Herzinfarkt und Erste Hilfe

  • Herzinfarkt, erkennen und erste Hilfe


    Der Herzinfarkt, eine Erkrankung die auch wen es oft anders dargestellt wird,
    nicht vom Alter abhängig ist.
    Rauchen, Übergewicht, immer mehr Chemie in der Nahrung und natürlich immer mehr Stress.
    Der Herzinfarkt kommt, entgegen der weit verbreiteten Meinung, zumeist in
    Entspannungsphasen, nur selten in akuten Stresssituationen.
    Genau aus diesem Grund, könnte uns ein Herzinfarkt, auch gut während eine Tour ereilen.


    Symptome:


    Klassisch !


    • Schmerzen (bis zur Unerträglichkeit ) im Brustbereich
      dem Nacken, des linken Armes, des Unterkiefer
    • Beklemmungszustände (im Brustkorb)
    • Atemnot
    • Angstschweiß mit kalter, fahler Haut
    • Der Infarktschmerz wird vielfach als unerträglich, vernichtend oder mit dem Gefühl, die Brust werde von einem Schraubstock eingezwängt, beschrieben.
    • Ausstrahlen der Schmerzen in den Oberbauch.

    Nicht typischer Verlauf!


    Gerade bei Diabetikern und / oder Frauen gibt es oft einen etwas anderen Verlauf,
    dies führt gerne dazu dass, der Herzinfarkt erst spät diagnostiziert wird.


    • Schmerzen im Oberbauch (Richtung Brustbein)
    • Übelkeit / Erbrechen


      oft erst nach einiger Zeit

    • Ein brennender Schmerz im Oberbauch
    • Atemnot


    • Angstschweiß mit kalter, fahler Haut

    Erste Hilfe


    Beim leisesten Verdacht, auf einen Herzinfarkt, sofort die Rettung informieren!!!
    Es ist zu bedenken… jede Sekunde, die der Patient in professionelle Hände gerät,
    erhöht die Aussicht, auf ein Überleben.
    Auch entscheidet der Faktor Zeit darüber, wie viel Herzmuskelgewebe gerettet, erhalten werden kann. Einmal zerstörtes Herzmuskelgewebe regeneriert nie wieder!!!



    • Ist der Patient bei Bewusstsein, diesen sitzend lagern. Der Patient soll sich so setzen,
      das Er die größte Linderung, der Schmerzen verspürt. (eventuell, etwas unter die Knie legen)
    • Beengende Kleidung öffnen, entfernen.
    • Vitalfunktionen prüfen, den Patienten im Auge behalten
    • Den Patienten von Anstrengungen abhalten
    • Den Patienten warm halten
    • Sollten Sie sich auf einer Expedition, Bergtour oder ähnlichem aufhalten, wo ein zügiges Eintreffen der Rettung unmöglich ist, aber nur dann:
      „ Eine Gabe von 250mg Acetylsalicylsäure (bekannt als Aspirin, ASS)
      kann Leben und Herzmuskel retten!!!“

      Ist der Patient nicht bei Bewusstsein
    • Den Patienten in Stabile Seitenlage bringen…
    • Atmung und Puls laufend kontrollieren

      beim Aussetzen von Atmung und/oder Puls, sofort HLW beginnen!
  • Die Gabe von ASS ist mittlerweile auf max. 150mg inclusive Tagesdosis begrenzt.
    LG

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Die Gabe von ASS ist mittlerweile auf max. 150mg inclusive Tagesdosis begrenzt.
    LG

    was soll jetzt inklusive Tagesdosis heißen....


    Normale Einzeldosis (frei verkäufliche Tabletten) ASS ist schon 500mg.... bei starken Kopfschmerzen wird schon eine initiale Gabe von 1000 mg empfohlen... kann also deine Angabe irgendwie nicht nachvollziehen ?
    Als Herzpatient... habe ich eine tägliche Dosis von 100mg... diese aber "nur" zur Erhaltung der Blutkonzentration.

  • Sorry @Walter, ich weiß nicht wie viel Einfluss es für die Bushcraftwelt hat...


    Der Trend geht von der hohen Dosis ASS weg. Gemeint ist die Tagesdosis in der Bedarfsmedikation, soll heißen: die 100mg (z.b. HerzAss) werden von der Loading-Dosis abgezogen.
    Der Patient wird i.d.R. in einem Herzkatheterlabor untersucht und behandelt. Zu hohe ASS Dosen führen zu massiven Problemen. Da in den "amerikanisierten" Reanimationskursen Empfehlungen der American Heart Association (AHA) von 125mg Kautabletten in den USA ausgegangen wird, kommen so schräge Zahlen wie 375mg ASS zu Stande. Die ILCOR Leitlinien passen sich diesen Empfehlungen an. Derzeit ist sogar von einer größeren Mortalität auszugehen, wenn ASS höher dosiert wird.


    Ich möchte dir deinen Faden nicht kaputt schreiben. Ob es Einfluss auf den Bushcrafter hat, der Tage lang im Wald fest steckt, weiß ich nicht. Eine halbe ASS 500 ist aber dennoch ausreichend in der Wirkung.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Ich möchte dir deinen Faden nicht kaputt schreiben.

    machst Du nicht, jeder vernünftige Einwand ist der Diskussion würdig...


    Meine letzten Zahlen sind von 2012, wenn in der Zwischenzeit neue Studien aufgetaucht sind, ist dies auch für mich interessant...
    Eventuell haben ja auch @Doom , @Dr.Dive, @OpsBase oder @Schnake etwas dazu zu sagen...???

  • Die Abwägung des Nutzens (Thrombozytenaggregationshemmung) mit dem damit verbundenen Blutungsrisiko im nachgeschalteten Eingriff führt in jüngerer Vergangenheit offensichtlich zu Diskussionen in den Fachgesellschaften. Aktuell scheint sich die Initialdosis ASS im Bereich 150 bis 300 mg zu bewegen.


    Allgemein zum Artikel von @Walter:


    Richtig ist, dass die frühzeitige Verabreichung von Thrombozytenaggregationshemern Bestandteil aller Leitlinien (MONA-Schema) ist.


    Ich betrachte die Gabe von ASS vor gesicherter Diagnose allerdings sehr kritisch. 30 % aller Infarktbetroffenen zeigen entweder atypische oder keine Symptome. Sollte es sich beispielsweise um eine thorakale Aortendissektion mit ähnlichen Symptomen handeln, wäre die Verabreichung von ASS fatal.


    Noch eine Anmerkung zur Lagerung, welche @Walter schon beschrieben hat: Da sich die Pathophysiologie des kardiogenen Schocks grundsätzlich von den anderen Schockarten unterscheidet, darf der Betroffene keinesfalls in die Schocklage gebracht werden.

  • Die Abwägung des Nutzens (Thrombozytenaggregationshemmung) mit dem damit verbundenen Blutungsrisiko im nachgeschalteten Eingriff führt in jüngerer Vergangenheit offensichtlich zu Diskussionen in den Fachgesellschaften. Aktuell scheint sich die Initialdosis ASS im Bereich 150 bis 300 mg zu bewegen.

    Danke für die Info: @08/15 also bitte angegebene Dosis auf 250mg begrenzen!

    Ich betrachte die Gabe von ASS vor gesicherter Diagnose allerdings sehr kritisch. 30 % aller Infarktbetroffenen zeigen entweder atypische oder keine Symptome. Sollte es sich beispielsweise um eine thorakale Aortendissektion mit ähnlichen Symptomen handeln, wäre die Verabreichung von ASS fatal.

    aus diesem Grund auch meine Warnung, und der Zusatz nur wenn..... ;)

    Noch eine Anmerkung zur Lagerung, welche @Walter schon beschrieben hat: Da sich die Pathophysiologie des kardiogenen Schocks grundsätzlich von den anderen Schockarten unterscheidet, darf der Betroffene keinesfalls in die Schocklage gebracht werden.

    Richtig und WICHTIG :thumbsup:


    :danke: @Schnake :thumbsup:

  • :thumbsup:
    Bei den untypischen Symptomen fallen auch Menschen darunter mit einer Niereninsuffzienz .


    Und in Absprache mit dem Arzt kann Ass100mg sogar vorbeugend wirken.
    Am besten mit Kardiologen besprechen .

    “In the nature, at the end of the day, you should smell like dirt.”

  • Mit einer Medikamentösen Therapie sollte man immer vorsichtig sein. Nicht ohne Grund wird vor der Therapie so viel Diagnostik betrieben. Die "erweiterte" Erste Hilfe ist nur was für "Auskenner" und Situationen, in denen der Rettungsdienst oder das Krankenhaus außer Reichweite ist.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Naja, wenn man in Deutschland unterwegs ist, ist selbst "outdoor" schnell kompetente Hilfe da. Sicher nicht in der Hilfsfrist (15min) aber doch zügig. Hier geht es aber um eine Anleitung und nicht um Diskussionen über eigene Meinungen.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Naja, wenn man in Deutschland unterwegs ist, ist selbst "outdoor" schnell kompetente Hilfe da. Sicher nicht in der Hilfsfrist (15min) aber doch zügig. Hier geht es aber um eine Anleitung und nicht um Diskussionen über eigene Meinungen.

    leider ist dies nicht immer so. In den von mir bewanderten Gebieten sind einige dabei wo:


    1. Das Handynetz so zerfleddert ist, da läuft man erst mal 6-7 Km durch unwegsames Gelände .... also 60-90 Minuten bis man einen Notruf absetzen kann.
    2 Da das RTH-Netz, auch nicht so ohne Lücken ist und im Sommer die Hubschrauber oft durch Motorradunfälle
    gebunden sind, aber befahrbare Wege auch nicht unbedingt vorhanden sind... kann es bis zum eintreffen der Rettung schon mal 3-3,5 Stunden dauern.
    Meine längste Wartezeit (in der Eifel) waren 3 Stunden.
    In den Bergen, liegt die Zeit oft noch darüber.
    Einige Foristen gehen aber sogar in Länder, Gebiete wo es problemlos auch mal über einen Tag dauern kann,
    bis man Profis findet.




    Mit einer Medikamentösen Therapie sollte man immer vorsichtig sein. Nicht ohne Grund wird vor der Therapie so viel Diagnostik betrieben. Die "erweiterte" Erste Hilfe ist nur was für "Auskenner" und Situationen, in denen der Rettungsdienst oder das Krankenhaus außer Reichweite ist.

    aus diesem Grund habe ich ja den Text auch auf so geändert:


    Sollten Sie sich auf einer Expedition, Bergtour oder ähnlichem aufhalten, wo ein zügiges Eintreffen der Rettung unmöglich ist, aber nur dann:
    „ Eine Gabe von 250mg Acetylsalicylsäure (bekannt als Aspirin, ASS)
    kann Leben und Herzmuskel retten!!!“



    ;)


    und noch mal, hier im jeweiligen Beitrag, finde ich es sehr gut wenn Bedenken, Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge angebracht werden:
    Ich bin kein Arzt und erst recht kein Gott. Einfach nur Mensch und ehemaliger Rettungsassistent.
    Was ich schreibe ist entsprechen keine Bibel... mir können auch Fehler passieren und auch Richtlinien, gerade in der Notfallmedizin ändern sich laufend. Also bitte... wen Euch Fehler auffallen... einfach schreiben.
    Wenn wir dann unter und keinen Konsens finden... es gibt noch genug Aktive die ich im Notfall befragen kann ;)

  • schnell

    Gerade beim Herzinfarkt liegt die höchste Todesrate in den ersten zwei Stunden nach dem Ereignis. In Bereich meines ehemaligen Rettungsdienstes betrug die Anfahrzeit zum am weitesten entfernten Ort im Winter schon mal über 45 Minuten. Nachts waren schnell mal alle RTW/NAW unterwegs......... Dazu noch Funklöcher etc. .......



    Die Schwierigkeit beim Abfasse eines Artikels für diesen Bereich liegt darin, allen den Unterschied zwischen der "normalen" Ersten Hilfe und derjenigen weitab zu vermitteln. Wobei weitab durchaus auch im Schwarzwald sein kann. Mehr als das Wissen anzubieten und auf die Fähigkeit zum differenzieren zu vertrauen können die Autoren nicht tun.

  • Ihr habt bereits sehr viel zum Thema gesagt. Auch hier wird wieder viel zu empirisch diskutiert. Sollte wirklich der Verdacht auf ein ACS bestehen, gebt ASS! Damit macht ihr nichts falsch. Egal ob 250 oder 500mg!!! Noch etwas: Der Patient mit Aortendissektion stirbt als allerletztes an den Folgen der ASS- induzierten Thromozytenaggregationshemmung! Lasst euch dass allen Ernstes von einem Gefäßchirurgen sagen. Bei o.g. Vorkommnissen werden unsere Patienten immer stark antikoaguliert. Mit Heparin. Aber da wird die kleine Tablette ASS nicht das letale Zünglein an der Waage sein.

    Gruß vom Teuto,
    Doc




    "Der Mensch stammt vom Ausländer ab"
    (Dr.Dive)



    RedCollar Wildcat

  • Was ich noch nicht gelesen habe.... die ersten 3 Minuten zählen (bei Ohnmacht). 3 Minuten ohne Sauerstoffversorgung, macht es dem Patienten schwer wieder zu 100% fit zu werden.


    Aber das können die Docs besser erklären. Bei unserem Notfall (Kletterhalle) war der RTW nach 5 Minuten da, der Notarzt nach 6.


    Dadurch, dass wir sofort angefangen hatten mit der Reanimation, keine 10sek. nach Ereigniseintritt, und das durchgezogen und gehalten haben bis der RTW übernommen hat, erfreut sich der Kollege wieder bester Gesundheit und ist schon wieder freudig am rumklettern. Und die haben nach uns noch ca. 50 Minuten vor Ort ihren schaff gehabt um ihn wieder zurück zu bekommen.


    Frage an die Docs, ist dieser Zeitraum eigentlich normal?

  • @Dr.Dive


    Musste ich jetzt echt mal recherchieren...


    3. Spezielle Therapie-Empfehlungen
    ACS ohne ST-Hebung

    Bei allen Patienten mit definierten Risikomerkmalen (s.o.) ist unabhängig von ihrer Symptomatik eine möglichst rasche Diagnostik anzustreben. (I-A)

    Die invasive Diagnostik und ggf. Intervention sollte so früh wie möglich, spätestens innerhalb von 48 Stunden erfolgt sein. (I-A)

    Alle Patienten sollten sofort Acetylsalicylsäure (ASS) (250 bis 500 mg als i.v. Sättigungsdosis) erhalten; ASS (100 mg/d) ist lebenslänglich weiterzuführen. (I-A)

    Zusätzlich zu ASS sollten alle Patienten mit instabiler Angina intravenöses unfraktioniertes Heparin oder niedermolekulares Heparin erhalten. (I-A)


    (Quelle: Pocket Leitlinien - Akutes Koronarsyndrom ACS) Achtung: PDF!


    @Dr.Dive


    Wollte deine Aussage aber nicht in Frage stellen. ;)

  • @Dr.Dive


    Jetzt stehe ich zwischen Deiner Expertise und unseren Notfallstandards, welche 250 mg Aspegic iv. vorgeben mit dem expliziten Zusatz "Cave Aortendissektion" ?(