Platzhalter für eine Zusammenfassung der inneren Verfassung eines Tourenkameraden während des Tourenverlaufs.
So, ich fange schonmal an, werde aber die Tage immer noch weiter ergänzen - die Zeit ist halt, wie immer, knapp...
Den Reisebericht hat Eisi ja schonmal top vorgelegt, da brauche ich also nur noch ein paar Dinge aus meiner Sicht ergänzen. Ich werde mich also, wie letztes Mal auch, v.a. auf das, was sich besonders (oder besonders wenig) bewährt hat und daraus abgeleitete Tipps und Infos beschränken. Daher werde ich auch keine komplette Packliste posten, sondern auf einzelne Punkte genauer eingehen.
Wie ist die Lage?
Zunächst zu meinem "Lagensystem". Dieses hat sich über die Jahre eigentlich kaum geändert - untenrum die Rugged Mountain Pant (noch die gute mit den zombieskingefütterten Taschen), ne Linersocke (diesmal Aclima statt Falke), Plastetüte (die gehen leider immer zu schnell kaputt) und 200er oder 400er Woolpower-Socke. Unterbüx ne Dilling Kufa als Basis (Merino ist mir auf Dauer zu nass und kalt), darüber dann ggfs. ne etwas lägere Dilling aus Merino - ne lange Unterhose brauche ich normalerweise nicht (wenn, dann nehme ich die Brynje und öffne dann die Seiten-RV der RMP). Dieses System passt für mich für alle Bedingungen zwischen 0°C ohne Wind bis -20°C mit mäßig Wind. Beine frieren halt nicht so leicht und wichtig ist halt, dass es die Füße muckelig warm haben.
Obenrum halte ich es auch wieder sehr simpel: Mein Hauptkleidungsstück ist eines der in meinen Augen am meisten unterschätzten Kleidungsstücke - das Brynje Arctic Double Hoodie!
https://www.brynje-shop.com/en…e-sweater-10401420-p21034
Gäbe es das in oliv oder noch besser in diesem geilen grau-melange, würde ich mir noch eines holen... Leider scheint es aber sogar gerade auszulaufen. Das Gerät ist genial! In Verbindung mit einer Windjacke (hier wie immer die geniale, aber überteuerte, Bergans Microlight) kann man super flexibel einen weiten Temperaturbereich abdecken: bei 0°C ohne Wind solo, bei -10°C und leichtem Wind mit offener Windjacke drüber, bei -15°C und starkem Wind mit komplett geschlossener Windjacke drüber (Zitat Eisi: "Hattest Du echt nur das Arctic und die Microlight an???"), usw. Die Grobsteuerung der Temperatur erfolgt über die Lagen, die Feinsteuerung über die Reiß- und Klettverschlüssse, sowie angepasste Handschuhe und Mützen. Denn über die Hände und den Kopf verliert der Körper im Grundsatz viel Wärme - dies kann man sich aber für seine individuelle Wärmekonfiguration zunutze machen. Die Kapuze der Arctic ist super (Merino doppellagig) und ist für mich der beste Ersatz für eine Balaclava (ich hab immer eine dabei gehabt aus Powerstretch, aber nie gebraucht - die kommt jetzt daher weg). Ist es wärmer, kann die Kapuze einfach im Nacken eingerollt werden und so diese empfindliche Stelle gegen "steifen Nacken" schützen. Dann kann man mit den Kapuzen spielen, Arctic-Kapuze unten, Microlight-Kapuze drauf, andersherum, gepimpt mit Mütze (bei mir: die Warmpeace Skip-Mütze für 14€...). Man kann die Kapuze der Microlight sehr schön oben mit Gummizug fixieren (so stirnbandmäßig) und zugleich die anderen Gummizüge sowie den RV im Kragenbereich offen lassen und hat so eine schöne Lüftung nebst "Wärmeschild" vorm Gesicht (auch cool: Jacke bis oben zu und den RV der Arctic auf). Für übelst schlechtes Wetter hatte ich mir eine zweite Microlight zugelegt (50€ bei eBay) und hätte die zusätzlich darüber angezogen, war aber nie nötig - siehe Zitat oben.... Jedenfalls wäre das die leichte und luftige Alternative zur Hardshell, so ein wenig das Paramo-System: Es muss nicht außen komplett wasserdicht sein, wenn das Mikroklima innen dafür sorgt, dass eingedrungenes Wasser gleich wieder nach Außen abverdunsten kann.
Wir haben ja bis auf Schneematsch so ziemlich alle Winterwettersituationen durchtesten können, mit ner Skip, ner 400er Woolpower-Weste (als Verstärkungsschicht bei richtig kalt und Wind), dem Arctic Hooded und zwei Microlights ist man super flexibel und zugleich sehr leicht unterwegs! Bei mir war der Rücken meist ein klein wenig klamm (nie nass!!), aber ansonsten habe ich so ein sehr gutes Klima fahren können. Einzige Verbesserung in meinen Augen wäre ein Zerschneiden der Skip in eine Kurzmütze und ein Stirnband - oftmals ist eine Mütze nämlich schon wieder zu warm (Wärmestau auf dem Kopf oben drauf) und da wäre ein Stirnband sinnvoller.
Ach so, für Sturm hab ich auch noch Brynje Schlüpper mit Windfront im Gepäck. Generell zur Diskussion, ob nun Kunstfaser, Merino oder Netzgewebe auf der Haut: Ich hab da wirklich einiges probiert und für mich steht ganz klar fest: Netzgewebe (ersatzweise ganz lockere Kufa) ist absolut erste Wahl auf Wintertour als erste Schicht! Mit ganz weitem Abstand! Man kann es ja wunderbar ausprobieren mit unterschiedlichen Lagen, auch noch unter dem Netz: Mit Merino wird man einfach, wenn man erstmal etwas geschwitzt hat, überproportional ausgekühlt. Und das sage ich, wo ich doch sonst nahezu ausschließlich Merinounterwäsche trage - privat und beruflich. Aber auf Wintertour muss die Haut erstmal trocken sein, das ist die Priorität - danach kann die Wolle ja meinetwegen 1/3 des Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen... Dann klebt aber nix auf der Haut und eine vernünftige Durchlüftung ist gewährleistet. Im Winter muss man sich gewöhnlich ja nicht vor eindringender Nässe schützen, also Priorität auf Atmungsaktivität (Bergans Microlight halt...). Wenn ich mein o.g. System nur um ein dünnes Merino-T-Shirt unter dem Brynje ergänze, schwitze ich mehr UND kühle stärker aus! Daher Netz und darüber Merino - man kann bei frostigem windstillem Wetter dann auf der Merino-Außenseite des Shirts so richtig schön die Eiskristalle abdampfen sehen. Und man muss sich um keine Membran oder so Sorgen machen, zudem wird das Zeug nicht steif (wie etwa Baumwolljacken).
Also, Lagensystem kurz zusammengefasst:
- Netz!
- Merino (beides hier sinnvoll im Arctic Shirt zusammengefasst)
- ggfs. Merino-Verstärkungsschicht
- Windschutz
- gggfs. erweiterter Windschutz
Fertsch! Plus Pausen-/Stationärkleidung (ich hab noch ne LIG-Hose als Camphose und ne PreCip-Hose als Backup und Regenschutz mit) natürlich...
Noch kurz zu den Handschuhen: Oft reichen die Daumenlöcher der Arctic. Dann habe ich noch Powerstretch-Fingerhandschuhe (für's Hantieren mit dem Kocher und so), Schladminger-Wollfäustlinge und ggfs. Dermizax Fäustlinge darüber. In der Pausenjacke zudem noch kleine und leichte Primaloft-Fingerhandschuhe.
Mach mal ne Pause!
Pausen sind sehr wichtig auf der Wintertour - Eisi und ich sind da mittlerweile so eingespielt, dass das Ganze komplett ohne Worte ablaufen kann. Ich bin ein Freund sehr kurzer Pausen. Dies aus folgendem Grunde: je länger eine Pause wird, desto mehr stellt sich der Körper darauf ein. Geht es dann wieder los, benötigt der Kreislauf die Körperwärme erstmal anderswo und die Finger bspw. werden kalt. Daher machen wir es kurz und knackig: Man sucht ein geschütztes Plätzchen (bspw. VOR der windigen Seeüberquerung noch im kleinen Wäldchen), am besten in der Sonne (hier zahlen sich schwarze Klamotten aus, zudem sind die Blicke buntgekleideter Normalwintertourer auch jedes Mal wieder ein Spaß). Dann muss es schnell gehen - entweder, man kann sich gleich auf die Pulka setzen ohne den Rucksack abzunehmen (hierfür die Isomatte am besten auf der Pulka verzurren) oder man nimmt den Rucki kurz ab und legt ihn ab, so dass man sich auf das Rückenteil setzen kann (bleibt dann auch warm). Isoflasche raus (1,2l Thermosflasche ist mMn das Minimum), paar Nüsse, Cranberries, Schokostücke oder Trockenfleisch eingeworfen, und dann weiter. Auch so: Der Körper stellt sich auf diese kurze Ruhephase ein. Daher sollte man schon zum Ende der Pause hin möglichst dicke Handschuhe überziehen, um dann beim Weiterziehen nicht plötzlich kalte Finger zu bekommen. Eine Pausenjacke nutze ich aufgrund der kurzen Zeit nicht, ich schließe nur die Windjacke vollständig und setze alle Kapuzen auf. Das riecht mir dann.
Pausenproviant wird sinnvollerweise im Deckelfach des Rucksacks, oder, noch besser, vorne in der Pulka verstaut. In letzterem Falle kann man dann auf der Pulka sitzend die Füße lang machen, behält den Rucksack als Windschutz auf und trinkt ein bis zwei Becher heißen und stark gesüßten Tee, bissel Knabberkram und nach 5 Minuten geht es weiter. Wir haben meist alle 2h ne Pause gemacht, kommt aber auch auf die Bedigungen an. Ach so, wenn es richtig kalt ist und zudem zugig und schattig, würde ich auch bei kurzen Pausen die Pausenjacke überziehen wollen - diese habe ich daher grundsätzlich unterm Deckelfach des Rucksacks, also schnell erreichbar und den Rucksack nimmt man in dem Falle ja eh ab....
Ich mache hier dann ein andermal weiter...