Editorial: Schneeschuhe, BC-Langlaufski oder doch Tourenski fürs Schneewandern?

  • Dank Klimaerwärmung bleibt selbst in den Parade-Winterdestinationen der Schnee oft aus und Schneetouren bekommen zunehmend einen exklusiven Charakter. Zielgebiete fürs Winterwandern im Schnee sind deshalb nicht mehr einfach vor der Haustüre zu finden und teils mit langen Anreisen wie z.B. nach Skandinavien, Kanada verbunden oder erfordern spezielle Skills mit angepasster Ausrüstung wie sie etwa fürs Skibergsteigen im Gebirge erforderlich sind. Was ist nun das Mittel der Wahl um sich im und vor allem auf dem Schnee fortzubewegen? Schlichte Schneeschuhe, Langlaufski welche fürs Gelände abseits gespurter Loipen konzipiert sind oder doch breite Tourenski mit Steigfellen wie sie z.B. die Skibergsteiger verwenden? Hier ein Versuch einer Erläuterung mit editoralem Charakter, viel Spaß beim durchackern ...


    Schneeschuhe:
    Sind wohl die bekanntesten Hilfsmittel um sich im Schnee fortzubewegen. Das Prinzip dieser 'Schneeteller' ist einfach - durch die Vergrößerung der Standfläche wird das Gewicht des Wanderers mitsamt seiner Ausrüstung großflächiger verteilt und damit verringert sich die Gewichtsbelastung pro Flächeneinheit und das Einsinken in das weiche und üblicherweise wenig tragfähige Material Schnee. Im Prinzip sind Schneeschuhe Platten mit einer Bindung zur Befestigung am Schuh. Die modernen Vertreter der klassischen Trapperschneeschuhe haben einen Metallrahmen meist aus Alurohr oder leichtem Metallprofil mit einer Kunsstoffbespannung. Der Tubbs Xpedition oder der MSR Lightning sind Vertreter dieser Gattung. Sie besitzen eine leicht zu handhabende Bindung mit Drehpunkt unter dem Vorfuß, scharfe Zacken für besseren Grip im Zehenbereich, eine hochgezogene Frontpartie und eine aufklappbare Steighilfe unter der Ferse um auch mal steilere Passagen bewältigen zu können. Das Verdeck aus dünnem Kunststoff mag zwar keinen vertrauenserweckenden Eindruck machen, diese dünnen Plastikplatten oder flexiblen Bespannungen sind aber kälteresistent und wirklich dauerhaft! Ich hatte z.B. mit meinen alten Tubbs Altitude keinerlei Probleme diesbezüglich. Die klassische Bauart ist toll bei lockerem Pulverschnee, sorgt aber auf hartem Schnee oder Firn (Schnee m. gefrorener Oberflächenschicht) zuweilen für eine heftige Geräuschkulisse was manchmal echt nerven kann. Bei Hartschnee hat die Ausführung in Hartplastik mit einem soliden Deck durchaus Vorteile, da nicht so filigran. Typische Vertreter dieser Gattung sind z.B. der Flex Alp von Tubbs oder der Denali Ascent von MSR. Unter einer soliden Kunsstoffplatte befinden sich Metallschienen mit Zacken welche nicht nur für zusätzliche Stabilität, sondern auch für eine solide Traktion sorgen damit auch die notwendige Sicherheit bei Hangquerungen gewährleistet ist. Die Hartplastikfraktion ist meist auch sehr schmal gebaut und erlaubt eine natürliche Gehbewegung ganz im Gegensatz zu den alten überbreiten 'Biberschwänzen' der Trapper, wo man schon mal gespreitzt dahsteht und wie eine Ente watschelt. Die Schneeschuhbindungen bestehen meist aus einfachen gewebten Flachbändern oder Gummistraps - wichtig ist dass sie sich auch mit Handschuhen gut bedienen lassen und sich nicht von selbst lösen können und locker werden. Bei der Auswahl der Schneeschuhe spielt nicht nur das Gewicht des Wanderers eine Rolle, auch das Gepäck im Rucksack will berücksichtigt werden und da kann es durchaus sein dass ein 36" (ca. 92cm) langes Modell gerade ausreicht. Für manchen Schneeschuhtypen gibts Verlängerungen um auch das zusätzliche Rucksackgewicht oder sehr weiche Schneeverhältnisse abzudecken.


    Für Schneeschuhe ist kein spezielles Schuhwerk erforderlich und für Tageswanderungen ohne viel Gepäck im moderaten Gelände benötigt man nicht mal Skistöcke, weshalb sich der Investitionsaufwand in überschaubarem Rahmen hält. Dies ist sicherlich auch ein Grund welcher den anhaltenden Schneeschuhboom erklärt. Moderne Schneeschuhe sind nicht nur leicht vom Gewicht sondern ebenso leicht in der Handhabung. Tatsächlich ist kein spezielles Training erforderlich. Man kann sofort loslegen, etwas Übung in der Handhabung der Bindung schadet allerdings nicht. Selbst in Kombination mit großvolumigen Rucksäcken und damit verbundenem zusätzlichen Gewicht gewöhnt man sich rasch an die Fortbewegung mit Schneeschuhen. Sie gleicht der natürlichen Gehbewegung wohl am ehesten. Schneeschuhe haben ihre Vorteile z.B. im dicht bewaldeten Gebiet, durch die kurze Bauart ist man sehr wendig und allfällige Hindernisse sind leicht umgangen. Selbst etwas größere Steigungen sind mit Schneeschuhen zu bewältigen - ein geeignetes Modell in solider Ausführung mit entsprechenden Steighilfen mal vorausgesetzt. Nachteilig gegenüber Ski ist der Umstand dass man mit Schneeschuhen nicht gleiten kann. Bergab benötigt man daher viel Energie und vor allem Zeit, was bei der Tourenplanung entsprechend zu berücksichtigen ist. Dies mag ein entscheidender Nachteil sein, ist aber für so manchen auch ein Vorteil da man keine speziellen Abfahrtstechniken zu erlernen braucht und selbst in anspruchsvollem Gelände ist das Verletzungsrisiko geringer als mit Skiern würde ich meinen.

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  • BC-Langlaufski:
    Die sehr langen und schmalen Langlauflatten für die präparierte Loipe kennt sicherlich jeder und viele haben diesen Sport schon mal selbst ausprobiert. Charakteristisch für diesen Skityp ist die spezielle Steigzone unter dem Bindungsbereich wo der größte Druck durch das Körpergewicht ausgeübt werden kann. Hier befinden sich z.B. mechanische Steighilfen in Form von Schuppen welche verhindern dass man mit den Skiern zurückrutscht und sich nach vorwärts abstoßen kann. Anstelle der Schuppen gibt es auch Wachsski, hier muß diese Steigzone mit chemischen Mitteln wie z.B. Kleistern und Steigwachsen etc. präpariert werden welche die Reibung erhöhen und so ein Abstoßen ermöglichen. Damit diese Steizone z.B. bei Abfahrten wiederum nicht bremst sind diese Ski vorgespannt und wölben sich der Länge nach. Steht man auf beiden Ski soll die Steigzone möglichst nicht den Schnee berühren und das Gewicht ruht dann auf der Gleitzone am vorderen und hinteren Ende des Skis. Wer mit Langlaufskiern querfeldein und damit die gespurten Loipen verlassen will benötigt angepasstes Material. Die Modelle fürs Gelände sind gegenüber den klassischen Loipenski breiter, bereits stärker tailliert und haben zusätzlich Stahlkanten. Ein Hybridmodell ist z.B. der Voss MGV von Madshus den ich in Norwegen hatte. Er passt gerade noch in die Loipenspur, ist aber noch breit genug um kurze Ausflüge ins ungespurte Terrain zu unternehmen und hat 3/4 Stahlkante für bessere Stabilität und Kurvensicherheit. Die tourtauglichen Langlaufski werden oft als Backcountry (BC) Ski bezeichnet, vielfach heissen sie aber auch Nordic Touring Ski, Cross Country, X-Country, etc. und die Norweger nennen sie einfach Fjellski (= Bergski). Der hierzulande wohl bekannteste Vertreter dieser Gattung ist der E99 von Fischer, in Norwegen erfreut sich z.B. das Modell Amundsen von Åsnes großer Beliebtheit und jeder namhafte Skihersteller hat hier wohl etwas ähnliches im Programm. Der Amundsen z.B. hat keine Schuppen, als Steighilfe ist hier ein Kurzfell vorgesehen welches man in eine Aussparung vor der Bindung einklinken kann und das zusätzlich durch einen Kleber am Skibelag haftet. Die kurzen Fellhaare legen sich in einer Gehrichtung an damit sie gut gleiten. Sie spreizen und krallen sich allerdings beim Abstoßen im Schnee fest und verhindern so das zurückrutschen der Ski. Diese Steigfelle gibt es in einer günstigen Synthetikausführung oder als Naturfell von der Mohairziege. Mohair gleitet etwas besser und ist wohl dauerhafter, dafür auch teurer. Ist man allerdings mit schwerer Pulka (Materialschlitten) oder dickem Rucksack besonders im hügeligen Gelände unterwegs empfehlen sich Steigfelle auf der ganzen Skilänge. Die Bindungen für die Langlaufski sind simpel, sie fixieren den Fuß lediglich im Zehenbereich an einem Drehpunkt, die Ferse ist dabei aber frei so daß der Bewegungsablauf denen der Schneeschuhe bzw. dem Gehen ohne Ski sehr ähnelt. Durch das etwas höhere Skigewicht und die zusätzlichen Belastungen bei den Backcountry Ski empfiehlt sich das BC-Bindungssystem von Rottefella - egal ob die BC Manual oder die BC Automatic, sind beides zuverlässige Bindungen. Wers traditionell haben möchte der kann nach wie vor auf das bewährte 3-Pin 75mm Nordic Norm System zurückgreifen, obwohl die Schuhauswahl hier in der Zwischenzeit nicht mehr ganz so üppig ist. Die Skistiefel für die 75 NN sind halt etwas schwerer und einen Tick robuster. Die BC Alaska von Alpina bekommt man z.B. für das 75mm NN System als auch für die Rottefella BC Bindungen. Die Sohlen für das Rottefella BC-Bindungsystem sind vergleichsweise steif, deshalb sollte man von Haus aus auf gute Passform der Schuhe achten damit man später keine Blasen bekommt. Wichtig bei den BC-Stiefeln ist darüber hinaus das sie etwas höher sind (integrierte Gamaschen schaden nie) und dünnes Wärmefutter haben damit man nicht sofort friert. Material ist Geschmackssache, manche schwören auf Synthetik bei manchen darf es nur Leder sein. Reine Plastikmodelle mit Hartschale sind allerdings nix für die Wandertour, diese sind den Telemarkprofis für Pisten- oder Tiefschneeabfahrten vorbehalten.


    Der große Vorteil bei den BC-Skiern liegt in dem Umstand dass man mit ihnen ausgezeichnet gleiten kann, was sehr energieschonend ist und man kommt vergleichsweise rasch voran. In moderat hügeligen Gelände wos keine allzu steilen Hänge hat, in baumlosen Ebenen und auf zugefrorenen Seen oder selbst in lichten Wäldern ist dies das Mittel der Wahl. Hier hängt man jeden Schneeschuhgeher und auch Leute mit alpinen Tourenski locker ab. Die BC-Ausrüstung ist z.B. auch ideal auf hiesigen Forstwegen die selbst in den Voralpen nicht wirklich steil angelegt sind - so eröffnet sich eine klasse Trainingsarena! Durch die eher lose und filigrane Verbindung von Bindung und Schuh erfordert die Langlauftechnik etwas mehr Übung, dies gilt nicht nur für Abfahrten. Bei meinen ersten Ausflügen mit LL-Skiern in Norwegen so nach ca. 15 Jahren Unterbrechung lag ich auf den ersten Kilometern ständig auf der Nase - ich hatte Mühe mit der leichten und filigranen Skiausrüstung und kam mit blauen Flecken und verbogenen Skistöcken nach Hause ;) Anders sah die Sache schon aus als ich das erste Mal die Pukla mit starrem Zuggestänge verwendete. Diese wirkte wie eine Art Gegengewicht und die Stürze waren sofort absolute Ausnahmen. BC-Ski und Pulka vertragen sich also bestens! Wer Touren ins Gelände vor hat sollte zumindest den Grätschenschritt für Aufstiege sowie Pflug und Pflugbogen für Abfahrten beherrschen - für Profis natürlich der astreine Telemark! Vor allem bergab offenbaren sich die Vorteile dieses Skityps, einfach kräfteschonend runter gleiten - das funktioniert mit Schneeschuhen keinesfalls so easy. Neben dem Trainingsaufwand für adequate Skitechnik und dem höheren Verletzungsrisiko gegenüber Schneeschuhen sind auch die höheren Anschaffungskosten für die Ausrüstung zu berücksichtigen. BC Skisets mit ordentlichen Skiern, Schuhen, Bindungen und Stöcken kosten bereits! Zudem ist das übliche Backcountry Skigear hier in Österreich bzw. in der Schweiz schwer zu bekommen und falls doch ist es vergleichsweise teuer - in Norwegen waren z.B. geeignete Ski, Bindungen und Schuhe in jedem kleinen Sportladen zu vernünftigen Preisen zu kriegen, hier in A hat so gut wie kein Sporthändler was lagernd und selbst Skier (selbst wenn in Österreich hergestellt!) müssen teils 1 Saison vorbestellt werden ;-(.

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  • Alpine Tourenski:
    Werden ebenfalls als Backcountry Ski oder manchmal auch als Randonee Ski bezeichnet. Gegenüber den BC-Langlaufski sind Tourenski fürs Skibergsteigen konzipiert und geringfügig schwerer und deutlich breiter, dafür aber etwas kürzer und noch stärker tailliert und ihnen fehlt vor allem eine Steigzone da ausschließlich Felle als Aufstiegshilfe zum Einsatz kommen. Rein optisch haben sie große Ähnlichkeit mit üblichen Pisten- oder Slalomski, im Detail bestehen aber dennoch viele Unterschiede - vor allem beim Gesamtkonzept Tourenski-Bindung-Skischuh (-Steigfell). Verglichen mit Pistenski sind Tourenski um einen Tick breiter um auch im lockeren Pulverschnee nicht zu versinken. Sie sind generell aus sehr leichten Materialen denn oftmals muss man seine Skier selbst über weite (schneelose) Strecken oder Gipfelgrate tragen und im steilen Gelände merkt man jedes zusätzliche Gramm an den Füßen oder am Rucksack deutlich. Am Horn oder Skiende finden sich vielfach Einkerbungen oder Löcher - einerseits um hier Steigfelle einzuhängen und teils sind dies auch Sicherheitsaspekte um im Notfall die Ski z.B. mittels Reepschnur zu einem Notschlitten zusammenbinden zu können. Beliebte Modelle sind z.B. die Transalp von Fischer. Bei den Fellen haben sich Spannklebefelle bewährt. Sie sind mit Klebern ausgerüstet um am Skibelag zu haften und so verrutscht nix selbst bei Hangquerungen. Mittels Haken oder Klammern werden sie zusätzlich an den Skienden eingehängt und Elastikelemente (Gummiband, etc.) oder Zugriemen sorgen für entsprechende Spannung damit das Fell auch faltenfrei und straff am Skibelag anliegt. Dient auch zur Sicherheit, sollte der Kleber mal vereisen und oder seine Haftung verlieren. Colltex fertigt z.B. hervorragende Steigfelle. Durch die große Fellfläche bewältigt man auch sehr steiles Gelände im Aufstieg, event. noch zusätzlich unterstützt durch div. Steighilfen am Bindungssystem, meist in Form von klappbaren Bügeln wie bei den Schneeschuhen. Die Bindungen können auch die Ferse fixieren, was bei Langlaufbindungen so nicht möglich ist. Sie müssen gängigen Sicherheitsstandards genügen und auf das jeweilige Gewicht und Können des Skifahrers einstellbar sein damit sie im Falle eines Sturzes auslösen und den Ski frei geben. Für den Aufstieg wird die Fersenbacke gelöst, meist durch einfachen Druckstoß per Skistock. Der Drehpunkt befindet sich vor den Zehen und so ist gehen ähnlich wie mit Schneeschuhen oder BC-Langlaufski möglich. Für eisige Verhältnisse können an die Bindungen auch sogen. Harscheisen eingeklinkt werden, die wirken wie Spikes an Winterreifen und krallen sich regelrecht ins Eis. Die Bindungen sind auf Gewichtsoptimierung getrimmt so wird viel Leichmetall, Verbundwerkstoffe und Kunststoff verwendet. Fritschi ist hier ein sehr bekannter Anbieter. Die Tourenskischuhe haben gegenüber ihren Pistenbrüdern eine Profilsohle wie man sie von schweren Bergstiefeln her kennt. Da diese Sohlen nicht genormt sind muss die Bindung auf den jeweiligen Skischuh eingestellt sein! Es werden zwar generell Hartplastikschuhe verwendet, die Kunststoffmischungen sind aber gegenüber den Pistenmodellen oft weicher und spezielle 'Gehstellungen' erlauben mal mehr, mal weniger Bewegungsfreiheit. Für die Abfahrt müssen sie aber stabil sein um die Ski sicher zu führen und um im Falle eines Sturzes Verletzungen oder Knochenbrüchen vorzubeugen.


    Die alpinen Tourenski glänzen natürlich in steilem und schwierigem Gelände, wos wirklich heftig wird. Prinzipiell ist das gehen mit Tourenski nicht viel anders als mit Schneeschuhen oder Langlaufski, das Zeug ist halt ein wenig schwerer und steifer. Fürs Gebrige sollte man dennoch Techniken wie z.B. die Spitzkehrmethode sicher beherrschen und so bewältigt man selbst Hangneigungen wo man mit Schneeschuhen langsam an die Grenzen stößt. Das Limit setzt aber oft die eigene Kondition und nicht das Gear! Paradedisziplin der Tourenski ist natürlich die Abfahrt im unpräparierten Gelände im Slalomstil mittels Paralellschwung. Es gibt da kaum eine Winteraktivität die eine coole Abfahrt in einem noch unbefahrenen Hang toppen könnte, das ist purer Spaß! Da die Schneeverhältnisse nie wirklich toll sind ist hier einiges an skifahrerischem Können erforderlich will man auch eine halbwegs gute Figur machen. Dies setzt natürlich entsprechende Übung z.B. auf der Piste voraus und ist man lediglich ein mäßiger Pistenskifahrer wird das Skitourengehen und vor allem die Abfahrten schnell zur Qual. Ich gebs gleich zu, ich gehör auch zur Quälerfraktion und mein mieses Skifahrertalent ist auch der Grund weshalb meine letzte Tour in den Alpen schon Jahre zurückliegt ... Ein Arbeitskollege hat vor ein paar Jahren die 'Haute Route' in den Westalben gemacht - ist ca. 180km von Hütte zu Hütte teils in hochalpinem Gelände. Ein paar Abfahrten sind da länger als 15km - stellt Euch mal vor Ihr müsstet das mit Schneeschuhen im steilen Gelände bergab laufen, hihihi. Sein Zeug beschränkt man auf so einer Tour auf ein Minimum und eine Pulka hat in solchem Gelände nicht wirklich was verloren, die ist eher Belastung. In der Ebene sind Tourenski mehr als mühsam, hier wirken sich die großflächigen Steigfelle als echte Bremser aus, man kommt einfach nicht voran damit. Ein Gleiten wie man es von Langlaufskiern her kennt ist wohl nur mit sehr alten, abgerockten Fellen möglich, und fürs unschwierige Gleände gibts wahrlich bessere Alternativen als die Tourenski.
    Diese Ausrüstung fürs alpine Skibergsteigen ist die teuerste in diesem Vergleich, alleine für ordentliche Felle legt man locker mehr als EUR 120.- hin. Für eine vernünftige Komplettausstattung inkl. Stöcken und der obligatorischen Sicherheitsausrüstung obendrein wie z.B. Sonde, Lawinenschaufel, Verschüttetensuchgerät, etc. knackt man mühelos die EUR 1,000.- Marke. Hier schadet es sicherlich nicht wenn man nach günstigen Setangeboten Ausschau hält. Zusätzlich erfordert Skitourengehen neben skifahrerischem Können auch einiges an Know-How über die div. alpinen Gefahren vor allem zur Einschätzung der Lawinengefahr, etc. Ich würde daher jedem empfehlen sich erfahrenen Leuten anzuschließen die Ahnung von der Materie haben, alles andere ist (tödlicher) Leichtsinn! Zudem schätze ich das Verletzungsrisiko verglichen mit den anderen zwei Optionen oberhalb als am höchsten ein. Trotzdem verzeichnet diese Sportvariante stetigen Zustrom und wird vor allem in Österreich immer beliebter.


    Schneeschuhe sind sehr universell und bedürfen keinerlei speziellen Trainings, während Backcountry Langlaufski ihre Vorteile in offenem, eher unschwierigem Gelände haben. Tourenski fürs Skibergsteigen glänzen wiederum bei den Abfahrten in steilem Gelände, egal ob enge vereiste Felsenrinnen oder staubende Pulverschneehänge - möglicherweise eine Gegend wo man den gneigten Bushcrafter nicht oft antreffen mag ... Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Überblick geben, vor allem für jene die sich mit dem Gedanken tragen für diesen Winter neue Ausrüstung zu besorgen ;)

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  • und da kann es durchaus sein dass ein 36" (ca. 92cm) langes Modell gerade ausreicht

    Absolut richtig! Bei lockerem, frischem Pulverschnee können auch leichte Personen mit sehr grossen Schneeschuh-Modellen tief einsinken, was das Vorankommen mühselig macht und man für relativ kurze Distanzen ein vielfaches an Laufzeit benötigt. Nur durch Übung und Erfahrung kann man dann gewisse Gehzeiten korrekt einschätzen. Zwei Punkte möchte ich noch hinzufügen:


    1. Aus genau diesem Grund (Einsinken im lockeren Schnee) würde ich jedem empfehlen, beim Kauf von Schneeschuhe auch gleich ein paar Gamaschen mit in den Einkaufswagen zu legen. Sie verhindern, dass Schnee in die Stiefel rutscht, und sich unter dem Hosenbein nach oben schiebt.


    2. Wenn tendenziell kleinere Personen mit zu grossen Schneeschuhen unterwegs sind, latschen sie sich -bedingt durch die kürzere Schrittlänge- permanent auf die Hacken. Das führt dann zu einer Art Watschelgang und nervt gewaltig. Für Aussenstehende ist es jedoch lustig anzuschauen....... ratet mal woher ich das weiss? :D

    I am here by the will of the great spirit

    and by his will I am chief

  • Gamaschen schaden nie @Doom damit kein Schnee eindringen kann und dies gilt selbstverständlich auch für die Verwendung mit Skiern. Bei trockener Kälte, so ab -10 bis -15°C darfs auch gerne mal ein Modell aus atmungsaktiver Baumwolle oder Baumwollmischgewebe sein, da hier der wasserabweisende Aspekt schön langsam in den Hintergrund tritt.


    Wenn es viel Neuschnee rausgehauen hat ist die Fortbewegung immer mühsam und kraftraubend, ganz egal ob man nun mit Schneeschuhen, Langlaufskiern oder breiten Tourenskiern unterwegs ist. Das kostet überhältnismäßig viel Energie und vor allem Zeit und ist kein Vergleich z.B. zum Schneewandern auf kompakt gepressten und tragfähigem Altschnee. In tieferem lockeren Schnee ist man in Kleingruppen klar im Vorteil, weil man sich beim Spuren (eher 'Wühlen') abwechseln kann ;-).

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  • Ich entnehme, als Laie was Schneeschuhe und ähnliches angeht, den ausführlichen und verständlichen Beschreibungen, daß es in jedem Fall, egal ob Neu- oder Altschnee, große oder kleine Schneeschuhe, immer von Nachteil ist, wenn man zu den "Schweren Jungs" gehört, richtig???
    Gibt es Tipps,außer Abnehmen, in diese Richtung, wenn man es mal mit Schneeschuhen ausprobieren will??
    Gruß"Seemann"

  • Der Vorteil bei deiner Figur ist, dass du als Pulka gehen kannst.
    Ölzeugs an und einen finden der dich zieht. Gut, Bergrunter wird
    es dann sehr unkontrolliert.


    Für meine Schneeschuhe gab es 20cm Verlängerungen. Mal schauen ob das reicht,
    oder ob ich auch die Pulka machen muss.


    Gruss
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • @Seemann von Nachteil ist das sicherlich, zumal "schwere Jungs" ja ne relative Aussage ist. Es gibt bei vielen Sachen ne Obergrenze, z.B. bei Backcountry Ski / Fjellski, da ist bei um die 100kg Schluss, zumindest wenn man auch in Neuschnee klarkommen will. aber es gibt schon ein paar Optionen bei Schneeschuhen: Tubbs hat z.b. Modelle bis 36" und gerade für maximal moderat hügelige Touren im pulverigen Wald bieten sich die traditionellen Modelle von Faber an. Ich hab n paar Faber Elongated bear paw heavy duty in 40". Die gehen offiziell bis 150kg. Ansonsten gibts noch die klassischen skandinavischen Jagdski / Waldkski aus Holz (z.b. Tegsnäs), die Finnen fahren die teilweise in 3m. 8o

    Skal hilse fra fjellet – det evige land,
    hvor moskus og jerven har bolig.
    Min lengsel dit inn er blitt som en brann.
    Kun der får jeg fred og blir rolig...


    Jon Ø. Hov