Wir haben uns so oft über Mora's ( & Co. ) im negativen Sinne ausgelassen, da hat es m.E. auch mal einen positiven Thread verdient.
Vor gut 3 Jahren, als ich als Anfänger die obligatorische Frage "Welches Messer ..." stellte, wurden mir neben den Meilensteinen der Outdoor-Welt (F1, Rhino, Ka-Bar, ...) eben auch Mora's ans Herz gelegt. Kannte ich nicht, und musste ich mir erst mal schwer ergooglen. Ernüchterung.
"Nicht Euer Ernst, oder?"
So sehr man auch darauf pochte, dass ich erste Gehversuche doch lieber mit einem Mora machen sollte, so sehr wehrte ich mich gegen dieses einfach nur hässliche Messer und kaufte mir ein Rhino.
Im Laden war das Rhino noch eine feine Sache. Immer wieder mal befummelt, die Sattellederscheide machte ordentlich was her und am 3. Tag des Betatschens ging's dann endlich mit. War aus meiner Perspektive aber ein Fehlkauf, da mir die Micarta-Griffschalen mit der Zeit ordentlich in der Hand drückten.
Neben Opinel (welches ich als einziges behalten habe) kamen und gingen diverse Taschenmesser, die mich aber allesamt nicht sonderlich befriedigten. Gerade die BW-Stumpf-Imitate waren ein absolutes Gräuel. So kam es, als ich mich auch mal mit einer Klappsäge anfreunden wollte, dass ich mir bei Amazon das Bahco Laplander Set kaufte, wo bekanntlich ein Jagdmesser dabei ist. Es traf ein, wurde begutachtet und verschwand erst mal in einer Schublade. "Das ist doch kein Messer!"
Irgendwann wollte ich mich mal mit dem Schnitzen von Heringen und diversen anderen Werkzeugen beschäftigen, woraufhin ich die Klappsäge und eben auch das Jagdmesser mitnahm.
Der Griff lag ja eigentlich ganz gut in der Hand. Selbst nass rutschte man darauf nicht, die Klinge war ziemlich scharf, aber alles in allem ...
Erste Schnitzversuche gingen im direkten Vergleich zum Rhino deutlich leichter von Hand. Ich war verwundert. So kam es, dass mich das Bahco (Mora) immer häufiger auf meinen Touren begleitete, zumal es in der Seitentasche der Hose gewichtstechnisch überhaupt nicht auffällt.
Wird zu Hause gefummelt und geschnitzt, kommt das Bahco zum Einsatz.
Selbst beim Versorgen der Fische ist es mir das liebste Messer geworden. Schleimige Hände und das Bahco - kein Problem!
Ich hatte an jenem Tag ein Böker Savannah (Kostenpunkt: ca. 260 EUR - moderat geschliffen von Jackknife) dabei und damit meine erste Forelle ausgenommen. Ging gut, wie nicht anders erwartet. Aber das Bahco ... glitt ja fast schon durch die Haut. Unnormal. Egal wer welches Messer an diesem Tag zur Hand hatte, es hieß nur noch: "Kann ich mal deins haben?"
Keine Ahnung, wie viele Stöcke ich damit schon entrindet habe. Keine Ahnung, wie oft ich damit schon geschnitzt habe. Batoning (30-40mm per Handkante) hat es überlebt, extrem Abpopeling war auch kein Problem und die Fische schlagen die Bauchdecke schon auf, wenn sie es nur sehen. Pflegeleicht, gut scharf zu bekommen, hält die Schärfe auch eine gewisse Zeit. Was will man mehr?
Es gibt unweigerlich bessere, vor allem aber auch bedeutend teurere Messer. Es steht somit außer Frage, dass es immer Alternativen zu finden gibt. Bei Arbeiten, wo schon eine gewisse Kraft (Gewalt) hinter steckt - ich erinnere mich an meine Kienwurzel - benutze ich dann auch lieber Messer, die dank eines durchgehenden Erls etwas mehr Vertrauen erwecken. Auch zum Hacken/Entasten finden sich neben den herkömmlichen Werkzeugen geeignetere Messer, mit denen man selbst das bewerkstelligen kann.
Unter'm Strich sind Mora's, Bahco's, Hultafors' aber Arbeitstiere, die keine Herausforderung zu scheuen brauchen. Egal ob Brotzeit, Schnitzwerk, Angelei oder auch Shelterbau, ich habe es in den Jahren noch nicht geschafft, eines dieser Messer kaputt zu machen.
Lasst uns das Mora doch zur Abwechslung mal ein wenig hypen. Es ist ja jedem selbst überlassen, welches Messer er sich gönnt und womit er liebst arbeitet. Es finden sich aber doch genügend Anwender hier, die Mora's & Co. regelmäßig in Benutzung haben.
Zeigt doch mal her und berichtet von Euren Erfahrungen mit besagten Low-Budget-Messern.
Haut rein!
Rudi