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"WAT? Nen Allak-Klon willste dir koofen! Biste arm geworden, oder was? Da rupfst du dir beim dritten Mal den Reißverschluss ab, Alta! - aber neben der Naht! Die Pelle is dünner als die Unterwäsche meiner Freundin... und das is schon nix. Besorg dir was Ordentliches, Mann. Ich muss los, hab gleich Tischtennis. Naturehike, tz... also echt... tschüß eh!"
"Aber ich...!" *klack* aufgelegt.
'Seit wann trägt die Unterw...? Egal!', dachte ich noch kurz und widmete mich wieder meinen Recherchen rund um das Naturehike Cloud Peak 2.
Mit Kumpel P. ist in Sachen Equipment nicht zu spaßen, is aber ein feiner Kerl, der echt was reißt und entsprechend Wert auf seine Ausrüstung legt.
Nun bin ich ein Mensch mit vielen Interessen und muss doch ab und an abwägen, welche Investitionen an welcher Stelle sinnvoll sind. Also schlug ich die, sicher in allen Belangen richtigen, Bedenken aus obigem Telefonat in den Wind und vertraute den vielfältigen Berichten und Videos, die ich zu dem Zelt im Netz gefunden hatte: die waren nämlich gar nicht so schlecht.
Ich sag's gleich zu Beginn, das Zelt hat alles, was man braucht und wenn man nicht gerade Expeditionen plant, wird man damit gut und günstig über das Jahr kommen.
kurz zur Info:
- 2,5kg
- 20D beschichtetes Ripstop-Nylon (auch der Boden!)
- 8,5mm 1007 Aluminium Gestänge
- 2 Apsiden
- reicht knapp für 2 Personen
- 120 x 210cm Liegefläche
- 105cm Höhe innen
- Footprint im Lieferumfang
- ich habe 154 € bezahlt, mit Versand
Das Teil wird als 4 Jahreszeiten-Zelt verkauft. Da muss der Winter aber extrem mild sein! Und Schnee darf es erst recht nicht geben.
Auf meinem letzten Ausflug (Bericht hier) konnte ich das Zelt erstmalig probieren und ich war sehr zufrieden. Der Aufbau ging mit dem Außengestänge sehr gut. Das war auch der Ursprung meiner Suche nach einem neuen Zelt: ich wollte unbedingt ein Außengestänge haben. Nicht nur weil es praktisch ist und schnell geht, sondern vor allem auch aus folgendem Grund: Ich will ab und an die Möglichkeit haben, das Zelt ohne Innenzelt zu verwenden. Beim Angeln zum Beispiel sind bei uns doppelwandige Zelte verboten...
Der Aufbau geht also schonmal sehr gut von der Hand. Alles ist zwar etwas... naja... einfach, dünn, leicht, irgendwie grad so, dass es hält: das kommt dem Gewicht zugute, am meisten wohl aber den Herstellungskosten und in Folge dessen dem Verkaufspreis.
Zum Beispiel besagte Reißverschlüsse. Das is nix mit YKK.
Auch dass sich die Dicke der Bodenplane nicht vom Stoff der Zeltkuppel unterscheidet, ist zu bemerken. Immerhin wird ein Footprint gleich mitgeliefert. Mir wäre eine dickere Bodenplane aber lieber gewesen.
Solche Sachen kaufst du eben bei 150 Tacken ein.
Aufgebaut und abgespannt steht die Pelle ganz solide und bietet für eine Person herrlich viel Platz. Also im Gewicht-Raum-Verhältnis ist das Cloud Peak 2 unschlagbar.
Das Zelt gibt es in mehreren Versionen: in 15D und 20D Stoffdicke. Das 20D gibt es noch mit zwei verschiedenen Innenzelttüren... einmal so halbrund und einmal so T-förmig. Ich hab mich für 20D und T-Zip entschieden.
Auf meinem Test-Ausflug begann es in den frühen Morgenstunden zu regnen. Das war so eingeplant und ich war gespannt, wie sich das Zelt damit tut. Und hier liegen für viele die großen Kritikpunkte. Für andere die Möglichkeit zur Modifikation...
Durch den geringen Durchmesser des Gestänges steht das Zelt nicht gerade gespannt wie ne Trommel und bei Regen gibt der Stoff gewohnt leicht nach. Das macht weiter nix, es ist genügend Platz zwischen Außen- und Innenzelt, um Kontakt zu vermeiden.
Will man bei stärkerem Regen aus dem Zelt und öffnet den Eingang vollständig, regnet / tropft es in das Innenzelt, das ist so fehlkonstruiert und nicht zu ändern. Ich habe mir damit beholfen, das Innenzelt an der betreffenden Stelle auszuhängen, das ist mit wenigen Handgriffen gemacht.
Was mich mehr umtreibt, ist die Hutze oder Haube, oder wie man das auch immer nennt. Diese wird ja im Nachgang beim Aufbau eingehängt und mittels Gummischnüren in Form gehalten. Auch diese Gummischnüre sind zu schwach konzipiert und die Hutze wird nicht wirklich straff. Sie flattert im Wind und, was mir echt gar nicht gefällt, es scheinen sich Pfützen zu bilden.
Unter teureren Umständen wäre dies eigentlich ein Ausschlusskriterium. Möglicherweise kann ich aber beim Einbau der Gestänge die Reihenfolge ändern, so dass ich betreffende Stelle in einen anderen Winkel bringe, schwierig zu erklären.... ich muss da mal rumtesten.
Das wäre für mich gleich die erste Modifikation. Die Gummis der Hutze durch stärkere ersetzen, um da mehr Bums reinzukriegen, vielleicht reicht das schon.
Weitere Modifikationen, die ich gesehen habe:
- Gestänge tauschen (9,5mm)
- längere / stabilere Heringe
- sämtliche Schnüre durch Dyneema ersetzen
- uvm
Ich will's aber erstmal nicht übertreiben, das passt schon alles so.
Mir gefällt das Zelt gut und mit seinen Eigenarten kann ich die paar Mal im Jahr, die ich es nutzen werde, leben.
Etwas Allgemeines hätte ich noch. Es wird ja sehr damit geworben, das gewisse Zelte (auch dieses) zusammen mit dem Innenzelt aufgebaut werden und dass somit bei Regen das Innenzelt nicht nass werden kann. Is ja auch so.... aber nur beim 1. Aufbau am 1. Regentag .
Möchte man nämlich mit dem nassen Zelt weiter ziehen und weiterhin am nächsten Abend ein trockenes Innenzelt haben, kommt man nicht umhin, das Innenzelt separat zu transportieren, damit es nicht von der nassen Außenpelle im Packsack vollgemanscht wird.
Kein Problem, hab ich beim Abbau auch so gemacht.
Innen alles ausgehängt.
Im Zelt alles, was trocken bleiben soll, in den Rucksack gepackt.
Zu die Kiste.
Den Rucksack in den Footprint gewickelt und beiseite gelegt.
Außenzelt abgebaut.
Das ganze nasse Gelumpe außen am Rucksack verstaut.
Poncho über alles.
Abflug.
Ick bin zufrieden! Und wenn ich Kumpel P. wiedersehe, zieh ich ihm eins mit dem nassen Packsack vom Cloud Peak 2 über. Das fatscht bestimmt ganz einwandfrei!
Muh!Jah!