N'abend zusammen,
na ja, nach fast 4 Jahren ist es mir dann doch gelungen, mich mit Karte und Kompass mal dermaßen zu verfransen, dass ich kurz vor dem "Stop(p)!" stand.
Relativ spontan sollte es heute mal auf die Suche nach Pyrit gehen. Die vergangenen Tage hatte ich mich mal um Fossilien- und Mineralienfundorte gekümmert und geguckt, wo man eventuell fündig werden würde. Da es gestern aber schon gut drückend war, zog ich mich bei knapp 31° heute wie Kaugummi. Nachdem ich mich dann bei einem Kaffee aber nochmal schlau gemacht hatte, saßen wir kurz nach Mittag im Auto und juckelten in Richtung Eifel.
In Simmerath angekommen sollten wir den Parkplatz nahe der Kirche ansteuern und von dort aus losziehen. Ich hatte aber keinen Bock, bei den Temperaturen noch groß über die Straße zu laufen, daher fuhren wir nach einem Blick in die Karte weiter nach Paustenbach. Parkplätze unzureichend zu finden, aber an einer etwas größeren Baustelle fand sich Platz. Schuhe an, Rucksack auf, Karte in die Hand und los ging es.
Nicht ganz 200 Meter vom Auto entfernt dann die große Überraschung - ein Teil der Höckerlinie.
Das sind schon sehr imposante Bauelemente. Teilweise hüfthoch.
Laut Karte musste das Ziel der Begierde in nordöstlicher Richtung liegen; auf der anderen Seite eines kleinen Bachlaufs. Entsprechend zogen wir nach einem kleinen Ausflug über eine sehr schmale Ortszufahrt einfach querfeldein durch die Lande. Frauchen wollte ohnehin ausprobieren, ob Kokosöl alleine ausreicht, um sich vor Zecken zu schützen. Passte also.
Das Ausmaß kann man sich m.E. nur recht schwer vorstellen. Muss man gesehen haben.
Irgendwie war ich mir aber unsicher. Das Gelände ließ nicht darauf schließen, dass sich in mittelbarer Umgebung eine Felsformation findet. Mit einer 1:50.000 Karte zur Hand steuerten wir also etwas orientierungslos auf ein mögliches Ziel zu. In der Nähe sollte sich auch ein Eifelkreuz befinden, welches wir erst noch vergeblich suchten, dann aber doch noch fanden.
Eifelkreuz. Na, geht doch.
Entsprechend dieses Punktes ließ sich der naheliegende Bach anpeilen. Ein Pfad bewegte sich in dieselbe Richtung, daher folgten wir ihm einfach mal.
Pusteblume.
Aber da man ja notorisch neugierig ist und insgeheim Beschilderungen immer wieder sehr anziehend wirken ...
... sollte man dennoch Vernunft walten lassen. Da ging's direkt ein paar Meter runter. Möglich, aber unnötig. Wir folgten einem abgelegenen Pfad, der uns etwas sicherer nach unten brachte.
Unten angekommen erkannten wir erst, dass es sich um einen Grillplatz der Ortsgemeinde handelte. Von oben soweit nicht zu sehen. Eigentlich nicht schlecht, wenn man manche Bilder von Forentreffen vergleicht.
Die Kehrseite, an deren Höhepunkt wir kurz zuvor gestanden haben.
Mit Blick in die Karte ... hm ... Doch vom Weg abgekommen?
In der Karte war zwar eine Schutzhütte eingezeichnet, aber die Richtung stimmte irgendwie nicht. Laut Kompass (Uhr !!!) hätten wir uns viel weiter nordöstlich befinden sollen. Fazit: Kompass an'er Uhr is' sch****! Fazit II: Der ungedämpfte Marschkompass ist nicht besser!
Zweifel kamen auf. Alles noch vollkommen im Rahmen, aber an den eigenen Fähigkeiten haperte es heute (mächtig). So sind wir dem offiziellen Weg zur Grillhütte rückwärts gefolgt und landeten an einer Straße. Aber ... Wasser war zu hören. Hin.
Gut, zum Karte lesen bin ich dann doch noch nicht zu blöde. Wäre man auf dem Weg geblieben, statt eine Kletterexkursion zu veranstalten ... Lassen wir das. Eigentlich wollten wir kurz anhalten, um uns mal etwas einzuverleiben, aber Myriaden von Mücken machten alleine den Gedanken unerträglich. Karte. Links oder recht? Links, "...auf eigene Gefahr". So mag ich's.
Ein verwunschener, aber unter dem Aspekt der eigenen Sicherheit frei begehbarer Pfad. Rauf, runter, noch weiter runter, wieder rauf, drüber, drunter, ... schön am Bachlauf entlang. Hatte was.
Wegbegleiter
Nach einem guten Stück entlang des Pfades trafen wir auf eine vermeintliche Ortschaft, die ich in der 1:50.000 Karte irgendwie nicht finden konnte. Kann das?
Der Wegweiser des offensichtlich gefolgten Wanderwegs (?) wies nach rechts, laut Kompass (Uhr !!!) östliche Richtung. Blick in die Karte: Joa, sollte passen.
Ich liebe ja diese langgezogenen Steigungen, die einfach kein Ende nehmen wollen. Lieber kurz und knackig, als kontinuierlich bergauf. Sei's drum. In voller Erwartung, in absehbarer Zeit nach Pyrit zu suchen, schlängelten wir uns den Pfad Gottes empor, um prompt an einem Friedhof auszukommen. Karte. (Fragezeichen). Trinken und direkt wieder auffüllen, wenn man schon die Gelegenheit hat, 'ne Wurst auf zwei, in Ruhe dampfen und mal die 1:25.000 Karte aus dem Rucksack holen. Welch' Erkenntnis!
Tja, wenn man auf vermeintliche Ortschaften trifft, sollte man sich auch vergewissern, dass es sich tatsächlich um eine Ortschaft handelt und nicht nur um eine zum Café umgebaute Mühle.
31°, langes Shirt (schwarz) dank des Sonnenbrands vom Vortag, lange Hose, 10kg hinten drauf, zu wenig getrunken, falsches Equipment. 6 Richtige mit Zusatzzahl.
Frisch gestärkt, mit einem kühlenden BW-Dreieck(s)tuch im Nacken und der 1:25.000 Topo-Karte zur Hand ging's nach etwas längerer Orientierung endlich zielgerichtet voran.
Vorbei an der Mühle, entlang einer Landstraße, folgten wir nun dem regulären Wanderweg, der nebenher auch noch gut ausgeschildert war.
Das Ziel war in Reichweite und über die freie Fläche ließ sich schon erkennen, dass wir einen riesigen Bogen gelaufen sind, den man durchaus hätte vermeiden können. Egal. Das Wetter war super, die Stimmung war gut, das Kokosöl schien zu wirken, was will man(n) mehr?
Moderne Graffiti am ersehnten Felsen.
Ja, Pyrit ließ sich finden, aber ich hätte den Worten im Internet Glauben schenken sollen, dass zumindest dieser Fundort weitestgehend abgegrast ist. Who dares wins
Pause! Schönes Plätzchen unterhalb der Felsformation gefunden.
Als Shelter primitiv, aber durchaus brauchbar.
Nach ausgiebiger Pause mal ein wenig die Gegend erkundet.
Manchmal ging's auch mal schnell abwärts.
Irgendwann nach 19 Uhr packten wir zusammen. Die Ausbeute war mickrig, und das größte Fundstück dürfte eine Kantenlänge von 3mm haben. Hammer und Meißel wären von Vorteil gewesen, wurden aber leider griffbereit zu Hause vergessen. So kann's gehen.
Da wir bis hier dem regulären Weg gefolgt waren, schaute ich in die Karte und stellte fest, dass das Auto eigentlich keine 1,5km entfernt stehen dürfte. Ich behielt recht.
Die knapp 8,5km über Stock und Stein waren aber keineswegs langweilig und teils doch etwas anspruchsvoll. Dennoch war es ernüchternd, dass man mit einer vernünftigen Topo-Karte keine 2,5 stündige Rundreise hätte machen müssen. War zwar sehr schön, aber für Pyrit blieb zu wenig Zeit.
Gelernt:
- ein neuer Kompass muss her
- zukünftig nur noch mit (mindestens) 1:25.000er Karte unterwegs
- bei 31° doch mehr trinken
- das Werkzeug nicht vergessen
- besser mal auf den Wegen bleiben
- das Thema Kreuzpeilung noch mal zur Brust nehmen
- Radieschen sind gut, Mettwürstchen auch
- die Hose hat's hinter sich
- Schuhe sind auch gut
- Rucksack verleitet
- ausgelernt
Kommt vertraut vor. Ab ins Auto und ab nach Hause. Hermann ist morgen geplant. Schauen wir mal. Schönes Wochenende noch!
Rudi