Fragen zu Hängematten

  • So, nun habe ich auch mal eine Hängemattenübernachtung ausprobiert und ich muß schon sagen, ich bin begeistert. Kein Rücken, nicht wie gerädert aufgestanden, kein instabiles Gefühl, nicht das Gewackel, das ich erwartet hatte, aber dafür ein recht bequemes, sauberes Liegen mit einem angenehmen Maß an Schaukelei.


    Schlafsack und dergleichen - beim Ein- und Auspacken einfach über die Matte oder die Aufhängeriemen gehängt, nichts schleift im Dreck, vieles kann hängen, Brille griffbereit im angenähten Transportsack auf Hüfthöhe.


    Ich habe ein bißchen gebraucht, um die richtige Höhe auszuklamüsern, aber das wird mit etwas Routine sicher besser. Mal sehen, wie so etwas bei wirklich widrigem Wetter aussieht, wenn der Wind den Regen waagerecht treibt, aber man kann sich ja notfalls auch auf mäßiges Wetter beschränken und sonst wie gewohnt am Boden aufbauen.


    Und all das, obwohl ich ein ganz billige, wahrscheinlich eigentlich zu kurze Hängematte vom Ali hatte, und obwohl ich noch gar keine Erfahrung mit Hängematten hatte.


    Jetzt tauchen natürlich Fragen auf, mit denen mir vielleicht Hängemattenerfahrene hier weiterhelfen könnten. Meine Hängematte sieht exakt wie eine Ticket to the Moon aus, außer, daß sie nur 250 x 130 cm mißt. Ich habe trotzdem leicht schräg (ich bin gut 180 lang), und sogar auf der Seite liegen können (mit einer ganz normalen, altmodischen Therm-A-Rest), aber auf der einen Seite wurde das Material unter der einen Schulter doch recht schmal, beim Schrägliegen. Es war auch ein bißchen schwierig, den Schlafsack unter mir zurecht zu zuppeln. Ich denke mir, daß das vielleicht besser gehen würde, wenn die Hängematte etwas großzügiger geschnitten wäre.


    Was für ein Maß wäre denn angemessen, wenn man 180 lang ist? Welche Breite sollte die Matte mindestens haben, wenn man schräg drin liegen will und genug Platz haben will, um leichter in den Schlafsack zu kommen und sich hin- und her zu drehen? Besonders wenn man die 50 schon überschritten und die akrobatischen Jahre hinter sich gelassen hat ...


    Wie lang müßte ein Tarp sein, im Verhältnis zu Länge der Hängematte, und wie breit mindestens? Ich meine, man liegt ja recht hoch, ist man da nicht eher dem Wind und Regen ausgesetzt?


    Kann man mit Hängematte und Tarp darüber womöglich sinnvoll den Biwaksack weglassen, auch bei Dreckwetter?


    Für Tips, Hinweise und Anregungen hier wäre ich dankbar (auch wenn irgendwo da draußen ein Hängemattenforum sein soll ...).

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    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

  • Ich würde bei deiner Größe für einen erholsamen Schlaf mindestens eine mit 320x200cm nehmen, wie zb die Ticket to the Moon double. Bei den Maßen der Hängematte kannst du bequem "brasilianisch" also diagonal liegen. Als Isolierung ist eine Evazote recht angenehm, da diese nicht so leicht verrutscht wie eine aufblasbare Isomatte.
    Dein Schlafsackproblem kannst du umgehen, wenn du in deinen Schlafsack hinein steigst und soweit schließt das du die Arme noch frei hast. Dann in die HM setzen und hinlegen. :) Übe das aber, es soll Menschen geben, die dabei hinten wieder raus gefallen sind. :/ :rolleyes:


    Grüße
    Naturapfel

  • So, nun habe ich auch mal eine Hängemattenübernachtung ausprobiert und ich muß schon sagen, ich bin begeistert. Kein Rücken, nicht wie gerädert aufgestanden, kein instabiles Gefühl, nicht das Gewackel, das ich erwartet hatte, aber dafür ein recht bequemes, sauberes Liegen mit einem angenehmen Maß an Schaukelei.

    Sag ich doch. :D


    Für einen 1,80 m langen Hänger würde ich eine 330 cm lange und 170 cm breit Hängematte empfehlen. 2 m Breite sind mir persönlich zu viel, da dann der Stoff der Ränder lose ist und im Gesicht rumflattert. Aber die Geschmäcker sind verschieden und andere kommen damit prima zurecht.


    Die Tarplänge sollte mindestens so groß sein wie die Hängemattenlänge, also bei einer 11-Fuß-Hängematte (3,30 m) 11 Fuß. Da durch den Durchhang der Hängematte ihre beiden Enden in der Horizontalen rund 83% der Hängemattenlänge auseinanderliegen, bleibt noch etwas Sicherheitsabstand von Hängemattenende zu Tarpende.
    Die Breite hängt davon ab, wie dicht über Deinem Gesicht Du bereit bist, das Tarp abzuspannen. 2 Meter würde ich als Mindestbreite ansehen.


    Biwaksack? Wozu? Du hast doch Hängematte und Tarp.


    Besser als ein Schlafsack macht sich in der Hängematte ein Topquilt. Einen Topquilt kann man sich wie einen Schlafsack ohne Kapuze und Reißverschluss vorstellen, den man mit der offenen Seite nach unten "anzieht". Damit ist alles ganz einfach. Topquilt in die Hand nehmen und vor dem Körper runterhängen lassen. In die Hängematte setzen und nach hinten wegkippen. Dabei die Beine nach oben strecken. Nun die Füße in den Topquilt stecken. Dann die Füße in die Hängematte absenken und den oberen Rand des Topquilts über die Brust ziehen. Fertig.


    Weitere Details findest Du im http://www.haengemattenforum.de (das keine Konkurrenz, sondern eine prima Ergänzung zum hiesigen Forum ist).

  • Grundsätzlich würde ich dir auch dazu raten, eine Hängematte mit mindestens 11' oder 320cm zu nehmen... Was die Breite betrifft scheiden sich aber die Geister. Es gibt Leute, die 150cm Breite für ausreichend halten, anderen ist das zu schmal und sie bevorzugen 170 oder sogar 200cm. Da wirst du um etwas ausprobieren wohl nicht herum kommen.


    Was das Tarp betrifft sollte die Ridgeline mindestens so lang wie deine Hängematte selbst sein - je nach Schnitt des Tarps (Diamond Tarps sind bspw. an den Spitzen sehr schmal) auch länger. Mit einem Wintertarp (also eines mit ''Türen'' an Kopf- und Fußende) kann man es notfalls auch bei sehr schlechtem Wetter gut aushalten - wie ich finde ist das sogar angenehmer als mit einem Biwaksack, da man auch mal aufstehen (also wirklich stehen, nicht krabbeln) kann. Dafür ist eine Hängematte mit Wintertarp selbst bei extrem leichten Materialien wahrscheinlich etwas schwerer als ein Biwaksack. Ob der Komfortgewinn für dich das höhere Gewicht rechtfertigt musst du selbst wissen. Ein großes Sommertarp ist in den meisten Fällen ohnehin ausreichend und wiegt auch weniger.


    Zur Isolation ist es leider so, dass Isomatte + Hängematte eher schlecht funktioniert. Wenn du wirklich auf Hängematten umsteigen willst macht es Sinn, in einen guten Underquilt zu investieren. Die kommen dann aber meistens aus den USA.


    Ansonsten ist gefühlt das halbe Hängemattenforum hier auch dabei - deine Chance, qualifizierte Antworten zum Thema zu bekommen, ist also auch hier recht hoch...


    EDIT: @Mittagsfrost hat fast das selbe geschrieben, während ich noch am tippen war...

  • Hallo @MeisterGrimbart, willkommen im Club der Infizierten. So wie Dir geht es vielen. Auf Neugierde wird mal in einer Hängematte gepennt und plötzlich interessiert man sich für Ridgeline, Hängemattenlängen und -breiten. Ebenso wie Isolierung von oben und unten, sowie div. Tarps und deren verschiedene Formen der Aufhängung.


    Vieles kommt einem bekannt vor, trotzdem ist manches doch anders. Einen Punkt hast Du bereits selbst festgestellt: ein Schlafsack in der Hängematte ist nicht so optimal. Grund ist, dass Du mit der Hängematte sozusagen in der Luft hängst und Du eine entsprechende Isolierung von unten benötigst. Der Schlafsack in der klassischen Anwendung hilft da leider nicht, weil Du die isolierende Schicht mit Deinem Körpergewicht gegen 0 komprimiert. Den Schlafsack kannst Du jedoch weiterhin nutzen, nämlich in Form eines Topquilts (wie @Mittagsfrost bereits in seinem Post ausgeführt hat).


    Eine Isomatte kann als Isolierung funktionieren, muss aber nicht. Das hängt zum großen Teil auch von der Art der Hängematte ab. In einer sogenannten Gathered-End Hängematte ist es mitunter recht schwierig, die Isomatte optimal unter Deiner Liegefläche zu positionieren. Für den Fall, dass die Hängematte einen doppelten Boden hat, klappt es schon etwas besser. Bei einer Brückenhängematte klappt es mit der Isomatte dagegen richtig gut. Für die 90° Hängematten ist eine Isomatte i. d. R. unbedingt erforderlich, da sie eine tragende Rolle einnimmt (jedoch ist die Richtung der Kammern der Matte zu beachten). Für die Gathered-End Hängematten empfiehlt es sich einen Underquilt als Isolierung zu verwenden. Das funktioniert auch bei der Brückenhängematte, allerdings unterscheiden sich die optimalen Formen des Underquilt je nach Art der Hängematte.


    Die Art der Hängematte wirkt sich auch auf die optimale Form des Tarps aus. Für eine 90° Hängematte sollte das Tarp eher kurz und breit sein, bei einer Brückenhängematte sollte das Tarp breit genug sein, um die Querstreben an Kopf- und Fußende zu beherbergen und idealerweise einen Großteil der Aufhängung abdecken, so dass bei Regen das Wasser nicht zwangsläufig entlang der Aufhängung in die Matte läuft.


    In Abhängigkeit der Jahreszeit macht es beim Tarp außerdem Sinn, sich Gedanken über die Ausführung von Kopf- und Fußende zu machen. "Türen" können vor zu viel Wind oder Sprühregen schützen.


    Wie Du vielleicht schon bemerkt hast, ist die Antwort auf der Suche nach der richtigen Hängematte nicht ganz so einfach. Es ist mitunter auch eine Frage, für welches System man sich entscheidet.


    Als Standardwerk kann ich Dir das Buch von Derek Hansen ans Herz legen:


    The Ultimate Hang


    Hier mal ein paar Beispiele:


    Warbonnet Blackbird mit Hennessy Hexfly


    DD Hammocks Tarp 3 x 3 m (Superlight)


    Warbonnet Superfly (Tarp) mit Spreaderbars


    Warbonnet Blackbird XLC mit Daunen-Underquilt


    Warbonnet Blackbird XLC mit Warbonnet Superfly (Tarp mit Türen)



    Brückenhängematte Dendronaut Koma mit Thermarest Neoair XTherm Isomatte


    Ich wünsche Dir viel Spaß bei Deinen weiteren Überlegungen und ein glückliches Händchen bei Deinen Entscheidungen.


    Gruß


    Das Bushbaby

  • Vielen Dank erstmal für die Beratung, die Bilder und den Literaturhinweis (damit ist nicht gemeint, daß ich nicht noch weitere Sachen lesen, oder Bilder sehen will :) ). Das Buch habe ich mir mal bestellt.


    Ich habe inzwischen noch mal ein bißchen mit der vorhandenen Hängematte herumgespielt, eine Stelle drinnen gefunden, wo ich sie mal provisorisch aufhängen kann und mit einer ridgeline herumprobiert. Die habe ich zwischen die Karabiner direkt an den Mattenenden (+10 cm insgesamt) gebunden und tatsächlich, bei 83% der Mattenlänge, 225 cm, ist die ridgeline stramm und es liegt sich sehr angehm, erstmal.


    Toll finde ich die Möglichkeit alles mögliche Zeug da dran zu hängen. Licht, Brille, vielleicht eine Wasserflasche ans Kopfende.


    Irgendwie schick fand ich auf dem einen Bild die Gepäckhängematte untendrunter.


    Ich verstehe das inzwischen so, daß meine Hängematte wahrscheinlich so ungefähr die richtige Länge haben könnte, wenn ich gerade drin liege, und mehr Länge gebraucht wird, wenn man schräg liegen will? Die DD Hammock zum Beispiel hat ja ähnliche Maße.


    Beim Gewicht ist es mir erstmal relativ egal, ob das nun insgesamt 200 g mehr oder weniger werden. Sonst ist meine Ausrüstung ja auch eher robust als fliegengewichtig. Es scheint, als ob mein Biwaksack in der gleichen Gewichtsklasse ist (so ungefähr) wie eine Hängematte mit allen Befestigungsmaterialien. Gleicht sich also aus.


    Ich denke, bis ich ein bißchen mehr weiß, werde ich mal mit den vorhandenen Sachen herumspielen und experimentieren. Also mit der wohl zu kurzen Matte, mit dem wahrscheinlich dafür etwas zu kurzen Tarp (240 cm) und der Therm-A-Rest. Erst mal will ich wissen, was ich wollen soll. :)


    Und gleich mal ein komplettes, neues Schlafsystem ... mal sehen, wie mich der Hängemattenvirus noch erwischt. Aber da ist das Geldproblem, und das Platzproblem auf dem Dachboden ...


    Mal sehen. :whistling: :D

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

    Einmal editiert, zuletzt von MeisterGrimbart ()

  • Die Gepäckhängematte oder auch Gearhammock ist eine feine Sache, wollte ich auch. Allerdings ist es mir wichtig, das meine Hängematte so aufgespannt ist, das ich drin sitzen und dabei noch gerade so den Boden mit den Füßen berühren kann. Das bedeutet dann aber auch, das die Gepäckhängematte bei mir praktisch auf dem Boden liegen müsste, da einfach kein Platz mehr darunter ist. Aus diesem Grund bin ich von der Idee wieder abgerückt.

  • Geldproblem, und das Platzproblem

    Also die Probleme kenne ich auch. :D

    Das bedeutet dann aber auch, das die Gepäckhängematte bei mir praktisch auf dem Boden liegen müsste, da einfach kein Platz mehr darunter ist.

    Also das Problem habe ich nicht. :D


    Spass bei Seite. Meine Hängematten hängen, dass ich mit meinen Füssen gerade nicht mehr den Boden berühre, wenn ich in ihr sitze. Das hat den Vorteil, wenn ich nur noch Socken anhabe, diese nicht nass oder schmutzig vom Boden werden. Die Gepäckhängematte passt dann immer noch darunter, außer ich hänge in starkem Gefälle (Kopf- zu Fußende). Allerdings klappt das bei meiner Gathered-End besser als bei der Brückenhängematte. Das hängt offensichtlich an der unterschiedlichen Form der Hängematte selbst und am Abstand der Aufhängepunkte.


    Gruß


    Das Bushbaby

  • Hallo Meister G,


    Mensch hätte ich das beim NDS gewußt, du hättest alles
    probieren können.


    Da meiner Figur von deiner geklont ist, kann ich dir sagen, daß
    ich beim Hängemattentreffen von Treegirl, welche sich sehr gut auskennt,
    mal verschiedene Breiten der GE Hängematte probieren durfte.
    Alle waren 11 Fuß lang und hatten die 83% Ridgeline.
    Die 1,50m breite Matte war Ok. Die 1,70m breite Matte war toll
    und die 1,90m Matte war nicht meins.
    In der 1,70m breiten Matte, konnte ich mit meinem Bauchumfang
    und derselben Körperlänge wie du super diagonal liegen und mich auch
    auf die Seite drehen.


    Frag mal Treegirl im Hängemattenforum ob sie dir nicht mal welche zuschickt
    und du kannst dann probieren.


    Hang on
    Konrad

    Wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege!

    Member of the "Arctic Circle Society"!

  • Hallo Konrad, beim NDS Treffen wußte ich das doch selbst noch nicht. ;) Ali ist schuld, weil man da für ganz wenig Geld mal was ausprobieren kann.


    Wo kriegt man denn Hängematten mit 170 cm Breite? Ich habe immer nur welche mit um die 150 cm oder gleich 200 cm gesehen.


    Aber jetzt erstmal das Buch lesen, und noch ordentlich Informationen sammeln. Und Bilder ansehen, und Youtube durchpflügen. Und vielleicht im Hängemattenforum anmelden (als ob ich noch ein Forum brauche 8o ). Damit es nicht noch teurer wird ...


    Aber ich muß schon sagen, es hat mich ein wenig erwischt. :) Gerade mit etwas eingeschränkter Beweglichkeit und bei nur geringer Neigung, jetzt bei dem Wetter und dem Wetter, das nun kommen wird, auf allen Vieren im nassen Laub rumzukriechen (als ob ich davon nicht erst genug hatte :D ) und einen nassen Hintern zu bekommen, so sauber und bequem, aber trotzdem draußen, leicht im Wind schaukeln und in den Wald hineinsehen. :thumbsup:

    --

    Der Dachs läßt schön grüßen, möchte aber auf keinen Fall gestört werden.

    (Kenneth Graham in "Der Wind in den Weiden")

    Einmal editiert, zuletzt von MeisterGrimbart ()

  • Hängematten mit 170cm breite habe ich auf dem Markt noch keine gesehen... TreeGirl aus dem Hängemattenforum baut allerdings welche, die sie auch verkauft wenn ihr Stapel mal wieder zu groß wird... Da müsstest du mal nachfragen.