"Todesfall Haute Route" - Sehr gute Doku über eine alpine Skitour mit tödlichem Ausgang!

  • Hier der Link zu einer Dokumentation in der Mediathek von ARTE.

    Todesfalle Haute Route

    Text zur Doku:

    Auf der legendären Haute Route, der Skitour zwischen Chamonix und Zermatt, erfrieren sieben Menschen vor Erschöpfung in Schnee und Eis, nur 550 Meter von der rettenden Hütte entfernt. Was ist passiert? Das Skitourendrama vom 29. April 2018 lässt viele Fragen offen. Der Film ist eine minuziöse Rekonstruktion des Dramas und sucht Antworten.

    Sieben Todesopfer aus einer Skitourengruppe von zehn Personen, darunter der Bergführer, Überlebende, gezeichnet vom Schicksal, und jede Menge offene Fragen. Das Drama unter dem Pigne d'Arolla, auf der legendären Haute Route, der Skitour zwischen Chamonix und Zermatt, ist das größte Unglück dieser Art in den Schweizer Alpen.

    Der Dokumentarfilm von Frank Senn rollt das Drama auf und zeigt, wie es dazu kam. Anhand der Aussagen der Überlebenden, Dokumenten und Fotos, nachgestellten Szenen sowie Auszügen aus dem Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft Sitten lassen sich die dramatischen Ereignisse dieser Tour rekonstruieren und Antworten finden.

    Zum ersten Mal sprechen die drei Überlebenden, Retter und zwei Ehepaare aus Frankreich, die am gleichen Tag auf der gleichen Route unterwegs waren, über das Drama.

    Der Dokumentarfilm zeigt, was passiert ist, welche Entscheidungen wo und wann schließlich zum tragischen Tod der Skitourenfahrer geführt haben und warum die andere beteiligte Gruppe aus Frankreich überlebt hat. Dank der ausgewerteten GPS-Daten der Teilnehmer und den Erzählungen der Beteiligten können die letzten 24 Stunden minuziös nacherzählt werden.

    Der Dokumentarfilm zeigt auch, dass trotz der vermeintlichen Sicherheit von modernen Hilfsmitteln und Ausrüstung, Heli-Rettung und der Nähe zur Zivilisation die Natur stärker ist als der Mensch. Er zeigt exemplarisch, was sich in unseren Alpen abspielt, in denen der Bergtourismus immer stärker und größer wird. Was kann man aus diesem Unglück lernen, gibt es Konsequenzen, die daraus gezogen werden müssen?

    Mein persönliches Fazit:

    Sehr starke Dokumentation, ganz toll aufgearbeitet! Es wird einem ins Bewusstsein gerufen, was für Gefahren bei alpinen Wintertouren auftreten können. Insbesondere wie man auf vorhersehbare Wetterereignisse zu reagieren hat. Ein Ziel nicht zu erreichen, weil eventuell das Wetter nicht mitgespielt hat, ist kein Scheitern, sondern wesentlicher Teil der Tour, des Erlebens der Tour und des Überlebens im Gesamten. Auch gruppendynamische Prozesse spielen hier eine ganz ganz wichtige Rolle. Wie arbeitet man als Gruppe zusammen, wer führt, führt jemand?, wie wird geführt, wie bindet man die anderen Teilnehmer in Entscheidungen ein. Sehr interessantes Thema! Ich persönlich bin megahappy eine Outdoor-Truppe gefunden zu haben, in der genau solche wichtigen Entscheidungen vollkommen entspannt diskutiert und in der Gruppe entschieden werden.

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



    4 Mal editiert, zuletzt von smeagolvomloh ()

  • Tolle Dokumentation, danke für's verlinken smeagolvomloh! Tragödien wie diese kommen leider alle paar Jahre mal vor, kann mich an ein ähnliches Unglück erinnern dass sich in den 90igern am Hochkönig ereignete: Nach dem Fall des eisernen Vorhanges strömten viele Bergsteiger aus östlichen Nachbarländern meist unzureichend ausgerüstet auf die Alpengipfel. Eine geführte Gruppe tschechischer Alpinisten geriet auf dem Weg zum Matrashaus am Hochkönig in schlechtes Wetter. Die Gruppe kam nicht mehr voran, der Bergführer versuchte noch einzelne Personen zur Hütte zu bringen und ist dabei an Erschöpfung ca. 200m vor dieser verstorben. Hier überlebte ebenfalls nur ein Teil der Gruppe wobei neben fehlender Fitness u. Bergtauglichkeit schlechte Kälte- u. Nässeschutzbekleidung der Auslöser des Unglücks war.


    Die Haute Route gilt sicherlich als die Königin der Skihochtouren, gute Freunde sind sie bereits gegangen und kamen etwas mitgenommen zurück obwohl sie faire Wetterbedingungen vorfanden. Was mich echt wundert ist dass die Unglücksgruppe trotz 2er GPS-Geräte den Weg zum rettenden Winterraum der Hütte nicht fand. So wie's aussieht sind selbst erfahrene Profis nicht vor fatalen Fehlentscheidungen gefeit und Navigationsfehler passieren schnell mal, vor allem bei suboptimalen Sichtbedingungen ...

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    Frischluftdeppert
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