Wildtierrettung - sinnvoll oder überflüssig

  • Immer wieder mal und konkret angeregt durch den Bussard, welcher mir unlängst im Wald vor die Füsse plumpste, stelle ich mir folgende Frage:



    Ist es sinnvoll, kranken oder verletzten Wildtieren zu helfen. In seiner extremen Ausprägung fällt mir da der Ornithologe (von Beruf Gynäkologe) ein, welcher mal kurz nach Spanien geflogen ist, um einem Greifvogel einen gebrochenen Knochen operativ zu stabilisieren.


    Etwas weniger spektakulär war der Nestling von unserem Balkon, welcher von seinem Geschwister wiederholt aus dem Nest gedrängt wurde. In der Natur scheint ein solches Vorgehen durchaus üblich zu sein.


    Möglicherweise kann dann das "gerettete Wildtier" nicht mehr ausgewildert werden, Was dann?



    Oder sollte vielmehr der Natur ihren Lauf gelassen werden?


    Ehrlich gesagt bin ich da hin- und hergerissen und würde mich über Eure Gedanken freuen.

  • Ich hatte mal einen Baby-Mauersegler gefunden. Da ich nicht wußte, was ich mit ihm machen sollte, habe ich mich informiert, und ihn mit winzigen Fleischstückchen, Quark und Ei gefüttert. Wasser gab's aus der Pipette. Seitdem weiß ich, dass es im Juni noch mal richtig kalt wird - denn auf der Suche nach etwas Wärme ist das Mini-Vögelchen aus seinem Karton durch's ganze Wohnzimmer gewackelt... Leider kam das Tier etwas später infolge eines Hitzschlags (ja, plötzlich war es dann wieder heiß) um, und ich habe es in ein Papiertaschentuch gewickelt und begraben.


    Im Jahr darauf fand ich an derselben Stelle wieder einen Baby-Mauersegler, den ich versorgte. Er saß in seinem Pappkarton, den ich mit einem Handtuch ausgekleidet hatte, und forderte lautstark was zu Fressen. Ich wußte, dass es Anfang Juni noch mal kalt werden wollte, und ich passte auf, als die Hitze kam. Im Sommer saß das Vögelchen abends in meiner Hand und guckte völlig begeistert Olympia im Fernsehen. Und im Herbst, als die ersten Stürme kamen, war er dann plötzlich weg - vor meinen Augen von einer Windböe erfasst.


    Etwa vier Wochen später fiel mir ein Mauersegler inmitten vieler anderer Mauersegler an einer Hauswand auf. Ich rief ihn, und er versuchte sogar herunter zu kommen auf meine Hand, aber ich war wohl viel zu niedrig für ihn. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen, habe aber das beruhigende Gefühl, dass er seine Kumpels gefunden hatte und mit ihnen gen Süden ziehen würde.


    Ich glaube, die Frage, ob helfen oder nicht helfen besser sie, lässt sich nicht so ohne weiteres beantworten und hängt von vielen Fragen ab. Helfen ist aber ein normaler Impuls, und selbst Tiere helfen manchmal Tieren.


    Das Baumkind

    • Offizieller Beitrag

    In den meisten Fällen halte ich nichts von Wildrettung.
    Eines der absurdesten Beispiele für fehlgeleitete Hilfsbereitschaft ist aus meiner Sicht das Seehundzentrum in Norddeich: Dort werden verlassene Heuler hingebracht, die von ihrer Mutter verstoßen wurden oder aus anderen Gründen alleine sind. In der Station werden sie unter hohem Kostenaufwand aufgepäppelt, an Menschen gewöhnt und irgendwann wieder in die Nordsee gesetzt. Da der Seehund- und Robbenbestand sich stark erhöht, gibt es periodisch eine Staupeninfektion, die den Seehundbestand auf ein "Normalmaß" zurückdrängt.
    Es gehört einfach in der Natur dazu, dass gestorben wird. Auch eine gewisse Selektion sollte man als Mensch akzeptieren.
    Auf der anderen Seite steht natürlich die konkrete Situation: Wenn ich einen sichtlich verlassenen und abgekommenen Fuchswelpen sähe, könnte ich es wohl kaum übers Herz bringen, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Ich denke eher, unsere Hündin Jule hätte dann einen kleinen Kumpel. :)

  • Sehr schönes Beispiel @Friese,
    Wir habe bei Ebbe mal ein Seehundbaby am Ostende von Langeoog gesehen.lag dort sehr apartisch auf einer stellle . Ich weiß nicht , ob es krank war.....aber ehrlich, 2 m von der Touriabsperrung zum Wattenmeer denke ich , es war wohl krank . Natürlich sofort die Nummer für die Seehundstation angerufen.
    Die kamen aber nicht wirklich "zeitnah" . Wer den Landzugang zum wirklichen Ostende auf Langeoog kennt, weiß , das über Land kein Fahrzeug bis dorthin kommt. Bei Ebbe ist der Wasserweg auch "unmöglich "
    Sie haben uns vertröstet, und gesagt sie kommen..... aber nicht wann. Wir waren Ca 2 h noch In der Nähe .... es kam keiner. Wie auch ! Was das gekostet hätte, ist wahrscheinlich unvorstellbar!


    Ich denke.. das ist Natur!! Da sollten wir auch mal realistisch sein. Auch wenn es uns nicht gefällt!!
    Ich sehe das wie du, aber man kann trotzdem nicht einfach an so einem süßen Lebewesen vorbeigehen


    Das Leben ist ein Spiegel: wenn du hineinlächelst, lächelt es zurück
    George B. Shaw