Hallo,
da immer wieder die wildesten Geschichten über Bögen verbreitet werden, möchte ich hier ein paar Sachen mal erklären. Eine sehr gute Seite mit vielen Infos rund um den Bogen ist diese: http://www.bogenundpfeile.de/index.htm
Ich selber schieße eine Olympischen Recurve-Bogen. Das ist der einzige der bei Olympia zugelassen ist. Daneben habe ich auch einen Langbogen, und trainiere unter anderem Blankbogen-Schützen. Über den Compoundbogen kann ich zu den Basis-Sachen etwas sagen. Die spitze der Bogen-Evolution ist der Compoundbogen. In dem Bogen stecken 30.000 Jahre Erfahrung und die Technik von heute. Ich aber, liebe meinen Recurvebogen.
Da hier gerade über den Eigenbau eines Takedown Bogen diskutiert wird, möchte ich darauf etwas eingehen. Ein moderner Bogen besteht aus einem Mittelteil, den Wurfarmen und natürlich aus der Sehne. Das wäre z.B. ein klassischer Takedown Recurve. Ein oympischer Recurvebogen verfügt zusätzlich noch über eine Visiereinrichtung und über ein Stabilistationssystem.
Das Mittelteil besteht aus Holz, Alu-Druckguss, Alu geschmiedet und gefräst, oder aus Carbon-Verbindungen. Holz und Alu-Druckguss werden im Leistungsbereich nicht genutzt. Ein Mittelteil soll so starr wie möglich sein, damit möglich viel Energie auf den Pfeil übertragen wird. Ein Interessantes Mittelteil ist das Vanquish von Stolid Bull. Dieses Mittelteil ist von zwei Maschinenbaustudenten mit viel Bogenerfahrung in Deutschland entwickelt worden. Das Mittelteil sollte nur perfekt sein und nicht dem Marketing entsprechen. Hier der Link: http://www.stolid-bull.de/vanquish/vanquish.html Ein sehr geiles Teil, hatte ich schon in der Hand, kann ich mir aber nicht leisten. Mittelteile sind in der Regel 23", 25" und 27" lang. Jagdrecurve-Mittelteile sind oft viel kurzer. Das klären wir noch...
Die Wurfarme bestehen aus einen Laminat aus: Glasfaser, Hoz, Carbonfasern, Carbonschaum, Hanf...... Ja Hanf ist der Hit im Laminatbau. Es werden selbst Rotorblätter von Windenergieanlagen mit Hanf gebaut. Ein Wurfarm sollte linear Energie aufnehmen und abgeben. Was heißt das? Wenn man den Bogen auszieht, sollen die Wurfarme gleichmäßig den Widerstand erhöhen. Je weiter ein Wurfarm ausgezogen wird, je mehr Energie muß ich aufwenden. Viele günstige Wurfarme lassen sich erst leicht ziehen, und werden dann immer "härter". Das nennt man Stacking. Ein guter Wurfarm lässt sich sehr gleichmäßig ziehen, und gibt die gespeicherte Energie auch genauso wieder ab. Das ist nicht einfach zu bauen. Daher kosten gute Wurfarme auch bis zu 600,- Euro und mehr. Daneben sollte der Wurfarm sich nicht verdrehen, und von Haus aus gerade sein( rechts links). Wurfarme sind meistens in 3 Längen erhältlich. Kurz Mittel und Lang. Mit einem 25" Mittelteil ergibt das einen 66", 68" und einen 70" Bogen.
Warum heißt der Recurvebogen Recurvebogen? Der Recurve ist die Rundung nach vorne. Daher schmeißt der Bogen besser bei kürzerer Bauart. Das war der Vorteil der Reiterbögen.
Ist ein langer Bogen von Vorteil? Nein! Je mehr Länge, je mehr Masse. Viel Masse, viel Massenträgheit. Viel Massenträgheit, weniger Leistung. Deshalb ist ein Compoungbogen auch sehr kurz gehalten. Also: kurzer Bogen, guter Bogen. (Und das sagt jemand der einen 72" Bogen schießt. Dazu kommen wir noch.)
Die Sehne. Eine gute Sehne besteht aus HPPE z.B. Dyneema (Markenbezeichnung) das ist stabiler als Stahl und dehnt sich nicht. Außerdem ist es leicht (Massenträgheit). Viele Holzbögen vertragen dieses Material nicht. Dann wird Darcon, ein Polyester Material eingesetzt. Im Gegensatz zu Dyneema ist Darcon ein Gummiband. Hochleistungssehnen werden immer als "Endlossehne" hergestellt. Flämischer Spleiss ist ein Relikt aus Zeiten wo man Hanf o.ä. benutzt hat. Allerdings kann man Gespleisste Hightech Fasern auch auf Holzbögen benutzen. Die Spleißtechnik bewirkt wieder mehr Dehnung in der Sehe.
Welche Bogenlänge brauche ich? Das hängt von der Armlänge des Schützen ab. Je länger die Arme, desto mehr Auszug hat der Schütze. Da ich Gorilla Arme habe, Schieße ich einen 72" Bogen. Hier die Empfehlung: 26"-28" Auszug einen 66" Bogen, 28"-30" Auszug einen 68" Bogen, 30"-32" Auszug einen 70" Bogen, 32" und mehr Auszug einen 72" Bogen. Warum? Zum einen fangen die Wurfarme an zu "Stacken" zum anderen wird der Winkel der Sehne zu Spitz und es werden die Zugfinger gequetscht. Deshalb wird ein Compoung mit einem Relase geschossen, und ein Reiterbogen mit einem Daumenring. Bei beiden Systemen wird die Sehne nur von einem kleinen Metallteil gehalten, daher ist der Sehnenwinkel egal.
Warum ist dann ein Jagdrecurve so kurz? Weil ein langer Bogen bei der jagdlichen Nutzung hinderlich ist. Da nimmt man die Nachteile einfach in kauf. Auf der Jagd wir ja nur ein gezielter Schuss auf kurzer Distanz abgegeben, und nicht 36 Pfeile auf 90m. Ich z.B. werde aber auch keinen 54" Jagdrecurve schießen können, bei meinen Auszug fliegt mir das Teil um die Ohren.
Wie werden die Wurfarme mit dem Mittelteil verbunden? Es gibt Schraub- und Steck-Systeme. Holzbögen haben fast immer Schraub-Systeme. Das gebräuchlichste System ist das ILF (Iternational Limb Fitting System) dieses System ist genormt und man kann Wurfarme von unterschiedlichen Herstellern benutzen. Daneben findet man auch das Fromularsystem von dem Hersteller Hoyt. Es ist ein abgeändertes ILF System. Mittlerweile haben auch andere Hersteller das Formularsystem im Programm.
Was wäre ein Bogen ohne Pfeile? Nichts! Der Pfeil ist das Teil was fliegt! Ich kann mit einer Dachlatte und einem passenden Pfeil gute Gruppen schießen. Es nützt mir kein 5000,- Euro Bogen wenn ich beschissene Pfeile habe (tut mir leid, aber ich muss das so krass ausdrücken!). Pfeile sind aus Hoz, Aluminium, Carbon und Alu-Carbon. Holz wir meist nur noch Langbögen geschossen, Alu fliegt super ist aber gerne krumm, Carbon ist klasse aber schwer zu tunen, Alu-Carbon ist das Non plus Ultra. Leistungsschützen schießen fast alle den Easton X10 mit Wolfram Spitzen, da kostet ein Pfeil ca. 50,- Euro. Ich schieße Voll-Carbon Pfeile, günstig und gut.
So, das war ein kurzer Anriss rund um den Bogen. Ich könnte jetzt noch 200 Seiten schreiben, das meiste ist aber schon sehr gut zu Papier gebracht. Deshalb schlage ich vor das Ihr einfach Fragen stellt, und ich sie beantworte. Natürlich bin ich nicht allwissend, aber ich kenne viele die es Wissen. Hier noch ein paar Bilder zur Wurfarmaufnahme:
ILF System
Schraubsystem
Endlossehne wickeln