Fühlt Ihr es? Die Jahreszeit schreitet fort und jetzt Mitte Oktober es ist bereits merklich kühler als noch vor wenigen Wochen. Man spürt dass uns die kalte Zeit bald wieder fest im Griff hat, da braucht es eigentlich keine bunten Blätter zur Erinnerung. Zumindest hier in Österreich gibt's im Hügelland und vor allem in den Bergen bereits Raureif und Frost, Zeit also für Wärme im Camp zu sorgen ...
Aus Norwegen hab ich ein portables Koch- und Heizgerät mitgebracht, welches hier im deutschsprachigen Raum nicht allzu bekannt zu sein scheint und es eignet sich ausgezeichnet zur Beheizung von z.B. Zelten, Hütten, Sheltern, Wohnwägen, Hochsitzkanzeln, etc. Die Modellbezeichnung lautet Origo 5100 Heat Pal und es wird von der Fa. Dometic (Electrolux Holding) hergestellt. Freunden des mobilen Wohnens wird der Hersteller Dometic event. ein Begriff sein, dieser hat z.B. Kühlschränke f. Gasbetrieb, Gasherde und Kochfelder, Klimaanlagen, Toiletten, Schmutzwassertanks, usw. im Programm.
Der Origo 5100 Heat Pal besteht aus einem Untergestell aus Alu in das Brenneraufsatz und die Kartusche eingebaut werden. Anders als bei üblichen Spiritusbrennern ist der Brenner beim Heat Pal auf einer simplen Edelstahlplatte montiert inkl. Regulierhebel und den Topfauflagen. Die Fixierung dieser Brennerplatte erfolgt via Haltebügel aus Federstahl welche an die Kartusche geclipt werden und beides zusammen wird wiederum in das Unterteil/ dem Kocherstand reingeclipt. Sowohl Montage als auch Demontage erfordern etwas Kraftaufwand, zumindest bis man den Dreh raus hat. Durch die jeweiligen Aussparungen kann man aber nichts verkehrt herum zusammensetzen. Für den Heizbetrieb ist auch eine große Abdeckhaube aus Alu mit dabei, so dass die Brennerflamme geschützt ist.
Betrieben wird dieser Kocher mit handelsüblichem Brennspiritus. Da sich Spiritusbrenner vor allem unter Bushcraftern großer Beliebtheit erfreuen dürfte sowieso meist ein gewisser Vorrat vorhanden sein. Zudem bekommt man diesen Sprit in Skandinavien überall und hier in Mitteleuropa ist die Beschaffung eher unschwierig wenn auch nicht so easy wie z.B. in Norwegen.
Der Treibstofftank für den Spiritus ist im Grunde eine massive Kartusche aus Edelstahl. Innen ist sie mit einer Art Steinwolle ausgefüllt, fasst aber dennoch ca. 1,2L Brennspiritus - sie ist also dementsprechend groß und schwer. Die Betankung ist sehr einfach, die Kartusche hat mittig ein großes Loch und daneben eine kleine Einkerbung im Blech. Gefüllt wird direkt durch das Loch m. Drahtgeflecht und die Faserfüllung saugt den Sprit sofort an, eine sehr saubere Lösung also. Der max. Füllstand wird überprüft indem man die Kartusche schräg stellt wobei besagte Einkerbung nach unten zeigt. Der Tank ist voll sobald an dieser Einkerbung Spiritus sichtbar wird.
Durch die Steinwolleauskleidung ist die Kartusche im Prinzip auslaufsicher - zumindest solange der Tank nicht komplett überfüllt ist. Man kann die Kartusche auch umdrehen und nicht mal auf den Kopf gestellt tropft Brennstoff aus! Gegenüber den herkömmlichen Spiritusbrennern ist dies ein deutlicher Sicherheitsgewinn, denn dort genügt oft schon ein kleiner Stups und der Sprit schwappt über. Diese Kartuschen mit Füllung wurden ursprünglich für den Betrieb auf Booten konzipiert und hier darf trotz Wellenganges nix austreten, wäre einfach nur fatal und brandgefährlich! Lässt man eine gefüllte Kartusche liegen empfiehlt sich die Öffnung abzudecken, nicht nur aus Sicherheitsgründen sondern auch um ein langsames Verdunsten des Brennstoffes zu verhindern.
Der Zusammenbau des Gerätes ist wie oben schon beschrieben denkbar einfach - Brenneraufsatz an die betankte Kartusche und beides zusammen in das Untergestell geclipt - beherzt mit etwas Kraft rein klatschen - Regulierhebel rausziehen und die Einsatzbereitschaft ist hergestellt! Die Flammenregelung erfolgt durch Verschieben eines kreisrunden Bleches welches mittels Hebel bewegt wird und die Öffnung zur Tankkartusche frei gibt bzw. diese verdeckt.
Zum Entzünden empfehlen sich lange Streichhölzer da die Tanköffnung durch den Brennerhaube eher schlecht zugänglich ist und mit den langen Zündern gelangt man problemlos zwischen den Flammenöffnungen rein. Zur Not tut's auch ein kleiner Zweig den man zuvor entzündet hat.
Die Brennerleistung ist für den Kochbetrieb durchaus ok und scharfes Anbraten in der Pfanne oder Aufheizen eines größeren Topfes ist kein Problem. Da der Spiritus manchmal mit beinahe farbloser Flamme verbrennt ist die Hitzeregulierung nicht so einfach und feines Dosieren erfordert etwas Gefühl. Die simple Justierung mittels Hebel ist dafür nicht unbedingt vorteilhaft, verglichen mit einem Trangia allerdings um Klassen besser. Beim Trangia gibt man den voreingestellten Drosselring auf den Brenner und hat so nämlich meist nur einen einzigen Versuch. Ähnlich wie man es von üblichen Sturmkochern kennt ist die Flamme auch beim Heat Pal vor seitlichem Wind geschützt. Von Spiritusbrennern ist man es gewohnt dass der Sprit nicht ganz rückstandsfrei verbrennt und das ist auch bei diesem Gerät so. An den Töpfen haften übliche Schmauch und sogar leichte Rußspuren an die oftmals schwierig entfernbar sind. Die Verbrennungsrückstände sind verglichen z.B. mit Gasbrennern in größerem Maße vorhanden aber dennoch deutlich geringer als bei üblichen Holzfeuern, es gibt also keinen Sot, Harz oder Teer. Durch die große Standfläche steht der Kocher selbst mit schwereren Töpfen überaus solide. Ich würde meinem Heat Pal als Kochgerät ein gutes wenn auch nicht überragendes Zeugnis ausstellen.
Kommen wir zur Paradedisziplin des Heat Pal und das ist der Heizungsbetrieb. Kleinere Räumlichkeiten lassen sich mit einem Heat Pal problemlos heizen, saunaähnliche Temperaturen wird man hiermit allerdings selten erreichen können. Als Zeltheizung braucht man eigentlich nur den Brenner auf kleinere Flamme einzustellen und die Abdeckhaube drauf zu geben. Diese dient als Schutz damit nichts in die offene Flamme fallen kann bzw. damit man nicht aus versehen rein greift oder sich an heißen Teilen verbrennt. Selbst wenn man den Brenner komplett zurück regelt wird die Abdeckung noch vergleichsweise heiß, ich würde daher weder was drauf legen noch stellen was hitzeempfindlich ist oder sich gar entzünden könnte. Diese Abdeckung hat zum Glück rundherum eine stattliche Anzahl an ovalen Löchern und man kann so in die Flammen schauen, was durchaus zu einem angenehmen Ambiente beiträgt - ist zwar kein Vergleich mit einem echten Holzfeuer, aber immerhin fesselt das Spiel der Flammen ebenso und man braucht nicht ständig Holz nachzulegen Auf kleinster Flamme brennt eine volle Kartusche mehrere Stunden durch, ich würde mal meinen ca. 8-9 Stunden, bei voller Heizleistung event. 'nur' 5-6 Stunden. Hält man eine gefüllte Ersatzkartusche bereit ist beinahe unterbrechungsfreier Heizungsbetrieb möglich. Fürs Kartuschenwechsel sollte man etwas Zeit verstreichen lassen damit der Brenner auskühlt. Infolge satter Materialstärken nimmt das längere Zeit in Anspruch als man es z.B. vom Trangia gewohnt ist und man verbrennt sich allzu schnell die Finger z.B. an den dicken Topfauflagen, etc. Selbstverständlich entstehen auch beim Heat Pal übliche Verbrennungsgase und man muss für entsprechenden Luftaustausch sorgen um im geschlossenen Räumen, im Zelt oder in einer Hütte nicht zu ersticken. Für einen gefahrlosen Betrieb sind die Sicherheitshinweise aus der Bedienungsanleitung zu beachten, das überfliegen dieses Reviews ersetzt keinesfalls das Studium der Herstellerinstruktionen! Brennspiritus ist feuergefährlich und gesundheitsschädlich, entsprechende Gebinde sind für gefahrlosen Transport angebracht. Ich würde dem Heat Pal für den Heizungsbetrieb volle Punktezahl geben da eine Tankfüllung lange vorhält, die Heizung geruchs- und geräuschlos funktioniert und die Hitzeausbeute für ein kleines Gerät auf einem gutem Niveau ist - das Sahnehäubchen sind die sichtbaren Flammen.
Der Heat Pal wiegt inkl. einer leeren Kartusche beinahe ca. 2kg, allfällige Ersatzkartuschen und Spritbehältnisse sowie Treibstoff nicht mitberücksichtigt. Obwohl die Abdeckhaube platzsparend in das Untergestell passt hat das Gerät noch sattes Packmaß. Es ist eher für den Transport im Auto, auf einem Boot oder Schlitten etc. geeignet und im Rucksack würde ich es nur im Ausnahmefall auf kurzer Strecke mitnehmen wollen, da einfach zu sperrig. Am besten eignet es sich z.B. für ein fixes Camp, für die Wald- oder Berghütte, event. sogar für einen Bau- oder Wohnwagen. Der wahlweise Kombibetrieb als Heizquelle bzw. als Kocher ist positiv hervorzuheben und man erspart sich so ein 2tes Gerät. Die verwendeten Materialien sind ok, die Verarbeitung ebenfalls. Ist jetzt beides nicht überwältigend aber für den angedachten Anwendungsfall völlig ausreichend. Es gibt weder scharfe Kanten noch klappert irgendwas und das Design wirkt insgesamt einfach, zweckmäßig und solide.
Ich hab meinen Heat Pal zwar noch nicht allzu oft verwendet, hoffe aber in der kommenden Wintersaison auf entsprechende Verhältnisse die eine ausgiebige Nutzung erlauben. Bin bis dato zufrieden mit dem Teil und kann es empfehlen. Hatte das Glück dass ich meinen Heat Pal zu einem fairen Preis inkl. Ersatzkartusche bekommen habe. Hier in Mitteleuropa gibt es kaum Anbieter und wenn man doch einen Händler findet sind die Preise geschmalzen hoch und die Geräte haben zudem Lieferzeit. Manchmal sind auf div. Online-Auktionsplattformen gebrauchte Heat Pal's zu vergleichsweise günstigen Preisen zu haben. Wer also eine einfache aber dennoch funktionierende Heizung sucht - zuschlagen Wenn jemand hier aus dem Forum dieses Koch- und Heizgerät verwendet würden mich allfällig gemachte Erfahrungen interessieren, haut also in die Tasten!
Daten & Fakten zum Origo 5100 Heat Pal:
Abmessung aufgestellt: Ca. 28,5 x 29cm (Durchmesser x Höhe)
Durchmesser Standfläche: Ca. 22,8cm
Gewicht Kartusche, Leerzustand: Ca. 600g (von mir abgewogen)
Packmaß Kartusche: Ca. 22 x 6cm (Durchmesser x Höhe)
Gewicht Heat Pal inkl. Kartusche (leer) u. Abdeckhaube: Ca. 1975g
Packmaß: Ca. 28,5 x 15cm (Durchmesser oben x Höhe)
ps.: Wer annimmt dieser Beitrag sei irgendwoher 'monetarisiert', den muss ich enttäuschen. Steh weder mit Hersteller noch Zwischenhändler in Verbindung, bekomme also nix für Schleichwerbung und hab diese Art von Schnorrerei übrigens auch nicht nötig