Nachdem in dem Faden "Darauf schwöre ich" mehrmals die BW-Faltmatte als favorisierter Ausrüstungs-Gegenstand genannt worden ist, nach dem Sinn und Zweck derselbigen gefragt wurde, soll in diesem Thema näher darauf eingegangen werden, weil dies im ursprünglichen Thema den Rahmen sprengen würde und weil diese Frage ja ohnehin immer wieder mal aufkommt.
Siehe:
Darauf schwöre ich! (Ausrüstung, Kleidung, Werkzeug, e.c...) (Kommentar Nr. 47)
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle zuerst mal ganz grundsätzlich - ohne eine Grundsatzdiskussion lostreten zu wollen - dass wir uns hier nicht in einem Forum für moderne Outdoor-Ausrüstung befinden für die es mittlerweile einen breiten Markt gibt, sondern in einem Forum das sich mit dem Bereich "Bushcraft" oder zu deutsch "Waldläufertum" befasst und damit mit einer Art und Weise in der Natur unterwegs zu sein die sich an der Praxis der Trapper und Pioniere der neuen Welt orientiert (nicht unbedingt kopiert) und damit an einer Zeit, als es weder Isomatten, noch Schlafsäcke gab und man versucht hat es sich mit wenigen qualitativ hochwertigen und vor allem vielseitig verwendbaren Ausrüstungsgegenständen, wie z.B. Axt, Messer, Wolldecke, Baumwollplane, Flinte usw. so gut und bequem wie möglich einzurichten und das was gefehlt hat eben durch die Verwendung von Naturmaterielien und einer guten Portion Improvisation wett zu machen.
Wenn man möchte kann man heute in einem gut sortierten Outdoor-Laden alles bekommen um auch als Laie mit einer leichtgewichtigen Ausrüstung quer durch Skandinavien zu wandern ohne auch nur einmal Feuer machen zu müssen oder ein Messer zu benutzen.
Der Reiz an unserem Hobby ist aber ja gerade zu versuchen, mit möglichst wenig auszukommen und so viel wie möglich zu improvisieren bzw. mit Naturmaterialien zu arbeiten - einen schonenden Umgang mit der Natur vorausgesetzt!
Jedenfalls stellt dies mein persönliches Verständnis von "Bushcraft" dar.
Leichter, besser, wärmer und bequemer geht schließlich immer bis hin zum Campingurlaub samt Grill und Kühltasche - um es mal überspitzt auszudrücken!
Wenn ich eine mehrtätige Wanderung unternehme nutze ich eine völlig andere Ausrüstung als wenn ich mich im Bereich "Bushcraft" bewege.
Und umgekehrt wäre mir das was ich bei einer Trekking-Tour mitnehme - was in der Regel recht hochpreisig ist - wiederum zu schade zum bushcraften, allein schon aus Angst vor Brandlöchern.
Hier die 500-Euro-Gore-Text-Jacke und dort ein 25-Euro-Poncho.
Die gesamte bündische Jugendbewegung war lange Zeit nur mit Tornister (Affe), Kohte, Wolldecke und Zeltbahn unterwegs und kam ganz ohne Schlafsack und Isomatte aus und ist es zum Teil noch heute!
Man stellte sich die Isolationschicht selbst aus Naturmaterialien her und legte darüber die Zeltbahn und die Wolldecke in die man sich einwickelte. Für den Rest sorgte die Wärme des Feuers in der Kohte.
Die BW-Faltmatte ist in der Tat von der Isolationsleistung her sehr begrenzt, weil sehr dünn, aber soweit ich informiert bin war sie auch nie dazu gedacht als vollständige Isomatte zu dienen, sondern als eine leicht polsternde wasserdichte Unterlage die mit Naturmaterialien ergänzt wird und ansonsten als Rückenpolster und inneres Tragegestell im Rucksack fungiert.
An dieser Stelle mal eine ganz interessante Beschreibung eines finnischen Ausrüsters:
"A great example of German design. This foldable mat also acts as a frame in the Jägerrucksack and the larger infantry ruck...
Only a German mind could come up with something like this. A foldable sleeping mat that makes sleeping on the cold ground more comfortable, and when it's time to move out, folds into a nice package and slips in the ruck."
( https://www.varusteleka.com/en…sleeping-mat-surplus/1062 )
Aus meiner Sicht ist die BW-Faltmatte für unser Hobby ganz hervorragend geeignet, insbesondere weil sie so vielseitig verwendet werden kann und möchte diesbezüglich ein paar Punkte auflisten, die gerne ergänzt werden können:
- Sehr robust
- Platzsparend im Rucksack zu verstauen ohne dass sie außen stört (mich nervt es mittlerweile ganz erheblich wenn eine Isomatte so sperrig ist dass sie außen angeschnallt werden muss und man damit dann überall hängen bleibt!)
- Als Sitzkissen verwendbar, kann sogar zum Teil aufgeklappt gleichzeitig als Sitzkissen und Rückenpolster dienen um sich an einem Baum anzulehnen oder zum Sitzen auf einer Bank
- Als große Sitzunterlage für mehrere Personen auf einer Bank, insbesondere wenn diese nass ist
- Als Kniepolster
- Als Fächer um die Glut eines Feuers anzufachen
- Als Windschutz für einen Kocher
- Im zusammengefalteten Zustand seitlich aufgstülpt sogar als Gefäß zum Wasser schöpfen
Da ich oftmals nur Tagesausflüge mache, verwende ich die Faltmatte ohnehin in erster Linie als Sitzunterlage und für ein kleines Nickerchen reicht sie mir auch als Liegeunterlage vollkommen aus.
Wegen den vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten habe ich mittlerweile all meine Rucksäcke mit einer Faltmatte ausgestattet damit ich stets schon einmal eine Grundaustattung mit dabei habe.
Sie passt sogar wie angegossen in das Tragegestell des Alice-Pack und ist dann von aussen direkt griffbereit, was ich extrem praktisch finde.
Wenn ich über Nacht bleibe dann ergänze ich die Faltmatte durch eine kurze Thermomatte die lediglich den Rumpf durch zusätzliche Isolation und Bequemlichkeit ergänzt und klein im Packmaß ist, für die Beine reicht mir die Faltmatte auch nachts aus.
Die Faltmatte selbst dient dabei der Thermomatte als Schutz gegen Beschädigung.
Oder sie wird eben darunter mit Naturmaterialien ausgepolstert und schützt den Schlafsack vor spitzen Bestandteilen.
Auf jeden Fall möchte ich diese Matte nicht mehr missen und dabei ist sie gebraucht schon für ein paar Euro erhältlich!