Was die "Heilwirkung" der Schwitzhütte anbelangt, müssen wir uns bewusst machen, dass die Ureinwohner von "Heilung" und "Medizin" ein grundlegend anderes Verständnis haben, als wir aus unserer wissenschaftlichen, medizinischen Sichtweise.
Jede Krankheit ist nach deren Sichtweise - so wie ich es verstanden habe - lediglich eine Folge davon bzw. ein Zeichen dafür, dass man in seinem Leben in ein Ungleichgewicht geraten ist, so dass man mit sich und seiner Umwelt nicht mehr im Reinen ist.
In deren Vorstellung gibt es auch keine Medikamente die man verabreichen könnte um eine Krankheit zu heilen, auch wenn sie viele Pflanzen mit Heilwirkung kannten und diese auch gezielt angewendet haben.
Alles was für eine Heilung unternommen wird, stellt immer nur eine Hilfe dar, damit der Betroffene es schaffst selbst wieder ins Gleichgewicht zu kommen und es ist auch klar, dass diese Aufgabe niemandem abgenommen werden kann - weder durch einen Schamanen noch durch eine Heilpflanze oder durch Geistwesen an die man glaubt.
Derjenige muss selbst darauf kommen was das Ungleichgewicht und damit die Erkrankung ausgelöst hat und ihm durch die Symptome die der Körper entwickelt, aufgezeigt wird.
Es kann aber auch sein dass jemand nicht körperlich krank ist aber sich mit jemandem überworfen hat und sich danach sehnt sich mit dieser Person zu versöhnen.
Wenn jemand selbst aus eigener Kraft nicht mehr weiter kommt hat er die Möglichkeit zu jemandem zu gehen der Schwitzhütten "aufgießt" und gibt ihm dafür eine gute Hand voll Tabak der wiederum für die Zeremonie gebraucht wird.
Erst dann wird eine Schwitzhütte überhaupt durchgeführt und nicht etwa in regelmäßigen Abständen um sich zu reinigen, wie bei einer Sauna!
Die Schwitzhütte ist auch nicht als eine Behandlungsmethode im eigentlichen Sinne gedacht, also wie ein Raum in dem man mit einer bestimmten Therapie behandelt wird und dadurch geheilt wird.
Der Aufgießer legt mit dem "Auftraggeber" gemeinsam Ort und Zeit fest und dann kann jeder der dieses Vorhaben unterstützen möchte daran teilnehmen, denn dazu sind letztlich alle eingeladen nicht nur die Freunde, Verwandte und Stammesmitglieder sondern auch die Tiere und die Wesen aus der geistigen Welt.
So wird es beispielsweise als ein Zeichen gedeutet, dass die Einladung von der Tierwelt angenommen worden ist wenn während der Zeremonie über dem Platz wo die Schwitzhütte steht, Greifvögel kreisen.
Während der Zeremonie selbst geht es um mehrere Dinge / Ziele.
Zum einen findet eine Reinigung statt und zwar nicht nur eine körperliche durch das Schwitzen.
Es geht unter anderem darum sich von negativen Energien zu befreien und sich zu erden.
All den Stress, die Spannungen, die negativen Gedanken und Blockaden aus seinem Leben abzustreifen und sich zu erneuern.
Deshalb steigt man auch nackt in die Schwitzhütte die in gewisser Weise die Gebärmutter symbolisiert, in der man vor der Geburt ganz ähnliche Bedingungen vorgefunden hatte, wie Wärme, Feuchtigkeit, Dunkelheit und Geborgenheit.
Am Ende kriecht man nach der Zeremonie durch den Eingang der Hütte, der in diesem Moment den Geburtskanal symbolisiert heraus, was wiederum eine Wiedergeburt darstellt.
Dies soll verdeutlichen, dass man als jemand anderes herauskommt als man zuvor hineingegangen ist.
Während der Zeremonie steht das Anliegen des Betroffenen im Vordergrund mit dem Ziel demjenigen in seiner Situation zu helfen indem man ihn so gut wie möglich unterstützt.
Dies geschieht zum einen durch eine Fokussierung der Gedanken aller Anwesenden.
Zudem wird gemeinsam darum gebeten, dass sowohl die Tierwelt als auch die geistige Welt ebenfalls das Anliegen unterstützt und demjenigen hilft.
Eine solche Hilfe könnte beispielsweise darin bestehen, dass der Betroffene im weiteren Verlauf in der Natur einem bestimmten Tier begegnet, das ihm durch sein Verhalten zu einer bestimmten Erkenntnis verhilft und somit in diesem Moment als eine Art Lehrer fungiert.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die geistige Welt über einen Traum einen Hinweis durchsickern lässt der helfen kann den Knoten zu lösen.
Niemand geht davon aus, dass man geheilt aus der Schwitzhütte steigt, wohl aber, dass man so viel Unterstützung erhalten hat dass man im Anschluss daran in der Lage ist das Problem in den Griff zu bekommen.
Letztlich stellen Zeremonien eine Möglichkeit dar, um einen bestimmten Zustand zu erlangen den man unter normalen Umständen nicht erreichen würde.