Das fragte mich vor etlichen Monden Jemand aus dem Forum und ich konnte ihm keine zufriedenstellende Antwort darauf geben. Die Firma hat nach diesen Klassikern nur noch sehr "bunt und fragil" produziert, aber letzten Sommer keimte ein Gefühl der Hoffnung in mir! Anscheinend steckte dieser Keim aber zu sehr im feucht-modderigen Boden und die Hanglage ist ihm trotz Südlage auch nicht gut bekommen...
Kurz vorweg, nochmal die alten Legenden im Bild festgehalten:
Links sehen wir die Non GTX Version(die Zahl gibt immer das genaue Gewicht an) von dem Schuh ganz rechts und in der Mitte nochmal den alleseits beliebten Klassiker von Salomon. Der Roclite 318 ist nicht mit drauf, dafür müßt ihr dann mal die Bildersuche bemühen, das sind die Dinger mit den gelben Spannriemen. Findet man auch noch kaum Reviews drüber, da google die Daten irgendwann löscht...Bei ODS dürfte noch genügend stehen, auch paar schöne Winterberichte. Ich hatte dann 2 Jahre mit dem Salomon rumexperimentiert und kam irgendwie nicht mit der Passform klar. Beide Versionen und unterschiedliche Jahrgänge hatten hinten zu viel Schlupf. Was mich noch nervte, war das Schnellschnürsystem, was nach spätestens 10Km nachgezogen werden mußte. Sonst ein top Schuh!
Ich habe nie mehr einen Schuh gefunden der so flexibel einsetzbar ist wie der Terroc 345. Sommer wie Winter und genau die richtige Mischung aus Gewicht, Stabilität, Haltbarkeit der Sohle, Flex und Abrollverhalten und noch genügend Dämpfung nach vielen Jahren hatte. Bis letzten Sommer der Roclite 320 GTX rauskam:
An der Stelle erstmal ein grundlegender Tip. Kommt ein neues Modell auf den Markt, muß der sich erstmal platzieren. Die Händler hauen dann die Dinger erstmal nicht weit überm Einkaufspreis raus. Der UVP ist sehr hoch angesetzt, für die Kohle würde ich mir den definitiv nicht kaufen.
Die ersten Waldrunden drehte ich dann ohne Gepäck im schwierigen Gelände. Meine Runden laufe ich die Woche über an 5 Tagen zwischen 10 und 15 Km, hier bei uns über die Höhenzüge, ich habe da mehrere Strecken zur Auswahl. Am Wochenende wird dann ne große Runde mit Gepäck gedreht.
Mir viel dann folgendes auf. Die Sohle hat nen unfassbaren Grip auf Wald und Sandwegen, man hat das Gefühl, sie würden sich förmlich einkrallen. Die Stabilität ist etwas besser als bei Halbschuhen, Sohlenflex top, Dämpfung mehr als ausreichend. Die ersten beiden Wochen tat mir rechts außen meine vorgeschädigten Bänder weh, was dann aber komplett verschwand. Was mir etwas störend auffiel, war das plopp plopp plopp was die Vorderfüße machen, wenn die Sohle vom Boden abhebt. Das kommt durch die Gummimischung vorne im Verbund mit dem Kevlargewebe. Legt sich dann mit der Zeit und ist meine ich auch temperaturabhängig.
Im Herbst war es eine wahre Freude mit den Dingern zu laufen und ich überlegte schon, ob die nicht extra für den "guten Biss" einen Namen bekommen sollten...Nach paar Monaten zog ich mir dann schwarze Schnürsenkel rein und da schoß mir irgendwie "Rabenfüße" durch den Kopf...
Najo, ich habe dann jeden Monat überprüft ob die Membran noch dicht ist und dann meistens über den Fluß abgekürzt:
Meine großen Runden laufen immer gleich ab, nach 2 h wird was gegessen, dazu gehe ich tiefer in den Wald durch die Sumpfgebiete.
Meistens schaue ich dann noch nach den kleinen Helferlein aus dem Wald, die habe ich aber hängen lassen, hatte ich doch schon im September genug getrocknet...
Kommen wir an der Stelle dann zu den technischen Sachen.
Hier sieht man schön den Sohlenaufbau. Sie haben im Prinzip die Sohle in drei Zonen eingeteilt und dazu drei Gummimischungen verwendet. Hart für weniger Abrieb, mittel für guten Dämpfung und ausreichend wenn man auf scharfe Steinkanten aufsetzt, das Mittelteil ist extra dafür ausgelegt...und weich für ordentlichen Grip. Das Profil ist sehr grobstollig ausgeführt, man schleppt so auch nicht großartig Dreck mit sich rum. Am Knöchel sind zwei Gummistabilisatoren über kreuz(External Heel Cage wraps), gibt ne bessere Stabilität im Gelände. Nur mit Gepäck, schräg in Hanglage nach unten laufend, habe ich einmal etwas Druck auf der Innenseite vom Knie gehabt, sonst nie Probleme mit den Bändern oder großartige Ermüdungserscheinungen.
Vorne ist ein Hybridgewebe zum besseren Schutz des Vorderfußes verbaut. Nennt sich X-PROTEC und ist dem Schoeller Keprotec sehr ähnlich. In einem Youtubebericht sprach man von einer "Kevlarmischung". Ich habe oft gedacht, nun sind sie zerrissen, als ich an Wurzeln unter dem Laub oder rausstehenden Ästen hängenblieb...
Schuhklima:
Ich stehe hier gerade im Sumpf und der einzige Punkt wo man das Tarp aufbauen konnte war ne kleine Insel. Ich hatte niemals ein unangenehmes, kaltes Gefühl oder großartige Schweißproduktion nach Überhitzung. Zu Hause waren die Socken höchstens leicht feucht. Kommen wir an der Stelle gleich zur Sockenwahl. Benutzt habe ich meistens Woolpower 400, Falke TK1 Wool oder einen Rohner Trekking Socken. Alle drei wunderbar, machen weder Druckstellen noch Blasen, alles tippitoppi! Für den harten Winter würde ich dann wieder eine Kombi aus dem dünneren TK2 Wool und Woolpower 400 nehmen, das würde noch passen.
Verhalten bei Frost:
Keinerlei Probleme mit Einfrieren oder unangenehm kalten Füßen am Morgen. Ich lasse die Schnürung immer weiter auf über Nacht und laufe die morgens erstmal ohne zubinden warm...
Bis zu diesem einen Tag war alles in Ordnung! Letzte Woche drehte ich nach langer Krankheit meine erste große Runde und machte wie üblich meine Pause an einem Sumpfgebiet. Sehen wir hier im Hintergrund:
Übermütig wie ich war, gab es dann noch ein erstes Porterchen dazu:
Da viel mir ein, daß wir neulig in einer PN noch ne Diskussion über Jacken und Kapuzen hatten und ich dafür noch paar Fotos schießen wollte. Da kam mir der scheinbar gefrorene Sumpf doch gelegen...denn dort wollte ich das Zusammenspiel von moosbedeckten Bäumen, dem Eis und einem alleinstehenden Tannenbäumchen einfangen. Ein paar Schritte bin ich gekommen, danach dachte ich für den Bruchteil einer Sekunde an Moorleichen...
Bis zu den Kniekehlen stand ich in der Schweinesuhle und ruderte mit dem Armen, daß ich mich nicht noch auf den Hintern setze...Ich machte dann in Ruhe noch die Fotos fertig und überlegte ob ich den kürzeren Weg zurück gehe den ich gekommen war oder die große Runde zu Ende drehe und mal schaue wie lange das zum trocknen braucht. Hab die große Runde gedeht und nach 2 h war alles schon wieder angenehm trocken gelaufen. Die Schuhe natürlich mit Modderpampe voll und wie ich zu Hause auswasche, stelle ich zwei Risse in beiden Innenfuttern fest:
Ihr seht dort schön die Kontur der Außensohle durch. Oben ist die Sohle so scharfkantig bzw. nicht genug hochgezogen, daß das Innenfutter dort aufliegt und irgendwann durchscheuert. Mir ist das neulig schon nach der letzten Übernachtung aufgefallen, daß es etwas drückt mit schwerem Rucksack schräg zum Hang...Da die immer leichter werden müssen, hat man bei den meisten Dingern nun zu flache Sohlen verbaut. Edit: Womit wir dann wieder zurück zu den alten Sohlenaufbauten kommen. Oben seht ihr bei den ersten Bildern, wie noch ein extra Stoffrand zum Schutz eingenäht wurde. Jetzt versteht man erst richtig warum.
Nun gehen sie nach 5-6 Monaten erstmal zurück, zum Glück habe ich schon die 30 Bilder voll, Satzzeichen bestimmt auch schon wieder. Heute war ich dann wieder mit dem besten Wanderstiefel aller Zeiten unterwegs:
Muß man sich erstmal wieder dran gewöhnen...Ich werde dann berichten, ob das eine teurer fünfmonatiger Spaß war und/oder ich noch schöne Wintererfahungswerte mit 40Km+ am Tag nachreichen kann. Hoffentlich wird es so wie letzten Februar gegen Ende nochmal richtig kalt. Eigentich waren die nächsten beiden Wochen erstmal 30 geplant, vielleicht sind se dann schon wieder zurück. Ich werde mir für den Sommer aber noch paar flache ohne Membran zulegen.
Nachtrag vom 27.2.19: ich habe heute das komplette Geld wieder zurück bekommen, die Schuhe wurden nicht getauscht. Würde ich mir die nochmal kaufen? Auf jeden Fall, spätestens für nächsten Herbst!
Gruß Eisi!