Exped Waterbloc vs Yeti PL, oder beide?

  • Vergleich Daunenschlafsäcke


    Exped Waterbloc 800
    vs.
    Yeti Pl. Nora Gold


    Da ich beide Daunenschlafsäcke besitze und auch beide jetzt bei ähnlichen Wetterbedingungen eingesetzt habe, erlaube ich mir, einen Vergleich anzufertigen.


    Kurz zu den Daten der Schlafsäcke:


    Exped Waterbloc 800:


    Gänsedaune 800+ cuin 750 gr Füllgewicht
    Komfort Temp: -3° Grad C
    Gewicht 1480 gr
    Packmaß 39x25 cm
    UVP 589,95€


    Yeti Pl. Nora Gold


    Gänsedaune 860 cuin 900 gr Füllgewicht
    Komfort Temp: -21° Grad C
    Gewicht 1340 gr
    Packmaß keine Hersteller Angabe, aber so groß wie Exped
    UVP 444€

    Kurz zu meinen Einsatzbedingungen.
    Der Exped wurde von mir auf dem NRW Treffen verwendet. Unterlage eine Exped Downmat UL 7, Benutzung im Zelt.
    Wetter nachts bei gemessenen -2,7° Grad und recht hoher Luftfeuchte.


    Der Yeti wurde auf der Brockentour verwendet. Unterlage eine TAR Neoair Max, benutzt wurde ein Bivy Bag. Wetter nicht gemessen. Wirt sagte etwas von -0,7°, das Auto -1,5° Grad C. Sehr feucht, da Abend vorher Regen.


    Meine subjektive Wahrnehmung in den Nächten.


    Beim Exped musste ich schon Kapuze und Kragen schliessen.
    Nicht ganz eng, aber ich musste sie benutzen. Von daher gehe ich davon aus, dass sehr viel mehr Minusgrade für mich nicht im Exped gehen.
    Das Schlafgefühl ist sehr angenehm. Das Obermaterial ist etwas fester als gewohnt, stört mich aber nicht.
    Der RV ist von aussen doppelt abgedeckt und auch innen befindet sich eine recht große Abdeckleiste. Ein Verklemmen des RV Schiebers gab es nicht.
    Recht großzügige Innentasche mit RV.
    Der Wärmekragen wird mit zwei Druckknöpfen geschloßen und mit einer Gummilitze zugezogen.
    Der Kapuzenzug besteht aus einer Rundlitze für den Brustbereich und einer flachen Litze für die Kapuze.
    Somit kein Problem, welchen man bei Dunkelheit ziehen soll. zudem ist der Zug mit nachleuchtenden Klemmern versehen.
    Man erschreckt evtl. wenn man Nachts das „ Leuchtende Auge „ erblickt. ;-))


    Zum Yeti.


    Durch die stärkere Füllmenge und das weichere Material fühlt man sich auf Anhieb geborgen und versinkt im Daunenmeer…
    Wo jetzt der Komfortbereich endet, kann ich nicht sagen, Weder der Wärmekragen, (den gar nicht), noch die Kapuze, musste ich zuziehen. Der Komf Bereich wird also noch ein wenig entfernt sein.
    Der RV ist von aussen gar nicht und von innen durch eine kleinere Abdeckleiste abgedeckt.
    Die Innentasche ist mit Klett und mehrmals verirrte sich in der Nacht meine Hand in selbige und der Klett blieb an meinem Shirt hängen.
    Alle Züge sind leider mit Rundgummilitzen ausgeführt. Es ist also eher ein Glücksspiel, wo man zieht.
    Der Wärmekragen wird mit Doppelklett geschlossen, man sollte auch tunlichst die Klette verschliessen, wenn der Kragen nicht benutzt wird. Merino und Co werden es einem Danken.


    Welchen würde ich jetzt empfehlen können?


    Schwer zu sagen.
    Es sind doch recht unterschiedliche Typen. Der eine ist halt dafür gedacht, auch mal ohne Schutzhülle zu funktionieren, der andere für sehr kalte Nächte…
    Was ich ganz klar für mich sagen würde, den UVP des Expeds würde ich nie bezahlen!
    Dafür bekäme ich zuwenig Gegenwert.
    Von daher lohnt sich immer ein Blick in den Werkstattshop!


    Der Yeti ist für Preis/ Leistung echt genial.


    Bestellt habe ich ohne Probleme direkt in Polen, alles problemlos und sehr netter Email Kontakt.
    Ich habe lange gesucht nach einem Winterschlafsack. Marmot Lithium, Yeti Brandenburg, Cumulus.
    Den meiner Meinung nach Besten habe ich dann bei Yeti PL gefunden.


    Bei Fragen gerne hier im Thread.

  • eine angegebene Komfort!!!temperatur von -21° bei gerade mal 150g Daune mehr im Vergleich zum Exped kann ich kaum glauben, kann der hoehere Bauschwert von ca 50 soviel ausmachen? Ansonsten scheint man aber mit dem Yeti und Naesseschutz (Bivy) sowohl preislich als auch vom Gewicht ganz gut aufgestellt, im Vergleich. Wenn man nicht so einen schweren Militaer-Biwaksack nimmt, natuerlich.


    Frage: welches Material verwendet Yeti PL fuer die Aussenhuelle, und sind die Daunen hydrophob behandelt? (Je nach Antwort haette der Exped dann gar keinen Vorteil mehr bei mittlerer Feuchtigkeit und mit Bivi garantiert null Vorteil bei richtiger Naesse ;) )

    Historiker J. Talmon, Israel, hat 2 Demokratiearten unterschieden: pluralistisch-liberale-dogmenfreie u. totalitäre mit herrschender Doktrin und Denkverboten. In der 2. Variation gibt es eine Wahrheit a priori. Debatten sind Störfälle. Die einzig selig machende Wahrheit wird mit Mitteln d. Wissenschaft alternativlos gemacht, auf säkulare Weise für sakrosankt erklärt. Wer Differenzierung fordert oder zweifelt, wird mit dem Etikett «Leugner» in die Ecke der Flacherdler gestellt.

  • Die Polenyetis sind wirklich gut und eine wirklich hochwertige Alternative zu den hiesigen Optionen. Vor allem, da sie gerade bei den richtigen Wintersäcken auch wirklich sinvolle & komplexe Kammersysteme haben (z.B. Gawra & Iceberg). Oftmals sind Winterschlafsäcke ja einfach mit größeren Kammern und mehr Daune vollgestopfte 3-Season Modelle. Für mich kann ich sagen, dass die angegebenen Temperaturwerte eher konservativ/realistisch sind. Ich hatte mal den wärmeren Iceberg Dry (700cuin) Variante und der war erst bei -18 nicht mehr zu warm (-24 als Komfortwert). Die Daune bei Yeti ist afaik nicht imprägniert. Sie war sehr gutmütig was Feuchtigkeit angeht (ohne VBL benutzt) und hatte angenehm festen Loft.


    Die meisten Modelle gibt es auch mit Membranhülle (Dry), das Material ist zuverlässig dicht, hat aber keine abgedichteten Nähte. Bei Exped sind die Nähte zwar verschweißt, das verwendete Pertex endurance hat jedoch eine Wassersäule von nur 1000mm, es ist somit nicht genug druckdicht auf der Unterseite um damit in einer Pfütze zu liegen (habs mit nem nahtverscheißten Pertex Endurance Bivi getestet). Ergo kann man mit beiden gleichwenig im Regen/Pfütze liegen bzw. mit beiden gleichgut Schneebiwaks machen.


    Nicht vergessen, Daune und Membran hat in jedem Fall auch signifikante Nachteile! Alleine die physikalischen Eigenschaften sind nicht ideal: Daune nimmt Feuchtigkeit auf, die meisten Membranen benötigen ein Konzentrationsgefälle der Luftfeuchtigkeit (bedingt ausgenommen sind gaspermeable Membranen wie Gore Windstopper & Best defence, Event, Dry.Q elite, Polartec Neoshell).

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    Jon Ø. Hov

  • Hey Emil,
    danke für deine Eindrücke.


    Auch ich bin mit meinen beiden durchaus zufrieden. Der mit 800g Daune wird allerdings kaum benutzt. Wann brauche ich Komf. minus 20 in Deutschland schon. :)
    Die meiste Zeit nehme ich den mit 400g Füllung mit nach draußen, so wie auch gerade bei unserer Brockentour am Wochenende.


    Ich habe beide mit der Micro Dry Membran. Komplett dicht wie der Waterbloc sind sie nicht, da die Nähte nicht getaped sind, aber etwas Spray oder Reif macht eigentlich nix. Das wischt man einfach mit nem Tuch ab und gut.


    Ich war bei @Alba auf dem Treffen echt überrascht, das sie in ihrem richtig fetten Waterbloc die erste Nacht so gefrohren hat, das sie sich in den Keller gelegt hat. Wir hatten doch nur minus 1 Grad oder so. Sie hat meine ich den 1400er, also Komf. minus 15 laut Hersteller. Die Daune hatte sich einfach an die Seiten verpieselt. Im Brustbereich war quasi kein Loft mehr vorhanden.


    Schon cool was Yeti Polen so aus 800, in deinem Fall 900g Daune rausholt. Selbst wenns effektiv nur -15 Komfort wären ist das ja immer noch soviel wie der Exped mit 1300g leistet.



    LG,


    Tipple

    “Computer games don't affect kids; I mean if Pac-Man affected us kids, we'd all be running around in darkened rooms, munching magic pills and listening to repetitive electronic music.”

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  • Wenn ich das jetzt richtig gerechnet habe, so hat der Polenyeti bedingt durch Mehrfüllung und Mehrloft ca. 1/3 mehr Füllvolumen als der Exped. Eine deutlich bessere Isolation ist dementsprechend realistisch, zumal die Werte bei 900g Füllung bei Western Mountaineering ähnlich sind (tlim -23). Der von Yeti angegebene Wert ist die Komfortgrenze und nicht der Komfortwert!

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    Jon Ø. Hov

  • Der Yeti hat aussen einen sehr leichten Stoff. Vermutlich Pertex , finde immer nur Micronylon? mit DWR Behandlung. Wahlweis auch mit einem Dry Material 5000mm WS. Innen Toray X static.
    Im Bivy bag gab es deutliche Kondensbildung an der Innenseite des Bivys, aber keine Feuchtigkeit am Schlafsack.
    Gefühlt ist das Mehr an Bauschkraft gegenüber Exped sehr deutlich.
    Evtl. behindert das festere Aussenmaterial des Expeds ja die volle Bauschkraft?


    Über eine Behandlung der Daune kann ich keider keine Angaben finden. Ich gehe mal davon aus, dass sie entfettet und silikonisiert wurde.
    Der Temperaturbereich liegt zumindest deutlich unter dem Exped, ob man wirklich -21 erreicht, werde ich bei Gelegenheit testen.
    Die Daunenkammern sind übrigens umlaufend genäht. Man kann also die Daune dahin schütteln, wo sie sein soll. Sprich bei guter Isomatte einfach auf die Brust und Seite schütteln.

  • Auf meinen Packsäcken steht das hier drauf @karlson.


    LG

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  • Hallo,


    ich weiß ja nicht ob Yeti PL und Yeti D dasselbe ist, aber
    Yeti D hat auf meine Nachfrage keine Hydrodaune.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Die Werte sind von Yeti/Warmth unlimited und basieren nicht auf den EN Tests (der für diesen Bereich ohnehin ungültig wäre!), entsprechend sind das auch nicht die Begriffsdefinitionen des EN Tests - gut schlafen und ab 5-9° drunter verrecken passt ja auch nicht zusammen. Ist quasi wie früher, wo jeder Hersteller noch sagte: "Bis dahin gehts noch."


    @Emil_Strauss Pertex endurance ist nur minimal schwerer als normale Stoffe (ca. 10g/m² mehr), wenn man den aufschüttelt bevor man drin schläft sollte das kein Thema sein, es staut sich lediglich etwas mehr Feuchtigkeit. Was langfristig natürlich auch ein Problem sein kann, aber bei einem Einsatz von wenigen Tagen eher nicht. Vor ein paar Jahren hatte ein Kumpel nen WB 800 mit auf Tour, da hatten wir gut -10° und er hat gut gepennt. Die Expeds sind sicherlich keine Wärmewunder, aber die beschriebenen Temperaturprobleme sind nicht der Standard. Laut @Tipples Beschreibung ist die Daune ja verrutscht, das spricht prinzipiell dafür, dass Kammervolumen und Füllvolumen (zumindest temporär) nicht zusammenpassen. Ansonsten kann das nicht einfach so passieren. Das Verhältnis muss aber exakt stimmen, sonst kann der Schlafsack sein Potential nicht entfalten. Underfill ist (bis auf wenige kluge Modelle) ne Katastrophe und ordentlich overfill bringt auch nix. Es kann sein dass die Daune im beschrieben Fall nicht den vollen Loft erreicht hat (Feuchtigkeit, Alterung, Lagerung) oder die Kammergröße/füllung von Exped nicht stimmig berechnet ist. Es ist leider keine Seltenheit, dass in der Realität die Loftwerte (z.T. deutlich) unter der Beschreibung liegen, Mountain Equipment hatte damit z.B. auch Probleme. Ich glaube bei ods gabs irgendwo mal n Bild von zwei daunen die relativ gut zeigten was sich ME und Roberts unter derselben Bauschkraft vorstellen. Dazwischen lagen Welten.


    @Konradsky Nein, sind komplett unterschiedliche Unternehmen.

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    Jon Ø. Hov

  • kurze Antwort da über Handy - ich habe mit dem exped Team geredet und den Schlafsack zurück geschickt. Es waren keine Kammern vorhanden! Ich habe also einen neuen bekommen und der ist so wie ich ihn mir vorstelle. Die daune sammelt sich nun gar nicht mehr einseitig. Habe leider noch nicht darin schlafen können, aber ich werde berichten :D der Service von exped war übrigens grandios!

  • Das ist ja eine tolle Nachricht @Alba. :thumbsup:


    Es kam mir wie gesagt echt komisch vor das du bei so minimalen Minusgraden so elendig gefroren hast.
    Der" Fehler" ist ja mal lustig. "Wir haben die Kammern vergessen". Sachen gibts. :D


    Dann kannst du jetzt ja wieder beruhigt draußen pennen. ;)



    LG

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