Neben dem Basha-Tarp ist diese schnörkellose Schlafsackhülle wohl einer der in Bushcraftkreisen am weitesten verbreiteten Ausrüstungsteile aus dem Fundus der British Army. Die offizielle Bezeichnung lautet 'Cover Sleeping Bag MTP' und dabei könnte es sich durchaus um einen Packsack für einen Schlafsack in der Farbe MTP handeln. Der Name stiftet Verwirrung, ist aber wahrscheinlich nur so ein Armeeding zwecks Täuschung allfälliger 'Feinde' Diese Schlafsackhülle ist zurecht beliebt: Schlicht, robust, fair vom Gewicht, performant und (meist) preisgünstig - kurzum, für einen Gegenstand aus Military Surplus 'rockt' das Ding so richtig!
Dieser massive Biwaksack besteht aus einem atmungsaktiven 3-Lagen PTFE Laminat. Wobei PTFE = PolyTetraFluoroEthylene bekanntlich das Basismaterial z.B. für GoreTex ist. PTFE ist nicht nur 100%ig wasserdicht sondern auch dampfdurchlässig u. atmungsaktiv. Nachdem die British Army auf den Labels u. Etiketten ihrer Ausrüstung so gut wie nie Hersteller-, Marken- od. Handelsnamen d. Materialien angführt findet sich auch nur dieses kryptische Materialkürzel und eben nirgends Gore-Tex. Ob es sich nun tatsächlich um eine orig. Gore-Membran handelt kann ich weder bestätigen noch ausschließen.
Fakt ist allerdings dass das Material wasserdicht und zugleich hervorragend atmungsaktiv ist! Selbstverständlich sind innen sämtliche Nähte sauber abgeklebt und dieser Bivvy besteht rundherum aus dem gleichen dampfdurchlässigen Material! Also nicht wie bei div. Mogelpackungen die auf der Unterseite dicht beschichtete Stoffe verwenden die den Dampf blockieren und so nur die Kondensbildung fördern. Die oberste Laminatlage besteht aus sehr robustem Nylonstoff, welcher in Struktur und Haptik 500D Cordura ähnelt. Dadurch hebt sich dieser Bivy deutlich von div. UL-Biwaksäcken oder Notbiwaksäcken aus dem alpinen Bereich ab die in punkto Langlebigkeit und Belastbarkeit sowie der Disziplin Robustheit nicht mithalten können. Das Farbmuster wird als MTP (= Multi Terrain Pattern) bezeichnet, dies ist die britische Version des bekannten multicam und findet sich sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite.
Dieses Bivy ist sehr schlicht gestaltet, einen Reißverschluss sucht man vergebens und so kann über den RV auch kein Wasser eindringen oder dieser kaputt gehen und damit versagen. Stattdessen wird oben eine einfache Zugkordel verwendet mit der man den Biwaksack dicht zuziehen kann. Um das Reinschlüpfen zu erleichtern ist der Biwaksack in diesem Bereich etwas breiter gehalten und wenn man den Ein- und Ausstieg mal 2-3x durch hat geht das auch problemlos. Eine Wühlerei bleibt es trotzdem und bei den meisten Reißverschlußmodellen gestaltet sich das halt einfacher. Beim zuziehen der Kordel kommt schon mal der Gedanke dass da kilometerlang die Schnur rauskommt, weil gefühlt endlos
Der Bivy ist tailliert in Mumienform geschnitten und bietet guten Platz was üblicherweise auch für dickere Schlafsäcke reicht: Breite im Fußbereich ca. 67,5cm, das untere Ende ist so schlicht wie der Rest gehalten und eine ausgeformte Fußbox sucht man vergebens. Einfache Breite oben am Einstieg ca. 90cm (ca. 110cm auf der oberen Hälfte). Länge über alles ca. 255cm und ca. 210cm bis zur Zugkordel, also durchaus vergleichbar mit anderen militär. Bivys. Das Packmaß ist sehr fair wie ich finde und das Gewicht von knapp unter 800g geht angesichts des dicken Gewebes in Ordnung.
Dieser Biwaksack ist wasserdicht, hatte hiermit bei oftmaliger Verwendung keinerlei Wassereinbrüche, weder durchs Gewebe noch durch die getapten Nähte. Zudem gabs darin nie nennenswerte Kondensproblem, egal ob er im Sommer oder in kalten Winternächten benutzt wurde und in dieser Kategorie ist er zweifelsohne einer der besten die ich bis dato hatte. Wenn man sich das Lay-Out ansieht drängt sich natürlich die Frage auf wie das Gesicht im Regen vor Nässe geschützt werden kann? Diese ist berechtigt, zieht man nämlich den Kordelzug bleibt das Gesicht ja großteils dem Regen und der Nässe ausgesetzt. Bei solchen Bedingungen kann der Biwaksack umgedreht werden so dass die Unterseite obenauf liegt, der verlängerte Kopfteil-Latz schützt dann auch den Kopfbereich. Man braucht also nur mehr drauf zu achten dass die Schnauze nicht direkt auf die meist dreckige Erde aufschlägt ...
Multicam und somit auch der britische Ableger MTP basieren in deren Tarnwirkung auf optischer Täuschung und obwohl es sich um einen eher hellen Stoff handelt ist das Ergebnis nicht von schlechten Eltern. Ein wichtiger Punkt für all jene die mal ganz ohne hochbauendes Zelt möglichst unauffällig draussen übernachten möchten. Zusätzlich zur niedrigen Bivy-Silhouette ist das dezente Camo eine hilfreiche Unterstützung gegen neugierige Augen. Dieses Biwaksackmodell gibts preisgünstig auch im älteren DPM-Camo (ähnlich US woodland), die ganz frühe einfärbig in oliv gehaltene Version ist zugegeben selten zu finden.
Dass Material- und Verarbeitungsquali top sind muß ich hier wohl nicht mehr extra erwähnen und das Teil braucht keinen Vergleich mit Biwaksäcken zivilen Ursprungs zu scheuen. Gebraucht bekommt man sie im Farbmuster MTP je nach Zustand zwischen 50 und 70 Euro, für unbenutzte Depot- oder Neuware legt man zwischen 80 und 100 Euro hin und dafür kriegt man einen vernünftigen Gegenwert. Bei diesem Preis-/ Leistungsverhältnis kann so manches Produkt bekannter Marken nicht mithalten, egal ob aus dem taktischen oder zivilen Bereich!
Daten & Features:
Hersteller: Cooneen Watts and Stone Ltd. (offizieller Zulieferer British Army)
Modell: Cover Sleeping Bag MTP
NSN Versorgungsnummer: 8465-99-565-2589
Größe (Maxiamlabmessungen): ca. 255 x 110 cm
Tarnmuster: MTP multicam
Ausstattung: Zugkordel, Nähte getappt
Material: 3-Lagen Laminat, PA/PTFE (90% Nylon, 10% Gore-Tex), DWR beschichtet
Gewicht (von mir abgewogen): Ca. 790g