Totes Niederwild

  • Hallo zusammen,


    meines Wissens zählen Hasen, Kaninchen, Füchse & Co. zum Niederwild, also jenem Wild, welches einst auch vom "niederen Adel" gejagt werden durfte.


    Prähistorische Funde belegen, dass gerade die Unterschenkelknochen von Hasen wegen ihrer Stabilität und Elastizität für beispielsweise Knochennadeln besonders geeignet zu sein scheinen. Entsprechend könnte ich mir vorstellen, dass die Unterschenkelknochen von Kaninchen ebenso brauchbar sind.


    Jetzt kam es gerade während der letzten Touren nicht selten vor, dass ich ein verendetes Kaninchen fand, was mich zu folgenden Fragen führt:



    1. Wie sieht es rechtlich aus, würde ich die Unterschenkel des toten Kaninchens mitnehmen? Wilderei?


    2. Welche gesundheitlichen Risiken wären ggfs. zu berücksichtigen?


    3. Worauf wäre besonders zu achten, dürfte man sich die Unterschenkel mitnehmen?


    4. Ist auch ein solcher Fund meldepflichtig?



    Würden sich Knochen so finden lassen, hätte ich diesen Thread nicht eröffnet. Da ich in letzter Zeit aber eher über totes Niederwild stolperte, stellen sich mir o.g. Fragen. Bevor es also zu ungewollten Erklärungsnöten kommt, wollte ich mich bei den hiesigen Fachleuten informieren, wie die Sachlage aussieht. Mitunter ist mir der gesundheitliche Aspekt nicht unwichtig.


    LG Rudi

  • Heißt also, dass ich das vorgefundene Tier quasi sezieren/untersuchen müsste, um eine Brucellose (o.ä.) ausschließen zu können. Hm... auf Grund meiner fachlichen Inkompetenz lasse ich dann wohl lieber doch die Finger davon. Liest sich gerade nicht so lustig, falls man sich damit infizieren sollte.


    Schade. Wie gesagt, über verendete Tiere bin ich in letzter Zeit öfters mal gestolpert; unterschiedliche Verwesungszustände. Da hätte es sich ggfs. angeboten, ein Schenkelchen mitzunehmen. Allerdings hatte ich mögliche Krankheiten o.d. nicht direkt vor Augen, was die Sachlage natürlich ganz anders erscheinen lässt. Na, da bleibt wohl nichts anderes übrig, als weiter Ausschau zu halten. Meine Gesundheit ist mir dann doch wichtiger.

  • @08/15 Dein erster, wichtigster Schritt war ja, ersteinmal Nachfragen, anstatt wild drauf los zu machen.


    So wurdest Du zum Einen wg evtl Krankheiten gewarnt und auch darauf hingewiesen, daß es Wilderei wäre.


    Aber vielleicht hast Du aufgrund dieses Threads ja auch Glück und einer der Jäger oder sonstigen offiziellen Hasenschlachter lässt Dir mal Knochen zukommen?

  • Aber vielleicht hast Du aufgrund dieses Threads ja auch Glück und einer der Jäger oder sonstigen offiziellen Hasenschlachter lässt Dir mal Knochen zukommen?

    Es wäre ja eigentlich ein Leichtes gewesen, diesbezüglich mal eine Anfrage im Marktplatz zu starten; ähnliche Anfragen gab es ja auch schon. Da bin ich eigentlich auch relativ zuversichtlich, dass sich direkt mehrere gefunden hätten, die mir hätten aushelfen können.


    Mein Grundgedanke ist aber ein ganz anderer:


    Primitive Techniken und Skills haben es mir nach letzterer Lektüre und einigen Selbstversuchen sehr angetan. Entsprechend versuche ich in letzter Zeit, mir die Möglichkeiten zunutze zu machen, die sich mir in der Natur eben offerieren. Nicht nur hinsichtlich Ressourcen (Knochen), sondern auch hinsichtlich Werkzeugen (Flint & Co.).


    Als etwas schwieriger stellt sich jedoch die gezielte Suche nach brauchbaren Knochen heraus; zumindest was Unterschenkelknochen von Hase oder Kaninchen angeht. Da wären die letzten Funde durchaus interessant gewesen, zumal es sich eben um Kaninchen handelte.


    Ich war schon davon ausgegangen, dass man in gewisser Hinsicht der Wilderei bezichtigt werden kann. Ein Thema, welches man im WWW aus unterschiedlichsten Perspektiven sehr kontrovers diskutieren kann. Da Kaninchen aber scheinbar nicht der Meldepflicht unterliegen - Brucellose aber m.W. nun der Anzeigepflicht -, wäre ich mit demjenigen, der mich erwischt hätte, zum Fundort gegangen, hätte ihm die Situation aus meiner Perspektive erklärt und geschaut, wie die Sache ausgeht. Da ich mich in einer solchen oder ähnlichen Situation in 4 Jahren aber noch nicht befand, vermag ich über einen möglichen Ausgang lediglich spekulieren. Ich denke aber, dass es eher einen Rüffel wegen eben möglicher Krankheiten gäbe, anstatt mich jemand in diesem Falle wegen möglicher Wilderei angehen würde. Zumindest sagen mir meine bisherigen Erfahrungen mit Jägern und Förstern, dass sie auch alle nur Menschen sind, mit denen man reden kann. Ein warmes, vielleicht noch dezent zuckendes Tierchen dürfte da schon andere Erklärungsversuche starten lassen.


    Vor genannten Krankheiten, die ich tatsächlich nicht auf dem Schirm hatte und welche m.E. eine Wissenslücke (bei mir) darstellen, habe ich aber schon einen gewissen Respekt. Letztendlich darf und sollte das Hobby den sonstigen Alltag nicht negativ beeinflussen.


    Mir fällt teilweise aber schon auf, dass es vorangegangene Generationen deutlich einfacher hatten - jagen, verzehren, Ressourcen sammeln. Heute ist man mehr darauf bedacht, mit dem auszukommen, was man "legal" findet und selbst da gibt es offensichtlich noch Bereiche (siehe: Wilderei), in denen es nicht erlaubt ist, Klopfer um einen Schenkel zu erleichtern. Obwohl wir es in vielerlei Hinsicht deutlich einfacher haben sollten, als eben Generationen vor uns, so bin ich doch der Überzeugung, dass wir es heutzutage deutlich schwerer haben. Aber auch das könnte uferlos diskutiert werden...


    ;)

  • Tja, @08/15 eine Idee wäre noch gewessen, Du kaufst einen Hasen und verwendest dann den Knochen.


    Andernfalls, eine legale Lösung gibt es nicht.
    Findest Du im Wald einen (älteren) Knochen und nimmst diesen mit, ist es auch Wilderrei.

  • Findest Du im Wald einen (älteren) Knochen und nimmst diesen mit, ist es auch Wilderrei.

    Stimmt schon, aber welcher Hahn kräht nach einem solchen alten Knochen? Abgesehen davon muss man nicht alles im Internet breitreten. ;)

    Tja, @08/15 eine Idee wäre noch gewessen, Du kaufst einen Hasen und verwendest dann den Knochen.

    Tja, darauf würde es zwangsläufig hinauslaufen, obliegt mir dann aber doch nicht. Zumindest esse ich Hase/Kaninchen nicht so gerne und nur des Knochen willens? Nee.


    Mal schauen, wie sich die Knochensuche ansonsten noch gestaltet. Von verendeten Tieren werde ich mich (vorerst) aber fernhalten. In diesem Sinne war der Thread für mich schon sehr hilfreich. Alles andere darf aber auch mal unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit bleiben. Jeder verantwortet sein Treiben draußen selbst, aber zwangsläufig muss man ja niemand anderen beeinflussen, es einem gleichzutun.


    Es verdeutlicht m.E. aber, dass man ursprüngliches Bushcraft nicht immer ohne Einbußen praktizieren kann.

  • @08/15 es gibt noch zwei legale Möglichkeiten.


    Entweder Du nimmst mal Kontakt mit Jöger(n) in Deiner Umgebung auf und bekommst die Erlaubnis.


    Oder Du darfst mal zu einem Jäger hier aus dem Forum und bekommst so eine legale Möglichkeit.


    Theoretisch gäbe es noch die dritte Möglichkeit, Du machst selbst den Jagdschein und bringst Dich in der Jagd ein.
    So könntest Du auch legal an Fleisch bushcraftig kommen.

  • Theoretisch gäbe es noch die dritte Möglichkeit, Du machst selbst den Jagdschein und bringst Dich in der Jagd ein.
    So könntest Du auch legal an Fleisch bushcraftig kommen.

    Leider ein Wunschtraum. Finanziell, wenn man neben dem eigentlichen Schein die sonstige Ausrüstung berücksichtigt, für mich nicht zu stemmen. Da kommen ja doch schnell ein paar Tausend zusammen. Auf der anderen Seite scheint es nicht ganz so einfach zu sein, anschließend ein Revier zu finden. Zudem kann ich sehr schlecht Blut sehen. Also Jagdschein ... bleibt so oder so ein Wunschtraum.


    Entweder Du nimmst mal Kontakt mit Jöger(n) in Deiner Umgebung auf und bekommst die Erlaubnis.

    Die Jäger aus dem hiesigen Wald kenne ich mittlerweile ganz gut; sie mich wiederum auch. Entsprechend weiß ich, dass es ihnen relativ egal ist, wenn man sich mal 'nen Knochen, 'ne Feder oder sonstwas mitnimmt. Als ich mal eine Abwurfstange (Damwild) fand, erkundigte ich mich, ob ich sie behalten dürfte. Von Interesse war lediglich der etwaige Fundort, da man dort nochmal vorbeischauen wollte. Allerdings reden wir jetzt von einem sehr kleinen und sehr frequentierten Wald, welcher zudem gut einsehbar ist. Ich darf mich da innerhalb gewisser Grenzen mittlerweile etwas austoben, soll aber schauen, dass ich dabei nicht entdeckt werde. (Es soll verhindert werden, dass sich zu viele Spaziergänger (etc.) querwaldein bewegen. Viele Rückzugsmöglichkeiten hat das Wild nicht, ohne sich gewissen Gefahren auszusetzen.)


    Oder Du darfst mal zu einem Jäger hier aus dem Forum und bekommst so eine legale Möglichkeit.

    Wie gesagt, darin sähe und sehe ich das kleinere Problem. Würde es mir also rein nur um das Material gehen, so könnte ich da sicherlich den ein oder auch anderen anhauen. Mein Interessenschwerpunkt beschränkt sich aber darauf, dass ich nutzen möchte, was ich finde. Entsprechend ist man natürlich bemüht, jedwede Möglichkeit (siehe: verendetes Tier) in Betracht zu ziehen. Da es aber Hobby ist, und ich in keinster Weise irgendwie davon abhängig bin, lasse ich entsprechend Friese's Ratschlag Vorsicht walten.


    Möglichkeiten, an entsprechende Knochen zu kommen, gibt es theoretisch mehr als ausreichend. Die Sichtweise aber auf das Angebot Natur zu reduzieren, ist im legalen Sinne eine gewisse Herausforderung. Macht die Sache für mich augenblicklich aber unheimlich interessant. Wäre ja auch zu einfach, wenn es zu einfach ginge.


    ;)

  • Entsprechend weiß ich, dass es ihnen relativ egal ist, wenn man sich mal 'nen Knochen, 'ne Feder oder sonstwas mitnimmt.


    Genau. Sprich den doch an, und wenn er Dir dann ausdrücklich erlaubt, vielleicht sogar pauschal, daß Du Dir Teile von sowieso totem Niederwild nehmen darfst, wenn Du es tot findest, dann ist doch alles in Ordnung, solange Du Dich dann auf sein Revier beschränkst.


    Ich habe mal den Jäger im Dorf gefragt, ob ich Teile von dem totgefahrenen Dachs nehmen darf, den ich auf der Straße gefunden und für später etwas an die Seite geschoben hatte. Der hat mir dann gesagt, daß das doch eklig wäre, weil der inzwischen bestimmt schon aufgeblasen sei, und daß er mir das gewünschte Teil gibt, sobald er mal einen Dachs frisch geschossen hat. Und das hat er dann auch getan. Das war sehr nett von ihm, aber ich hätte auch selbst von dem toten Dachs nehmen dürfen. Der Jäger hätte damit ja sowieso nichts anfangen können.


    Reden klappt oft.


    P.S.
    Ich glaube, die Regelung, daß man nichts von Fallwild mitnehmen darf, ist deswegen getroffen, damit sich ein (wirklicher) Wilderer nicht herausreden kann, er habe das Tier oder die Teile davon nur gefunden, aber nicht erlegt, wenn er mit roten Händen und vollem Rucksack angetroffen wird. Wenn das auf einen nicht zutrifft, dann ist man eigentlich nicht die Zielgruppe ...

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")