Heute möchte ich Euch den
IUNIT STRAP DRILL, auch bekannt als ESKIMO STRAP DRILL, vorstellen.
Viele kennen ja den "klassischen" Strap Drill, bei dem ein Riemen unterhalb des Feuerbretts durchgeführt wird und bei dem sich die Glut und der Bohrstaub oberhalb des Riemens in einem durchgebohrten Loch sammeln. Der Inuit Strap Drill jedoch funktioniert eher wie der klassische Bow Drill, also der Feuerbohrer.
Was ist das Besondere am Inuit Strap Drill?
Diese Methodes des Feuerbohrens wurde u.a von den Inuit perfektioniert (Nachweise aber nicht nur dort) und ist deutlich materialschonender als die normale Strap Drill Methode. Außerdem wird kein Bogen benötigt. Zu zweit kann man auch ein normales Bowdrill-Set nutzen, allein benötigt man ein Mundstück. Die Schnur sollte gerne etwas länger sein als beim Bogen, man kann so 2/3-3/4 der eigenen Armspannweite (entspricht so ziemlich der Körpergröße...) als Richtwert nehmen. Die Schnur wird dann abwechselnd mit den Armen nach rechts und links gezogen, dabei natürlich stramm gehalten. Den Bewegungsablauf hat man schnell raus, auch wenn es hier erstmal kompliziert klingt...
Diese Methode ist sehr gut geeignet für rel. genaues Arbeiten, so wird mit der selben Methode auch einfach nur gebohrt, um präzise Löcher zu erhalten. Zudem ist es eine sehr material-, also schnurschonende Variante. Die Inuit machen es mit einem Lederriemen.
Das Mundstück kann auf vielerlei Arten angefertigt werden: Aus Holz oder Geweih, aus Glas, Metall, was auch immer. Prähistorisch sind etwa Wirbel und andere Knochen als Mundstücke belegt. Ich empfehle ein Stück weicheres Material an der "Zahnseite" des Mundstückes mit einzubauen, also etwa Stoff, Leder, Weichholz. Das Beißstück wird breit und dünn ausgeformt, etwa 1 bis max. 2 cm stark. Bei einem reinen Holzmundstück kann man das Loch für den Bohrstab noch fetten oder mit grünen Pflanzenteilen auskleiden zur Verringerung der Reibung. Ich mache das normalerweise aber nicht.
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Das Bohrbrett wird etwas abgewandelt, wenn man allein ist: Dann benötigt man eine Auflage für die Glut, da das Brett nicht auf dem Boden liegt, sondern zwischen den Knien eingekleppt wird. Hier gibt es zwei bewährte Varianten: Entweder die klassische Methode, bei der eine Ecke der Länge nach mühselig aus dem Brett herausgetrennt wird, auf der der Holzstaub und die Glut zu liegen kommt - oder auch einfach so wie ich es mache: die zweiteilige Variante, wo ein Bodenbrett unterhalb des Bohrbrettes befestigt wird. Vorteil dieser Methode ist daher in beiden Fällen, dass man vom u.U. feuchten Boden unabhängig ist:
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Das Brett wird später zwischen die Knie, bzw. konkret kurz vor den Knien, zw. den Beinen eingeklemmt.
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Die Spindel sollte zur eigenen Körpergröße passen - normalerweise um die 25 bis 35-40 cm. Die Schnur wird 4x um die Spindel herumgedreht, beim Feuerbohren sollten die Arme leicht nach vorne stehen, zudem sollte in der unteren Hälfte der Spindel gedreht werden - all dies dient der eigenen Sicherheit. Die Spindel kann dort, wo die Schnur läuft, gerne etwas grober geschnitzt sein als Wiederhalt. Die Spindel selbst sollte etwa daumendick oder etwas dicker sein, und sehr exakt gearbeitet! Denn sonst wird es ne wackelige Angelegenheit am Gebiss (der Ton dabei und die Vibrationen sind auch nicht jedermanns Sache)... Daher auch die Zwischenlage aus weicherem Material. Die Spindel sollte, wie gewohnt, ein spitzes Ende oben und ein recht stumpfes Ende unten haben.
Hat man nun alles beisammen kann es losgehen.
Brett zw. die Beine geklemmt, bequeme Sitzposition eingenommen, Spindel eingefädelt, Mundstück in den Mund, Spindel rein und los. Die Schnur kann an den Enden mit Griffen versehen sein:
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Nötig ist es aber nicht unbedingt - zwischendurch variieren mit der Schnurlänge ist nämlich ne schöne Sache. Ich finde das Verfahren sogar einfacher als den Feuerbohrer mit Bogen - also einfach mal ausprobieren und selbst seinen Takt und seine Maße finden!
Erst mit wenig Druck anbohren. Schmerzen an den Zähnen sind hier ein guter Indikator, dass der Druck zu stark ist Wenn das Loch angebohrt ist, also sogar schon etwas Rauch aufgestiegen ist, kann man die Kerbe ausführen: Von knapp der Mitte des Bohrloches etwa 1/8 bis 1/5 herausschnitzen, damit die Glut mit dem Bohrstaub auf das Brett darunter fallen kann. Dann wieder Spindel applizieren und weiter bohren, es wird jetzt auch besser/angenehmer gehen. Sobald man die Glut gut erkennen kann und sie stabil glöst, sollte man sie vorsichtig in das vorbereitete Zundernest legen und anblasen: Feuer fertig!
Viel Spaß und Erfolg beim Nachmachen! Nehmt nicht zu harte Hölzer dafür...
Bilder ergänze ich noch!