Jedes Hobby braucht eine gewisse Lobby, um zumindest ansatzweise gesellschaftlich akzeptiert zu sein. Daher ist es nötig und auch sinnvoll, in gewisser Weise und zu gewissen Zeiten Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und eine gewisse Popularität zu erreichen. In letzter Zeit kommt mir bezüglich Bushcraft und dem "Draußensein" allgemein aber immer öfter der Gedanke, dass da irgendwie eine kritische Masse erreicht oder teilweise sogar schon überschritten ist.
Was will ich sagen? Bushcraft - oder zumindest rudimentäre Formen davon - und allgemeines "Draußensein" sorgen für eine Populationsdichte im Wald, die teils solche Ausmaße annimmt, dass ich da manchmal gar keinen Urlaub mehr vom Menschen machen kann. Man begegnet "draußen" ja teilweise mehr Leuten, die einen anquatschen, als in der Stadt - und die, die draußen sind, sind auch alle viel interessierter daran, was man so treibt, weil man sich ja noch was abschauen könnte...
Während ich dem früher echt positiv gegenüber stand, sehe ich das nun zunehmend kritisch. Eigentlich wärs mir doch lieber, die blieben alle in der Stadt und ich hätte draußen meine Ruhe...
Ein gutes Beispiel für die Entwicklung, die das Ganze durchgemacht hat, sind die sogenannten "Bushcraft Basecamps"... Ich meine hier nicht die bushcraftigen Werkstätten, die man sich um des Ausprobierens willen auf Privatgeländen zurechtschustert, sondern die, die einem in der freien Landschaft ins Auge springen... Während früher durch den Grundsatz "leav no trace" geprägte Sonderlinge möglichst darauf bedacht waren, niemandem zu begegnen und dem, sollten sie doch einen treffen, wenigstens nicht aufzufallen, unter gar keinen Umständen jedoch Zeugnisse ihrer heimlichen Liebe zum "Draußen" zu hinterlassen, sondern ihr Treiben im Stillen genossen, scheint der Trend im Zuge des Heranwachsens der Generation Selbstdarstellung immer mehr zum Gegenteil zu schwenken und mit irgendwelchen Hüttchen, Lägerchen, festen "wilden" Feuerstellen und dergleichen gerade Aufmerksamkeit erregen zu wollen.
Anders gesagt: In meinen Augen steppt im Walde langsam der Bär. Überall sind Läufer, Geher, Hundehalter, Bushcrafter, Kinder, größer Kinder mit kleineren Kindern, die zuhause für einen Nachmittag rausgeflogen sind, weil sie Tante Elfriede genervt haben, Bauern, Waldbauern, Jäger, absichtlich und unabsichtlich verfahrene Auto- und Motorradfahrer, Radler und solche, die das nur dank E-Bike können...
Ich glaube, ich brauche entweder mehr Wald oder weniger Leute drin... Sieht das wer ähnlich? Dann machen wir ne Selbsthilfegruppe auf...