Achtung, Achtung, kurzer Hinweis: die Farbe Weiss erscheint in diesem Bericht sehr dominant, deshalb zur eigenen Sicherheit bitte Schneebrille aufsetzen!
März 2018 ging es mal wieder Richtung Norden, nach Idre, einem verschlafenen kleinen Ski-Ort in Mittelschweden, nahe der norwegischen Grenze. Vor ungefähr 15 Jahren waren @Defi und ich zum erstem Mal hier, damals war es Sommer, aber trotzdem recht frisch. Relativ schnell wurde die Gegend in einem Radius von etwa 40km zu unserem Winterspielplatz Nr 1, und wir fahren immer noch hierher - frei nach dem Motto "Männer werden halt nicht älter, nur ihr Spielzeug wird teurer". Schon wieder so ein Spruch, an dem was wahres dran ist........... Dieses Mal haben wir netterweise drei weitere Forenkollegen mitgenommen, die uns monatelang belagerten, flehten, weinten und bettelten, bis wir einfach nicht mehr nein sagen konnten . @Tipple war schon im vergangenen Jahr dabei und agierte als unser permanent präsenter Kameramann, kein noch so schmutziges Detail entging seinem scharfen Auge. @Emil_Strauss war nicht nur unser zweiter Autolenker, er repräsentierte auch unsere ruhige Mitte, der Fels in der Brandung, der regelmässig so verträumte Charaktere wie mich wieder in die Realität zurückholt. @ol'greenhorn war auch dabei.... warum eigentlich? Ach so, ja - unsere Fachkraft für kulinarische Höhepunkte!!! Ohne Greeny fahre ich nie wieder in Urlaub! Nirgendwo hin!
So fuhren wir also bis nach Kiel, mit der Fähre rüber nach Oslo (20 Stunden Party und Pennen ) und dann noch etwa 5 Stunden weiter mit dem Auto. Vor Ort waren wir völlig planlos, was wir denn nun tun sollten......... deshalb sind wir einfach genau die gleichen Touren gegangen, wie im letzten Jahr, siehe Bericht "Eis - Zeit" im internen Bereich. Spektakulär, was? Und schon sind wir unterwegs, die völlig vereisten Strassen sind hier zu dieser Jahreszeit normal, wobei die Schweden auch mit Spikes fahren dürfen. Je glatter es wird, desto lauter singt Defi immer ON THE ROAD AGAIN................... vermutlich hilft es ihm beim Umfahren von Schneehuhngruppen und Rentierherden.
Nach der Ankunft passiert was? Dosenbier und Lagerbau natürlich! Der Schnee ist schwierig dieses Jahr, er liegt hoch, locker und pulvrig, und ist somit schwer zu komprimieren. Aber gerade ein fester Untergrund ist wichtig, da die Mittelstangen unserer Tipis einen festen Stand brauchen. Zeltöfen rein, Ausrüstung auspacken, Schlafplätze vorbereiten - Wer bucht da noch das Eishotel, wenn er hier pennen darf?
Die erste und die letzte Nacht waren am kältesten, mit etwa -18°C. An dieser Stelle nun ein kleiner geschichtlicher Exkurs: Eskimos haben überhaupt nicht mehr als 60 Wörter für Schnee, sondern genau so viele wie auch andere Kulturen. Das Leben ist verrückt!
Die Spechte in dieser Region werden gerne mal 60 bis 70kg schwer und gehören zur Gattung Brutus Maximus Gigantus. In vereinzelten Fällen reissen sie sich gerne mal einen Backcountry-Skiläufer, oder plündern die Camps von arglosen Wintercampern.
Im Fulufjäll Nationalpark liessen wir uns mit deutschen Touristinnen fotografieren, denen wir erzählten, Ol'Greenhorn sei Lars Monsen, und meine Name ist Arved Fuchs . Und ich glaube, Tipple wurden Zettel mit Telefonnummern zusteckt...... Die Treppe zu Schwedens höchstem Wasserfall war völlig zugeschneit, somit mussten wir hier mit vorsichtig absteigen:
Danach hetzte ich die Jungs wieder bergauf, über die Baumgrenze hinweg auf die Hochebene - der Anstieg jetzt im Winter ist hart, und oben angekommen weht einem ein eisiger Wind entgegen. Das folgende Bild trägt den Namen "Alte Männer bis aufs Blut gepeinigt"
Die nächste Tour verlief über den zugefrorenen Grövelsjön-See, mit einer Ausgangshöhe von 760m. Ein mystischer Ort, die etwa 7km lange Überquerung ist nie einfach, und dahinter wartete Tiefschnee auf uns. Das Tagesziel, der dahinterliegende Rönnsjön, war somit nicht mehr zu erreichen und wir bauten unser Lavvu an einem windgeschützten Plätzchen auf. Hatten wir zu viel Gepäck dabei? Oder war es mangelnde Fitness? Vermutlich eine Mischung aus allem, aber bei besseren Schneeverhältnissen wäre es machbar gewesen. Für den Zeltaufbau brauchten wir gemeinsam mindestens 2,5 Stunden - und die Mittelstange positionierten wir in einem Pulka, damit sie nicht versinkt. Einen Zeltofen hatten wir ebenfalls dabei, und einiges an Feuerholz, da wir uns in einem spärlich bewachsenem Nationalpark befanden (dieses Mal auf der norwegischen Seite) und keine Bäume umhauen wollten/durften. Abendbrot gab es um 22:30, Nachtruhe gegen 01:30, dicht an dicht lagen wir abends im Zelt und verbrachten dann doch eine erstaunlich angenehme Nacht im Fjell.
Dieses Bild ist für @Hesse, und gleichzeitig dürfte schon von weitem klar sein, um welche Nationalitäten es sich handelt. Hier hat verdammt nochmal alles seinen Platz, und wehe dem Schelm, der es wagt, einen Trekkingstock mit einem anderen auszutauschen. Schräg rechts sieht man einen Pulka mit Packsack und alphabetisch angeordneten Whisky-Flaschen. Dank dieser völlig humorlosen Ordnung können eigentlich nur Deutsche im Zelt sitzen.
Am folgenden Tag im Nipfjället Nationalpark wartete eine perfekte Winterlandschaft auf uns. Wir stapften durch das weisse Pulver und liessen irgendwann die Baumgrenze hinter uns, den Städjan direkt vor uns - einen der höchsten Punkte in diesem Gebiet. Dicht in weisse Wolken gehüllt versperrte er uns eine direkte Sicht auf seinen Gipfel...... der Grat war leicht vereisst und der Aufstieg blieb spannend.
Zum Tee trinken und an den Blumen riechen muss immer Zeit sein....... wir waren ja nicht auf der Flucht
fast oben.............................................................................. der Wind kommt brutal von östlicher Seite
Kunstwerke aus Eis säumten den nicht ungefährlichen Weg. Die Weitsicht war atemberaubend, wenn die Wolken nur kurz aufrissen:
Am letzen Abend gab ein ein offenes Lagerfeuer - das gehört einfach dazu, unabhängig von Jahreszeit und Wetter. Ein paar Würstchen in der Pfanne, kalter Wind wehte uns um die Nasen..... unsere ultimative Männer-Aktion-Woche ging dem Ende entgegen, denn am nächsten Morgen war bei Tagesanbruch die Abfahrt geplant. Ich will hier nicht zu viel schreiben, die anderen Jungs wollen sicherlich auch noch ihre Geschichten loswerden. Nur soviel: mit 5 Leuten war die Gruppengrösse ideal, die Laune und das Grundrauschen würde ich auf einer Skala von 1 bis 10 ungefähr bei 12 ansiedeln. Ausserdem gab es Anekdoten, Witze und Sprüche satt, z.B. so: "Ich arbeite ja gerne mit Profis zusammen, aber mit euch ist es auch schön" oder während einer Stehpause im Tiefschnee "Kann mal bitte jemand meine Nüsse halten?" Es war total geil mich euch! Und ohne das Forum hätte sich die Truppe in dieser Konstellation sicherlich niemals zusammengefunden.
Deshalb sage ich hier einfach mal ........... und die nächste Eis - Zeit kommt bestimmt!