Erntezeit und das, was liegen bleibt

  • Hallo zusammen,


    zur Selbstversorgung gehört für mich auch, unterwegs einfach mal die Augen offen zu halten, wo es u.U. etwas abzugreifen gibt. So ergab es sich vor einiger Zeit, dass ich mit dem Fahrrad durch die Lande zog und vom Duft frisch abgeernteter Zwiebelfelder angezogen wurde. An einem sonnigen Tag durchaus ein herrliches Aroma in der Luft.


    Verwundert war ich, dass alle paar Meter Fahrräder am Feldrand standen und die Halter emsig im Feld die verbliebenen Zwiebeln einsammelten. Entsprechend hielt ich an, ging auch mal ein paar Schritte auf's Feld und schaute mir dort mal ein paar Exemplare an. Von kleinen mundgerechten Zwiebelchen bis hin zu handfüllenden Zwiebeln war soweit alles vorhanden und wartete nur darauf, in meinem Rucksack zu verschwinden. Schnell geschehen und ratzfatz war der Rucksack mit ein paar Kilo Zwiebeln gefüllt.


    Zu Hause wieder angekommen war die Ausbeute so gerne gesehen, dass man sich ein weiteres Mal mit 2 Mann auf den Weg machte, um noch eine Fuhre einzufahren. Insgesamt sind so knapp 18kg Zwiebeln zusammen gekommen, die wir mitunter in der Nachbarschaft bzw. Verwandtschaft reich verteilen konnten


    Der Bauer hatte nichts dagegen, solange man die "aufgereihten" Zwiebeln unangetastet ließ. Grundlegend hätte er sie liegenlassen, aber wenn man sich nicht zu fein dafür ist, mal im Dreck zu wühlen, um ein paar verbliebene Zwiebeln einzusammeln, sollte es nicht das Problem sein, den Rucksack randvoll zu packen. Ihm entstand dadurch kein Schaden, und wir können die nächsten Wochen ausreichend von Zwiebeln in unterschiedlichster Zubereitungsmöglichkeit zehren. Die Kartoffeln sind auch noch fällig...


    :whistling: ;)











    Ich denke es lohnt sich auf jeden Fall, ab und an mal zu schauen, was gerade blüht, kurz vor der Ernte steht oder bereits abgeerntet wurde. Neben Zwiebeln bleiben oftmals auch Karotten/Möhren, Kartoffeln, Radieschen, Zuckerrüben oder sonstiges liegen, was man sich im Grunde einsacken kann. Zumindest hatte der Bauer hier vor Ort absolut nichts dagegen und schritt nach einem kurzen Plausch mitsamt Hund und einem Lächeln im Gesicht von dannen. Auf die bevorstehende Kartoffelernte wurde ich übrigens von ihm hingewiesen. Na, man wird's sehen.


    Getreu nach dem Motto: Warum liegenlassen, wenn man es noch brauchen kann? ;)

  • Hallo,


    ich bin mit meinem Opa immer stoppeln gegangen.
    Da man nicht wußte ob das Kartoffelfeld gerade mehlige oder
    Festkochende Kartoffeln hatte, war in unserer Kartoffelkiste Zuhause
    dann alles gemischt drin, je nach Feld.
    Man hatt neben mehligen auch festkochende Kartoffeln während des Essen.
    Meine Mutter fand das nicht gut.


    Aber früher wo das geld knapp war, hat man die klappe gehalten.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Sehr gut Rudi ;) So muss das. Was man auch nicht vergessen sollte ist Randbewuchs durch Flugsaat, habe schon ein ums andere mal Steckrüben etc in grünflächen neben dem Acker gefunden ;)

  • Da man nicht wußte ob das Kartoffelfeld gerade mehlige oder
    Festkochende Kartoffeln hatte, war in unserer Kartoffelkiste Zuhause
    dann alles gemischt drin, je nach Feld.

    Einige Kartoffelbauern pflanzen außen rum, am Vorgewende, extra mehlige Sorten und festkochende im Feld - dann wird weniger gemopst ;)

  • Angefangen hatte es ursprünglich mit Kürbissen. Bin auf dem Weg zur Spät an einem reichhaltigen Kürbisfeld vorbeigekommen und wollte meiner Frau nach der Schicht 2-3 gemoppst haben. Pustekuchen. Im fahlen Schein der Fahrradfunzel war das Feld plötzlich leer, so dass ich schon den Eindruck gewann, mich im Feld geirrt zu haben. Im Dunkeln ja nicht unbedingt abwegig. Am nächsten Tag dann nochmals die zusätzlichen Kilometer zur Arbeit in kauf genommen und festgestellt, dass das Feld tatsächlich während meiner Arbeitszeit abgeerntet worden war. Nun ja, 2 kleine Findlinge konnte ich wenigstens noch ergattern.


    Vor einigen Jahren waren mir bereits ein paar übriggebliebene Karotten/Möhren aufgefallen, allerdings sammelte ich sie aus Unwissenheit nicht ein. Ich wusste ja nicht, wie der Bauer reagieren würde, wenn in 100m Abstand zu seinem Hof plötzlich jemand über seinen Acker läuft. Nun, mit dem Wissen, dass das soweit in Ordnung ist, kann man die Erntezeiten natürlich ganz anders nutzen. Zudem findet sich in der Nähe quasi eine Maronenallee, die derzeit auch ordentlich abwirft. Auch auf der Sophienhöhe dürfte man derzeit reichliche Vorkommen an Maronen, Haselnüssen und auch Bucheckern vorfinden. Man darf sich eben nicht zu fein sein und muss damit rechnen, dass man nach der Tour schwerer unterwegs ist, als zuvor.


    :D


    @Konradsky


    Ähnliches erlebte ich zum ersten Mal während der Kartoffelernte in Portugal. Hierzulande kenne ich das wegen möglicher gesetzlicher Regularien eigentlich überhaupt nicht. Was wiederum auffiel war, dass wir/ich die einzigen Deutschen waren, die im Dreck wühlten, um noch ein paar schöne Exemplare ausfindig zu machen. Schade, aber abgesehen vom Gespräch mit dem Bauern erntete man von den restlichen Deutschen, denen man begegnete, nur verständnislose Blicke. Gut, hier nahe der Stadt rechne ich mit solchen Reaktionen fast schon. Aber im Grunde muss ich sagen, dass es dumm ist, von derartigen Möglichkeiten keinen Gebrauch zu machen. Vielleicht geht es uns tatsächlich noch zu gut, aber das wäre ein anderes Thema. Dafür ist mir nun eine russische Variante einer Zwiebelsuppe bekannt.


    ;)

  • HAllo Hagbard,


    ich weiß nicht, ob die das vor 50 Jahren auch schon gemacht
    haben.
    Aber meine Großeltern und ich stoppelten auf vielen Feldern.
    Mußte ja für 6 Personen reichen und früher aß man wesentlich mehr
    Kartoffeln als heute.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Das ist doch das schöne an Wanderungen im Herbst. Man muss weniger Futter mitschleppen. Gut, improvisieren muss man schon. Entweder Bratkartoffeln oder Möhreneintopf oder Apfel-Pflaumen-Kompott. Aber Hauptsache, man wird satt.

  • Leider sind nicht alle Bauern so entspannt. Ich hab's auch schon auf einem abgeernteten Maisfeld erlebt, dass mir der Bauer mit der Polizei gedroht hat. Er meinte, er würde sein "Eigentum" lieber unterpflügen, als es zu verschenken. Das hat er dann wohl auch getan. Da ich damals meine Kinder dabei hatte, hab ich keine Diskussion angefangen (und wir sind zwei Felder weiter gegangen X( )


    Gruß
    Amon

  • Grundsätzlich ist der Bauer ja auch im Recht. Die Pflanzenteile, die so "wegkommen" hätten sonst ja auch einen Düngerwert gehabt... Ist zu vernachlässigen, klar. Aber es ist auch kein schöner Anblick für den Landwirt, wenn irgendwelche Fremden ungefragt bei ihm auf dem Acker Erntereste zusammenklauben. Du hast es ja ganz richtig gemacht: Gar nicht erst eskalieren sondern zum nächsten Acker... Alles gut.

  • Ich geh auch gerne stoppeln... Auf dem Weg in meinen Hauswald nehme ich auch gerne mal was von den (abgeernteten) Feldrändern mit.


    Letztes Jahr habe ich die Samen von Brokkoli-Pflanzen an Feldrändern gesammelt. Da kam richtig viel zusammen. Die lasse ich nun ab und an mal sprossen.



    Das Baumkind

  • Irgendwie hatte ich als Kind schon den Eindruck gewonnen das die selbst "gefundenen" Äpfel besser geschmeckt haben als die gekauften.


    Wenn ich soetwas hier lese, dann ist dies so ein Moment wo ich bereue in der Stadt zu wohnen. Wir haben zwar um die Ecke die Domäne Dahlem, ein alter Gutsbauernhof mitten in Berlin, der etwas Land (ca. 6 Fußballfelder) bewirtschaftet und ein wenig Vieh wie :schwein: e, (keine Smilies für Rinder, Gänse, Hüner) züchtet. Wenn wir da nach der Kartoffelernte stoppeln gehen dürfen, steht an des Feldes Rande ein Mitarbeiter mit einer Waage parat und das nicht etwa um uns zu entlohnen, nein ganz im Gegenteil X( .

    Miteinander, Füreinander!


    ZEIT DIE ICH MIR NEHME, IST ZEIT DIE MIR WAS GIBT.

  • Ja, das habe ich auch schon erlebt: Bei uns um die Ecke gibt es eine Nussbaumplantage. Vorletztes Jahr waren dort ca. 20 Leute, die die Nüsse säckeweise(!) weggeholt haben - bis die Eigentümerin kam... Jetzt ist die Plantage wie so viele andere Plantagen auch eingezäunt.


    Das Baumkind

  • Bei uns gibt es vorwiegend Getreide, da ist das mit dem "Stoppeln" nicht so...
    Was teilweise von Spaziergängern echt übertrieben wird, ist die Selbstbedingung in den Weinbergen kurz vor der Lese. Hier wird von den Besitzern inzwischen regelmäßig patroulliert.
    Dabei kann es so einfach sein:
    Bei der Lese helfen, dann kriegt man Trauben so viel man mag :)


    Wie ist das eigentlich mit Obstbäumen die auf Staatsgrund/ Stadtgrund stehen? Darf ich da einfach "ernten"?

  • Hallo maggot,
    Obstbäume die an den Eihfallstarßen von Ortschaften stehen sind frei. Sie wurden früher extra dazu angepflanzt fahrendes Volk und Landstreicher abzufüttern damit sie in der Ortschaft weniger bettelen und mopsen, weil sie ja schon Satt sind ;) .

    Miteinander, Füreinander!


    ZEIT DIE ICH MIR NEHME, IST ZEIT DIE MIR WAS GIBT.

  • Wir haben früher 20 Pfennig/Kartoffelkorb bekommen. Da sind wir mit der ganzen Klasse hinter der Kartoffelkombine her gelaufen und haben gesammelt. Blöd war nur, dass mein Vadder die Körbe kontrolliert hat. :thumbdown:
    Pro Kartoffelkäfer gab es ein Pfennig. 8o


    Ich wäre -als Bauer- auch nicht begeistert, wenn meine Ernte schon vor der Ernte weg wäre.

    Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst, wähle die Freundlichkeit.
    Wonder - R. J. Palacio

  • Ist eigentlich das Selbe. Du kannst ja schon erkennen ob er auf einer Streuobstwiese steht und gepflegt wird oder ob er am Wegesrand ein verwarlostes Dasein fristet. Leider werden durch die unterlassene Pflege die Früchte meist kleiner.

    Miteinander, Füreinander!


    ZEIT DIE ICH MIR NEHME, IST ZEIT DIE MIR WAS GIBT.

  • Bevor ihr aber an einer Streuobstwiese sammelt, auch wenn sie vernachlässigt wird, solltet ihr klärem, wem sie gehört.
    Vor kurzem stand wieder in der Zeitung, dass es sich beim Sammeln auf fremdem Grund/Eigentum nicht mehr um Mundraub, sondern Diebstahl handelt! ;)

    Wer glaubt gut zu sein, hat aufgehört besser zu werden!

  • Mal in diesem Zusammenhang eine Frage an die Bauern bzw. jene, die sich da auskennen.


    Oben gezeigten Zwiebelfeld (Aufreihung) befindet sich nach nunmehr 3 Wochen immer noch im gleichen Zustand. Heißt: Die Ernte wurde nach wie vor nicht eingefahren. Auch das Zuckerrübenfeld wurde bisher nur zu 1/3 abgeerntet.


    Welchen Grund hat oder könnte das haben?