Da ja zur Zeit dieses Thema heftigst in den Foren diskutiert wird, außer bei uns, möchte ich an der Stelle mal einen kleinen Faden eröffnen, um mal zu zeigen, daß dieses Thema "nicht ganz so neu ist..."
Grundlagen:
Im Prinzip verwenden die meisten Hersteller sehr ähnliche Fasern. Es handelt sich meistens und dreidimensional gekreuselte Hohlfasern mit wasserfesten Beschichtungen. Nur wie die Faser ansich aufgebaut ist, spralförmig, große und kleine Fasern gekreuselt, zu einem Fleece/Matte zusammengesetzt oder lose verarbeit usw. recyceltes Material mit dazu genommen wurde, sowie die Art der "Imprägnierung" und auch die Haltbarkeit ist dabei unterschiedlich und entscheidend.
Einteilung der Hersteller in Klassen:
Es sollen mit verschiedenem Material und Füllstärken, unterschiedliche Einsatzbereiche und Temperaturen abgedeckt werden. Man teilt dann häufig in diese Klassen ein:
- 40/60/80g/m2 Isolierung für stationäre Tätigkeiten und bedingt in Bewegung tragbar.
- 100/120g/m2 die Allroundklasse, meisten für stationäre Tätigkeiten auf Tour, Sichern am Berg usw.
- 140/160/200+g/m2 für stationäre Tätigkeiten bei starken Minusgraden bis zu extremen Frost in den polaren Regionen
Temperatureinteilungen und Einsatzbereiche:
Die unter Punkt eins aufgeführen Varianten sind meistens auch in Bewegung tragbar und generell für Temperaturen für den Bereich um die 0 Grad ausgelegt oder eben für nasskaltes Wetter. Hier gibt es sehr einfach gehaltene Bauweisen um dann ein optimales Wärme/Gewichtsverhältnis und Packmaß zu haben, oder eben spezielle Hybribauweisen mit unterschiedlichen Materialien an den Körperzonen, damit absolute Wetterfestigkeit mit einem sehr breiten Eisatzspektrum/Bewegunsrahmen abgedeckt wird!
Beispiele hierfür:
Hier haben wir einen "Hybriden" mit 40g/m2 der in Pausen, sowie auch gut in Bewegung als Zwischenlage oder letzte Schicht getragen werden kann. Die Hersteller empfehlen bei nasser Kälte sowas unter der Wetterschutzschicht zu tragen aber bei trockener Kälte als letzte Schicht! Stefan zeigte neulig auch mal so eine Jacke hier, mit den besten verfügbaren Materialien zur Zeit.
Ihr seht hier schön was ich mit den unterschiedlichen Zonen meine...Am Rumpf ist ein Stretchfleece eingearbeitet, was dann weitergeführt wird bis zum Unterarm(wabenförmig).
Hierbei soll der Wasserdampf in Bewegung komplett durchgedrückt werden, was bei einer durchgängig verarbeiteten Stofflage nie der Fall ist, es sei denn man verwendet wirklich gute Stoffkombis! Kommen wir noch zu...
Nächste Klasse, wäre dann mal als Beispiel 60 g Primaloft am Rumpf. Meistens haben die dann nur noch 40g in Kapuze und Ärmeln um Gewicht zu sparen:
Alles sehr simpel und einfach gehalten und nur das nötigste dran, wiegt 350 g! Einfache Bündchen, ne top Kapuze, wo auch hohe Kragen, Schlauchschals und Kapuzen drunter passen. Ist komplett durchgängig so aufgebaut. Man hat aber auf eine Eigenentwicklung bei den Stoffen gesetzt!
Hierbei soll der Wasserdampf bestmöglich nach außen gedrückt werden durch den verwendeteten Futterstoff und die äußere Lage soll Wind und wasserfest sein. Die Hersteller haben dazu etliche Jahre gebraucht bis sie die richtigen Stoffkombis raus hatten. Es geht einfach nicht, wenn man eine Jacke komplett aus dem gleichen Stoff fertigt(Pertex Microlight mal als Beispiel).
Heute haben die meisten Firmen außen Pertex Endurance und innen Quantum(im besten Fall), wenn sie denn keine Eigenentwicklung haben und zukaufen müssen. Nur wenige Firmen haben da ihre eigenen Süppchen gekocht bzw. sich das getraut. Kommen wir gleich zu:
Wieder ein Hybrid in 80g Stärke... mit den besten verfügbaren Materialien. Außen bestes Gore Windstopper, Seitenflächen außen Gore Softshell, Innenseiten am Rumpf und Armen wieder ein Waffelfleece was den Dampf optimal nach außen drückt. Bünchen extrem robust ausgeführt, Schnitt 1A! Gibt es nun nicht mehr zu kaufen, wurde durch andere Modelle ersetzt um den Preis nochmal anheben zu können... Schaut mal auf der Mountain Equipment Hauptseite. Sprengt hier nur den Rahmen noch weiter ins Detail zu gehen aber da entwickeln Leute die nen Plan haben!
Ein weiterer Klassiker in 60g Stärke:
Links die Version ohne Kapuze, rechts mit und da zeige ich die Powerstretch Seitenteile mit Hardface Beschichtung gegen den Wind und für super Dampfdurchgang!
Es gibt bei dieser Jacke eine Besonderheit. Hier wurde absolute Denkarbeit geleistet. Die Hohlfaser ist so aufgebaut, daß sie aus langen und kurzen Fasern besteht und so Zwischenräume entstehen wo der Schweiß dann durch kann. Stoffe unterschiedlich dick. Das Ganze ist dem Aufbau der eigenen Haut nachempfunden. Für mich eine der besten und leichtesten Hohlfasern und Jacken am Markt. Wer nun schnell google bemüht oder alles mundgerecht serviert haben möchte, kann ich nur erstmal warnen/beruhigen!
Man hat ab letztem Jahr Einsparungen vorgenommen die Gummizüge und Stopper betreffen...Man bringt lieber noch grellere Farben heraus... Auf den Bildern seht ihr daß nun ab 2018 ein Gummiband eingenäht ist, daß Vorjahresmodell noch einen Gummizug mit nur einem Stopper hat(rechts). Ich zeige euch noch was bei den teuren LEAF Modellen da besser gemacht wurde, zumindest früher. (vielleicht in einem 2. Teil)
Noch eine 80g Jacke hinterher, beste Materialien und durchgängig der gleiche Stoff:
Preiswert und gut, in Europa produziert. Reicht für den deutschen Winter der letzten Jahre. Haut mich an wer sowas will mit Forenrabatt!
100/120 g Klasse, die Allronder:
Bei diesem Hersteller auch gleich im Namen mit AR bezeichnet. Sehr vorbildlich oder eben für den Durchschnittsamerikaner, der nicht viel nachdenken und suchen möchte...:hüstel:
Links die Kapuzenversion und rechts ohne...Durchgängig die Stoffkonstruktion, weil die Füllung eh zu warm ist! Es wird nach Pitzips gefragt bzw. diese eingefordert für einen Anwendungsbereich wo das nicht nötig ist...So heute gelesen! Man lässt so eine Jacke einfach auf, wenn es zu warm ist...Die wird nicht in Bewegung unter Last getragen, sondern meistens nur stationär oder bei mäßiger Bewegung wenn richtig kalt ist. Man kann indirekt lüften wer das möchte und zieht sie dazu unter die letzte Lage(Bild rechts, hier mit vernünftiger Windjacke). Dadurch habt ihr es auf Tour sofort warm und die letzte Schicht liegt nicht klamm auf den schon feuchten Lagen...
Ist die Jacke von oben mit nur 80g Füllung...meistens immer offen getragen und erst morgens ab -15 geschlossen. Bei einem Smock wird nur oben der Reißer geöffnet und unten der Gummizug, das wirkt wie ein Kamin...Die Bauweise hat einen Vorteil. Es kann erstmal nix von vorne einfrieren und zweitens auch nix kaputt gehen wo nix dran ist! Hier lobenswert der neue Begadi Smock zu erwähnen. Habt ihr euch gut abgeschaut bei den alten Klassikern!
Was meine ich mit "einfrieren"? Ab unter -20 Grad sucht sich die Körperfeuchtigkeit den schnellsten Weg. Eben oben aus dem Kragen oder durch den Reißer. Trägt man dann sowas in Bewegung über mehrere Stunden friert euch entweder der Reißer ein bis hin zu total vereister Jacke von innen.
Haggi hat hier ne sehr warme Daunenjacke an und man sieht schon in der ersten Stunde was ich meine im Brust und Kragenbereich. Aus dem Grund haben auch Eskimos ganz einfach gehaltene Anoraks. Würde ich auch gerne nehmen, wenn die Eisbärenhose und der Anorak aus Rentierfell nicht immer so haaren würde und das Eisfach vom Kühlschrank nicht so klein wäre...
Noch ein Positivbeispiel an der Stelle, die Haglöfs Barrier...Bezahlbar, einige technische Details nun hier oben bei der Arcteryx abgeschaut. Wenn euch die vom Grundschnitt passt, dann habt hier hier mal eine preiswerte Empfehlung. Durchgehend positive Bewertungen in den Foren.
Ab 120 g bis 200+g/m2
Die Jacken werden meistens stationär bei sehr tiefen Temeraturen eingesetzt. Im Bergsport Bereich nennt man diese Belay Jackets oder Belay Parka...Typische Vertreter im militärischen Bereich die dicken Carinthia Jacken, die britschen Sleeka oder die österreichische Panlo.
Zivil ist die höchste Evolutionsstufe die alte Montane Spitfire One(hier nicht das neue Modell nehmen) oder eben die sehr teuren Arcteryx Kappa und ähnliche Modelle oder wer es noch spezieller mag um sich von dem Pöbel abzugrenzen die neue LEAF WX Linie.
Hier nochmal mein absoluter Liebling mit 200g Primaloft und 600g Komplettgewicht. Außen Pertex 6 innen Microlight, weil sie sehr robust sein soll und durch Ausrüstung nicht durchscheuern:
Hosen habe ich hier nicht erwähnt um die Leute nicht zu überfordern. Das wurde hier schon einmal, glaube in Konrads Faden und in meinem Hosenfaden behandelt...
Was ich nun nochmal ansprechen möchte. Wenn man schon von anderen abschaut, die einen Haufen Entwicklungskosten in ihre Produktionslinien stecken, über echte Erfahrungswerte in den unterschiedlichsten Regionen dieser Erde verfügen, weil sie das von "ihren Athleten" über Jahre durchtesten lassen..., dann sollte man auch dazu stehen wo man was abgekupfert hat oder zuminsest mal die Stoffkombination/Wahl und auch die Grammzahl der verwendeten Füllung nennen! Das sollte zumindest beim Hersteller auf der Seite nachlesbar und nachvollziehbar sein. Von den Experten und Produktvorstellern will ich das heutzutage ja auch garnicht verlangen...
Im nächsten Teil zeige ich dann vielleicht mal die Urversionen solcher Primaloft Smocks/Anoraks, wer da was zuerst entwickelt oder weiterentwickelt hat und wie sich die besten und leichtesten Jacken zur Zeit unter widrigsten Bedingungen so schlagen oder geschlagen haben...Kann aber bis nächsten Winter dauern...Ich hatte gestern schon die Badehose in der Hand! Falls mir noch was einfällt editiere ich nochmal wie immer...Kann mich manchmal nicht richtig konzentrieren aus Albernheit, Wut oder Zeitmangel.
Euer Eisi!