Eigentlich bin ich ein umsichtiger Mensch, der nicht unnötig Risiken eingeht. Daher habe ich meist auch nur einen Plan A und keine Exit-Strategie. Als ich z.B. ein paar Etappen auf einem Fernwanderweg durch die Heide gelaufen bin, habe ich keinem was vorher gesagt, keine live-Übertragung bzw. live-tracking auf Facebook etc. gemacht, sondern hab mir die Route rausgesucht, meine Ausrüstung geschnappt und bin losgelaufen. Das gilt normalerweise für Tagestouren über Stock und Stein. Auch bei einer Tour mit Übernachtung würde ich da nicht viel mehr machen. So habe ich beispielsweise 1992 (also ohne Handy und GPS) eine zweimonatige Motorradtour durch die ehemalige DDR, Holland, Belgien, Schottland gemacht - und mich nur einmal in der Woche telefonisch bei der Familie gemeldet, damit die keine Panik kriegen. Alles sehr entspannt.
ABER:
Ich möchte auch Sachen unternehmen, bei denen eine Absicherung sinnvoll bzw. absolut notwendig ist.
Dieses Jahr möchte ich ein paar Klettersteige gehen. Ohne Absicherung, wie Friese das für sich hält, würde ich das aber nicht machen. Ohne Helm, Gurtzeug und Handschuhe würde ich mich da nicht rein trauen. Vor allem würden sich die Menschen, die mir nahe stehen, mich ziemlich ausschimpfen.
Dazu zählen aber auch solche Sachen wie Angeln im Hamburger Osten, wo selbst Fischereiaufseher nur mit Polizeischutz kontrollieren. Da ist das Pfefferspray in der Jackentasche mit dabei. Auch ein günstiger Annährungsalarm (Stichworte: Diebstahlsicherung, Bewegungsmelder) kommt an den Rutenständer. (Viele sind schon am nächsten Morgen nach einem Karpfenansitz aufgewacht und haben sich gewundert, wo die teure Ausrüstung hin ist...) Nächste Anschaffung ist ein GPS-Sender mit Notruftaste.
Je risikobehafteter das Unterfangen ist, um so wichtiger sind nicht nur die Hilfs-, Not- und Rettungsmittel, sondern vor allem die Vorbereitung! Ich mache das am Besten am Beispiel Bellyboatangeln (Meerforelle, Lachs, Dorsch, Hering oder Plattfisch) auf der Ostsee klar:
Grund-Sicherheitsausrüstung:
- Das richtige Bellyboat. (Günstige gibt es schon unter 100€, aber in denen würde ich mich nicht auf's Meer hinaus wagen. Meines hat für Bellyboate unübliche Ruder dabei, so dass ich auch bei Gegenwind von der Stelle komme.)
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Rettungsweste (automatisches Aufblasen ist wichtig bei Ohnmacht)
- Kompass
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Anker (meiner hat üppige 6 kg und 30m Ankerleine),
- Sonnenschutz (Sonnencreme, Kopfbedeckung, Pol-Sonnenbrille)
- Erste-Hilfe Set (Auch alleine auf dem Wasser kann man sich mit dem Messer schneiden oder einen Haken in die Hand rammen...) und entsprechende Medikamente (z.B. Schmerzmittel, Kaugummis gegen Seekrankheit).
- Wasser (genug zu Trinken! Auf See und in Bewegung dehydriert man schnell.),
- Magnesiumtabletten (dumm, wenn die Muskeln unter Belastung den Dienst einstellen)
- Signalmittel (Ich wählte orangen Rauch; bleibt tagsüber wesentlich länger sichtbar als Leuchtgeschosse, für die man auch noch eine Berechtigung braucht.)
- Signaltuch (ein leichtes Tuch in Signalfarbe, das man im Notfall als Flagge an seine Angelspitze hängt, um schon von Ferne leichter gefunden zu werden. Die Angel wird dann senkrecht in den Rutenhalter hinter dem Sitz gesteckt und wirkt wie ein 3m Flaggenmast. Denn ein Bellyboat ragt kaum über die Wasseroberfläche hinaus... Sichtweite Bellyboat Augenhöhe: 2,7 km bis zum Horizont. Ein Signaltuch in 3 Meter Höhe ist 6,2 km weit zu sehen.)
Ein wichtiger, aber komplexer Sicherheitsausrüstungsgegenstand ist das Smartphone:
- Wassergeschützt und zusätzlichen Saft mittels Powerbank.
- Es dient nicht nur als Telefon (mit dem Belly fährt man selten weiter als 300 Meter vom Ufer raus, hat also meist noch Empfang), sondern auch
- Anzeigegerät für mein Echolot (Deeper Pro+)
- Anzeigegerät für Unterwasserkamera
- Fotoapparat zur Dokumentation
- Wetterstation (App: WarnWetter für Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes, Windfinder für Windstärke und -richtung, Lufttemperatur und Wellengang)
- Navigation (Seekarten App: Boating HD)
- Notruf (Kurzwahlspeicher für Seenotrettung! App: Vertrauenswürdige Kontakte mit Positionsübermittlung)
- [Eine Gezeiten-App ist auf der Ostsee nicht notwendig, da kein Tidenhub.]
Das ist schon eine stattliche Liste. Dennoch glaube ich nicht, dass ich es mit meinem Sicherheitsbedürfnis übertrieben habe. Und die Liste ist noch nicht zu Ende! Als Anschaffungen steht beispielsweise noch ein Handfunkgerät für die entsprechenden Seenotfrequenzen an.
Wie sichert Ihr Euch ab, damit Eure Liebsten sich keine Sorgen machen?
Die Menschen, die mir wichtig sind (und umgekehrt), kennen meine Vorgehensweise und können sich also darauf verlassen, dass ich da nicht blind Risiken eingehe. Daher stellt sich die Sorge gar nicht erst ein.