Feuer schlagen mit verrostetem Eisen

  • Hallo,


    da ich bisher meine Feuereisen stets feuchtigkeitsgeschützt mit mir führte, habe ich diesbezüglich keine Erfahrung und habe auch nicht vor, meine Eisen absichtlich verrosten zu lassen.


    Da ich nun an ein Eisen gekommen bin, bei dem sich das Tragen mittels eines Riemens außerhalb der Gürteltasche anbieten würde, wollte ich nun fragen, ob ein (im schlimmsten Fall völlig) verrostetes Eisen noch zum Funkenschlagen taugt?


    Beste Grüße

    Aki



    P.S.: mit völlig verrostet meine ich nicht von Rost zerfressen, sondern eher eine durchgehende Flugrostschicht. Allerdings wäre es auch intressant zu wissen, wie sich ein wirklich durchgerostetes Eisenobjekt verhalten würde, falls da jemand zufällig Erfahrung hat damit.

  • Hallo Walter, danke für die Antwort.


    Das ist mir klar, ich meinte eher, ob rostiges Eisen Funken erzeugen kann? Also kann ein rostiger Span auch glühen?



    ... oder noch anders formuliert: Wir haben jetzt 0,01mm Flugrost auf dem Eisen. Kann ein Span aus dieser 0,01mm Schicht glühen oder müssen zuerst 0,01mm weg, damit dann das nicht oxidierte Eisen darunter wieder oben ist?

  • Ob das jemand so theoretisch erklären kann?


    Wenn ich einen Tipp abgeben soll, würde ich meinen der Rost an sich glüht nicht.

    Dass der Stahl glüht liegt ja daran das er mit Energie vom Finkeisen abgetragen wird. Der Rost aber wird sich vermutlich so leicht vom Eisen lösen dass zu wenig Energie in Hitze gewandelt wird. Außerdem hat Rost eine größere Oberfläche als ein Spahn, und kühlt somit im Flug auch sehr schnell ab.

    Aber wie gesagt das sind nur meine Überlegungen. Ob das wissenschaftlich/physikalisch korrekt kann ich nicht sagen.

    Ich hätte jetzt keine Angst einen angerosteten Stahl mit zu nehmen. Falls nötig ist der Rost ja schnell abgeschabt. Das sollte auch draußen easy zu erledigen sein.


    Aber wie lautet doch eine allseits beliebte Forenregel?

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  • Mal meine sicher nicht ganz korekte Interpretation


    Rost ist Eisen das in einer kalten Verbrennung mit Sauerstoff reagiert hat , somit ist nichts mehr übrig das beim funken schlagen schnell mit Sauerstoff reagieren kann.

  • adi war schneller

    ähm, mal ganz einfach gefragt:

    Was ist Rost?


    Eisenoxid


    Also sehr vereinfacht gesagt: verbranntes Eisen.


    Da kann dann aus gegebenen Anlass nichts mehr glühen oder weiter oxidieren.


    Feuerschlagen nicht möglich.

  • Besten Dank für all die Antworten! Ja das klingt logisch und nachvollziehbar.


    Ich hätte es schon ausprobiert, aber ich besitze tatsächlich nichts rostiges. Alles eherne, das ich besitze ist top gepflegt :)


    Und ja, es stimmt, ich hätte irgend einen Nachbar, Bauern oder Handwerker um eine verrostete Feile bitten können, aber die Frage ist mir heute erst eingefallen und es bestand ja zurecht die Hoffnung, daß ich mir den Akt womöglich sparen kann. Habe sehr viel zu tun, denn ich bin mittem im Auszug begriffen.


    Wie gesagt, tausend Dank für die Antworten!

  • Hej hej.


    Ich will mal ein wenig aus meiner Jugend berichten. "Wir hatten ja nüscht" und vor allem waren Feuerzeuge nicht der Standard.

    Unsere Eltern haben ihre Zigaretten (meistens, denn auf dem Wohnzimmertisch stand ein kristallenes Feuerzeug "aus dem Westen") mit Streichhölzern angezündet.

    Und wenn wir heimlich (ja, man hatte als Jugendlicher noch Respekt vor den Älteren) rauchen wollten, haben wir verlorene Streichhölzer

    gesucht (die oft durchgeweicht waren) oder wir haben unsere (von den Eltern geklauten) Zigaretten mit Feuersteinen angezündet. Und das ging so:


    Als erstes wurden Zigarettenkippen gesammelt. Dann wurden scharfkantige Feuersteine (gabs in Sassnitz genug) genommen, die Kippe draufgehalten und mit einem alten, oft verrosteten, Ankerkettenglied draufgeschlagen, bis die Kippe, also das Schwarze glimmte.

    Das die Kippe (damals) der Zunder war, war uns ja gar nicht bewusst. Wir wussten nur, die Kippe glüht, eine "neue" Zigarette nicht.

    Aber wenn die Kippe glühte, haben wir die (immer noch geklaute, denn kaufen konnte man als Jugendliche keine) Zigarette an die Glut

    gehalten und gezogen, bis die Zigarette brannte. Und brannte eine, brannten dann schnell auch die, aller anderen...


    Also, ja, angerostetes Eisen funktioniert zum Feuer machen. Aber man muss die obere Rostschicht abschlagen. Total verrostete Profile

    von Blumenkästen funktionieren nicht, das Eisen braucht noch immer "Substanz".


    *winks* Ted


    (Ja, wir waren schlimm damals... Und wenn ich die Augen schliesse, kann ich immer noch riechen, wie es unter der (alten) Kurmuschel

    in Sassnitz war - man, was bin ich alt... ) :bart:

    Det finns inga problem, det finns bara lösningar. ;) .


    "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen." (Ludwig Wittgenstein)

  • Mit Eisen kann man keine Funken schlagen.

    Da fehlt der Kohlenstoff, welcher im Stahl ist.

    Schlageisen sind immer aus Kohlenstofflegiertem Stahl.


    meine 2ct.


    Gruss Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Konradsky:


    Dazu möchte ich wieder meine 2 Pfennig dazuwerfen, da ich dieses Thema erst kürzlich mit meinem Vater (Metaller) hatte, da ich wissen wollte, für was man eigentlich reines Eisen benutzt.


    Es gibt kein reines Eisen um uns herum. Alles was umgangssprachlich Eisen genannt wird, ist bereits Stahl (z.B. Guss"eisen", Schmiede"eisen", etc. pp.)

    Sobald Eisenerz zu Eisen gemacht wird, kommt bereits Kohlenstoff durch die Verhüttung(?) in das Eisen. Selbst wenn man Eisenerz ganz altmodisch im Rennofen schmilzt, kommt Kohlenstoff rein.


    Sprich, Feuerschlagen kann man wohl in der Tat nicht mit Eisenerz. Mit allem verarbeiteten Eisenerz dagegen schon (außer dann Edelstahl natürlich)

  • Wieviel Schlageisen hast du schon hergestellt?

    Oder spielen wir das hier nur theoretisch durch?

    Mein Oppa war auch Metaller.

    Macht mich das zum Experten?


    Gruss Konrad

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  • Da ich nun an ein Eisen gekommen bin, bei dem sich das Tragen mittels eines Riemens außerhalb der Gürteltasche anbieten würde, wollte ich nun fragen, ob ein (im schlimmsten Fall völlig) verrostetes Eisen noch zum Funkenschlagen taugt?

    um Deine Frage mal kurz und schmerzlos zu Beantworten ...


    JA es taugt. (bei den ersten zwei bis drei Schlägen wird der Rost Abgetragen und es kommt kein Funke, sobald das Eisen wieder einigermaßen Blank ist springen die Funken wieder)


    hier im Beispiel mit einer Verrosteten Feile



    . . . . .




    :campfire:

    lieben Gruß

    Michael

  • Also laut Tabellenbuch unter X Prozent Eisen über X Prozent Zuschlagstoff Stahl !

    Daraus resultiert eine bis Jahr 1805 Eisenbrücke und eine Stahlbrücke ab1871 !


    So ich habe 1 mal im Jahr eine Feuerstelle besucht Kakushöhlen da lag unter einem Stein ein Set (Feuerstein + Stahlschlüssel 1.2008 (140Cr2))

    Es funktionierte super egal wieviel Rost da war der ging mit weg beim Zünden .


    So von der Art her wie zuhause das nur die Zündhölzer sind weg

  • Der Rost an sich brennt nicht, die Schicht musst du einfach vorher entfernen. Rost ist chemisch gesehen eine Oxidation. Verbrennen von Stoffen ist deren Reaktion mit Sauerstoff = eine Oxidation. Rost brennt also nicht beim Funkenschlagen, da brauchst du schon ordentlich hohe Energie und ein Oxidationsmittel, beispielsweise Aluminium, dass du dann oxidieren kannst, um das Eisen zu reduzieren. Dann ist das möglich, dass auch Rost (Eisen-II,III-Oxid) brennt.

    Es macht aber nichts, wenn da 0,01mm Rost auf dem Eisen drauf ist, weil abwischbar

    "He´s one of them rangers, dangerous folks they are, wandering the wild"
    "Not all who wander, are lost"
    Was ihr den Geist der Zeiten heisst, das ist im Grunde nur der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln (Faust)

  • Die Frage ist wohl eher, wie man es schaffen könnte Eisenerz zu verhütten, ohne daß da Kohlenstoff reinkommt.


    Wie gesagt scheint "Eisen" wie z.B. in Eisenbrücke sowas wie umgangssprachlich zu sein, da es in der Tat Sinn macht, daß Kohlenstoff in jedem Fall ins Eisen gelangt. Der Unterschied bei den Bezeichnungen "Stahl", "Gusseisen" und "Schmiedeeisen" beruht scheinbar auf dem Kohlenstoffgehalt, nicht aber OB da Kohlenstoff drin ist oder nicht.


    @kahel & Ranger in the woods:


    Besten Dank, nun weiß ich Bescheid.


    0815:


    Das versteh ich net, was meinst Du mit Eisenbrücke bis 1805 und Stahlbrücke ab 1871?

  • Mein Senf auch dazu:

    Erz und Koks kommen in den Hochofen oder Gleichwertiges, raus kommt Roheisen. Mit Roheisen kannste nur 2 Dinge machen. Zeltstangenfußbeschwerer oder sinnvoller zur Stahlerzeugung in den LD-Ofen-Konwerter füllen und erstmal die unerwünschten Eisenbegleiter austreiben. Das was so einfach Eisen, Schrott oder Rostschitt genannt wird ist Stahl oder war Stahl.

    Wenn man wie ich am Hochofen ( Museum) gearbeitet hat , wirft man keine dusselige Heftzwecke weg und klopft alle Nägel wieder gerade. Kleine Heftzwecke kommt aus großen Hochofen - und Stahlwerk :thumbsup:

  • Ganz simpel vor 1800 gab es kein Stahl in der Industrie nach DIN !

    Es war Zufall Glück und Schmiedekunst aber kein Stahl in groß Produktion.

    Deswegen muss der Hersteller selber die Kanone abfeuern mit 10% Überladung. Um beschussamt Stempel zu bekommen . :thumbsup:


    Suche nach Henry Bessemer

    "

    Der Bessemer-Prozess wurde eingeführt. Das Bessemer-Verfahren war das erste kostengünstige industrielle Verfahren zur Massenproduktion von Stahl aus flüssigem Roheisen. Das war vor der Entwicklung eines Herdofens, wobei das Grundprinzip die Entfernung von Verunreinigungen aus dem Eisen durch Oxidation aus der vom flüssigen Eisen eingeblasenen Luft war. Je weniger Verunreinigungen, desto stärker ist der Stahl." :danke:

  • 0815:


    Ahja ok. Das ist aber ja genau das, was ich geschrieben habe. "Nach DIN" kein Stahl zu sein, bedeutet nicht, daß es deshalb Eisen war.


    Bekanntlich konnte man lange vor 1800 schon Funken aus sog. "Eisen" schlagen.

  • Ich würde dir empfehlen, sich über Eisen und Stahl mal etwas kundig zu machen.

    Dann wirst du feststellen, dass es unterschiedliches "Roheisen" gibt. je nachdem,

    wo es herkam. Dieses hat man sich auch bei Damazener Stahl zunutze gemacht.

    Je höher der Kohlenstoffgehalt im Roheisen und je weniger unerwünschte

    Begleitstoffe, desto besser konnte man den Stahl härten, einfach ausgedrückt.

    Und nur gehärteter Stahl (siehe Feile mit 64 HRC) kann schöne Funken machen.


    Gruss Konrad

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