Das ist nicht mein erster Versuch aus Eicheln irgendetwas essbares zu bekommen.
Wie wir alle wissen sind Eicheln prinzipiell essbar, aber es benötigt einiges an Aufwand um die essbar zu bekommen.
Da dieses Jahr das maximale Eichemastjahr ist, habe ich mal eben so innnerhalb von 30 Minuten 4 Kilo Eicheln zusammengesammelt, die ich irgendwie verwursten möchte.
Nun der erste sehr arbeitsintesive Schritt ist es sie zu schälen. Dabei sind Eicheln mit der nervigsten und zähesten Schgale ausgestattet. Wo man sehr harte Nüsse schön einfach knacken kann und weichere Samen mit den Fingernägeln oder Zähnen schälen kann ist die Eichel nichts von beidem. Es artet immer in einem überaus nervigen Schälen aus. Durch das anrösten habe ich mir erhofft, dass die Eicheln jetzt schön glitschig, geradezu freiwillig aus ihrem Kleide hüpfen aber es bringt eigentlich fast nix.
Ich habe für mich die Technik als effektiv gefunden indem ich die Eicheln längs Teile und dann die beiden Hälften mit einem Buttermesser aus der Schale hebele. Das ist in der Theorie schön und gut aber auch da bricht immer mal wieder ein Stück Schale mit ab und man verflucht alle heiligen die man kennt.
Als nächste ebenfalls nervige Aufgabe kommt das weitere Zerkleinern, dafür habe ich so eine Nussmühle für Walnüsse genutzt. Auch da zeigen sich die Eicheln sehr eigenwillig und lassen sich manchmal kaum zerkleinern, manchmal rutschen zu große Stück durch.
Fertig zerkleinert sieht die Masse so aus:
Das zerkleinern ist sehr wichtig für den nächsten Schritt, nämlich das Wässern. Wie wir auch wissen enthalten Eicheln Gerbstoffe, die derart bitter und pelzig sind dass man kotzen muss.
Diese Gerbstoffe kann man durch Wässern rauswaschen. Ich habe das gemacht indem ich die Eicheln in eine Stofftragestasche getan hab und dann im Bach versenkt habe.
Man kann richtig sehen wie da eine branue Brühe rauskommt. Das sind die Gerbstoffe. Damit die ganze Mocke rausgewaschen wird sollte die Masse darin mindestens 24 Stunden in laufendem Wasser durchgewässert werden.
Es ist wichtig dass die Eicheln möglichst homogen verkleinert sind, damit die Oberfläche möglichst groß ist
Nach zwei Tagen habe ich den ganzen Sack wieder rausgeholt und nachhause geschleppt.
Die mit Wasser vollgesogene und etwas oxidierte Masse sieht jetzt so aus.
Ziemlich unapettitlich, aber es kommt noch schlimmer.
Jetzt kommt die Zubereitung.
Ich muss echt sagen ich habe es versucht, bei Gott, ich habe es versucht diese Masse irgendwie lecker zu bekommen, aber es ist mir wieder nicht gelungen.
Ich habe diesesmal zwei Varianten ausprobiert.
Die erste war eine Art Nougatmasse aus der Eichepampe zu machen. Also einfach in den Topf und dann mit ein bischen Wasser aufkochen.
Und vom aussehen wird es sogar was. Es werden irgendwelche Stärken frei die das ganze zu einer homogenen Masse werden lassen.
Aber es schmeckt grauenhaft. Ein leichter Karamellgeschmack wird von einem unerträglichen Aroma nach... nach ich kann das gar nicht richtig beschreiben überdeckt.
Die Tannine sind zwar raus und man kann es technisch essen, aber stellt euch vor als eure Mutter euch früher gezwungen hat euer Hassessen ganz aufzuessen und ihr habt endlose male drauf rumgekaut und den Geschmacksinn unterdrückt um irgendwie halbkotzend, in einer nicht enden wollenden Agonie, Bissen für Bissen runterzukriegen. So habe ich mich gezwungen davon zu essen und nur der unbedingte Wille die Bushcraftwelt weiter zu bringen hat mich durchhalten lassen.
Und ja es ist wirklich extrem nahrhaft. Nach den fünf sechs Löffeln konnte ich schon einer Art Sättigung spüren. Das wird wohl nah an Marzipan oder Nougat dran kommen, vom Nährwert her.
Aber es muss schon viel falsch laufen dass ich DAS freiwillig aufesse.
Es sieht aus wie es schmeckt...
Ein klein wenig besser war der zweite Versuch
Die gewässerte Rohmasse habe ich zu runden Keksen gepresst und bei 200 °C Umluft in den Ofen getan. Nach 20 Minuten habe ich sie rausgeholt und getestet.
Von der Konsistenz sind sie tatsälich fest und hart geworden und nicht auseinandergefallen. Die Testprobe war ähnlich ernüchternd wie das erste Rezept.
Das innere war heiß aber weich und schmeckte grauenhaft. Einzig die paar Millimeter hart gewordene Kruste konnte man wirklich ohne beanstanden essen. Ich rede nicht davon dass es irgendwie auch nur entfernt gut schmeckt, aber wenigstens das Ekelhafte war weg. Man kanns etwa mit den Hostien in der Kirche oder den Matzen beim Pesachfest bei den Juden vergleichen. Eine Geschmacklose kartonige Masse. Aber immerhin kriegt man es irgendwie runter ohne in Depressionen zu verfallen.
Das war auch in etwas das, was ich vor ein paar Jahren am Feuer hinbekommen habe und irgendwie runterbekommen hab.
Ebenfalls ein hochapettitliches Äusseres...
Schwerst desilusioniert werde ich meinen Plan vom extrateuren neuen Powerfood mit englischem Szenenamen für die Hipster in deutschen Großstädten, wohl auf unbestimmte Zeit verschieben müssen.
Es hat wohl einen Grund gehabt dass die Menschen, sobald sie die Möglichkeit hatten, die Eicheln dadurch veredelten, dass sie durch Schweinebäuche gehen ließen und ebendiese später als köstliche Räucherspeisen verköstigten, und nur in schlimster Not Eicheln noch selbst aßen.
Ich bitte alle die Interesse haben, probiert es selbst aus. Probiert andere, möglicherweise effizientere Methoden und verschiedene Rezepte. Womöglich gibt es eine Möglichkeit etwas richtig leckeres draus zu zaubern.
Es wäre schön wenns da eine richtig gute Möglichkeit geben würde.