Kind nach 2 Tagen am tschechischen Berg Cerchov / Schwarzkopf wieder gefunden

  • MacGyver , du gehst hier von fast optimalen Bedingungen aus. Ich sage mal Wiese mit leichten Knubbeln. Und selbst da ist es erschreckend, wie schnell ein Kind / eine Person außer Sicht geraten kann und wie groß innerhalb kurzer Zeit das Suchgebiet wird.


    Nimmt man nun Wald und Gelände hinzu, sind die 5 Minuten und die 20ha schon unübersichtlich genug.


    Dabei fällt mir noch ein: Pfeife am Kinderrucksack und immer wieder darüber sprechen, im besten fall schon vorher damit arbeiten: Pfiff "wo bist du?" > Pfiff, Pfiff: "Hier, alles in Ordnung." Alpines Notsignal oder immer weiter pfeifen: hier stimmt was nicht!

  • Ich denke hier kann man den Eltern keinen Vorwurf machen. Mein kleiner ist auch ständig im stealth modus unterwegs. Hier im dichten Wald und alles Hügel ist er schnell verschwunden aber kommt bis jetzt immer zurück. Wir ziehen ihm meistens eine rote Jacke und Kappe an. Pfeife drängt er um den Hals. Wenn Kinder am spielen sind denken sie nicht über die Folgen nach. Und ich möchte nicht ständig auf Schritt und Tritt neben den Kids stehen.

    Nur mal so, hier winkt euch ein Kind zu.

    "Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut."
    Pippi Langstrumpf

  • Viel wichtiger ist jegliche Ausrüstung ist m.E. einfach eine ganz klare vorherige Absprache an dem jeweiligen Tag, was zu tun ist, wenn man sich aus den Augen verliert.

    Das hat bei unseren Kindern immer hervorragend funktioniert.


    Praktische Beispiele...

    Im großen Kaufhaus: Treppen ganz runter zum Eingang gehen und da warten.

    Im Wald: Nicht weitergehen. Warten und rufen.

    Im Freizeitpark: Zum (weithin sichtbaren) Riesenrad gehen...


    usw....

  • Manchmal, besonders bei Kindern kommt dann noch dazu das die sich oftmals etwas zusammenspinnen.

    Da wird aus der 100-Schaft ein Trupp Orks auf der Suche nach Frischfleisch.... in anderen Worten die verstecken sich auch noch oder geben dann erst recht Gas und verdrücken sich.

    Aus dem Suchhund wird der böse Wolf und aus dem Heli ein UFO....


    Wir hatten hier mal so einen Fall, die Luftwaffe hatte den Zwerg mit einer Aufklärungsgondel geortet und die Feuerwehr in seine Richtung gelotst. Der ist gerannt wie ein Hase, und das mehrere Kilometer weit.

    Ein anderes Mal sass einer in einem alten Kampfstand in einem Loch (ehemaliges Depot) und hat behauptet wir seien die Räuber und ...." er kommt nicht raus".... Bin schnell heim gefahren und habe meine Tochter geholt und Gummibärchen, dann war alles gut. Das war Artuuri von der anderen Seeseite.... 100mal war er bei uns, hat Würstchen gegrillt, geschaukelt oder sich ein Pflaster geholt.... aber da war ich plötzlich der böse Räuber..... und nein, ich fress keine Kinder, an denen ist nichts dran.


    In anderen Worten, rufen allein genügt nicht, man muss ins letzte Eck rein und nachschauen. Wir haben hier noch eine Geheimwaffe.... Klopapier. Mit Klopapier kennzeichnen wir Spuren und Bereiche sodass alte Spuren nicht neu abgearbeitet werden. Wenn da der erste Suchtrupp durch den Wald durch ist gibt es so viele Spuren, da gehen die wesentlichen Spuren der zu suchenden Person völlig unter. Unkoordinierte Freiwillige sind ein Alptraum für jede Suche.


    Das verrückteste war eine demente Oma, die haben wir ein einem 1m durchmessenden Regenwasserrohr unter einer 4-spurigen Strasse aka Autobahn gefunden....


    Einen älteren Herren haben wir mal gesucht und nicht gefunden.... wobei, einer seiner Crocs mit nem Teil vom Fuss dran lag mal plötzlich auf einer Baustelle.... war wohl ein Fuchs der das verschleppt hat. Der liegt heute noch irgendwo....


    Man kann aufpassen wie man will, Vorträge halten, "Erziehen", und dann fliegt die Schei.... doch in den Ventilator.

    Oft haben wir das Kind vor den hysterischen Eltern schützen müssen.... bringt doch nichts den Zwerg dann auch noch rund zu machen.

  • Hallo,

    in Schweden gibt es ein regelrechtes "Survival-Trainingsprogramm" für Kita und Grundschulkinder. Da wird in einfachsten Schritten, spielerisch richtiges Verhalten für den Fall des Verlorengehens/Verirrens vermittelt. Man kann das Material dazu auf der Homepage vom Civilförsvarsförbundet bestellen. Wer einfaches Schwedisch versteht kommt damit klar.

    Es ist wirklich für die Kleinen konzipiert, an Hand einer Geschichte wird ein konkreter Fall "durchgespielt", es gibt ein dazugehöriges Malbuch, einen Song, usw.

    Erzieherinnen können den Kurs selbst durchführen oder man kann den als Einrichtung auch ordern. Kids die erfolgreich teilgenommen haben erhalten eine Trillerpfeife mit dem Logo der Zivilschutzbehörde oder des Rettungsdienstes der die Kurse durchführt.

    Ich finde das super.

    Gruß

    Nick

    • Offizieller Beitrag

    Zwei Dinge:

    Dass Kinder in solchen Fällen deutlich bessere Überlebenschancen haben als Erwachsene, ist spätestens seit den 80ern erforscht und bekannt. Man vermutet, dass sie noch nicht so durch Konventionen in ihrem Verhalten eingeengt sind und dadurch eine höhere Variabilität zeigen. Auch z.B. in Bezug auf Ekelempfinden. Zudem sind sie mechanisch belastbarer als Erwachsene. Knochenbrüche sind seltener, Sehnen dehnen sich besser.


    Kleiner Erlebnisbericht: Meine Frau ist Grundschullehrerin. Ein Beruf übrigens, der mir allerhöchsten Respekt abnötigt, wie auch dieses Erlebnis demonstriert.

    Meine Frau war mit ihrer vierten Klasse im Harz auf Klassenfahrt, ich Begleitperson. Bei einer Wanderung nahe der Okertalsperre machten wir eine kurze Rast, alle Verhaltensweisen penibel abgesprochen. Direkt nach Wiederaufnahme der Wanderung dann - Benjamin ist weg! Benjamin war schon immer ein verhaltensorigineller Junge, der aber bis dato auf der Klassenfahrt sozialadäquat und regelkonform agierte. Alles Rufen half nichts. Watt nu? Meine Frau musste natürlich bei der Klasse bleiben, die Ufer der Talsperre sind nicht ungefährlich. Vor allem die Wasserseite…

    Ich rannte (tatsächlich!) zurück zum Forsthaus, um die Polizei zu verständigen. Handys hatten wir damals noch nicht, war ja auch vor 28 Jahren. Unterwegs fand ich eine Hundemarke, kurze Zeit später traf ich auf eine Gruppe Soldaten, die dort irgendwas übten. Einen mit einigen Abzeichen sprach ich an. Er interessierte sich sehr für die Hundemarke, die er mit einem Grinsen an sich nahm. Dann schickte er die Soldaten auf die Suche nach dem rothaarigen Jungen. Weiter beim Forsthaus dann das Gespräch mit der Polizei. Die wollten, da es nicht weit bis zur Dämmerung war, erst Wagen, dann einen Hubschrauber schicken. Eine halbe Stunde später der erlösende Anruf: Benjamin ist von einer anderen Wandergruppe gefunden worden, ebenfalls eine Schulklasse. Deren Lehrerin rief geistesgegenwärtig bei der Polizei an, die mich wiederum beim Forsthaus anrief. Übrigens durfte die ganze Klasse in Kleingruppen zum Abschluss einmal im Polizeiwagen mitfahren.


    Verirren kann sehr, sehr schnell gehen. Und nicht immer hat jemand Schuld. Man kann und soll Kinder nicht einsperren.

  • Man kann und soll Kinder nicht einsperren.

    Heutzutage muss man sie aussperren...


    Aber du hast recht, verirren geht schnell.


    Gegen alles kann man die kleinen auch gar nicht absichern. Wie denn? In ner Gummizelle gross werden lassen? Ohne Kontakt zu irgendwem?

  • ich halte es auch für einen (heutzutage in unserer Vollkasko-Zivilisations-Gesellschaft weit verbreiteten) Irrglauben, wenn man denkt, man könne jegliche noch so kleine negative Eventualität ausschließen, wenn man sich nur genügend vorbereitet.


    Manche Dinge passieren eben. Auch schlimme. Das entbindet einen nicht von der Verpflichtung, sein Möglichstes zu tun, um Schlimmes zu verhindern bzw. zu vermeiden. Aber die Hybris, man könne alles beeinflussen, die geht fehl. Und dann ist das Geschrei immer groß. Ich denk mir dann meistens meinen Teil ...

    Si fueris Romae, Romano vivito more

    2 Mal editiert, zuletzt von Cui Bono () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • da hast du wohl Recht, Cui Bono , nur erlebt man auch oft (Nicht im beschriebenen Fall) die Kombination von beidem: Vollkaskomentalität und vollkommene Unvorbereitung. Das allerdings oft bei Erwachsenen.

    Beispiele gibt es leider zu Hauf. Sandalen in den Bergen, Suche nach dem Meer bei Ebbe im Watt, schwimmen im Rhein, etc. pp.


    Ich denke, ein wichtiger Punkt ist, dass viele verlernt haben, sich einer Situation und den möglichen Gefahren bewusst zu sein. Nicht zur unbedingten Vermeidung der Gefahr, sondern zum bewussten Umgang damit.


    Wir waren einmal im Sommer an der Nordseeküste. Ruhe im Strandkorb, Blick nach Nord aufs Meer. Nachmittag. Plötzlich dreht der Wind von Süd auf Nord und die Temperatur fällt spürbar.

    Davon aufgeschreckt, einmal umgesehen und eine "kleine" Altocumulus-Wolke in Süd entdeckt.

    Ohne weiteres Überlegen die Sachen gepackt und auf den Heimweg gemacht. In der Unterkunft angekommen, konnten wir dann ein schweres Gewitter und einen langen Treck nasser Strandbesucher erleben.


    Glück gehabt?

    Ja und nein. Glück ja, der Weg war kurz.

    Nein, auf die Umgebung achten ist kein Glück, es sollte normal sein. Wissen um die Wetterzeichen ebenso. Das ist keine Vorbereitung auf einen Notfall, sonder einfaches Wissen.


    Viele andere haben nur Verständnislos geschaut, als wir aufbrachen. Ich auch, aber in andere Richtung.

  • musher, ich habe hier die Wasserautobahn von Köln im Blick.


    Da ist es tatsächlich - auch an der "Kölner Reviera" bei Rodenkirchen - nicht ungefährlich und jedes Jahr machen sich einige auf den Weg Richtung Rotterdam. Ja es gibt auch Stellen, wo man nicht direkt mit der Schifffahrt zu tun hat und die Strömung geringer ist. Da kann ich mir das dann auch sehr schön vorstellen. Leider ist es in der City nicht mehr möglich, direkt in Rhein zu planschen.

  • Steuermann ok, so klingt es besser.

    Weil ich hörte schon öfters, das der Rhein auch ein Tauchgewässer ist.

    Selbst auch schon trotz Schiffsverkehr im Rhein Mein Donau Kanal gewessen, da allerdings gesichert.

    Auch schon in der Donau zum Schwimmen gewesen

  • hörte schon öfters, das der Rhein auch ein Tauchgewässer ist.

    In Köln eher für Berufstaucher und im Strom selbst wohl auch nur hinter einen Strömungsschild. Denke dass der Rhein an der Grenze zu Frankreich eher den Vorstellungen als Tauchgewässer entspricht.

    (Offtopic: aus der Gegend gibt es eine doku: "der unsichtbare Fluss")

    Wie so oft, gibt es am Fluss nicht nur einen Abschnitt. Wäre ja auch langweilig für den Fluss.

  • Schwimmen im Rhein?


    Ich glaube wir driften ab.

    Erst wenn der letzte Fisch gerodet und der letzte Baum gefangen ist werdet Ihr merken, dass Ihr etwas verwechselt habt!
    Letztes Wort, Häuptling der Wildkatzen 1758 - 2029

    „Herr Janosch, wo macht man Urlaub?” - „Überall, wo zwei Bäume sind. Vorausgesetzt, man macht es wie Wondrak und hat immer eine Hängematte dabei. Dann ist das ganze Leben quasi Urlaub.”


    Ich antworte manchmal auf Fragen, die keiner gestellt hat.

  • Verirren kann sehr, sehr schnell gehen. Und nicht immer hat jemand Schuld. Man kann und soll Kinder nicht einsperren.

    Eine Schulklasse, d.h. 20-30 Kinder, zu kontrollieren, ist auch eine anspruchsvolle Aufgabe.


    Bei einer "Normalfamilie" mit zwei Kindern sollte das aber möglich sein.



    "Das beste Souvenir einer Reise ist eine breitere Perspektive."


    Rick Steves

  • Damals konnte man noch Filme im Rhein entwickeln.

    Geht weniger um die Chemie als um die Strömung. Wie gesagt, es gibt ein paar schöne und ruhige Stellen an Fluss, aber es machen sich auch einige ungewollt auf den Weg Richtung Niederrhein / Rotterdam. Fang sie auf, wenn Sie bei dir vorbeikommen ;)