Möchte Euch hier mit dem Mammut Tyin MTI 5-Season 180L einen wirklich warmen Mumienschlafsack für den Kälteeinsatz näher bringen. Ist ein echtes Winterteil in dem man selbst bei zweistelligen Minusgraden noch angenehm warm schläft und nicht eins dieser Pseudodinger wo schon direkt unter der Nullgradmarke div. Tricksereien nötigt sind um nicht zu frieren ... Der Tyin stammt von Ajungilak® aus Norwegen, dass ist die Schlafsackabteilung des bekannten Bergsportausrüsters Mammut® und wird expliziet als Expeditionsausrüstung beworben. Der Tyin 5-Season war in der Saison 2019 der zweitwärmste Synthetikschlafsack dieser bekannten Marke. Er ist ganz auf Robustheit und Langlebigkeit getrimmt und für Unternehmungen prädestiniert wo einerseits mit tiefen Temperaturen in Kombination mit Feuchtigkeit zu rechnen ist - also ideal für anspruchsvolle Touren in Skandinavien, harte Expeditionen in nasskalte Regionen wie z.B. Patagonien u. Neuseeland, extreme Wildnistouren, Jagd- und Fischausflüge in Alaska, Kanada bzw. Innerasiens oder einfach nur für die Wintertour hier in den Alpen oder in unseren Mittelgebirgen bei Miesewetter. Für all jene die Schlafsäcke nach der Farbe auswählen und oliv dabei das Hauptkriterium ist: Der Hersteller bezeichnet die sehr dezent unauffälligen Farbtöne als 'bison', was Bushcrafter und andere Wildcamper erfreuen dürfte.
Der Tyin 5-Season glänzt mit zahlreichen Features und nützlichen Details welche bei so manch anderem Modell in dieser Schlafsackklasse durchaus nicht selbstverständlich sind. Kann der Tyin 5-Season nun tatsächlich dem Anspruch 'expeditionstauglich' welchen sich der Hersteller selbst auferlegt hat auch gerecht werden? Widmen wir uns zuerst dem Außengewebe ohne vom oliven Farbton verblendet zu werden Kopf- und Fußbereich sind farblich abgesetzt, hier wurde ein Nylon RipStop-Gewebe vernäht das wasserabweisend DWR-beschichtet ist. Es macht einen durchaus tauglichen Eindruck, über die Materialstärke schweigt sich Mammut leider aus, ich nehme an dass es sich dabei um 50D, event. sogar um noch stärkeres Nylon handelt. Wasser perlt schön ab wie es sich's gehört, hiermit wird man auch in feuchten Umgebungen ganz ohne Biwaksack oder Zelt nicht unmittelbar ein Problem bekommen.
Im Mittelteil des Schlafsackes, also im Rumpf- und Beinbereich wurde ein Nylon RipStop-Gewebe eingesetzt dass sich haptisch deutlich dicker und damit nochmal robuster als jenes an Kapuze und Fußbox anfühlt. Es ist bis dato das Gewebe dass den zuverlässigsten Eindruck an einem Schlafsack hinterlässt - absolut kein Vergleich mit den flimsigen 15D od. 20D Hüllen an div. UL-Schlafsäcken! Am Materialetikett ist eine PU-Membran ausgewiesen, gehe davon aus dass diese hier im Mittelteil eingebracht ist. Mammut macht leider keine weiteren Angaben zu deren Materialeigenschaften, was ich zugegeben schade finde. Bei den wenigen Einsätzen wo der Tyin 5-Season mit dabei war habe gab es keinerlei Probleme mit Kondens oder Durchfeuchtung der Isolierschichten und ich gehe davon aus dass diese Membran über entsprechende Dampfdurchlässigkeit verfügt.
Der Hersteller bezeichnet die Verwendung unterschiedlicher wasserabweisender Außenbezüge als shelterTX™. Insgesamt kommt die Außenhülle mit wenigen Nähten aus, durchwegs positiv um den Schutz des darunterliegenden Isoliermaterials zu unterstützen. Die Polyester-Hohlfaser die hier eingesetzt wird trägt den stolzen Namen MTI™ Endurance und hat lt. Hersteller exzellente Isolationswerte und behält diese auch unter extremen Bedingungen und häufigen Waschgängen bei. Beim Anblick des Pflegehinweises von 60° am Etikett kam sofort der Gedanke 'na bum, die trauen sich echt was'! Tatsächlich hab ich noch auf keinem SchlSa eine Waschbarkeit von 60° gesehen ... Im Kopf- und Fußbereich sind stolze 4 Lagen dieses Füllmaterials eingebracht um jene Körperteile speziell zu schützen welche am kälteempfindlichsten sind. Ansonsten sind auf der Oberseite 3 Lagen verbaut, auf der Unterseite 2 Lagen - nach unten schützt ja ohnehin die Isomatte vor der Bodenkälte, so wird Gewicht u. Packvolumen gespart. Mammut nennt diesen Aufbau zur Isolationsoptimierung Trinity-Construction™.
Zusätzlich ist die Fußbox anatomisch geformt, die Kapuze hat ein 3-dimensionales Design. Diese ist außen mit einer umlaufenden Baffle versehen damit auch kein eisiger Wind in den Gesichtsbereich eindringen kann, was unterm zugigen Tarp ja ein gewichtiges Argument darstellt. Selbstverständlich lässt sich die Kapuze mit einem Kordelzug anpassen und eng zuziehen. Im Schulterbreich ist ein umlaufender Wärmekragen angebracht welcher diesen Namen auch verdient und sich ebenfalls mittels Schnürzug justieren lässt. So kann einerseits keine Kaltluft eindringen, andererseits auch keine Wärme aus dem Schlafsackinneren entweichen. Sowohl Kapuze als auch Wärmekragen werden mit Druckknöpfen geschlossen die sich leicht bedienen lassen und keine Kältebrücken bilden da sie aus Kunststoff und nicht aus Metall bestehen.
Der verbaute YKK 2-Wege Reißverschluss ist lediglich ca. 85cm lang, was sehr typisch für einen echten Winterschlafsack ist, so werden Kältebrücken im Fußbereich am zuverlässsigsten verhindert. Die Lage des RV mag etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen - er startet in Kniehöhe seitlich links, wird dann aber im Kopfbereich zur Mitte hin geführt. Nimmt da Mammut etwa schon vorweg wo die Reise bei der Lage des RV hingeht, nämlich zum Mittelreißverschluss? Der Reißer ist durch eine sehr breite Isolierleiste abgedeckt welche vernünftig gefüllt ist. Ein beidseitiger Klemmschutz ist vorhanden und dieser erledigt diese Funktion ohne Beanstandung. Am oberen Ende ist für den Schieber eine kleine 'Reißverschlussgarage' aus Kunstleder angebracht was den Hautkontakt mit kaltem Metall verhindert.
In der RV-Innentasche lassen sich z.B. Handy od. Stirnlampe verstauen, was sehr praktisch ist. Als Innenbezug wird angenehmes Polyester-Ripstopgewebe verwendet, im Fußbereich Nylon-Ripstop welches einen äußerst langlebigen Eindruck macht. Wiederum ein Feature welches perfekt ins Konzept eines warmen Schlafsackes für den Wildniseinsatz passt. Selbstverständlich gibt es weichere und damit angenehmere Innenbezüge, die paar wenigen Abstriche sind der Langlebligkeit der Materialen geschuldet was auch ok ist aus meiner Sicht. Das Steppmuster ist typisch für Ajungilak und war über Jahrzehnte deren Markenzeichen und an div. Klassikern wie z.B. dem Igloo, usw. zu finden. Am Fußende ist sowohl innen als auch außen eine kleine Cordschlaufe angebracht um z.B. ein Inlet oder einen Biwaksack fixieren zu können. Am Kopfende sind 2 Schlaufen aufgenäht so dass man den Schlafsack zum trocknen oder zur Lagerung aufhängen kann.
Der Hersteller bezeichnet den Schnitt als 'Basic', er ist weder sehr körperbetont eng noch großzügig weit. Die max. Liegelänge beträgt 180cm, ich bin ca. 178cm groß und fand Platz, da war allerdings nicht mehr viel Spielraum. Durch die kompakte Größe eignet er sich z.B. auch bestens für kälteempfindliche Damen oder Jugendliche. Das Packvolumen ist mit 18,6 Litern angegeben, man benötigt hierfür also einen Rucksack mit entsprechenden Volumen. Der orig. Packsack hat zwar Kompressionsbänder, wie bei fetten KuFa-Schlafsäcken üblich darf man sich aber keine Wunder bei der Kompressionsrate erwarten, diese fällt wie üblich nicht allzu großartig aus. Bei ca. 2,9kg Packgewicht auch entsprechende Kondition falls man das Teil am eigenen Rücken und nicht nur in Pulka, Schneemobil oder Fahrzeug befördert.
Dieser Tyin 5-Season wurde von mir lediglich ein paar wenige Nächte benutzt und ich konnte ihn temperaturtechnisch nicht an seine Grenzen bringen weil es dabei immer zu 'warm' war - es hatte lediglich -10 bis -12°C. Mammut gibt für diesen Schlafsack einen Erfahrungswert von -25°C an und bezeichnet dieses Rating als 'Experience', was darauf hinweist dass es sich dabei um Erfahrungswerte handelt. Würde schätzen dass dies nur mit zusätzlichen, wärmenden Bekleidungsschichten erreichbar ist bzw. für Leute denen tiefe Temps absolut nix ausmachen. Ca. -15°C sollte aber selbst für sehr kälteempfindliche Personen möglich sein, -18°C mit geeigneter Thermounterwäsche und diese Temperaturgrenze gilt ja für die meisten ernsthaften Winterschlafsäcke.
Die Argumente mit welchen Mammut Ajungilak diesen Winterschlafsack bewirbt wie z.B. Feuchtigkeitsunempfindlichkeit, Langlebigkeit, Waschbarkeit, Robustheit, usw. nehme ich denen voll ab und kann sie nur unterstreichen. Der Tyin 5-Season eignet sich für Touren wo tiefe Temps zu erwarten sind und wo man auch mal unterm Tarp oder ganz ohne Shelter übernachtet so dass er auch Kontakt mit Feuchte hat - die eingesetzten Materialien halten dass allemal aus. Ich bin doch etwas verwundert dass speziell die Schlafsäcke der Tyin-Serie hier im Forum kaum Erwähung finden - sie sind meiner bescheidenen Meinung nach perfekt fürs Hobby Bushcraften oder auch für div. Wildnistouren geeignet ...
Daten & Fakten:
Hersteller: Ajungilak by Mammut
Modell: Tyin MTI 5-Season 180L
Liegelänge: Max. bis ca. 180cm
Zipper: Links ca. 85cm, 1/2 langer Zwei-Wege RV v. YKK m. gefüllter Abdeckleiste u. beidseitigem Klemmschutz
Füllung: Ajungilak MTI-Endurance™ 100% PES, Polyesterhohlfaser ca. 1860g (lt. Hersteller); 4-, 3-, 2-lagig
Aussenbezug: enduranceTX™ RipStop Nylon (100% Polyamid), Kopf- u. Fußteil wasserabweisend DWR beschichtet
Innenbezug: enduranceTX™ RipStop Polyester (100% PES) + RipStop Nylon (100% Polyamid) im Fußbereich
Farbe: Bison
Ausstattung: Baffle-Kapuze m. Kordelzügen u. Wärmekragen, RV-Abdeckleiste, Klemmschutz, RV-Innenfach, Trinity-Construction™ m. verstärkter Isolation im Kopf- u. Fußbereich, shelterTX™: maximaler Nässeschutz im Fuss- und Kopfbereich
Temperaturrating lt. Hersteller: bis -25°C (Experience)
Gewicht inkl. orig. Packsack: 2915g (von mir abgewogen); Kompressionspacksack: Ca. 140g, SchlaSa alleine: Ca. 2775g
Zubehör: Kompressionspacksack m. 4 Zugbändern
Pflegehinweis: Waschbar bis 60°C
Hinweis: Markennamen, geschützte Produktbezeichnungen, etc. sind Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber.