung Harolds als Hüter der Küste gewesen sein.
Die Quelle, auf die sich Wulfher hinsichtlich möglicher Tätowierungen auf dem Körper von Harold bezieht ist wohl die Chronik von Waltham.
Dort steht die Kanoniker hätten Harolds Leiche nicht idendifizieren können, so dass sie Edith Schwanenhals kommen liesen. Diese konnte seine Identität anhand "der versteckten Merkmale" auf des Königs Körper eindeutig feststellen. Diese hätte sie als seine Frau besser als jeder andere erkannt.
Ob mit "versteckten Merkmalen" Tätowierungen gemeint sind müsste man die Originalquelle also die Chronik von Waltham sichten und auch auswerten können. Dies ist bei einer so für die Engländer bedeutsamen und wichtigen Quelle wohl nur möglich, wenn man als Historiker ein wirklich wirklich berechtigtes Interesse hätte. Oder man käme an ein Faksimile ran, wenn es eines davon gäbe.
Die Chronik müsste in hochmittelalterlichem Latein verfasst sein, was ja verständlich wäre. Peltzer müsste eine Abschrift der Quelle gelesen haben. Ob er im Text Merkmale mit Tätowierungen gleichsetzt wissen wir somit jetzt nicht. Ich schließe es nicht aus, da ich Wulfhers Quelle, die das ausgewertet hat, nicht kenne.
In Tatortkrimis läuft es auch immer so ab. Die nahen Angehörigen identifizieren eine ermordete Leiche.
Meine Frau lebt hoffentlich noch lange. Ich kenne als Ehemann ihren Körper sehr genau. Ich kann sie z.B. auch an ihren Händen eindeutig erkennen. Wird Euch nicht anders gehen. Ich denke, dass dies in der Chronik so gemeint war.
Zu Ibn Fatlan hab ich bisher nix Ernsthaftes über popularwissenschaftliches Niveau hinausgehendes gefunden. Aber ich arbeite noch dran. Jedenfalls lies er wohl an den Wikingern kein gutes Haar. Gruppensex und das schmutzigste Volk der Welt, schreibt er. Naja, wir kennen ja alle den 10. Krieger.
Vielen Dank für das Thema.
Ich hab leider nur Fachabi, d.h. ich muss für mein Geschichtsstudium noch zwei Sprachen lernen. Damit starte ich demnächst. In 4 Jahren hör ich auf zu arbeiten und nehme dann mein Geschichtsstudium auf.
Dann werde ich mich solchen wichtigen Problemen etwas intensiver widmen.
Laut Wiki, was ich jetzt aber nicht als Quelle herziehen möchte, kamen Tätowierungen im christlichen Kontext tatsächlich auch vor. Wobei diese im Alten Testament verboten sind.
Ne ernsthaft ,vielen Dank Wulfher.
Gruß Ullerich