Survivaltraining - geht das?

  • ...ja, Eskalation - wenn der Kaffee alle geht - muss ich deeskaliert werden :cursing:


    Ok, @Rockdog - als jemand, der unter Tage geschafft hat...klar. Ich verstehe die Auffassung von Vertrauen. Rückhaltloses Vertrauen ist eher selten und Gold wert.
    In einer Gruppe müssen Aufgaben delegierbar sein und delegiert werden. Allen Aufgaben ist der nötige Respekt für den Durchführenden zu zollen. Man vertraut Aufgaben an - Müll einsammeln/Reinigungsdienste - eher unbeliebt, aber immens wichtig zur Vermeidung von Seuchen.
    Lange Erklärung...man kann nicht jedem alles anvertrauen, oder?


    Gruss,
    Silas

  • Dazu fällt mir ein Buch ein...Freunde, Vertrauen, Respekt...schon ewig her, glaube 8.Klasse...6 Freunde sind in einem Haus mit nur Treppen eingesperrt. In dem Haus gibt es eine Stelle, wo aus einer Öffnung von Zeit zur Zeit Wurstbällchen ausgespuckt werden. Nun gehts ums Überleben. Am Anfang alles gesittet, aber der Automat spuckt immer weniger Bällchen aus und langsam beginnt der Kampf ums überleben. Am Schluß kam nur 1 lebend wieder raus :Skull:
    Wir mussten zu dem Buch einen Deutschaufsatz schreiben...war ein Interessantes Thema, wie Freunde zu Feinden werden :whistling:

  • Moin,
    ich glaube nicht, das man Survival trainieren muss (kann).
    Aus eigener Erfahrung kann ich da aus meiner Sicht sagen, man handelt in so genannten Survivalsituationen instinktiv oder impulsiv, weil oft auch nicht viel Zeit zum nachdenken da ist. Und genau da liegt auch der Hase im Pfeffer, es kann gut gehen, aber auch schief laufen.
    Nur wer nichts tut, hat entweder kein Willen zu überleben, oder steht unter Schock, ist dadurch vieleicht handlungsungsunfähig.



  • Das mit den Wurstbällchen ist die menschliche Realität.


    Entweder ein Mensch entscheidet sich das ihm ein anderer Mensch sehr wichtig ist.
    Er kämpft für ihn und gibt sein Leben für ihn.
    Oder er tötet um selbst zu Überleben.


    Das ist die Natur der Dinge.


    Egal ob Pflanzen, Tiere oder Menschen.
    Nur die Entscheidung sein Leben für jemand anderen zu geben kann ein Mensch treffen. Teilweise aber auch Tiere. Z.B. bei der Verteidigung des Nachwuchses.


    Pflanzen "kennen" da nix.
    Der Stärkere überlebt. Der Schwächere geht unter.

  • Survival muss aus meiner Sicht nicht immer so hardcore sein.
    Es geht aber dabei sich aber trotzdem von der Schafherde ablösen zu können und den Adlerblick zu entwickeln. Das kann man üben, ohne speschell-equipmänt.


    Bei mir heißt das einfach die Augen offen zu halten und die Umgebung und ein Überblick über jeder Situation im Alltag zu behalten.


    Beispiel Tiefgarage: Wo ist der Ausfahrt, wo sind Fluchtwege. Das Auto nicht unbedingt in eine dunkele Ecke abstellen. Gucken ob man beobachtet wird. Was für Autos stehen dort.


    Beispiel öffentliche Gedäuden: Ich werfe immer wieder ein Blick auf den Fluchtwegeplan. Lieber nehme ich Treppen als Aufzüge. Wo sind Hydranten, ist eine Sprinkleranlage vorhanden? Wie komme ich schnell raus wenn es sein muss? Wie könnte ich im Gebäude "verschwinden"?


    S-Bahn: Immer ein Blick auf den Eingängen halten. Ich versuche im Blickfeld der Überwachungskameras zu bleiben. Ein Sitzplatz möglichst mit Rücken zur Wand. Wer steigt ein? Keine Kopfhörer tragen.


    usw.

  • Das ist kein Survival....


    Das ist die vorbereitende Vermeidung von Survival.


    Survival fängt da an wo all das nix genutzt oder geholfen hat.


    Aber ich geb Dir vollkommen recht das man durch sowas viel vermeiden und aus dem Weg gehen kann, wo andere die das nicht machen "reinfallen".... und dann survivaln müssen... :D

  • Ich fürchte, in einer Survival-Situation werde ich mir leider nicht aussuchen können, wer mit von der Partie sein soll - wenn denn überhaupt einer dabei ist.


    Außerdem habe ich kürzlich ein interessantes Buch gelesen (Laurence Gonzales, Deep Survival: Who Lives, Who Dies, and Why): Es ist typischerweise nicht der tolle Survivaler mit Gear & Skills, der überlebt, sondern oft diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet - weil die in der Suvival-Situation instinktiv genau das tun, was sie am weitesten bringt.



    Das Baumkind

  • Tolles Gear kann zu Dummheiten verleiten, @Baumkind ;) . Und an denen kann man sterben.


    Selbsteinschätzung ist denke ich wirklich ein wichtiges Stichwort. Eine überhöhte Selbstwahrnehmung wird wahrscheinlich gefährlicher sein, als wenn man sich eher kritisch sieht. So gesehen ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion sicher wichtig. (Wenn man z.B. so allgemein liest wie alle ruckzuck ihren Bowdrill machen...hm...echt? ernsthaft? ...man bin ich Anfänger!)



    Irgendwie liest sich der Thread ein wenig wie: Survival-Kurs bringt nix. Aber so würd ich es nicht sehen. Für viele ist es die Möglichkeit in geschütztem Ramen wichtiges Wissen zu erlernen und auszuprobieren. Und sich davon anfixen zu lassen, mehr zu lernen. Mehr zu üben. Die Situation in der man sich dann findet wird 1983%ig ne andere sein, als die, welche man sich gedacht hat. Das ist klar, aber man hat dann wenigstens ein kleines Set an Optionen.


    Und nun die Weisheit der Woche: Gesunder Menschenverstand kann eine mächtige Waffe sein. (Ok...vielleicht doch nicht dieeee Weisheit...)

  • Also jeder der was kann und vielleicht was dabei hat das ihm helfen kann überlebt "typischerweise" nicht.


    Hmkay....


    Bei sowas stelle ich mir sachlich interessiert die Frage wie es zu solchen Aussagen kommt.
    Welche realen, und ich meine real stattgefundenen Situationen, wurden untersucht und analysiert um zu so einem "typischerweise empirischen Ergebnis" und Aussage zu kommen..?
    Welche real stattgefundenen Ereignisse wurden gegenüber gestellt..?


    Von welchen realen Situationen weiß ein Schriftsteller überhaupt..? (Um sie in seine Analysen mit einbeziehen zu können..?)
    Viele solcher Situationen werden nie öffentlich breit getreten.


    Und was soll mit so einer Aussage kommuniziert werden...?
    Scheiß auf Skills und Ausrüstung..?
    Braucht man eh alles nicht..?


    Gear und Skills lassen (sollten) ja nicht automatisch dazu führen das denken abzuschalten.


    Nur ein Beispiel:


    Jedes Jahr im Winter sterben (auch bei uns hier in D) mehrere Leute im Wald beim spazieren. Meist weil sie hinfallen, sich ggf. den Fuß brechen und dann erfrieren.
    Meist da wo kein Handyempfang ist oder sie hatten keins dabei oder wurden nicht rechtzeitig gefunden.


    Erst vor ein paar Wochen 2.



    Die hatten 0 Skills und wahrscheinlich 0 Gear. Nicht maln Feuerzeug oder ein Messer dabei.
    Die haben sich dann "instinktiv" hingelegt und sind sang und klanglos an Ort und Stelle erfroren...
    Aber weit "gebracht" hat sie das (nach Mr. Gonzales) nicht....
    Wahrscheinlich hatten sie nicht mal soviel Skill und Gear ein kleines Feuer zu machen das raucht (was jemand sehen kann) und sie eine Zeit am Leben hält....


    Mit solchen Pauschalaussagen kann ich wenig anfangen... Und den Leuten die erfroren sind haben sie auch nicht geholfen.... Leider.


    So ne Aussage halt ich für Schwachsinn.
    Und alles was ich schon erlebt habe spricht dagegen.


    Muss aber keiner teilen die Meinung.

  • Das Problem an Survivalsituationen ist generell, dass sie meistens anders kommen, als man sich das ausgemalt hat. Deswegen bin ich kein Freund von Szenarien. Die sind oft zu spezifisch und dadurch limitieren sie die Erfahrungswerte, die sich aus ihnen ergeben - beziehungsweise bringen einseitige Erfahrungen. Ich denke, man fährt am besten, wenn man die Situation ohne Paranoia auf sich zukommen lässt - bleibt einem nämlich eh nix anderes übrig.


    Schlau isses natürlich, wenn man dann, wenn besagte Situation da ist, irgendwas parat hat, mit dem man das Problem lösen kann - eine Art Werkzeugkasten der Fähigkeiten. Wenn ich losgehe und mir denke: "Für diese Situation brauche ich x, für die andere y, für die nächste z"... dann werd ich irgendwann bekloppt, weil ich Angst habe, ich könnte eine Möglichkeit übersehen haben. Hab ich einen Werkzeugkasten, komm ich klar - vor allem, wenn er die folgenden Bereiche in verschiedenen Landschaften gewährleisten kann: Trinken, Essen, Unterkunft, Wärme, relative Sicherheit und die Fähigkeit, sich durchzusetzen... Das sind mal die Basics und der Rest ist imho Kür...

    Nemm dai Schaufl ed z'voll, sooschd kriagsch se ed hoch... :kuh:

  • Ich find's mal wieder eine typische Diskussion: Alle wissen's besser, und Hauptsache, man braucht seine eigenen Gedanken nicht hinterfragen. Und dann wird's bös... Bitte ein bißchen mehr Respekt im Umgang miteinander! :love:


    Besagtes Buch habe ich gelesen (danke an diejenigen, die es in diesem Forum vorgestellt hatten). Der Clou beim Überleben, wenn man es mal so formulieren kann, ist nicht, dass man weiß-nicht-was für Fähigkeiten, Skills oder Gear haben muß, sondern vor allem einen Blick dafür, was in der Situation wichtig ist, und das dann auch durchziehen. Diese beiden Fähigkeiten sind unabhängig vom Vorhandensein von Skills und Training.


    In jenem Buch wurde u.a. von einem Feuerwehrmann, der sehr wohl wußte, wie man ein Feuer macht, berichtet --- nur dass er sich wegen Waldbrandgefahr nicht traute, ein Feuer zu machen. Er hatte den Skill, aber in der Überlebenssituation fehlte ihm der Mumm, diesen Skill auch einzusetzen.


    Das Baumkind

  • Besagtes Buch habe ich gelesen (danke an diejenigen, die es in diesem Forum vorgestellt hatten). Der Clou beim Überleben, wenn man es mal so formulieren kann, ist nicht, dass man weiß-nicht-was für Fähigkeiten, Skills oder Gear haben muß, sondern vor allem einen Blick dafür, was in der Situation wichtig ist, und das dann auch durchziehen. Diese beiden Fähigkeiten sind unabhängig vom Vorhandensein von Skills und Training.

    Unabhängig... Ja.
    Aber im Idealfall ergänzen sie sich doch, oder...?



    Es ist hier also nicht eine Schwarz-Weiss Denke angebracht.



    "Es ist typischerweise nicht der tolle Survivaler mit Gear & Skills, der überlebt, sondern oft diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet."



    Sondern im Idealfall eine Kombination von "dem Blick dafür was in der Situation wichtig ist", ggf. Skills um dies auch umzusetzen, und ggf. Ausrüstung was einem das umsetzen erleichtert.



    Das wär doch der Idealfall von allem.




    Btw. verstehe ich bis jetzt immer noch nicht, warum davon ausgegangen wird, dass jemandem der Skills und Ausrüstung hat, "der Blick dafür was in der Situation wichtig ist" fehlen sollte....
    Das mag es geben. Aber sicher nicht bei allen so dass man das pauschal so sagen kann.

  • Irgendwie liest sich der Thread ein wenig wie: Survival-Kurs bringt nix.

    So würde ich es nicht unbedingt sehen. Solch ein Kurs bringt was, aber vielleicht nicht, dass man damit eine Notsituation überleben kann. Die sogenannten Survival-Skills finde ich im Alltag bzw. auf Touren (ohne Notsituation) sehr nützlich.


    Eine überraschende Erkenntnis von Laurence Gonzales lautete in der Tat, dass es tatsächlich so zu sein scheint, dass die Cracks, die Survival trainiert haben, die sogar das Gear dabei hatten, dies in der entscheidenden Situation nicht nutzen konnten. Während andere, die Ehepartner - interessanterweise oft Frauen, die mit Survival nix am Hut hatten, dieselbe Situation überlebt haben - ohne das, was wir üblicherweise als Survival-Skills bezeichnen.


    Die Lektüre dieses Buches hat meinen Blick auf Survival sehr verändert.


    Das Baumkind

  • .....dass die Cracks, die Survival trainiert haben, die sogar das Gear dabei hatten, dies in der entscheidenden Situation nicht nutzen konnten. Während andere, die Ehepartner - interessanterweise oft Frauen, die mit Survival nix am Hut hatten, dieselbe Situation überlebt haben - ohne das, was wir üblicherweise als Survival-Skills bezeichnen.

    Das ist ja mein Ding... Mich würden wirklich die Hintergründe interessieren WARUM er zu dieser Erkenntnis kommt, und WARUM die "Cracks" ihre Skills und Gear nicht nutzen konnten, und welche Erfahrungen / Situationen er herangezogen hat um zu diesen Ergebnissen zu kommen.


    Könntest Du das in ein paar Sätzen erklären..?


    Waren es psychische / mentale Gründe warum Skill+Gear nicht eingesetzt werden konnte...?
    Verletzungen...?
    Die falschen Skills und das falsche Gear...?
    Nicht mehr mitgedacht - auf die Situation bezogen...?


    Was steckt dahinter, dass nach Gonzales die "Cracks" so "unfähig" waren im Vergleich zu "Unbedarften"...?

  • @shamanironheart Leider kann ich den gesamten Buchinhalt nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen ;( . Tut mir echt leid.


    Insofern kann ich nur, wenn Dich das Thema interessiert, empfehlen, das Buch zu lesen.


    Der Autor hat sich sehr intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, warum manche Leute überleben, andere nicht, und das mit sehr vielen Beispielen belegt. Das tatsächliche Überleben in tatsächlichen Notsituationen hängt, so die Quintessenz des Buches, von der inneren Einstellung ab. Überleben ist demnach nicht ein einzelner Akt, sondern ein längerer, wenn nicht sogar sehr langer Prozess, der sich in unterschiedliche Phasen unterteilen läßt.


    Was das Gear angeht, so hat man in tatsächlichen Notsituation oft das Problem, dass das Gear nicht funktioniert (nasse Streichhölzer), dass es zerstört oder verloren ist. Sonst wäre es womöglich auch keine Notsituation.


    Es ist wohl so, dass manche Leute mit einem gebrochenen Bein im Wald erfrieren, andere trotz eines gebrochenen Beines überleben. Da war so eine Geschichte in dem Buch, aber es gibt ja auch die Erfahrung eines Forenmitglieds - der trotz gebrochenem Bein auf allen Vieren aus dem Wald gekrochen ist, bis ihn ein Förster aufgelesen hat. In beiden Fällen hat meines Wissens weder Skill noch Gear zum Überleben der Situation beigetragen.


    Das Baumkind

    Nicht lamentieren, sondern fakturieren.


  • "Das tatsächliche Überleben in tatsächlichen Notsituationen hängt, so die Quintessenz des Buches, von der inneren Einstellung ab."



    Danke. Meine Rede.
    Und wenn man meine bisherigen Posts hier richtig versteht und sich nicht angepienst fühlt (und damit mein ich nicht Dich @Baumkind) versteht man auch dass genau das die wichtigste Aussage ist.



    Ich wollte nur nicht so stehen lassen, dass "Cracks" mit Skills und Gear "typischerweise" nicht überleben, und "Unbedarfte" "typischerweise" überleben.


    Das kann man so nicht sagen.



    Sicher gibt es auch "Cracks" mit Skills und Gear, die wenns ernst wird komplett handlungsunfähig sind und zitternd in der Ecke hocken - und damit unter Umständen sich und ggf. andere gefährden...!
    Aber es gibt auch welche, die TROTZ Skill und Gear einen verdammt kühlen Kopf behalten und das tun was zu tun ist und was richtig ist.


    Btw.:
    Wenn Gear nicht mehr funktioniert, zerstört oder verloren ist... Was hilft dann...?
    Genau: Skills.
    Und zu all dem in einer Survivalsituation braucht man natürlich noch seinen Kopf, seine Instinkte, sein Gefühl und seinen WILLEN.
    Um mit dem was man hat und kann das bestmögliche zu erreichen.