Kurz und knapp: Wir sind nicht kränker, wir fühlen uns nur so.
Gesundheitsprobleme, Kindersterblichkeit und sogar degenarative Krankheiten sinken in modernen Gesellschaften im Vergleich zu Entwicklungsländern und vorindustriellen Zeiten stetig.
Ersten Satz halte ich für eine Hypothese, bzw. etwas gewagte Behauptung.
Zweiter Satz steht größtenteils für alle außer Frage, vermute ich mal!!!
Ich wäre vor 150 Jahren schon mindestens 5 Mal mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestorben! (Mein Bruder hätte die ersten 2 Wochen nach der Geburt schon nicht überlebt)
"Fühle" ich mich jetzt nur kränker?? Lebe ich nur noch, weil ich weniger krank war/bin?
Eindeutig Nein! Sondern weil es heute Heilmittel/OP's gegen die Erkrankungen gibt, die es früher nicht gab. Weniger erkrankt war ich deswegen sicher nicht!
Als Rechen-Beispiel zum Nachdenken: Ich hatte bis Mitte 40 bereits 5 Erkrankungen, an denen man im 18. Jh. einfach gestorben wäre. (und die nichts mit mangelnder Hygiene als Ursache direkt zu tun hatten)
Damals wäre ich also höchstwahrscheinlich im Alter von entweder 8, 12, 15, 30 oder 31 gestorben.
Wenn ich heutzutage jetzt aber noch lebe, war/bin ich deshalb gesünder?
Oder nur öfter geheilt worden und deshalb noch am Leben?
Lebenserwartung, Todesursachen und "Gesundheit" lassen sich nur scheinbar in Relation setzen - und das auch noch auf einer Zeitschiene von vor-industriell bis heute, wo die erhebbaren Daten gar nicht stringent oder überhaupt vorhanden sind .
(aber irgendwie muss man nach einer Untersuchung ja zu einer publizierbaren Aussage kommen... auch wenn es nur eine Hypothese ist, indem man parallele, linear untersuchte Ergebnisse einfach miteinander verknüpft, als seien sie in Korrelation - und wie in der verlinkten Untersuchung fügt man dann ein "suggests that" oder "potential causes" u.ä.)
Waren Generationen vor uns wirklich robuster und widerstandsfähiger?
Die Frage vom Threadersteller würde ich ganz klar mit JA beantworten!
Denn der wissenschaftliche Ansatz der Studien, auch der o.g., hilft da nicht weiter. Sterblichkeit hat damit nichts zu tun!
Die o.s. erste Behauptung ist der entscheidende Punkt:
Was nützen mir objektive, wissenschaftliche Studien zu Sterblichkeitsursachen und Lebenserwartung, wenn ich jetzt gerade draußen schon von einem Sandkörnchen Durchfall kriege oder ein bisschen Zugluft sofort 'ne Sinusitis auslöst... und mich scheiße fühle!
Oder Angst habe vor der total verkeimten Natur?!
Tuberkulose, Wundbrand, Pocken, Kriege, oder eine Lungenentzündung (oder Krebsarten, die noch keiner kannte) - vor 150 Jahren sind die Menschen daran einfach gestorben, just wenn es eben eintrat.
Der Neandertaler hatte vielleicht auch nur deshalb eine halb so lange Lebenserwartung wie der moderne Homo Sapiens des 21. Jh., weil er schlichtweg gefährlicher lebte und er keine wirksamen Mittel gegen schwere Verletzungen hatte. Dass er aber robuster und widerstandsfähiger war, dem würden wohl die meisten zustimmen, oder?! Ich glaube auch kaum, dass es einen wissenschaftlichen Gegenbeweis geben kann... unwiderlegbare Hypothese!