Nach unserem Road Trip durch die Westalpen (Link) hatte ich noch ein paar Tage frei und eine geplante Mehrtageswanderung viel aus nachdem der Schweizer Kollege leider zur Arbeit musste. Eine Alternative war schnell gefunden, nur war gerade dann das Wetter wenig einladend. Bin mit 1 Tag Verspätung aufgebrochen und hab bei bescheidenen Bedingungen oben am Parkplatz der Loser-Mautstrasse übernachtet. Da es ziemlich kalt war, stark windete und ab und an sogar regnete ließ ich eins der Autofenster lediglich 2-3mm offen - das war eindeutig zu wenig und morgens waren alle Scheiben voller Kondensat!
Kaltes Frühstück nahm ich im Auto, dank Tablett gabs sogar ein paar YT-Clips als Unterhaltung zwischendurch Eine Dohlen-Gang nahm mich in Empfang und ich zog mich bei klirrender Kälte für die Wanderung um, dann gings ab Ri Karl Stöger Steig rein ins Tote Gebirge - westlicher Teil.
Der Steig hinunter Ri Augstwiesen war gut markiert und stellenweise abschüssig, was nicht wirklich ideal ist mit großem Rucki. Dafür wurden ein paar Tiefblicke zum Altausseeer See und die Trisselwand geboten.
Erschwert durch die Geländebeschaffenheit dauerte es vergleichsweise lange bis dieses Teilstück überwunden war, die Strecke rauf und über die anschließende Alm daher ein Genuß
Anschließend ging es durch lockeren Lärchenbergwald und dies war die Sektion auf die ich mich wohl am meisten gefreut hatte, das Terrain unschwierig und die Bäume spendeten guten Schatten. Hier gab's auch eine der raren Quellen auf der gesamten Hochfläche, daher wurde selbstverständlich die Wasserflasche angefüllt.
Mitten im Bergwald liegt die Wildenseealm, welche ein kitschiges Bild einer Hüttenansammlung abgibt.
An der Alpenvereinshütte (Selbstversorger, daher abgeschlossen) findet sich ein Warnschild - da stellt sich natürlich die Frage was passiert wenn der Schlange zufällig der Song nicht gefällt?
Der wunderbare Lärchenwald war leider allzu schnell durchwandert und der Blick über den Wildensee Richtung Rinnerkogel brachte erneut ein kitschiges Alpenbild ...
Die ruhige Stimmung sollte nicht drüber hinweg täuschen dass am See der kalte Wind wieder einsetzte. Ich wanderte weiter bis ich am Bach an fließendes Wasser gelangte. Es wurde gefiltert bis sämtliche Behältnisse aufgefüllt waren und so ging es mit 5 Litern im Gepäck ca. 300 Hm rauf, was mich gehörig ins schnaufen brachte! Ich suchte einen bereits bekannten Zeltplatz den hier im zerklüfteten Karstgebirge sind ebene Flecken tatsächlich selten. Hier scheuchte ich 3 Gemsen auf und ich denke ich hab denen den Schlafplatz abspenstig gemacht. Wer kann sie am Bild unterhalb ausmachen?
Das Zelt wurde in der Kälte aufgebaut und ich hatte echt schon klamme Finger, konnte den Sonnenuntergang also nicht wirklich genießen ...
Die Nacht verlief ok, zog meine warmen Merinosachen an, musste mich allerdings der langen Unterbuxe entledigen da es im 700g Daunenteil tatsächlich zu warm wurde. Dass es nächtens nicht warm war zeigt das Zeltfoto, da war jede Menge Raureif drann! Hab gewartet bis die Sonne auf das Zelt schien und dann begann die ganze Sache aufzutauen - ich hab wohl über eine Stunde gewischt bis das ganze Teil halbwegs trocken verpackt werden konnte
Ich kam daher erst am späten Vormittag weg und mein Trail führte mich Ri Westen rüber zum Schermberg/ Hochkogel auf einem Pfad der wohl nicht sehr häufig begangen wird.
Der Steig führte über felsiges Terrain wieder mal 100, 150 od. 200 Hm rauf und dannach gleich wieder runter, was sich beständig wiederholt. Mit dickem Rucki richtig fordernd und ich spürte zunehmend meine Knie ...
Auf dem Bild unterhalb mustern mich 10 Gemsenaugen und ich denke ein paar Vögel hatten mich verraten, ich hab zuerst nur 2 Tiere ausgemachen können.
So spät in der Saison hatte ich nicht wirklich erwartet noch auf Kühe zu treffen, die verbrachten da einen stressfreien Tag zwischen den Berghängen
Da die Tageszeit schon fortgeschritten und ich bereits Müdigkeitserscheinungen zeigte ließ ich den Aufstieg zum Schönberg fallen und wanderte langsam auf die Schwarzenbergalm hinaus. Ich war verblüfft dass die Ischler Hütte geöffnet hatte und genehmigte mir einen Radler, zudem wurde die Wasserflasche aufgefüllt.
Ich verließ nur wiederwillig die wohlige Wärme der Hütte und wanderte noch ein Stück auf der Suche nach einem guten Zeltplatz und zuvor gab's noch einen herrlichen Ausblick rüber zum Losergipfel. Der geplante Spot lag allerdings nicht im lockeren Bergwald, es handelte sich vielmehr um eine Lichtung mit kleiner Bergwiese und zu allem Überfluss gab's da noch einen Jägeransitz. Da der Abend jedoch schon fortgeschritten war konnte ich das Risiko eingehen, es war eher unwahrscheinlich das da in der Dämmerung noch jemand aufschlug. War zwar auch kalt an diesem Abend, jedoch nicht so frostig wie am Abend zuvor weiter oben am Berg.
Während der Nachtstunden konnte man deutlich die Hirsche hören, die Brunft war offensichlich gerade im Gange. Mir war auch als bewege sich einer in meine Richtung, das Röhren wurde immer lauter um dann einfach auszusetzen. Ich öffnete ein paar Mal das Zelt konnte aber auf der Bergwiese nichts erkennen in der Dunkelheit ...
Morgens war ich doch ein wenig erstaunt als ein älteres Pärchen an mir vorbeistapfte. Mein Zeltplatz lag an einem Wandersteig, da dieser aber als anspruchsvoll eingestuft war hatte ich nicht damit gerechnet dass ihn jemand begehen würde ...
Ich brach mein Camp ab und nahm die Trekkingstöcke, der Tag sollte gleich mal mit einem Abstieg von ca. 600-700 Hm starten. Am Weg gab's dann mehrmals deutlich erkennbare Schalenabdrücke zu sehen - ob dies wohl von dem Hirsch war den ich nächtens so nahe wahrnahm? Der Karrenweg bergab war tatsächlich in schlechtem Zustand, dennoch steckten dies meine Knie viel besser weg als tags zuvor das balanzieren über die Felsen und ich kam gut unten am Rettenbach an.
Weiter ging's über gute Forstwege zur lieblichen Blaa Alm, wo ich mir ebenfalls einen Radler genehmigte.
Nun war Aufstieg angesagt, ich mußte ca. 800-900 Hm hoch bis zum Parkplatz und kam dabei wesentlich besser voran als am Tag zuvor wo ich über die Felsensteige tatsächlich haderte. Es war ein schöner Tag, schwitzen blieb nicht aus. Zwischendurch immer wieder mal schöne Ausblicke Ri Gosaukamm, Dachsteingletscher und hinunter ins Aussseerland
Am Parkplatz angekommen hatten mich Alpentourismus mit Ausflugstrubel wieder voll im Griff. Auf den einsamen Trails durchs Gebirge bin ich zuvor mehr Gemsen als Menschen begegnet und ich war froh dass ich dann ziemlich müde die Fahrt nach Hause antreten durfte, wollte einfach nur weg vom Massenauflauf