Da ich diesen Winter keine Tour mache, schreibe ich mal einen längst überfälligen Reisebericht. Ist nun mein zweiter Versuch, 3 Wochen Lappland in Wort und Bild zu fassen. Ich habe mich da nie so richtig ran getraut, weil die Eindrücke, Erlebnisse und erst recht die Bilderzahl viel zu viel ist...Na mal sehen, ich fange einfach mal an!
Ich weiß garnicht mehr wie das so richtig anfing, ich glaube... Manu machte damals im BCD nen Aufruf für die Tour und es meldete sich erst nur eine Outdoorlegende, dem das dann mit angedachten 4 Wochen zu viel war anscheinend. So im Nachheinein haben wir auch paar geile Locations für ne Survivaltour direkt am Parkplatz mit beheiztem Shicehouse gefunden...
Wo sollte es genau hingehen? Erstmal grob über den Polarkreis in zwei Nationalparks. Ursprünglich ab Kvikkjokk starten, je nachdem was begehbar ist. Karten dazu:
Hier zwei Videos, damit man mal ne Vorstellung hat, wie das sonst zu laufen ist und wie die Verhältnisse "unter der Schneedecke" sind:
Beide Videos gehen um Woche zwei unserer Tour, Richtung Padjelanta. Wir entscheiden uns dann in der ersten Woche nochmal um und in der dritten geht es in ein weiteres Naturreservat. Temperaturen waren mit gemessenen -22 morgens nicht so kalt, aber das Wetter "sehr wechselhaft" in den Bergen.
Dieses Mal nahmen wir glaube ich die günstige Fähre von Rostock nach Trelleborg und wollten dann nach der langen Überfahrt uns nur noch schnell ne Stelle zum pennen suchen. Die fanden wir auch diekt am Hallandsleden. Wir kamen im Dunkeln an und es regnete schon sehr einladend. Ich galube, wir haben nicht mehr viel gemacht außer Kochen und fix was essen.
Ich suche mir dann anschließend einen Schlafplatz in der Dunkelheit, auf der einzigen Ebenen Fläche, die ich mit meinen jetzt schon halb toten Beinen erlaufen kann...Ich dreh mich einfach nur zu Seite und bin sofort weg...Nachts werde ich einmal kurz wach, weil sich der Hund an mich rankuschelt...So groß und warm kam der mir erst garnicht vor. Er leckt mir noch über den Kopf und ich schlafe beruhigt weiter.
Wie ich mich morgens drehe um zu schauen wie spät es ist, weil ich auch etwas von der Matte gerutscht bin, blieb mir fast das Herz stehen:
Ich hätte dann doch lieber die Taschenlampe mitnehmen sollen...
Ich schaue mal wo die anderen beiden sind, der eine putzte sich schon die Zähne und der andere machte Dehnungsübungen..."Das mache ich jeden Morgen!" >Jo, ich geh mal Zähne putzen<
Das ist ein richtig geiler See! Wasser kann man so direkt trinken. Das Shelter hat ne Feuerstelle mit Eisenpfannen, Holzschuppen in der Nähe und im Wald steht sogar ein Dixi...Gegen Ende des Berichts gibt es noch ein Foto dazu...So, die erste Nacht hätten wir rum, es sollte noch zwei Nächte werden bis wir dann endlich am Polarkreis ankommen. Wir entschieden uns fälschlicher Weise für den Inlandsweg.
Zweite Nacht irgendwo am Wald angehalten, 200 m reingelaufen und schnell die Hängematte aufgespannt...Weiter gehts, wir lassen Ope links liegen:
Dritte Nacht haben wir Glück und finden einen richtig geilen See mit Klohäuschen. Es geht ein elendiger Wind von der Seeseite. Ich bekomme das Tarp nicht richtig abgespannt und fixiere nur das Kopfende am Rucksack und einer Wurzel. Fußende lasse ich schön hängen, damit es nicht so reinbläst.
Bis hier hin war die Fahrt für mich die Hölle! Mir tat wieder meine rechte Bauchseite weh, mit der ich paar Wochen vorher schon im Krankenhaus war. Ging schon auf der Fähre los.(Mein Arzt diagnostizierte mir dann zwei Jahre später, "die Galle muß raus") Bis zu diesem Morgen wollten wir abwarten und dann in Jokkmokk ins Krankenhaus.
Ich legte mir dann in der Nacht meine Trinkflasche mit heißem Tee auf die Seite und Erstaunlicherweise ging es dann morgens etwas besser...Wir frühstücken noch im Auto und erreichen dann vormittags den:
In Jokkmokk fragen wir in der Fjällstation nach Karten für unseren ersten Nationalpark. Die junge Dame meinte, es gibt dafür extra kein Kartenmaterial, aber bald soll für den 70 Km langen Rundweg eine Art Broschüre rauskommen...Wir ziehen dann weiter, Gott sei Dank sind die Straßen bis zum Parkplatz geräumt und mir geht es erstaunlich gut. Wir packen dann zusammen:
...und starten meine ich so zwischen 16 und 17 Uhr...Oben rechts sieht es sehr vielversprechend auf dem Foto aus. Schön gespurter Weg bis paar 100m zur ersten Lagerstelle. Euphorisch wie wir sind, starten wir aber noch in den Wald, wir wollen uns jetzt nicht schon zu Bett begeben...was wohl ein großer Fehler war. Ich weiß nicht mehr genau was uns dazu verleitet hat, aber anfangs gab es ne Skispur hoch in den Wald. Es sah so aus, als würde der Ranger dort zuvor ne kleine Erkundunsgtour gemacht haben. Wir sacken zwar öfter mal ein, aber der Weg ist noch gut nachvollziehbar, bis es dann richtig dunkel wird.
Irgendwann kommen wir an einen Punkt, wo auf einmal die Spuren weg sind. Er muß dann wahrscheinlich seinen eigenen Spuren zurück gefolgt sein. Die Markierungen folgen dann zwei Richtungen, wir entscheiden uns denen in Richtung Norden zu folgen. Erst im Nachheinein wurde uns klar, daß auch sumpfige Passagen kommen wo im Sommer Bohlen drüber gelegt sind und dann auf die Markierung verzichtet wurde. Die sieht man bei Tageslicht dann vielleicht 200 m weiter weg...nachts sieht man davon nix. Irgendwann verlieren wir komplett den Überblick, es geht steil die Hänge hoch, schräg bergauf, bergab. Wir versinken beide mit Skiern sowie Schneeschuhen, unter der ersten gefrorenen Schicht ist hier im geschlossenen Wald noch ordentlich Pulverschnee.
Wir brauchen wahrscheinlich für einen Km mehr als eine Stunde. Die Pulka mit Gestänge überschlägt sich am Hang, die Nerven liegen blank. Ich muß meine erst oben auf den Hügel bringen um dann Manu zu helfen. Aushängen und dann ziehen wir zu zweit das Ding nach oben. Ich glaube zuvor habe ich einmal was getrunken, der Tee ist mittlerweile in meiner Isohülle schon eiskalt. Mir steht das Wasser dermaßen im Arsch und ich weiß manchmal nicht ob mir kalt oder heiß ist. Irgendwann kommen wir an einen Punkt wo alle Spuren auseinanderzulaufen scheinen. Keine Markierung mehr zu sehen!
Zuvor habe ich versucht paar Fotos zu schießen...alle verschwommen. Es ist so als würde uns der Wald hier nicht haben wollen. Wir folgen einfach irgendwelchen Spuren grob nach Gefühl, weil in dem Pulverschnee lässt es sich nicht laufen. Man sinkt bis zur Hüfte ein. Wir kommen oben auf einem Hügel nicht mehr weiter, Spuren nach links und nach rechts. Manu versucht das GPS zu starten, nix geht, Handy GPS funktioniert auch nicht. Mir wird langsam kalt, ich schaue auf meine Suunto und schalte den Kompass an, wir scheinen noch die richtige Richtung zu haben. Schalte auf Thermometer und es zeigt am Handgelenk -12 Grad an und flackert...Intuitiv gehe ich dann nach rechts und finde doch tatsächlich mitten im Nichts das scheinbar einzige Schild wo drauf steht: "Wasserfall diese Richtung"...
Ich renne zurück, sage kurz Bescheid und spure dann den Weg. Wir müssen dann irgendwie zu weit rechts nen großen Bogen gelaufen sein, denn es zieht sich endlos. Ich versinke bis zur Hüfte im Schnee, ziehe meine Pulka vor den Bauch und ziehe mich an ihr raus. Das geht noch paar Mal...bis wir auf einer eben Fläche so die Schnauze voll haben, daß wir einfach hier unser Lager aufschlagen.
Manu baut das Zelt auf, ich die Hängematte, koche schnell was und bin dann ohne großartig ein Tarp aufzuspannen gleich verschwunden. Es muß schon nach 22 Uhr sein und wir haben wohl keine 5Km geschafft...
Nachts platzen die Bäume...ich schlafe erstaunlich gut! Wir sehen und im nächsten Teil am Morgen wieder... Edit: ich habe noch Kartenmaterial und Temps eingefügt.