Ich möchte eine etwas ketzerische Frage in den Raum werfen (die den gesamten Themenkomplex natürlich auch nicht hinreichend beleuchtet):
Wie konnte man früher eigentlich Reisen, Wandern, Mehrtagestouren machen, Solo unterwegs sein und sonstiges, als es Handys, GPS und andere Dinge der Neuzeit noch nicht gab?
Wenn ich mich an meine Reisen als Jugendlicher und Heranwachsender erinnere (zum Teil auch heute noch), wussten meine Liebsten zu Hause auch nicht immer wo ich war und was ich genau treibe. Mal ein paar Tage oder vielleicht auch ein oder zwei Wochen keine Möglickeit des Telefonierens zu haben war nicht unbedingt unüblich. Selbst heute gibt es in Gegenden abseits der Zivilisation noch genug Ecken, wo man kein Netz hat und wo man vielleicht nicht an bewohnten Ecken vorbei kommt oder auf einem Campingplatz nächtigt. Wenn man keine feste Route hat mit ganz klar vorbestimmten Teilzielen kann man auch keinen informieren, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt dort eintrifft.
Ich bin meistens alleine unterwegs. Dabei bin ich erster Linie für mich selber verantwortlich und muss eine persönliche Risikoabwägung tätigen. Irgendwas passieren kann theoretisch immer. Notfallsituationen sollten in die eigene Planung zumindest einkalkuliert werden. Die moderene Sichtweise der "Vollkasko-Mentalität" ist aber nicht so ganz mein Ding!
Selbst bei einer Tageswanderung in heimischen Wäldern könnte ein Unfall passieren (Verwundungen, Brüche, medizinischer Notfall sonstiger Art). Soll ich mich deshalb jedesmal zu Hause "abmelden" nach der Art: "Ich bin genau dort, ich werde von Punkt X über Punkt Y nach Punkt Z gehen und bin exakt zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zu Hause."
Wenn ich in einem heimischen Wald abseits der Wege unterwegs bin und mir dort etwas passieren würde und ich hätte mich "ordnungsgemäß" abgemeldet, wäre die Wahrscheinlichkeit eines Auffindens dennoch denkbar gering. Dienstlich bin ich sehr häufig mit "Vermisstensachen" betraut. Ich kenne die Abläufe der Suche nach vermissten Personen durch technische Möglichkeiten (Handyortung), umfangreichen Personal- und Technikeinsatz und Einsatz von Personenspürhunden. In den seltensten Fällen führen diese Suchmaßnamen zum tatsächlichen Auffinden der vermissten Person.
Ich weiß aber sehr wohl, dass diese Sichtweise nicht das ist, was bei z.b. alpinen Wanderungen empfohlen wird.
Gruß Guido
P.S. Ergänzung:
Natürlich bin ich auch nicht vollkommen weltfremd. Selbstverständlich habe ich auf Mehrtagestouren oder Reisen ein Handy dabei (zu Hause auf Tagestouren aber eher selten). Das Ding ist aber in der Regel aus und würde nur im Notfall benutzt werden - in der Hoffnung auf Empfang. Obwohl ich die Vorzüge der modernen Technik zu schätzen weiß (schließlich "sabbel" ich in der Freizeit ja auch in Foren rum ), muss ich sie ja nicht immer nutzen. Das Thema "Handy unterwegs immer aus" ist aber auch eher eine persönliche Angelegenheit meinerseits. Als Disponent auf einer Einsatzleitstelle bin ich von klingelnden Telefonleitungen umgeben. Mein gesamter dienstlicher Arbeitsbereich ist gekennzeichnet durch Telefonieren und Funken (Informationen aufnehmen, bewerten und gezielt weiter leiten). Deshalb "hasse" ich Telefone im privaten Bereich. Draußen möchte ich eben nicht erreichbar sein und vollgequaselt werden.