Nochmal zum Thema:
Ich halte es für sehr sinnvoll, einen Codex zu entwickeln (wenn er gemeinsam ausgearbeitet wird, ist er auch vollständiger und nachvollziehbarer, als wenn er einfach aufgepfropft wird).
Warum das ganze nochmal in Stichpunkten:
Lemmas:
1 Die meisten Deutschen haben kaum noch Erfahrung mit dem Leben draußen und sind hin und wieder mal für einen "Overnighter" im Wald und halten sich deshalb gleich für erfahrene Naturliebhaber. Das reicht bei weitem nicht, um das Ergebnis seines Verhaltens - kumuliert für eine gesamte Szene zu überblicken und nachzuvollziehen ("wenn nur ich das mache, entsteht bestimmt kein schaden")
2 Die Szene wächst und wird heterogen - vom "Durchschlager", der seine Epareste draußen rumfliegen lässt und Brandstellen hinterlässt ("ich schlepp doch meinen Müll nicht mehr mit) über den unerfahrenen Jungbushcrafter, der sein Feuer nicht kontrollieren kann ("Bear Grylls macht das auch immer so") bis hin zum Altbushcrafter, der seinen Lieblings-Schwammerlplatz monatlich leererntet ("bevor es andere machen").
3 Die Regularien und Verhaltensweisen kennen zweierlei Extrema:
a "Ich nehm meine Notdurft in einer Recycling-Papiertragetasche im Rucksacknetzfach wieder mit nach Hause und entsorge alles getrennt, sauberes Papier in die Feuerwehrsammlung, verschmutztes Papier in den Restmüll und Fäkalien auf den Kompost"
b "Du weißt schon, dass der Kaffeesatz, den Du aus deiner Tasse geschüttelt hast, den Blumen auf dem Boden weh tut - entschuldige und bedanke dich bei ihnen"
c "Wow, tolle Birke, die da Schlosspark wächst. Ich sammle erstmal 3 Kilo Feueranzünder für den Kaminofen daheim und melke den Baum im Frühjahr"
d "Ich mache eine Bushcraft-Feier auf der Heide, besorge mir Ghettoblaster, 4 Europaletten, eine Flasche Schnaps, einen Kasten Bier und ab geht die Lutzi"
4 Die wachsende Szene ist nur ein Teil derjenigen, die das Nutzungsrecht der Natur in Anspruch nimmt:
a Bushcrafter & Survivler
b Naturfotografen und Ornithologen
c Jäger und Sammler
d Erholungssuchende und die Wochenend-Walkinggruppe
e Pilzsammler und Bärlauchpflücker
f Geocacher und Sondler
g Förster und Landwirte
h Fernwanderer und Trekker
i Mountainbiker und Hundehalter
k Paintballer und "Bundeswehrbiwakrevivler"
l-zz "you name it"
5 Jede Szene wird von einer anderen Szene argwöhnisch beobachtet, da sie gerne die alleinige Nutzung der Natur und des Waldes für die ihrer Ansicht nach sinnvollste Tätigkeit beansprucht.
5.1 Jede Szene wird von der Öffentlichkeit beobachtet: "Kenn ich nicht, brauch ich nicht, will ich nicht: bitte verbieten!"
6 wir sind ~83 Millionen Menschen in Deutschland
7 Wir haben aus diesem Grund strenge Gesetze - ein Großteil unserer (4a-zz) Tätigkeiten läuft unter stillschweigender Duldung.
8 Mit jedem Fehlverhalten einzelner wird die Auslegung der Gesetze aller beeinflusst tw. neue Verordnungen und Gesetze gemacht.
9 Dadurch werden die Wälder nur noch auf Wegen begehbar, Messer nur noch mit zwei Händen öffenbar, Mountainbiking nur noch auf vorgesehenen Trails erlaubt, Feuer im Youtubevideo mit Strafandrohung geahndet (genügend Beispiele vorhanden), Pilzsammeln ortsweise verboten und reglementiert und so weiter.
Es geht nicht darum jemanden zu korrigieren, zu denunzieren etc., sondern eine erhöhte Sensibilität zu schaffen, denn das Thema geht uns alle an. Und wie man aus Jäger-, Bushcrafter- und Geocacherkreisen kennt, ist Selbstreflexion nicht die Stärke des Menschen - die selbstkritische Beschäftigung mit den Auswirkungen der eigenen Tätigkeiten wird aber in aller Regel belohnt.