[Reiseziel:]
Schwedisch-norwegisches Grenzgebiet, Nationalparke Langfjället, Rogen und Femundsmarka
[Reisezeit:]
6 Tage Mitte August 2023
[Vorbemerkungen:]
In den letzten Jahren Jahren war ich schon zweimal im Winter in der Ecke und habe die Region mit Skiern und Pulka erkundet. Als es an die diesjährige Urlaubsplanung ging, kam die Idee auf, die Ecke auch mal im Sommer zu besuchen. Große Vorbereitung bedurfte es nicht. Bei einem Blick auf die Karte kann ich in etwa abschätzen, wie weit man in welchem Gelände am Tag marschieren kann. Also grob eine Strecke geplant, die man in etwa einer Woche machen kann. Rucksack und Inhalt wurden den Gegebenheiten von Streckenlänge und Wetter angepasst und für etwa 7 Tage Lebensmittel eingepackt.
Das Einzige, was mir Sorgen machte, war das Sturmtief „Hans“ welches im August über Skandinavien zog und für sehr ausgiebige Regenfälle gesorgt hatte. Die Anreise wurde deshalb so ausgelegt, dass ich genau an dem Tag vor Ort ankommen wollte, wenn die letzten starken Regenfälle beendet waren. Das hat 1A geklappt!
[Tag 1]
Vom öffentlichen Parkplatz unterhalb der Grövelsjön Fjällstation ging es los auf das Langfjället.
Oben im Fjäll kommt man nach einer Weile an der Schutzhütte Särsjöbäcken vorbei.
Im Februar sah es dort noch so aus:
Weiter geht es wieder talwärts zum See Hävlingen.
Unten am See einen herrlichen Shelter gefunden, aber der Tag war noch so früh, dass noch ein paar Kilometer gemacht werden konnten. Also wieder bergauf ins nächste Fjäll.
Am See Slagusjön erneut eine Schutzhütte mit einer traumhaften Wiese zum Aufschlagen des Zeltes.
Am Abend im Sonnenuntergang dann tatsächlich so richtig im Urlaub angekommen! Unter anderem solche Momente sind unbezahlbar.
[Tag 2]
Nach kurzem Einlaufen trifft man schon auf eine bewirtschaftete Hütte (Storrödtjörnstugan). Håkan, der für ein paar Wochen den Laden schmeißt, berichtet mir, dass es vor ein paar Tagen noch richtig nass und matschig war. An einer Stelle sind Wanderer bis zu den Knien auf einem Weg mit Bohlen im Wasser und Modder versunken!
Zum Glück war es dann nicht so schlimm wie befürchtet. Gleichwohl war ich froh, dass die hohen Lundhags-Stiefel mit von der Partie waren. Dazu später im "Geargelaber" noch ein wenig mehr.
Nachdem der Berg Tandsjövålen erklommen war, öffnete sich erstmalig der Blick über den See Rogen.
Da soll es rum gehen!
Unterwegs trifft man natürlich immer wieder auf Rentiere. Anfangs fotografiert man sie interessiert. Irgendwann nimmt man die unterschiedlich scheuen oder fast zutraulichen Tiere nur noch zur Kenntnis.
Der Wandertag neigt sich dem Ende und ein Shelter am See Stor-Tandsjön sollte angesteuert werden. Der Shelter war nicht so nett wie andere auf der Tour, es fand sich aber ein guter Platz fürs Zelt.
[Tag 3]
Der heutige Tag führte im Norden am Rogen vorbei. Viele Wege mit Holzbohlen und eben so viele nicht enden wollende Kilometer über kleine Steine, größere Steine, noch größere Steine, Felsen, Wurzeln und nochmal über große Steine. Aber super abwechslungsreich.
Das Nachtlager wurde am Camp Reva aufgeschlagen. Super Location mit Schutzhütte, Gemeinschaftshütte, Shelter und unzähligen schönen Plätzen um Zelte aufzuschlagen. Vorrangig finden sich hier Wasserwanderer ein.
[Tag 4]
Die durchgehend sonnigen Tage sollten jetzt vorbei sein. Von Reva aus war geplant, den in etwa 12 km Luftlinie und scheinbar über gerade Wegstrecke erreichbaren Ort "Oasen" anzulaufen. Oasen wurde mir als Lagerplatz von mehreren Quellen empfohlen. Gedacht war ein kurzer Wandertag mit ausreichend Entspannung am Abend. Es kam aber anders.
Die Wegfindung war nicht immer einfach, da die Markierungen (rote Punkte auf Steinen oder rote Streifen an Bäumen) schon sehr ausgeblichen waren. Es ging im Nieselregen entweder über nasse Steine, Felsen oder durch vollkommen unter Wasser stehende Wege, so dass sehr häufig Umwege gegangen werden mussten und durch Felsen neben dem Matsch geklettert werden musste. Alles unter den ständigen Angriffen hungriger Mücken! Für die 12 km habe ich etwa 8 Stunden gebraucht.
Das war eine harte Nummer. Zweimal habe ich mich auf den Latz gelegt (weggerutscht auf nassen Felsen). Entschädigt wurde ich durch den abendlichen Lagerplatz.
Oasen ist eine coole Location. Mitten im "Nichts" des Fjälls speist ein kleiner Bach einen Weiher, an dem sich ein paar Birken ansiedeln. Renntiere mögen die Stelle auch und sind immer wieder Besucher am Zelt.
Die nassen Socken werden über Nacht wegen des Dauerregens nicht trocken. Morgens früh muss das Zelt nass eingepackt werden.
[Tag 5]
Von Oasen aus geht es mit ständiger Begleitung von Rentieren am Berg Stor-Svuku vorbei runter zum Femundsee zur Hofschaft Svukuriset. Von dort wieder hoch ins Fjäll in Richtung des Sees Ronsjön. Anfangs regnerisch, später mit etwas Sonne. Etwa 2 Stunden bevor ich das Zelt aufschlagen wollte, fängt es richtig an zu schütten. Also das nasse Zelt im Sturm bei Regen aufgebaut. Alles pissnass. Erstmal fast drei Stunden mit Regenzeug im Zelt sitzend abgewettert. Der Regen hörte auf, der Sturm ging weiter, so dass alles wieder etwas trocknen konnte.
[Tag 6]
Schon gestern konnte ich aus der Ferne den See Grövelsjön wieder sehen. Bis zum Ausgangspunkt musste aber noch ein halber Tag marschiert werden. Heute fast gar keine Fotos gemacht.
Während ich in den letzten Tagen maximal zwei Leute am Tag getroffen habe, merkte man heute, dass man wieder in "Halbtagestourreichweite" der Fjällstation Grövelsjön war. Sehr viele Tageswanderer unterwegs, sie sich größtenteils mit dem kleinen Boot über den Grövelsjön fahren lassen, um ein paar Kilometer abzukürzen. Mir war in den Bergen westlich des Sees Grövelsjön zu viel los.
[Geargelaber]
Wie immer soll noch ein wenig über dies und das an Gear philosophiert werden.
Schuhe:
Lundhags Forest 2, der simpelste hohe Lundhagsstiefel. Die Dinger sind genau für das Gelände (nass, matschig, steinig) gemacht. Mit der persönlich richtigen Sockenkombination (bei mir dünne Kufa-Sportsocke, mittlere Merinosocke und dicke Merinosocke) vollkommene Blasenfreiheit, trotz anspruchsvoller Etappen.
Kniebandagen:
Erstmalig eine Mehrtagestour mit Kniebandagen für meine vorgeschädigten Knie. Perfekt - nicht einmal die geringsten Probleme.
Stöcke:
Mit schwerem Rucksack in anspruchsvollem Gelände sind Trekking-Stöcke Gold wert.
Rucksack:
75 Liter Fjällräven Kajka, wiegt alleine etwa 3,5 kg, hat aber von allen meinen Rucksäcken das beste Tragestell.
Zelt:
GoLite Shangri-La 3 mit Innenzelt, zusammen mit Mittelstange und Heringen minimal über 2 kg, sturmerprobt, steht immer hammerstabil und bietet für eine Person viel Platz, einziger Nachtteil ist, dass man das Innenzelt zuerst aufbauen muss, bei Regen nicht ganz optimal.
Kocher:
Ich Trottel wollte etwas Gewicht sparen und habe so einen kleinen ganz leichten China-Gaskocher mitgenommen. Auf anderen Touren bislang keine Probleme. Eine Dichtung hat sich aufgelöst und dafür gesorgt, dass der Kocher immer nach 1 Minute aus ging. Glücklicherweise hatte ich noch eine Ersatzdichtung mit. Und dabei habe ich einen robusten und bewährten Gaskocher von MSR, wo nie was kaputt geht. Von Spirituskochern ganz zu schweigen.
Regenzeug:
Ich hatte billiges, leichtes und kompakt verstaubares Zeug von Decathlon mit. Für so eine Tour ist das Mist. War nicht richtig dicht und die Hose hatte nach einem Sturz sofort einen Riss. Würde mit meinem deutlich schwereren Membranzeug renommierter Hersteller nicht passieren.
[Schlussbemerkung]
Die Runde war für mich in 6 Tagen gut zu schaffen. Bis auf den letzten Tag wurden jeden Tag 7,5 bis 8 Stunden marschiert. Körperlich fühlte ich mich ausgesprochen fit, mache ja auch zur Zeit recht fleißig Ausdauer- und Kraftgeschichten. Das Anfangsgewicht des Rucksacks lag bei 21 kg oder etwas mehr. Ich hätte einiges einsparen können, aber unangenehm fand ich das Rucksackgewicht auch nicht. Da ich deutlich weniger gegessen habe, als ich verbrannt habe, sind ein paar Kilos meines Körpergewichtes auf dem Trail geblieben!
Ich mag diese Solo-Geschichten! Beim nächsten Mal würde ich mir aber Gedanken zu einem InReach-System machen. Auf großen Teilen der Strecke hat man keinen Empfang mit dem Mobiltelefon. Wenn dann etwas Unangenehmes passieren sollte (z.B. Sturz mit Verletzung), hat man zumindest ein Problem. Auf der anderen Seite funktioniere ich unter solchen Bedingungen recht gut. Man ist sehr konzentriert und aufmerksam und nimmt alles noch intensiver war.
So eine Tour oder etwas Vergleichbares würde mit Freunden natürlich nicht weniger Laune machen.
Danke für eure Aufmerksamkeit.
Gruß Guido