​ Exped Ergo 2.0 vs Amok Draumr 3.0

  • Hier mein persönlicher und teilweise völlig subjektiver Vergleich der Exped Ergo 2.0 mit der Amok Draumr 3.0.


    Zuerst die Fakten
    (immer zuerst die Exped, dann die Draumr):
    Gewicht mit Tarp: 1440g (Matte 740g, Tarp 550g) vs. 2053g (Matte 1340g, Tarp 713g)
    Tragfähigkeit: beide 150 kg
    Liegefläche (getestet): max. 125x197x7,5 (SIM COMFORT DUO 7.5) vs. max. 65x197x9 (SYNMAT TT 9 LW)
    Preis (UVP): 399,95€ vs 349€


    Hier beide in freier Wildbahn in Drenthe

    und verpackt (von oben nach unten: Exped Tarp, Exped Hängematte, Draumr Tarp und Matte)

    wobei die Exped Hängematte in dem großen Stausack sich noch gut um ein Drittel komprimieren lässt, die anderen Teile nicht mehr… und die Tempos sind nur zum Größenvergleich. Oh, und der Packsack von Aquaquest nur weil, ich den originalen grade nicht finden konnte




    Aufbau:
    Beide Matten nutzen Karabiner, die Draumr sogar mit Farbkodierung (war Exped in der V2.0 wohl zu teuer) um Rechts und Links beim Aufbau zu klären und beide haben Regenabweiser an den neuralgischen Stellen.


    Exped Regenabweiser und Karabiner als Kleiderhaken

    Draumr Verstellungssystem mit fest verbundenem Packsack, Regenabweiser und Ridgeline als Kleider- und Handtuchhaken


    Bei der Exped beginnt man mit der Aufhängung, bei der eines der eigentlich genialen Schlitzseile durch den Baumgurt gezogen wird, was eine Schlinge um den gewünschten Baum erzeugt. Das gleiche am anderen Baum, dann zieht man die Matte an den Karabinern aus dem Packsack und hängt sie ein. Reinsetzen und die Schlitzseile dehnen, dann nachspannen... Simpel... doch, es geht noch einfacher.
    Die Draumr beginnt man indem man die rechte Aufhängung, an deren Ende ein Karabiner sitzt, aus dem Packsack zieht und um den Baum schlingt. Karabiner einhängen, fertig und unter dem Karabiner ist sogar ein Schutz für den Baum... Geil gemacht... wenn man nun mit dem zweiten Karabiner zum zweiten Baum läuft, kommt die Hängematte aus dem Packsack und hängt sofort, Feintuning mit Zurrgurten und fertig.


    Wer die Exped erwägt, sollte darüber nachdenken ein anderes Aufhängesystem zu benutzen, da die Schlitzseile sich leider dehnen und damit eine eigentlich tolle Aufhängung, aus meiner Sicht, verbocken.
    Ich mochte das System wirklich sehr, bis ich andere kennenlernte… Man denkt halt, das muss so sein.
    Die Matte über Hüfthöhe aufgehängt und beim Reinsetzen schwingt sie bis auf den Boden runter. Man kann also nicht einfach aufbauen und ist fertig, sondern muss sich erst reinlegen, warten bis sich alles gedehnt hat, dann raus und nochmal mit den Karabinern nachspannen. Das hat mich zuletzt sehr genervt, jetzt, mit geänderter Aufhängung aus Baumgurten und AustriAlpin Slideblocs (von Dutch gibt es leichtere), kein Problem mehr, sie bleibt auf der Höhe, die man einstellt und ist nun stufenlos verstellbar. Aus meiner Sicht ein Riesengewinn.


    Nun das wichtigste, Schlafen: Himmlisch... ich schlafe in beiden besser als Zuhause im Bett... und viel länger. Wobei die Exped einen in einer Kopf zu Fuß-Bewegung wiegt, während die Draumr freier schwingt... sehr ungewöhnlich und man fühlt sich erstmal unsicherer, gewöhnt sich aber schnell dran. Auch kann man beim Einstieg in die Draumr öfter mal das Gefühl haben, man würde herausfallen. Der Nachteil, wenn man nur ein Band hat, statt viele Dynema-Schnüre, die mehr Stabilität bringen… aber keine Sorge, ich bin noch nie rausgefallen.


    Einstieg... Nun, das ist ein spezielles Thema:
    Bei Exped muss man, speziell wenn eine große Matte drinnen ist, von der Seite mit einem beherzten Reinsetzen einen definierten Punkt erreichen und dabei noch die Matte fixieren. Danach noch etwas zurecht schieben… nach ein paar mal ist es Gewohnheit, nicht verzweifeln. Je größer übrigens die Matte, desto leichter und bequemer finde ich sie.


    Bei der Draumr wird die Matte wie beim Rodeo überstiegen und zwischen die Beine genommen und dann mit festhalten an der Ridgeleine reingesetzt/geplumpst...
    Ich benutze übrigens lieber eine andere Technik ähnlich des Fosbury-Flop oder einer verunglückten Judo Rolle: ich stehe mit dem Gesicht Richtung Kopfende rechts neben dem Fußende der Matte. So dicht an der Aufhängung, wie möglich. Dann die linke Hand rechts neben die Isomatte, rechte Hand an die Ridgeline, den linken Fuß in den Fußsack und sich mit einer vorsichtigen Rolle auf die Matte bringen und dabei mit dem linken Fuß hoch schieben. Erscheint mir angenehmer...
    Die ersten Male sind bei beiden komisch aber man kommt zurecht. Eine Folie oder Plane darunter erlaubt die Schuhe vorher auszuziehen und abzustellen bevor man sich hinlegt.


    Die Exped punktet dabei natürlich schon durch ihre reine Größe, wenn man Gewicht und Packmaß vernachlässigt, kann man eine Duo-Matte (getestet mit der Exped SIM COMFORT DUO 7.5) mit 125cm x 197cm x 7,5cm nutzen. Bei mir passt die super aber damit das gleich klar ist, ich lehne jegliche Verantwortung für evtl auftretende Schäden ab, die spannt an den Ecken schon ordentlich. Von dieser Größe ausgehend, kann mal also so ziemlich alle Matten einsetzen, die diese Dimensionen nicht überschreiten (größer sind ja auch nicht mehr viele) und sich damit richtig was gönnen.
    Der Luxus einer so großen Schlaffläche ist einfach genial... aber sie funktioniert auch mit kleineren Matten (und theoretisch ganz ohne, wenn man das Mattenfach entsprechend mit Kleidung zur Isolation ausstopft-evtl sogar mit einem Underquilt). Da kann es dann aber leichter passieren, dass man sich über der Isomatte oder die Matte unter einem verschiebt... es ist mir allerdings nur einmal passiert, dass ich deswegen frierend aufgewacht bin. Bei kleineren Isomatten hat man auch mehr Stoff unter und um sich, weil der Stoff dann nicht mehr von der Isomatte zur Seite gespannt wird. Man wird vom Stoff mehr eingefasst und muss sich ein wenig hinräkeln bis alles richtig liegt. Dann fühlt es sich auch mehr wie eine Hängematte an.
    Tipp: Füße anwinkeln und die Hände an den Nacken und dann strecken und räkeln bis es passt.


    Die Draumr fühlt sich, wenn man drinnen liegt, gar nicht mehr wie eine Hängematte an... der Stoff ist viel fester, daher unter anderem auch das Mehrgewicht. Das ist einerseits gut, weil sie spürbar robuster ist. Ich habe bei UL-Material immer ein wenig Respekt und bin eher übervorsichtig.
    Man hat keinen Stoff der einen, wie bei der Exped, umfasst und dadurch auch keine Falten, die stören könnten und man fühlt sich wie auf einer prallen Luftmatte auf dem See.
    Andererseits fand ich ihn unangenehmer (ein wenig nur), er ist steifer und rauer und man schwitzt bei Hautkontakt mehr, der Stoff der Exped ist klar angenehmer.
    Der mögliche Schlafplatz ist kleiner aber damit unterschiedliche auch kleinere Isomatten nicht verrutschen können, gibt es Befestigungsmöglichkeiten. Meiner Erfahrung nach sollte man isomatte eher fester aufblasen als weicher, da sonst die Draumr zu wabbellig wird.
    Beide haben Moskitonetz, das mit Reissverschluss entfernt und in einer Innentasche verstaut werden kann. Das der Exped ist dabei von außen undurchsichtiger, was einem mehr Privatsphäre gibt und es ist viel weiter weg vom Gesicht. Die Draumr ist deutlich enger konzipiert. Wenn man nicht beengt werden will, sollte man unbedingt die Abspannungsoption am Kopfende der Hängematte nutzen, nur mit der kommt das Moskitonetz weit genug weg und die Matte fühlt sich deutlich größer an als vorher. Die Exped, obwohl auf dem Papier klar größer, fühlt sich beengter an, da man mit dem Kopf früh an Stoff kommt. Beide sind nichts für große Personen...über 185 unbedingt erst testen.


    Bei der Exped gibt es dann noch eine zusätzliche Innentasche zur Tasche für das Moskitonetz, muss reichen und nach meiner Erfahrung reicht das auch völlig... aber jetzt kommt die Draumr:
    die Details sind einfach toll. zwei Innentaschen und Trinkflaschenhalter, Ablagen, Verstellung bis zu einer Sitzposition (erlaubt unter anderem bei Sodbrennen, die Matte nur ein bisschen im Oberköperbereich höher zu stellen und dann so zu schlafen), sie hat überall kleine Details und ich freu mich dauernd beim anfassen und anschauen, wenn ich drinnen liegen...
    Man merkt die Freude des Entwicklers an der Umsetzung seiner Ideen in jedem Detail.


    hier zu sehen: das verstaute Moskitonetz, Aufbewahrungstasche und die Züge zum Verändern der Winkel in der Draumr bis zu einem Sitz


    Hier muss ich wegen der Forensoftware trennen...

  • Tarps: Expeds Tarp ist ein asymetrischer 550g-Traum. Die Schnüre sind in Taschen aufgeräumt und zur Befestigung gibt es einen Plastikdoppelhaken, der um den Hering, Baum oder Stock geführt und in die Schnur eingehängt wird und dann kürzt man die Schnur am Tarp in einer Klemme... Einfach und simpel. Sollten die Bäume zu eng stehen, kann man sie entlang der Ridgeline durch Karabiner weiter innerhalb des Tarps in Schlaufen einhängen. Es gibt sogar Flaps um das Tarp um die beiden Befestigungsbäume herum zu schließen...
    Das Draumr Tarp (713g mit Heringen) kommt einem immer etwas zu schmal vor... beide Tarps sind 240cm breit aber die Draumr Hängematte baut breiter. So muss man gründlicher schauen, dass die Seiten der Hängematte auch gut gegen Regen geschützt sind. Wobei die serienmäßigen Regenabweiser in der Aufhängung sehr hilfreich sind.
    Die Schnüre des Draumr Tarps sind reflektierend, werden mit Klettverschlüssen am Tarp gesichert und 6 Heringe sind gleich dabei. Ok, könnte man sich auch schnell schnitzen aber cool, dass sie welche reinpacken.
    Das Draumr Tarp funktioniert gut aber es ist einfach kein Vergleich zur Exped.


    Exped mit Netztasche


    Draumr mit Klett


    Fazit: Ich weiss nicht, wie ich die einzelnen Kategorien gewichten soll, also überlasse ich das dem geneigten Leser…
    Wer über den Kauf nachdenkt, wird die knapp 50 Euro Differenz und die Empfehlung zusätzlich noch in eine andere Aufhängung zu investieren, berücksichtigen…. Ich hab ja schon geblutet und die beiden gekauft, womit ich diese Entscheidung nicht mehr fällen muss.
    Ich mag beide, solange ich sie nicht lange oder weit tragen muss.
    Für mich sind sie eher BaseCamp Schlafplätze oder für Kanutouren oder Camping und dann sind beide Lösungen Himmelbetten mit Erholungsgarantie.
    Bei beiden mag ich den Gedanken, dass ich eine Isomatte habe, um bei Baumlosigkeit schlafen zu können aber im Falle der Exped kann ich zur Not auch ohne eine Matte darin schlafen (sollte die Isomatte beschädigt werden) und sie noch als Biwaksack benutzen (...und dann das geniale Tarp).
    Bei der Draumr hingegen genieße ich die technischen Spielereien und die spürbare Robustheit des Systems…


    Ich würde also immer wieder hin- und herwechseln, wenn meine Freundin nicht die Exped, in Verbindung mit der Duo-Matte, für sich entdeckt hätte und auf Treffen ist schon mal völlig klar, wer in dieser Kombi nächtigt.


    Würde ich sie auf eine einwöchige Wandertour mitnehmen?
    Wenn es nicht sehr kalt ist, komme ich im Vergleich mit meiner Gathered end und leichten Quilts locker ein bis sogar fast zwei Kilo schwerer und muss einen größeren Rucksack nehmen.
    Ich kann keine Hängematte selbst machen, also bekomme ich wohl keine wie Konrads, die selbstverständlich die Krönung der Schöpfung der 90 Grad-Matten ist…
    Ich fürchte also, sie würden beide in diesem Fall daheim bleiben.
    ...aber da ich nicht auf solche Wanderungen gehe, sondern eher campe, ist mir das völlig egal


    Gruß
    Sven

  • Hallo Wawa,


    schön gemachtes Review.
    Und für das Lob gibts ein Bussi aufs Bauchi. :love: :love:


    Gruss
    Konrad, der 90° Matten liebt

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • was nicht gesagt wurde ist der einstieg in die draumr 3.0 und dann in einen Schlafsack... das ist ein richtiges gefummel und mich hats auch schonmal rausgehauen aus dem Teil,


    für mich ist das Ding viel zu teuer, es hat den Hype nicht verdient. ich würde das Ding nie wieder kaufen.


    Diese Nachricht ist 100% biologisch abbaubar. :thumbsup:

  • was nicht gesagt wurde ist der einstieg in die draumr 3.0 und dann in einen Schlafsack... das ist ein richtiges gefummel und mich hats auch schonmal rausgehauen aus dem Teil,


    für mich ist das Ding viel zu teuer, es hat den Hype nicht verdient. ich würde das Ding nie wieder kaufen.

    Hallo,


    Schlafsäcke sind in der Regel problematisch bezüglich Hängematten. Das trifft jetzt nicht nur auf die Drauma zu. Es gibt aber ein paar Techniken/Möglichkeiten um sich zu behelfen. Zum Beispiel kann man den Schlafsack schon im stehen anziehen und sich dann vorsichtig in die Hängematte setzen. Für mich selbst ist das aber auch nichts. Ich bevorzuge hier ein Top-Quilt. Im Prinzip eine normale Decke mit Fußsack. Dieses Top-Quilt kann mit Daune oder Kunstfaser gefüllt sein.
    Damit sollte es in jeder Hängematte (Gathered End, Brücken- oder 90 Grad Hängematte) bequem und warm sein. Außerdem kommt man mit einem Top-Quilt schneller aus der Hängematte heraus, sofern das mal notwendig sein sollte.


    Grüße
    Naturapfel