Wehret dem Wehr!

  • ein Thema welches alle Fließwassersportfreunde immer wieder trifft:


    Unfall am Wehr!


    Hier leider mit zwei, teilweise schwer, Verletzten auf einem eigentlich harmlosen Flusslauf, der Erft.


    (Artikel in zeitlicher Abfolge)

    https://www.ksta.de/region/rhe…-in-lebensgefahr-39717516

    https://www.ksta.de/region/rhe…oelner-schuelers-39721420

    https://www.ksta.de/region/rhe…e-fast-ertrunken-39726270


    Zusammengefasst:

    eine Klasse mit einem Lehrer und einem ortskundigen Guide (vom ansässigen Paddelverleih) fahren die Erft bis zum Wehr in der Innenstadt von Bedburg. Dort sollen alle aussteigen.

    Ob umtragen werden soll oder ob Schluss ist, ist mir nicht klar geworden, ist auch nebensächlich.


    Beim Aussteigen kommt es zu der Situation, dass ein Schüler allein im Boot abtreibt, in das Wehr und die dort befindliche Wasserwalze gerät, nach meiner Einschätzung eine "innendrehende", sprich unten zum Wehr drehenden Walze, (im verlinkten Bild oben). Dass seine Chancen hier nicht ausgeprägt gut sind, ist wohl den Paddlern unter uns klar.

    Der anwesende Lehrer springt hinterher und veunfallt ebenfalls. Er wird durch herbeigeeilte Anwohner mittels eines privat dort vorgehaltenen Rettungsring gerettet.

    Der Schüler wird später leblos durch die Feuerwehr geborgen und wiederbelebt. Über den Gesundheitszustand ist bislang nichts neues bekannt.

    Bei der Bergung hat der Verunfallte Schüler noch das Glück, dass der Motor des Feuerwehrschlaubootes nicht anspringt. Sonst hätte es wohl neben dem Ertrinkungsunfall noch Fleischwunden gegeben.


    Zur Walze:

    Klar ist auch, dass selbst geübte Schwimmer einer solchen Walze nur mit sehr viel Glück und etwas Wissen über die Walze entkommen können: "einfach" oben von der Wehrmauer abstoßen und hoffen, dass der Stoß kräftig genug ist, um durch die Wassermassen hindurch zu kommen. Wenn nicht, hat man beim nächsten Durchgang die nächste Chance, vielleicht.


    Die Frage ist nur, lassen sich solche Unfälle vermeiden?


    Unklar ist die Einweisung der Schüler (Alter 15-16) und das Verhalten von Guide und Lehrer vor Ort vor dem Unfall.

    Klar ist, dass der Lehrer hinter her gesprungen ist. Hut ab, wenn man Zeit hat darüber nachzudenken. Ob ich das getan hätte?

    In der Distanz und mit Zeit, eher nicht. In der Situation? Keine Ahnung.


    Aus der Distanz möchte ich für mich diese Lehre ziehen:

    bei einer Gruppe größer 10 Personen sollten mindestens drei Betreuer dabei sein.

    es gibt eine Einweisung mit Erläuterung der möglichen Gefahren unterwegs

    der erfahrenste Betreuer fährt hinten

    der erfahrenste Beteuer bleibt im Wasser und sichert gegen die Gefahrenstelle (hier Wehr) ab bis alle ausgestiegen sind.

    beim Einstieg sorgt er dafür, dass alle gemeinsam los kommen, geht also als erster rein.


    für die Gefahrenstelle:

    es wäre gut gewesen, wenn der dort erwähnte Rettungsring nicht aus dem Privaten Balkon gekommen wäre sondern aus einer alarmgesicherten Box vor Ort. Wenn man das Teil braucht, sollte eh einer mit Einsatzdisco vorbei kommen. Diebstahl eines Einsatzmittels sollte nicht nur als "Dumme-Jungen-Streich" mit 2 Stunden Straßekehren (Sozialstunden) bestraft werden, sondern eher Tat-Angemessen: die Folgen können tödlich sein.


    Ob nun die Feuerwehr einen Jetski benötigt, kann ich nicht sagen. Kann passen, wenn das Fließgewässer a) fahrbar und b) nicht immer mit einem Seitenweg ausgestattet ist.

    Ob nun alle Rettungsschwimmer zu Strömungsrettern fortgebildet werden müssen? Laut eines Radiobeitrages ja.


    Und jetzt Ihr....


    Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und abends einen Finger hoch vom Lieblingsgesöff im Becher! :kanu:

  • Ich hätte nicht gern die Verantwortung über diese Gruppenstärke!!!

    Mir reicht völlig, wenn wir als Familie ( 3 Personen ) unterwegs sind,

    egal ob in einem, oder mehreren Booten.

    Ich mache dann immer den "letzten Mann" d.h. Kind und Frau fahren vor mir, damit ich noch komme und gegebenenfalls eingreifen kann.

    ( Halte mich für den mit Gewässern aller Art am meißten Gewaschenen in unserer Familie )

    Wobei ich zugegeben nicht mehr der Schwimmer bin, der ich mal war.

    Auf der Einkaufsliste für den Sommerurlaub steht seid dem Kurs neulich eine Wurfleine / Wurfsack.

    Die Erft ist "nur" ein Bächlein im Vergleich zu vielen anderen Gewässern, aber der Vorfall zeigt wieder,

    das dem Wasser gehörig Respekt gebührt. Darüber sollte sich jeder der auf´s Wasser geht im Klaren sein.

    Mein liebster Spruch diesbezüglich lautet: "Ich geh auch nicht mittem Klapprad auffe A1!"

    Last but not least:

    Wenn ich mich, oder Andere jemand anvertraue ( lokal Guide etc. ) erwarte ich, das dieser Jemand ausgebildet ist,

    für das, was er da tut. Die Realität sieht leider oft anders aus.


    Gruß"Seemann"

  • Steuermann , wenn diese Gruppe noch mehr Betreuer gehabt hätte, dann auch mehr Boote.

    Je mehr Boote, umso größer die Unfallgefahr.

    Da ja alle nacheinander und nicht gleichzeitig raus können.

    Kenn die Stelle nicht, weiß nicht, inwieweit die Ausstiegsstelle vor dem Wehr ist, weiß nicht, wie hoch die Strömung an dieser Stelle schon ist.

    Warum Jetski, wenn auch Boot geht? Gibt auch Boote mit Jet-Antrieb.

    Beim "normalen Rettungsschwimmer (silber)", welchen ja die Sportlehrer haben müssen ist definitiv kein praktisches Strömungsretten dabei, maximal wird es theoretisch angesprochen, wenn überhaupt.


    Dem Schüler ist zu wünschen, daß er es ohne bleibende Schäden überlebt

  • Unfälle Passieren. Gegen Unfälle machste nix!


    Alles eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände ... ist genauso wie das Freischwimmen im Meer - Ruck zuck hat Dich die Strömung erfasst und zieht Dich mit raus. Oder das Befahren von Gewässern mit dem Schlauchboot bei Wind ... eh Du Dich versiehst biste gaaaaanz weit weg.


    Im Nachinein Betrachtet ist das immer so ein Sache - Hätt'ste, Wenn'ste, Könnste


    Auf der Couch Sitzend und nur noch vor'm Computer oder Spielekonsole Hocken birgt auch die Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose oder einer irreparablen Nervenschädigung des Nervus Ulnaris bei anhaltender Zwanglagerung der Unterarme auf der Stuhllehne.


    Das Leben ist schon Hart.


    :wanne:

    Michael

  • Kenn die Stelle nicht, weiß nicht, inwieweit die Ausstiegsstelle vor dem Wehr ist, weiß nicht, wie hoch die Strömung an dieser Stelle schon ist.

    Ausstieg ca 20 - 30 m vor dem Wehr.

    Strömung gering bis mäßig.

    Warum Jetski, wenn auch Boot geht? Gibt auch Boote mit Jet-Antrieb.

    Der Herr Bürjermeester wees et besser :/


    Beim "normalen Rettungsschwimmer (silber)", welchen ja die Sportlehrer haben müssen ist definitiv kein praktisches Strömungsretten dabei, maximal wird es theoretisch angesprochen, wenn überhaupt.

    Ist bekannt und ich finde es auch richtig.

    Die Tour ist auch eigentlich mit dem Silberretter zu machen.


    Das mit dem Strömungsretter war eine allgemeine Aussage im Radio zum Bestreben der DLRG.


    Mehr Boote?

    Denke, ein Betreuer = 1 Boot mehr wäre gut gewesen.

  • Meine Erfahrung mit "Jugendgruppen zu Wasser": Als Betreuer bist du ne ganz arme Sau....und die Boots-Karawane ist immer zu lang....

    Gefühlt sollte in jedem zweiten Boot ein Betreuer sitzen... ja, das wird in der Realität nie passieren.


    Und bei aller Vorsicht:

    Das Leben endet potentiell tödlich..... Egal ob im Wasser oder am Berg 8)

  • Bin ich der einzige der sich wundert warum das trotz Schwimmwesten passieren konnte?

    An einer Staustufe am Main, Rhein, Inn, Lech, Isar.... ok.... aber bei so einem Hundsbrünserle wie der Erft!?

  • Genau da! Diese Walzen an den Wehren haben es schon in sich. Nicht Umsonst muss dort Umgetragen werden.

    ... und wenn Du in so eine Walze gerätst, dann ist schnell "Waschgang" angesagt. Stromauf haste kaum eine Chance, Stromab - wenn Du Glück hast und die richtige Tiefe, dann spuckt Dich die Walze vielleicht wieder aus ...


    :wanne:

  • trotz Schwimmwesten

    Ist so eine Sache:

    Schwimmweste heißt nicht Rettungsweste (= ohnmachtssicher)

    Zudem ist das Problem mit dem Auftrieb im Weißen Wasser gegeben:

    Durch den "Wasserfall" wird Luft in die Wassersäule eingetragen, somit vermindert sich der Auftrieb des Wassers. Wenn nun eine Schwimmweste mit 50N Auftrieb getragen wird, mag das nicht ausreichend sein.

    Rettungswesten, die den Namen tragen dürfen, haben mindestens 100 - 150N, für Überlebensanzüge auch gerne 275N.

    Diese sind für das Paddeln jedoch nicht wirklich geeignet.

  • Wehre und vor allem Ihre Walzen sind sehr gefährlich und werden leider von vielen Leuten doch maßlos unterschätzt. Und 20 bis 30 Meter vom Ausstieg bis zum Wehr ist nicht viel. Die Artikel waren für mich nicht ganz lesbar, so dass ich u dem konkreten Fall nicht viel sagen kann.


    Auf der Lahn ist insbesondere in den Sommermonaten manchmal extrem viel los. Wir werden dann oft belächelt wegen unserer Schwimmwesten, wenn wir denn mal das sind. In der Regel versuchen wir, diese Massenpaddeltage zu meiden.


    Die Lahn an sich ist recht ungefährlich und im Sommer kann man an den meisten Stellen sogar stehen und dazu so gut wie keine Strömung. Und tritzdem ertrinken immer wieder Menschen in der Lahn. Und wo? An den wehren und den Kraftwerkseinleitungen. Etwas Gefahrenbewußtsein und Schwimmwesten würden hier Leben retten.

  • sehr Hilfreich ...


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    :wanne:

    Michael

  • Beim "normalen Rettungsschwimmer (silber)", welchen ja die Sportlehrer haben müssen ist definitiv kein praktisches Strömungsretten dabei, maximal wird es theoretisch angesprochen, wenn überhaupt.

    Wo müssen Sportlehrer den „normalen Rettungsschwimmer (silber)” haben?

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • Wo müssen Sportlehrer den „normalen Rettungsschwimmer (silber)” haben?

    NDS auch, ist Teil des Studiums und wenn du einen "Kanuschein" machst (hab ich vor 4 Jahren, läuft nach 3 Jahren ab) ist der - als nicht-SportlehrerIn - nur in Verbindung mit dem Silber "gültig". ALLERDINGS dürfen alle SportkollegInnen (damit ist die Fakultas gemeint, nicht der Einsatz) den Silberschein selber abnehmen (weshalb die dir den dann ausstellen könnten)... 8)


    Als Lehrkraft OHNE "Kanuschein" in NDS darfst du nur mit DLRG-Rettungsschein Kanu/Kajak begleiten, was Lehrkräfte mit Verweis auf ihr "Studium" nicht gerne hören, bzw. es muss IMMER min. EINE Person mit DLRG-RS dabei sein. Rein rechtlich wäre dann das Begleiten von bis zu 34(!) SchülerInnen möglich (wenn du den Schein hast).

    Selber fahre ich immer min. zu zweit, Kollegin (wegen gibt auch mal "Mädchenprobs") fährt das erste Boot, ich fahre das letzte Boot und dann mit bis zu 30 "Kindern". Mehr Begleitpersonal kriegst du bei der Schulleitung eh nicht durch! Eltern/Freiwillige/Geschwister sind nice to have, haben aber rechtlich keine Auswirkung plus, es hat eigtl. niemand Bock, so einen Ausflug zu begleiten. Zudem mache ich das nur ab 9. Klasse aufwärts. Aber da gibt es viele andere Geschichten, klar. Was man im Blick haben sollte: Tausende Kanu-Exkursionen laufen mit nassen Füßen oder Sonenbrand sehr "glimpflich" ab. Ein Unfall (siehe @kahel: deshalb heißt das so) ist superselten. Ich meine gelesen zu haben, dass allein in NDS ca. 3000 Kinder pro Jahr auf dem SCHULWEG verunfallen. Klar, ALLE Kinder müssen zur Schule, daher ist die "Risikogruppe" auch größer. Dennoch halte ich die "Wasserexkursionen" für kalkulierbar. Ich selber habe aber bspw. IMMER meine PDF an UND meinen privaten Wurfsack dabei. Letztes Jahr hilfreich, musste mit meinem "Jungsboot" ein 3er-Mädchenkanu in Schlepp nehmen, da die es einfach nicht hinbekommen haben. Kollegin hatte das mal, dass auch ein 3er-Insta-Girls-Kanu nach 10 Min. auf dem Wasser komplett angefangen hat zu heulen, da die Arme "weh taten". Kanus mussten dann neu aufgeteilt werden... das kostet Nerv und Zeit, den "Sportjungs" hat's natürlich gefallen. Letztes Jahr ist übrigens genau EINER bei der Kanuexkursion komplett nass geworden... und das war ich :mrgreen: besagtes Mädchenkanu musste am Ende über eine Schotterbank geschoben und an die Anlegestelle gebracht werden. Das sah erst knöcheltief aus, und schwupps stand ich bis zum Bauchnabel in so einem "Wasserloch" in der Wümme. Na ja, "Kinder" (10. Klasse!) alle an Land gebracht und NATÜRLICH Wechselklamotten in der Tonne dabei.


    Alle Grüße

    o:dee

    Einmal editiert, zuletzt von o:dee ()

  • in NRW gibt es eine "Schwimmlehrer-Eignungsprüfnug", alle 2 Jahre zu wiederholen. Wird aber nicht durchgeführt. Statt dessen müssen Schwimmlehrer den Silberretter alle 2 Jahre nachweisen.

    Da scheinen die Regelungen in den Ländern ähnlich zu sein. Wohl auch was Exkursionen und Sportexkursionen betrifft.

  • o:dee , der Rettungsschwimmer Silber muß nicht unbedingt von der DLRG sein, geht auch vom Roten Kreuz

    Ja!


    Edit: es scheint sogar Bronze auszureichen. Hab ich mal anders gelernt, werde da noch ergänzen.


    Ich mache ja nur viel Sport und unterrichte auch "sportliche" AGs, bin aber KEIN Sportlehrer, kann das aber noch einmal genau in Erfahrung bringen.

    Einmal editiert, zuletzt von o:dee ()