Hallo Bushvolk,
beim Anschauen diverser youtube-Videos fällt immer wieder auf, wie wichtig das Thema Feathersticks für viele Bushcrafter zu sein scheint, und mit welcher Hingabe dann die filigransten Spähne z. B. bei der Vorstellung von Messern geschnitzt werden. Ich habe mich oft gefragt, wozu dieser ganze Aufwand dient, wenn doch hinterher sowieso alles verfeuert wird. Zumal das Material, wenn man nicht gerade mit dem Firesteela u. ä. anzünden will, feiner als nötig ist.
Natürlich machen Holzspähne Sinn, wenn man z. B. nach langem Regen oder in feuchtem Gebiet an trockenes Anzündemateral rankommen will. Manchmal geht es gar nicht anders. Hier, so denke ich, macht es aber oft eher Sinn, ein besser geignetes Feuerzeug zu verwenden und sehr schnell die richtige Menge an Locken zu produzieren, um im Ernstfall möglichst schnell und ohne viel Umstände zu einem Feuer zu kommen.
Nun habe ich mich gefragt, wie macht das die indigene Bevölkerung in Taiga und Tundra, wo es viel Niederschläge gibt, wo es im Sommer feucht- und im Winter extrem kalt ist. Die Antworten, die ich gefunden habe, sind folgende: 1. es werden zumeist Streichhölzer verwendet, 2. es wird mit anderen Schnitzmethoden gearbeitet. 3. Wahrscheinlich werden überwiegend weichere Hölzer verwendet.
In diesen russichen Video wird eine Ewenken-Methode gezeigt. Es ist auch ohne Russischkenntnisse zu erkennen, was der Onkel da vorführt, um das jakutische Messer vorzustellen.
Nachdem ich diese Methode nun schon ein paar Mal ausprobiert habe, bin ich heute endlich mal dazu gekommen, das an trockerener Birke zu versuchen und paar Fotos dabei knipsen zu lassen. Hier will ich nun auch ein paar Tipps geben und von meinen Erfahrungen berichten.
Survial Extrem: Finden und Entrinden...
Ansetzen, Stamm in den Boden gerammt, oben mit dem Oberkörper fixiert. Führungshand hält das Messer im Klammergriff, dabei hat man die meiste Kraft und Kontrolle. Die unterstützende Hand hält die Klingenspitze. Dabei unbedingt darauf achten, dass der Daumen STETS ÜBER DER SCHNEIDE ist. Ich habe mich regelmäßig dabei ertappt, wie ich dabei unachtsam war. Disziplin und Übung ist gut für die Gesundheit...
Stück für einen weiteren Versuch abgelängt, eingepackt und dann den Standort gewechselt, weg vom Hang.
Da sich ein runder Stamm schwerer bearbeiten lässt als ein halbierter, und ich ausgerechnet heute mein neues Hackebeilchen nicht dabei hatte, bin ich ausnahmsweise mal über meinen Schatten gesprungen und habe den Stamm mit Messer und Schlagholz gespalten.
Nun ging es erneut ans Werk. An der Kante funktinierte das erwartungsgemäß deutlich besser als am Rundholz. Wie ihr seht, habe ich einen Baumstamm als Wiederlager verwendet. Ich habe auch mal das Knie gewechselt und es diagonal versucht, bin mir aber noch nicht so richtig schlüssig, was sich am besten anfühlt.
Man schnitzt nur etwa 5 bis maximal 10cm bis ans Knie heran. Einmal um das Knie nicht zu gefährden, und zum anderen, um das Featherstick-Bündel noch mit einem kräftigen Ruck/Hebelbewegung leicht genug abzubekommen.
Der feine Herr Quasar hat es geschafft ohne zu verbluten und ist ziemlich happy, denn es klappt inzwischen immer besser.
Noch ein paar Hinweise, bevor gemeckert wird.
Die Sache ist nicht ganz ungefährlich, insofern schadet es nicht, wenn man Verbandszeug dabei hat und damit umgehen kann. Das entscheidet jeder Erwachsene aber bitte selber.
Je näher das Holz am Messergriff ist (Führungshand), um so mehr Kraft und Kontrolle hat man.
Messer mit Klingenlängen ab 14cm und länger, mit möglichst schlanker Klinge und nicht zu scharfkantigem Klingenrücken funktionieren am besten.
Trockene Buche und andere Harthölzer (erst gestern an Eiche und Robine ausprobiert) sind die Pest. Das könnt ihr total vergessen. Birke ging heute so halbwegs - aber nur, weil ich ein echter Kerl bin.
Zuletzt bleibt die Binsenweisheit, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und man alles (fast alles) lernen kann, mit entsprechender Übung.
Ich wünsche euch viel Spaß dabei und gutes Gelingen - ohne Verletzung!
Quasar