Thema Psyche bei Solo-Touren

  • Hallo zusammen,


    Friese's Beitrag (Naturverbundenheit - was ist das eigentlich?) ließ mich mal darüber nachdenken, wie es sich bei Solo-Touren denn mit der Psyche verhält.


    Dank Resturlaub vom vorherigen Jahr habe ich 2017 doch ein paar mehr Möglichkeiten, die ich für verschiedene Touren nutzen möchte. Da meine erste Sommer-Ausrüstung zu 85% vollständig ist, ergeben sich ganz andere Dimensionen, wie in den Jahren zuvor. Nun beginnt bei mir eine gewisse Spinnerei ...


    Über die Ausrüstung an sich mache ich mir keine Gedanken. Entweder sie passt oder sie muss optimiert werden. Hier fehlen Erfahrungswerte, die man sicherlich machen wird. Ebenso mache ich mir über Hygiene, Verpflegung und Wasser keine Gedanken. Würde ich mich tatsächlich eine Woche (5-7 Tage) aufmachen, würde ich mich über Quellen sowie andere Möglichkeiten der Wassergewinnung gut informieren und mit genügend kalorienreichen Fressalien eindecken. Das Auto würde ich aus unterschiedlichen Gründen ohnehin in mittelbarer Reichweite abstellen, insofern ich nicht anderweitig losziehen werde. Die Zivilisation wäre für einen solchen 1. Anlauf auch in Reichweite (ca. 10-15km).


    Worüber ich mir aber Gedanken mache ist: Wie ist es, tatsächlich mal mehrere Tage am Stück vollkommen alleine unterwegs zu sein?


    Ich sehe eigentlich kein Problem darin, tagsüber durch den Wald zu ziehen, nachts darin zu pennen und anderntags weiter zu gehen. Aber mehrere Tage hintereinander?


    Es ist jetzt nicht so, dass ich Angst hätte. Ich habe genügend Nachtwanderungen, nächtliche Ausflüge und einen gescheiterten Schlafversuch im improvisierten Shelter hinter mir. Es wird sicherlich eine neue Erfahrung, aber daran wird man sich wohl gewöhnen. Was mich eben grübeln lässt ist die Einsamkeit für die Zeit, die ich einerseits suche, andererseits seit 17 Jahren überhaupt nicht gewohnt bin.


    Eine Woche mag jetzt nichts im Vergleich zu Desertstorm's Wüsten-Expedition zu sein. Für mich ist es aber durchaus eine Herausforderung, die ich gerne in Angriff nehmen würde. Soll ich es einfach auf mich zukommen lassen oder kann man sich ein wenig darauf vorbereiten? Bricht man beim Hauch eines Zweifels ab oder versucht man das Ding weiter durchzuziehen?


    Ihr habt da sicherlich bedeutend mehr Erfahrung als ich. Also: wie bereitet ihr euch vor, macht ihr es überhaupt und falls ja, habt ihr ein paar Tipps für mich?


    PS: Bitte ernst nehmen, das ist Neuland für mich! ;)


    Liebe Grüße
    Rudi

  • Hallo Konrad,


    ich bin auch lieber in Gesellschaft unterwegs, aber irgendwie reizt mich auch diese Erfahrung. Weniger jetzt aus der Perspektive des Survival, sondern einfach um zu schauen, ob das auch eine Option wäre. Ich würde nicht selten anders losziehen, wenn ich alleine wäre und keine Verantwortung zu tragen hätte.


    ;)


    Hau rein!

  • Hallo @08/15


    meine erste Solo-Tour habe ich notgedrungen alleine gemacht. Irgendwie habe ich nie darüber nachgedacht gehabt, alleine zu gehen. Aber da ich auf die Schnelle (es war ja schon Oktober) keinen Wanderpartner fand, bin ich alleine losgezogen.


    Zunächst einmal hatte ich richtig viel Zeit, mal richtig mit mir alleine zu sein. Wenn ich alleine unterwegs bin, nehme ich meine Umwelt noch mal ganz anders, viel bewußter wahr. Weil ich auch nicht abgelenkt bin. Das ist ein ganz anderes Erleben.


    Ebenfalls schön am Solo-Wandern finde ich, dass niemand da ist, der irgendwie rummault oder auf den man Rücksicht nehmen müßte. D.h. man kann in seinem ur-eigenen Rhythmus unterwegs sein. Anfangs war es für mich komisch, aber inzwischen weiß ich diese "Zeit für mich alleine" sehr zu schätzen, denn es führt bei mir zu einem "Einklang mit mir selbst".


    Außerdem ist man ja nie wirklich ganz alleine: Wenn ich solo unterwegs bin, kommt es viel häufiger zu Gesprächen mit Leuten, die man so trifft.


    Im Winter schreckt mich nach wie vor noch die lange Nacht ab, länger alleine unterwegs zu sein.
    Letztlich muß man es wohl einfach für sich ausprobieren, ob Solowandern etwas für einen ist oder nicht.
    Und im Prinzip ist es wie mit anderen Touren auch: Es bringt nix, eine Tour auf Biegen und Brechen durchzuziehen. Abbruch (oder Verkürzung) ist eine valide Option. Niemand zwingt einen, über Gebühr unterwegs zu sein.


    Vorbereitung: Man muß halt alles alleine planen. Ich weiß auch immer, wie weit es im Notfall bis zur Zivilisation ist. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich alleine viel sicherer unterwegs bin, einfach weil ich viel aufmerksamer bin.



    Das Baumkind

    Nicht lamentieren, sondern fakturieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Baumkind ()

  • @08/15 so wie ich es im Forum mitbekommen habe willst Du erst anfangen mit Touren und so.


    Vielleicht findest Du für den Anfang ja Jemanden der/die es mit dir durchzieht und Du noch nicht ganz auf Dich gestellt bist.


    Und dann Solounternehmungen vielleicht zuerst nur Wochenenden und nicht sofort Wochenaktionen UND die Soloaktivitäten vielleicht wirklich erstmal im Sommer, wenn die Tage länger und die Nächte kürzer sind.
    Dies empfehle ich jetzt nicht wg evtl. Angst, sondern im Sommer hast Du weniger "Todzeit".

  • @musher


    Tagestouren, auch an mehreren Tagen hintereinander, über 6-12 Stunden, habe ich die letzten 3 Jahre mehr als reichlich hinter mir. Was bisher nur fehlte ist eben, die Nacht auch draußen zu verbringen und am nächsten Tages weiter zu ziehen. Wie gesagt, die Möglichkeiten, die sich mir ab diesem Jahr dadurch ergeben, stehen nicht in Relation zu dem, was ich bisher gemacht habe.


    Ich habe jemanden auserkoren, der die erste richtige Nacht mit mir draußen verbringen wird. Mir fehlen Erfahrungen hinsichtlich Schlafsack, Tarp etc., so dass ich da auf die Ratschläge und Tipps jener Person angewiesen sein werde. Folgend werde ich mal ein paar Touren nebst Übernachtung mit meiner Frau in Angriff nehmen. Ich möchte aber als Option eben auch mal ganz alleine losziehen, bis dahin aber schon etwas elementare Kenntnisse verinnerlicht haben.


    Für Mai ist die erste Phase angesetzt, im Juli dann soll es zum Solo-Experiment kommen. Ich beabsichtige keine direkte Tour von A nach B zu machen, sondern mich innerhalb eines gewissen Radius relativ stationär aufzuhalten und einfach mal die Gegend zu erkunden. Ich hatte auch erst überlegt, mit einem Wochenende zu starten, aber wie groß ist da der Unterschied zu 5 bis 7 Tagen? Vielleicht größer als ich derzeit denke, aber bis dahin ist ja noch reichlich Zeit.


    ;)


    @Baumkind


    Der einzige Unterschied zwischen uns beiden besteht darin, dass ich versuchen werde, die Zivilisation (Wanderer, Spaziergänger, Gassi-Geher, ...) weitestgehend zu meiden. Mitunter einer der Gründe, weswegen ich dieses Projekt überhaupt angehen möchte. Ich denke aber auch, dass Selbstfindung ebenfalls eine große Rolle spielt. Ich kann mich aber noch gut an einen deiner alten Beiträge erinnern. Den werde ich mir wohl nochmal anschauen. ;) :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Man kann auch solo sehr unterschiedlich unterwegs sein. Es ist ein großer Unterschied, ob ich einen MP3-Player dabei habe, ein Handy oder ein Radio. Oder eben, wie ich mehrfach, einfach nix an Kontaktaufnahme- und sonstigen Medien. Also keine Möglichkeit, mal eine tröstende und aufbauende Stimme zu hören, wenn man einsam und/oder ausgepowert ist.
    Ich weiß es nicht, ob es allgemeine Regeln gibt. Ich kann nur von meinen eigenen Solotouren berichten, die zudem zeitweise Nahrungsmangel beinhalteten.
    So habe ich es erlebt auf meinen Touren unter "Survivalbedingungen", jedoch mit Rucksack, Klamotten, Schlafsack, Bivaksack:
    Solange der Magen voll und genügend Blutzucker vorhanden war, konnte ich richtig genießen und die schöne Gebirgslandschaft in mich hineinsaugen. Besonders, wenn ich wusste wo ich war. Und dann kommt der Hunger, schon gar bei hoher körperlicher Belastung. Jetzt also heißt es Nahrung suchen. Schnell merkt man, dass das leckere Essen leider sehr schnell unterwegs ist. Das ganze Grünzeug, was man aus Büchern kennt, macht wenig satt oder ist geschützt. Wenn man Glück hat und zur rechten Zeit unterwegs ist, findet man Früchte, Beeren etc. Und natürlich Engerlinge und Maden unter der Baumrinde. Satt bin ich eigentlich nie geworden, wenn ich ehrlich bin.
    Und dann weiter, immer weiter. Nach ganz wenigen Tagen (ich würde es niemandem verübeln, dann aufzugeben!) fühlte ich mich erschöpft.
    Hier mal kurz eine Momentaufnahme von einer meiner Touren:
    Ich war wieder einmal in den Pyrenäen unterwegs. An dem Tag hatte ich etliche Höhenmeter gemacht und seit Tagen herzlich wenig gegessen. Völlig erschöpft, tagelang mit niemandem gesprochen, ein kleines Feuerchen brennt. Die Dämmerung bricht herein. Eigentlich befinde ich mich in einer Postkartenidylle, jeder Fotograf wäre begeistert. Aber der Hunger, die Erschöpfung und das Abgeschnittensein von der übrigen Menschheit lassen die tagsüber so traumhaft schönen Berge plötzlich bedrohlich wirken, wie sie in der untergehenden Sonne Schatten werfen und sich dann in Dunkelheit hüllen. Und dann kommen die Gedanken. Erinnerungen. Fragen und Erlebnisse, die man in der Zivilisation immer verdrängt und weggedrückt hat durch Medienkonsum und Gemeinschaft. Dinge, die man schon längst vergessen geglaubt hat, tauchen auf einmal wieder auf. Schmerzhafte Erinnerungen aus der Kindheit, die man aus Selbstschutz verdrängt hatte, kommen wieder in den Sinn. Und durch die Erschöpfung und den Nahrungsentzug habe ich keine Kraft, gegenzusteuern. Und will es irgendwie auch nicht, denn ich wittere die Chance, unverarbeitete Erlebnisse hier zu verarbeiten. Niemand ist da, mit dem man reden könnte. Man sitzt sich selbst gegenüber, ist nur mit sich konfrontiert. Mit seinen Erlebnissen aus der Vergangenheit, dem Verdrängten, dem sich Ausgeliefertfühlen. Das verändert sehr, sehr viel in der Psyche.
    Und, ich darf im Nachhinein sagen: Genau diese Zeiten gehören zu den wertvollsten Schätzen in meinem Leben, die ich um nichts in der Welt hergeben würde. Sie haben mir Selbstvertrauen, Gelassenheit, Zuversicht und innere Versöhnung mit Menschen und Umständen geschenkt.


    Zusatz: Ich weiß, dass diese Erfahrungen sehr persönlich sind und für manche vielleicht nicht nachvollziehbar oder überzogen scheinen.

  • Ich bin fast nur solo unterwegs.


    Das längste war mal 2 Wochen Schweden mit dem Kanu.
    Was soll ich sagen. Man durchläuft da mehrere Stadien.
    Froh alleine zu sein
    Jemand der Hallo sagt wäre toll
    Fuck, scheiss Idee
    Ein Vogel, wie schön er singt
    Danke für das Radio, Deutsche Wettervorhersage ist schön
    Krass, so viele Leute bei der Kanu Rückgabe! (3 Leute)


    Schnell ist man wieder im Alltag angekommen.
    Spätestens nach Flensburg auf der German Autobahn wünscht man sich, umdrehen und wieder zurück fahren zu dürfen.


    Wichtig ist, finde ich jetzt persönlich, dass man bewusst und mit Absicht alleine ist.
    Doof wenn eine Tour zu zweit geplant wird und der andere dann nicht mit kann, will oder darf.


    Aber je nach Menschenschlag, nach Psyche, nach Charakter, kanns für manche schon hart werden.


    Ich bin eh ein Typ, der gerne alleine ist. Ich brauche kein Palaber um mich herum.

  • Bitte ernst nehmen

    hhhmmmmm... na gut :D


    ob du in deiner ersten Solo-Nacht im Wald Angst hast oder nicht, dass weisst du noch gar nicht und ausserdem ist es irrelevant, denn du bist freiwillig dort.
    Du wirst nur mit dir selber zu tun haben, also hoffe ich du kannst dich leiden ;) . Deine Sinne werden auf Höchstleistung laufen - und das ist gut so. Aber lass dich bloss nicht von unbekannten Geräuschen verrückt machen, das hat mich immer am meisten fertig gemacht.... Knirsch, Jaul, Raschel - und ich dachte jetzt holt mich der Yeti! Du wirst viel über dich lernen, auch was für ein Mensch du bist, denn vielleicht gehst du dir auf die Nerven, oder schlimmer - ganz mächtig auf den Sack. Fang klein an, mit ein oder zwei Nächten am Stück. Das ist für manche schon viel Zeit, um nur mit sich selber klar zu kommen. Viel Phantasie hilft ebenfalls, um über die Zeit zu kommen, oder auch ein gutes Buch. Toll ist es, wenn man sowieso über eine Sache ausgiebig nachdenken möchte/muss um z.B. eine richtige Entscheidung für die Zukunft zu treffen, das geht alleine und draussen am besten, finde ich. :campfire:

    I am here by the will of the great spirit

    and by his will I am chief

  • @Friese


    Freut mich unheimlich, dass du hier mitmachst! :thumbup:

    Man sitzt sich selbst gegenüber, ist nur mit sich konfrontiert. Mit seinen Erlebnissen aus der Vergangenheit, dem Verdrängten, dem sich Ausgeliefertfühlen. Das verändert sehr, sehr viel in der Psyche.

    Das ist eigentlich die Situation, auf die ich hoffe, vor der ich andererseits aber auch etwas Muffen habe. Wirklich mal die Zeit nutzen zu können, sich einzig und alleine mit sich selbst und seiner Umwelt auseinandersetzen zu können. Vielleicht als Spiegel für die Seele, mit Seiten, die man nicht kennt, vergessen oder verdrängt hat.


    Ich möchte dabei eigentlich keine allzu große Strecke zurücklegen. Sie wird sich, ebenso wie ein paar Höhenmeter, während der Erkundungen ohnehin ergeben, aber es gibt kein eigentliches Ziel, welches ich zu erreichen versuche. Zumindest dieses Jahr noch nicht.


    Mit Lebensmitteln werde ich mich eindecken, werde parallel aber auch experimentieren, wie weit man sich aus der Natur ernähren kann. Einerseits als Ergänzung und zwecks Streckung der Vorräte, andererseits um zu erfahren, wo die Relationen zwischen verbrauchter und aufgenommener Energie liegen. Ich werde mich sicherlich mal einen Tag nur aus der Natur ernähren, dabei meinen Körper nicht schonen, es soll aber keine direkte Grenzerfahrung werden. Vielmehr ein Gefühl, wie die Realität tatsächlich aussähe. Ich kann mir gut vorstellen, dass man nicht wirklich satt wird.


    Auf ein Handy (ja, so ein altes Ding mit 7 Tagen Akkulaufzeit) werde ich aber nicht verzichten (können). Einerseits sollte ich für meine Frau erreichbar sein, falls etwas sein sollte. Andererseits möchte ich erreichen können, wenn etwas nicht der Planung entsprach. Kein Mittel zur permanenten Kommunikation, aber eine Option für den Notfall. Es soll ein Experiment zur Selbstfindung werden, kein Survival-Selbstversuch. Abgesehen davon brauche ich einen Wecker, sonst verpenne ich den halben Tag. :whistling:


    Ich denke mein Ansatz ist durchaus ausbaufähig, aber in dieser Phase sollte man noch keine unnötigen Risiken eingehen. Aber ich muss gestehen, dass ich vor der Einsamkeit großen Respekt habe und absolut nicht abzuschätzen vermag, welche Erkenntnis ich aus den Zwiegesprächen mit mir selbst ziehen werde. Darüber mache ich mir tatsächlich die meisten Gedanken.


    @Friese


    Danke für den kleinen Einblick! ;)

  • Da ist jeder Mensch anders in dem was er fühlt, empfindet und denkt.....
    Ich habe mal einen getroffen der schon nach einem halben Tag am heulen war.
    Einmal habe ich mit eine paar Austauschstudenten einen "Spaziergang"/kleinen Tagesausflug gemacht, da sind die ersten nach 4h durchgedreht weil sie nicht mehr wussten wo sie sind.... 100m neben einer Autobahn....
    Wieder andere sind tagelang/wochenlang allein und es hat keine Auswirkungen.


    Das ist eine Frage der Persönlichkeit.... usw.

    • Offizieller Beitrag

    @supi


    Das denke ich auch, dass es da keine allgemeinen Regeln gibt. Bei mir brauchte es schon einige Tage, bis sich die inneren Schleusen öffneten. Bis dahin wusste ich noch nicht einmal, dass ich welche hatte.
    Ich würde aber diese ziemlich heftige Variante mit Nahrungsentzug und Zivlisationsverbindungslosigkeit nicht unbedingt einem Unerfahrenen empfehlen. Und die Heldenstorys von den toughen Typen, die über allem stehen, glaube ich schon gar nicht. Hunger und Einsamkeit fordern ihren Tribut.

  • Wenn schon mit Handy, dann am Besten mit einer anderen Simkarte(Call Ya oder ähnliches) : die Frau/Freundin/Kumpel , wer auch immer bekommt die Nummer , alle Anderen nicht!


    Es gibt nix schlimmeres auf der Suche nach sich selbst, als der Chef/Kollegen/Freunde usw. ... solche Anrufe können die schönsten Momente verderben


    Marcus

  • @supi


    Es wird definitiv eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich denke 2 Tage (also eine Übernachtung) sollten kein Problem sein. Ich habe mich nicht grundlos über die Zeit an viele Dinge (z.B. Geräusche im Wald, ...) gewöhnt, um diese Faktoren ausschließen zu können. Schritt für Schritt, wobei eigentlich niemals im Fokus stand, die Sache tatsächlich einmal anzugehen.


    Gut, kann sein, dass ich bereits am 2. Tag keine Lust mehr habe. Kann auch sein, dass mir 7 Tage zu wenig sind. Das wird sich herausstellen müssen, aber derzeit bin ich noch recht zuversichtlich, weil die Neugier einfach viel zu groß ist. Das wird 2 Wochen vorher vermutlich ganz anders aussehen. :whistling:


    @Doom


    Jetzt hatte ich schon damit gerechnet ... ;)


    Nein, wie gesagt, eine gewisse Vorbereitung hat über die Jahre in Maßen immer wieder stattgefunden. Viele Threads im BCD haben immer wieder meine Neugier geweckt, so dass ich mich nachts einfach mal in den Wald gesetzt und gelauscht habe. Ungewohnt, weil man nicht weiß, um was es sich handelt, aber man gewöhnt sich tatsächlich daran.


    Ich werde jedoch kein Buch als solches mitnehmen, um mich wirklich nur auf mich selbst und die Natur konzentrieren zu können, werde aber einen Notizblock (Kladde) und Stift mitnehmen, um quasi Tagebuch über die Eindrücke und Gedanken führen zu können.

    Toll ist es, wenn man sowieso über eine Sache ausgiebig nachdenken möchte/muss um z.B. eine richtige Entscheidung für die Zukunft zu treffen, das geht alleine und draussen am besten, finde ich.

    Darauf hoffe ich. :thumbup:


    @Eiswanderer


    Als stiller Mitleser deiner Beiträge (im BCD schon) habe ich mich nicht selten selber gefragt: Wie macht der das? Warum macht der das? Wie macht der das? :D


    Du sowie auch ein paar andere sind gewisse Ikonen für mich, denen ich in gewisser Hinsicht nacheifern möchte. Ich habe Ziele vor Augen, die ich nun zum 2. Mal angehen, aber auch erreichen möchte. Aber genauso, wie du es hier beschreibst, stelle ich mir die Aktion vor. Ich bin mal gespannt, inwiefern ich die Abfolge bestätigen kann. :whistling:

  • Eins vorab, es ist fachlich betrachtet grundsätzlich nicht ratsam alleine auf Tour zu gehen. Es ist schlichtweg sehr viel gefährlicher.


    Dennoch sind Solotouren meine liebste Reiseform. Naja, inzwischen halt mit Hund. Das war nicht immer so, meine erste Tour im Fjäll hab ich notgedrungen solo gemacht weil ich keinen kannte der sowas auch wollte. Ich war katastrophal ausgerüstet und nicht annähernd darauf vorbereitet was 2 Wochen alleine in den Bergen mental bedeutet. Trotzdem war es eine meiner wichtigsten Erfahrungen bis dahin. Gerade über die Tricks der eigenen Psyche hab ich da viel gelernt. Dann kam n Haufen Touren solo und Inzwischen ist es wie gesagt so, dass es meine liebste Reiseform ist. Und es ist nicht so, dass ich keine mentalen Abwärtsspiralen erlebt hätte. Das längste was ich am Stück keinen Mensch gesehen und gehört habe waren 10 Tage, die längsten Alleinreisen über einen Monat. Für mich ist das enorm wichtig und es fällt mir andersherum sogar immer schwerer mit anderen zusammen auf eine längere Tour zu gehen. Das liegt nicht daran, dass ich die Leute nicht mag oder prinzipiell keine Menschen mag. Vielmehr liegt es daran, dass mir das zuviel Unruhe bringt und weil ich die Zeit draußen für Zwiegespräche mit mir, dem Hund und dem Land brauche. Das ist meine Form der Psychohygiene.


    Aber nun mal zu Ausgangsfrage. Was ist solo los? Gundsätzlich kann man sagen, dass alle Denkprozesse intensiver und alle Gefühle werden verstärkt wargenommen, egal ob positiv oder negativ. Das wird umso stärker, je länger und weiter man von seinem gewohnten Umfeld weg ist und natürlich nochmal viel intensiver wenn man solo ist. Es liegt dann im wesentlichen daran mit welchen Grundemotionen man zu dem Zeitpunkt unterwegs ist bzw. was man eventuell noch an ungeklärten Dingen im Unterbewusstsein mit sich herumträgt. Gerade wenn man nicht einfach im hier und jetzt lebt und das genießt was gerade um einen herum ist Man kann sich auf Tour mit wachsenden Ängsten vor Stürmen und wilden Tieren herumschlagen oder sich vollends in die Frau an der Hotelrezeption auf der Anreise verlieben mit der man nur 2 Minuten geredet hat. Letzteres ist mal einem Freund auf einer Tour passiert, ich nenne es seitdem das Jokkmokk Syndrom. Glaube nicht alles was du denkst. :D Hilfreich ist auf jeden Fall seine eigenen Denkprozesse/Gedankenmuster distanziert beobachten und bewerten zu können. Was man nicht vergessen sollte, neben den genannten Faktoren haben viele Tourfaktoren auch noch einen negativ verstärkenden Effekt. 10 Tage Regen/Sturm/Graupel und 2 Stunden taube Hände nach dem Zelt zusammenbauen sind Dinge die schnell das Fass zum überlaufen bringen können. Auf Tour finde ich aber Zweifel und Sicherheitsbedenken wichtig und es ist absolut keine Schande eine Tour abzubrechen. Ich habe mir selbst als Regel gesetzt, dass ich immer 2-3 Stufen unter dem bleibe was ich mir maximal zutrauen und mich penibel an die Sicherheitsregeln halte (Tourverlauf/plan bekannt geben, etc.).


    Ganz konkret auf eine Solotour vorbereiten ist schwer. Es ist auf jeden Fall wichtig von Wissen und Ausrüstung her eine gute Basis für die Tour zu haben und sich angemessen darauf vorzubereiten. Desweiteren finde ich es wichtig sich mit Survivalpsychologie auseinanderzusetzen und zu lernen wie man beispielsweise Panikmuster bei sich und bei anderen erkennt. Das Buch Deep Survival von Laurence Gonzales ist dafür klasse. Die meisten Problemsituation sind die Folge von schlechten Entscheidungen die aufgrund von (latenter) Panik, Stolz/Ego und ungeeineten mentalen Mustern getroffen werden. Und zu guter letzt finde ich es sinnvoll mal einen Selbstversuch zu machen und mal ein paar Tage in einem schönen Ort im Wald zu verbringen wo man keinen Kontakt nach außen hat. Wenn man das genießen kann ist sowiso alles in Butter.

    Skal hilse fra fjellet – det evige land,
    hvor moskus og jerven har bolig.
    Min lengsel dit inn er blitt som en brann.
    Kun der får jeg fred og blir rolig...


    Jon Ø. Hov

    Einmal editiert, zuletzt von karlson ()

  • @Marcus Hannover


    Wohl gemerkt: Handy, kein Smartfon! ;)


    In der heutigen Zeit, dank WhatsApp & Co, investiert kaum einer noch einen Groschen in eine antike SMS. Zum Telefonieren sind sie sowieso alle zu faul, daher brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass mir einer im möglichen Funkloch auf den ... geht. Würde mich zudem wundern, wenn mir gerade dann einer auf den Senkel gehen wollte, wo ich an den restlichen 364 Tagen im Jahr weitestgehend Ruhe habe.


    :D

  • Ich bin ja eher der Bergtyp und da gibt es kaum was schöneres als mal komplett alleine zu sein!
    Keine Gipfel die mit der Seilbahn zu erreichen sind oder überfüllte Almhütten.
    Ich packe mir nur das Nötigste und meinen Paco,verzichte bewusst auf Lesestoff um mit dem Hund,der Natur und dem Berg eins zu sein.

    Mein Domizil in Südtirol auf über 2000 Meter

    Es ist so traumhaft alleine zu sein,daß du eher am Ende des Urlaubs in ein Loch von Fernweh verfällst als das du Gesellschaft auf Tour brauchst.

    Wenn du das Privileg erleben darfst alleine,wirklich alleine am Gipfel zu stehen,dann willst du nichts anderes mehr.
    Ich würde solche Touren niemals mit anderen teilen wollen,als mit einem vierbeinigen Freund.

  • Und zu guter letzt finde ich es sinnvoll mal einen Selbstversuch zu machen und mal ein paar Tage in einem schönen Ort im Wald zu verbringen wo man keinen Kontakt nach außen hat. Wenn man das genießen kann ist sowiso alles in Butter.

    Erstmal: Schöner Beitrag! :danke:


    Zur Auswahl stehen mir 2 Gegenden in der Eifel, die ich mehr oder weniger gut kenne; zumindest bin ich dahingehend gut mit Kartenmaterial eingedeckt. Das Auto wird sich in schätzungsweise 5-10km Entfernung befinden. Wohlweislich, dass, falls man sich verletzen sollte, die Distanz nicht unüberbrückbar erscheint. Wasser findet sich jeweils an unterschiedlichen Stellen und kann direkt (ungefiltert) getrunken werden - mehrfach ausprobiert. Funklöcher sind vorherrschend, aber nicht flächendeckend. Wenn ich das Lager aufschlage, werde ich schon schauen, dass ich Empfang habe. Ein gewisses, wenn auch minimales Restrisiko bleibt natürlich immer, aber wenn man das nicht in Kauf nimmt, braucht man nicht losziehen.


    Survival-Psychologie war ein gutes Stichwort. Da werde ich mich nochmal ein wenig einlesen. :thumbup:

  • Ich denke, dass es sehr schwierig ist, Tipps oder Ratschläge zu geben, wie man sich auf auf eine Solo-Tour vorbereiten soll oder wie man längere Solo-Touren am besten angeht.


    Wir sind alle vollkommen unterschiedliche Menschen, mit anderen Sozialisationen, privaten und beruflichen Horizonten und anderen Gedanken zum Thema "allein unterwegs".


    Es gibt Leute die sind ungern allein unterwegs, es gibt Leute die sind gerne allein unterwegs. Die Gründe können vielfältig sein.


    Mir ist die jährliche Solo-Tour (Wandern, Kajak oder Moped) extrem wichtig. Es gibt nichts, wobei ich besser abschalten kann! Das heißt aber nicht, dass ich das ausschließlich machen möchte. Eine Tour mit anderen kann auch was richtig Feines sein.


    Häufig geht es mir so, dass ich auf Touren mit anderen zwar die Freude des gemeinsamen Erlebens habe, mich aber nicht richtig auf mich selber konzentrieren kann. Aufstehen genau dann wenn ich es will; Frühstücken genau in dem Zeitrahmen, den ich für richtig erachte; Strecke machen genau nach meinen Gefühl, Pause wenn ich es möchte; an Orten verweilen, die ich in mich aufsaugen möchte - schlicht und einfach meinen Rhythmus leben. Ich gebe zu, dass diese Gedanken etwas egoistisch oder hedonistisch wirken. Urlaub muss für mich aber in erster Linie die Vermeidung von negativen Stressoren beinhalten. Zu viele "fremdbestimmte" Einflüsse können bei mir aber genau diese negativen Stressoren sein.


    Seit annähernd 20 Jahren mache ich einmal im Jahr eine ein- oder zweiwöchige Mopedtour mit wirklich ganz feinen Kameraden. Immer wieder leicht wechselnde Protagonisten, prinzipiell aber ein harter Kern von etwa 6 Leuten. Die Touren sind immer wieder ein tolles Erlebnis. Einmal musste eine Tour kurzfristig abgesagt werden, weil bei 4 Leuten was dazwischen kam. Ich habe mich dennoch auf den Weg gemacht und war 2 Wochen auf dem Bock alleine unterwegs. Kein Vergleich zu einer Tour mit mehreren Leuten. Auf einmal hatte ich den "Flow". Kein schnarchender Zeltnachbar, keine unnötige langen Mittagspausen, kein "ich muss Pippi" oder "wie weit ist es denn noch". Diese Tour hat mich dazu veranlasst, auch zu Fuß oder im Boot Sachen alleine anzugehen - und ich liebe es. Dennoch freue ich mich schon jetzt "wie Bolle", wenn es im Juli wieder mit den Jungs losgeht. Auch wenn ich danach noch ein paar Tage für mich selber brauche.


    Genau so habe ich seit ich 18 war, immer wieder Radsporturlaube mit Freunden gemacht. Supergeniale Touren und Erlebnisse. Dennoch immer mit negativem Stress verbunden (ständiger Kampf untereinander). Fahren am Limit, kaum vernünftige Regeneration und am nächsten Tag wieder Vollgas. Das ist aber so eine typische "Krankheit" von Radsportlern. Die erste Mehrtagestour auf dem Rad alleine war dann ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es konnten mehr Kilometer gemacht werden und trotzdem war es viel entspannter. Die dollen Radzeiten sind vorbei. Ich habe 10 kg mehr auf dem Buckel und rauche phasenweise mehr als mir lieb ist. ;) Insbesondere wenn man abends in lustiger Runde beisammen sitzt.


    Beruflich bin ich von ständig klingelnden Telefonen, ständigen Funkgesprächen und zum Teil sehr mitteilsamen Kollegen umgeben. Ich kann es immer noch nicht verstehen, wie man morgens um 05:30 Uhr schon anfangen kann, den ganzen Tag ohne Pause zu sabbeln und sich mitzuteilen. Sollte ich mal ein Tötungsdelikt begehen, dann mit Sicherheit während der Arbeit gegen 05:45 Uhr! Zu dem Zeitpunkt möchte ich doch einfach nur einen Kaffee trinken und nicht hören, was der Nachbar vom Schwager des Pastors vorgestern zu Tante Elfriede gesagt hat :kuh: . Schwamm drüber!


    Mit dem letzten Absatz wollte ich auch lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich insbesondere im Urlaub sehr gerne meine Ruhe habe. Mehr als das Rauschen des Windes, das Zwitschern der Vögel und ein paar andere Geräusche aus der Natur brauche ich nicht. Ich bin mir auch zwei Wochen am Stück alleine selbst genug.


    Zugegebener Maßen sind diese Zeilen natürlich mitunter dem Umstand geschuldet, dass ich auch ansonsten "solo" bin. Aber selbst in Phasen von trauter Zweisamkeit waren mir die kleinen Touren alleine immer sehr wichtig.


    Gruß Guido

    "Das schönste Geschenk, das die Götter den Menschen verliehen, ist die Freundschaft. Mögen manche auch den Reichtum, die Macht, die Ehre oder die Gesundheit preisen, ich ziehe Freundschaft und Weisheit allen anderen Gütern vor."

    Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr. - 43 v. Chr.)



  • @smeagolvomloh


    Ohhh, da finden sich sehr viele Parallelen, einschließlich ...

    Ich kann es immer noch nicht verstehen, wie man morgens um 05:30 Uhr schon anfangen kann, den ganzen Tag ohne Pause zu sabbeln und sich mitzuteilen. Sollte ich mal ein Tötungsdelikt begehen, dann mit Sicherheit während der Arbeit gegen 05:45 Uhr! Zu dem Zeitpunkt möchte ich doch einfach nur einen Kaffee trinken und nicht hören, was der Nachbar vom Schwager des Pastors vorgestern zu Tante Elfriede gesagt hat.

    :thumbsup: